Nun sind wir
wieder alleine unterwegs und das heisst, dass wir uns jetzt mehr Zeit lassen.
So können wir uns auch „kleineren“ Highlights widmen, die wir vorher hätten „links“
liegen lassen müssen. Eines davon hat Romy gestern auf der Karte gefunden, es
heisst „Oak Creek Canyon“ und liegt südlich von Flagstaff. Lange fahren wir
entlang eines Flüsschens mit klarem Wasser. Rote Felsen säumen den Canyon und es
gibt sogar Badestellen.
Leider hat hier unlängst ein Feuer gewütet, das viel
Wald zerstört hat. Aus diesem Grund sind alle Campingplätze in diesem
malerischen Canyon geschlossen, so dass wir bis Sedona durchfahren müssen.
Sedona ist eine sehr noble Stadt, es erinnert an einen Kurort. Alle Häuser sind
höchstens einstöckig im pseudomexikanischen Stil erbaut. An der Hauptstrasse
reiht sich ein teures Geschäft an das andere. Dazwischen mischen sich Tourenanbieter,
vom Ausflug mit dem Pferd über Jeep bis zum Helikopter wird alles angeboten.
Denn die Umgebung von Sedona mit den roten Felsen hat die landschaftliche
Schönheit eines Nationalparks. Leider hat man es versäumt, dieses Gebiet rechtzeitig
zu schützen und reiche Leute haben sich an den schönsten Plätzen ihre Villen
gebaut.
Eine Abwechslung
ist der Petrified Forest Nationalpark. Hier hat die Erosion urzeitliche Wälder
freigelegt. Die mächtigen Bäume sind einst in den Sumpf gefallen und das Holz
ist ohne Sauerstoffzufuhr zu Stein geworden. Natürlich nicht sofort, sondern in
einem Millionen von Jahren andauernden Prozess. Obwohl nun zu einem Mineral geworden,
kann man die Holzstruktur, die Rinde und die Jahresringe noch ganz gut
erkennen. Aber nicht nur das versteinerte Holz ist hier zu finden, sondern auch
farbenprächtige, kleine Berge und Wüsten.
Zur Natur kommt noch eine besondere
Sehenswürdigkeit, die Route 66, die hier die Parkstrasse kreuzt, oder besser
gesagt einst gekreuzt hat. Denn nur die Reste eines mit niedrigen Büschen
bewachsenen Strassentrassees und eine Reihe Telegrafenmasten ohne Drähte sind
von der legendären Route übrig geblieben, die quer durch Amerika von Chicago im
Norden bis Santa Monica in Kalifornien verlief. Heute rollt der Verkehr unweit
dieser Stelle auf der Interstate Highway Nummer 40. Geblieben ist Romantik und
die Legenden von Abenteuer und unbegrenzter Freiheit.
Über den Canyon
de Chelly kommen wir zum Mesa Verde National Park. Während die meisten
Nationalparks wegen den schönen und schützenwerten Landschaften errichtet
worden sind, ist Mesa Verde aus einem anderen Grund geschützt. Hier sind die
ältesten Ruinen Amerikas zu finden. Noch vor der Ankunft der Europäer haben
hier Indianerstämme unter den überhängenden Felsen eines Canyons Dörfer erbaut.
Mit gemauerten Häusern, Türmen und Zeremonienplätzen, die uns heute noch
staunen lassen. Man weiss sehr wenig von diesem Volk, denn die Europäer fanden
diese Stätte bereits verlassen vor. Amerika als eine relativ junge Nation, die keine
grosse Kulturerbe ihr Eigen nennen kann. Deshalb ist sie besonders stolz auf
diese Stätte.
Der weitere Weg
führt uns zum Natural Bridges National Park. Hier war wiederum die Natur der
Baumeister. Durch die Kraft des Wassers sind hier in einem Canyon (wo denn
sonst?) mehrere Felsenbrücken entstanden. Man kann sie ganz bequem von oben
betrachten, nur ein paar Schritte vom Parkplatz entfernt. Nicht so Romy, sie
möchte die Brücken mit dem blauen Himmel fotografieren. Und dazu müssen wir
notgedrungen etwa 200 Höhenmeter hinunter zum Grund des Canyon hinabsteigen.
Der Weg ist beschwerlich, es gibt sogar einige abenteuerliche Leitern zu
überwinden und das alles in der prallen Sonne ohne Schatten. Die Mühe hat sich
gelohnt, die Bilder sind gelungen, die Fotografin ist müde aber zufrieden.
Dann geht es weiter
zum Monument Valley. Ja, richtig gelesen, zum Monument Valley. Waren wir nicht schon
einmal dort? Stimmt, es ist nicht lange her als wir mit Janine und Rafi dort unterwegs
waren. Doch damals war es ein „Blitzbesuch“, nun möchten wir uns mehr Zeit
nehmen. Und auch die nördliche Zufahrstrasse, die schnurgerade direkt auf die
Monumente zuläuft, haben wir noch nicht gesehen. Um sie fotografieren zu können
setzt Romy sogar ihr Leben aufs Spiel, denn damit die Perspektive stimmt, müssen
die Bilder genau aus der Mitte der Strasse aufgenommen werden.
Im Valley selber
entscheiden wir spontan eine Tour zu buchen. Diese führen nämlich in Gebiete,
die sonst nicht öffentlich zugänglich sind. Wir werden von einem Navajo
Indianer begleitet und entdecken so viel mehr als wir uns vorstellen konnten „Das
„Pünktchen auf dem I“ wären Aufnahmen mit den Monumenten unter dem
Sternenhimmel“, meint Romy und richtet beide Kameras dafür ein. Und steht dazu
sogar mitten in der Nacht auf. Leider vergebens, denn inzwischen sind Wolken
aufgezogen und von einer sternenklaren Nacht kann deshalb keine Rede sein.
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