Samstag, 28. Juni 2014

Ein Rest von der Route 66

Nun sind wir wieder alleine unterwegs und das heisst, dass wir uns jetzt mehr Zeit lassen. So können wir uns auch „kleineren“ Highlights widmen, die wir vorher hätten „links“ liegen lassen müssen. Eines davon hat Romy gestern auf der Karte gefunden, es heisst „Oak Creek Canyon“ und liegt südlich von Flagstaff. Lange fahren wir entlang eines Flüsschens mit klarem Wasser. Rote Felsen säumen den Canyon und es gibt sogar Badestellen.


Leider hat hier unlängst ein Feuer gewütet, das viel Wald zerstört hat. Aus diesem Grund sind alle Campingplätze in diesem malerischen Canyon geschlossen, so dass wir bis Sedona durchfahren müssen. Sedona ist eine sehr noble Stadt, es erinnert an einen Kurort. Alle Häuser sind höchstens einstöckig im pseudomexikanischen Stil erbaut. An der Hauptstrasse reiht sich ein teures Geschäft an das andere. Dazwischen mischen sich Tourenanbieter, vom Ausflug mit dem Pferd über Jeep bis zum Helikopter wird alles angeboten. Denn die Umgebung von Sedona mit den roten Felsen hat die landschaftliche Schönheit eines Nationalparks. Leider hat man es versäumt, dieses Gebiet rechtzeitig zu schützen und reiche Leute haben sich an den schönsten Plätzen ihre Villen gebaut.



Eine Abwechslung ist der Petrified Forest Nationalpark. Hier hat die Erosion urzeitliche Wälder freigelegt. Die mächtigen Bäume sind einst in den Sumpf gefallen und das Holz ist ohne Sauerstoffzufuhr zu Stein geworden. Natürlich nicht sofort, sondern in einem Millionen von Jahren andauernden Prozess. Obwohl nun zu einem Mineral geworden, kann man die Holzstruktur, die Rinde und die Jahresringe noch ganz gut erkennen. Aber nicht nur das versteinerte Holz ist hier zu finden, sondern auch farbenprächtige, kleine Berge und Wüsten. 

Zur Natur kommt noch eine besondere Sehenswürdigkeit, die Route 66, die hier die Parkstrasse kreuzt, oder besser gesagt einst gekreuzt hat. Denn nur die Reste eines mit niedrigen Büschen bewachsenen Strassentrassees und eine Reihe Telegrafenmasten ohne Drähte sind von der legendären Route übrig geblieben, die quer durch Amerika von Chicago im Norden bis Santa Monica in Kalifornien verlief. Heute rollt der Verkehr unweit dieser Stelle auf der Interstate Highway Nummer 40. Geblieben ist Romantik und die Legenden von Abenteuer und unbegrenzter Freiheit.

Über den Canyon de Chelly kommen wir zum Mesa Verde National Park. Während die meisten Nationalparks wegen den schönen und schützenwerten Landschaften errichtet worden sind, ist Mesa Verde aus einem anderen Grund geschützt. Hier sind die ältesten Ruinen Amerikas zu finden. Noch vor der Ankunft der Europäer haben hier Indianerstämme unter den überhängenden Felsen eines Canyons Dörfer erbaut. Mit gemauerten Häusern, Türmen und Zeremonienplätzen, die uns heute noch staunen lassen. Man weiss sehr wenig von diesem Volk, denn die Europäer fanden diese Stätte bereits verlassen vor. Amerika als eine relativ junge Nation, die keine grosse Kulturerbe ihr Eigen nennen kann. Deshalb ist sie besonders stolz auf diese Stätte.

Der weitere Weg führt uns zum Natural Bridges National Park. Hier war wiederum die Natur der Baumeister. Durch die Kraft des Wassers sind hier in einem Canyon (wo denn sonst?) mehrere Felsenbrücken entstanden. Man kann sie ganz bequem von oben betrachten, nur ein paar Schritte vom Parkplatz entfernt. Nicht so Romy, sie möchte die Brücken mit dem blauen Himmel fotografieren. Und dazu müssen wir notgedrungen etwa 200 Höhenmeter hinunter zum Grund des Canyon hinabsteigen. Der Weg ist beschwerlich, es gibt sogar einige abenteuerliche Leitern zu überwinden und das alles in der prallen Sonne ohne Schatten. Die Mühe hat sich gelohnt, die Bilder sind gelungen, die Fotografin ist müde aber zufrieden.



Dann geht es weiter zum Monument Valley. Ja, richtig gelesen, zum Monument Valley. Waren wir nicht schon einmal dort? Stimmt, es ist nicht lange her als wir mit Janine und Rafi dort unterwegs waren. Doch damals war es ein „Blitzbesuch“, nun möchten wir uns mehr Zeit nehmen. Und auch die nördliche Zufahrstrasse, die schnurgerade direkt auf die Monumente zuläuft, haben wir noch nicht gesehen. Um sie fotografieren zu können setzt Romy sogar ihr Leben aufs Spiel, denn damit die Perspektive stimmt, müssen die Bilder genau aus der Mitte der Strasse aufgenommen werden.


 Im Valley selber entscheiden wir spontan eine Tour zu buchen. Diese führen nämlich in Gebiete, die sonst nicht öffentlich zugänglich sind. Wir werden von einem Navajo Indianer begleitet und entdecken so viel mehr als wir uns vorstellen konnten „Das „Pünktchen auf dem I“ wären Aufnahmen mit den Monumenten unter dem Sternenhimmel“, meint Romy und richtet beide Kameras dafür ein. Und steht dazu sogar mitten in der Nacht auf. Leider vergebens, denn inzwischen sind Wolken aufgezogen und von einer sternenklaren Nacht kann deshalb keine Rede sein.

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