Pünktlich fliegen wir von Kolkata weg. Wir sind froh die
Stadt endlich verlassen zu können. Der Flug dauert vier Stunden, Zehn Minuten
nach Mitternacht landen wir in einer anderen Welt. Die Sauberkeit blendet uns
fast - obwohl es spät in der Nacht ist. Hier funktioniert alles, ohne langes
Warten werden wir vom gebuchten Hotel abgeholt. Am nächsten Tag fahren wir in
die Stadt. Ich habe es noch nicht gesagt – wir sind in Kuala Lumpur, Malaysias
Hauptstadt. Nun beginnen die langen Tage des Wartens. Kuala Lumpur ist eine
grosse Stadt, mit über 1,5 Millionen Einwohnern, in der es viel zu sehen gibt. Wir
waren vor sechs Jahren hier und haben die wichtigsten Sehenswürdigkeiten schon
damals besichtigt. Trotzdem gibt es für uns noch Neues zu entdecken.
Ein Besuch in einer Moschee ist auch den Ungläubigen erlaubt, während Miro nur die Schuhe ausziehen muss, wird es für Romy komplizierter – sie muss sich der islamischen Kleiderordnung entsprechend anziehen. Der Iran lässt grüssen!
Ein Besuch in einer Moschee ist auch den Ungläubigen erlaubt, während Miro nur die Schuhe ausziehen muss, wird es für Romy komplizierter – sie muss sich der islamischen Kleiderordnung entsprechend anziehen. Der Iran lässt grüssen!
Langsam haben wir aber genug vom Hotelleben und würden
lieber in unserem eigenen Bett schlafen. Dazu kommen schlechte Nachrichten. Das
Schiff mit dem Brummi, das am 22. Juli ankommen sollte, hat zwei Tage
Verspätung. Einige Tage später werden nochmals weitere zwei Tage angekündigt,
also wird es erst am 26. Juli einlaufen, wenn nicht noch mehr Hiobsbotschaften
kommen. Da nehmen wir die Einladung unserer Bekannten Swee und Yit nach
Singapur zu kommen gerne an. Der Stadtstaat ist ja nur „ein Katzensprung“ von Kuala
Lumpur (ca. 450 km) entfernt.
Von Singapur sagt man, es sei die Schweiz Asiens. Unser
erster Eindruck ist, dass Singapur die Schweiz bereits überholt hat. Breite
Strassen, gigantische Hochhäuser und alles wirkt wie ein grosser Park, grün und
sauber. Wir fassen uns immer wieder an den Kopf – es sind erst ein paar Tage
her, wo wir durch unbeschreiblichen Dreck gelaufen sind. Kein Abfall liegt auf
der Strasse, die Gehsteige sind putzsauber, so dass man vom Boden essen könnte.
Der Unterschied ist nicht zu beschreiben. Und all das ist möglich ohne sichtbare
Aufpasser, ganz selbstverständlich. (Später merken wir schon, dass die
Aufpasser fast überall sind - in Form von Beobachtungskameras). Jedes Auto ist
mit einem kleinen Gerät ausgestattet,
mit dem Strassen- und Parkgebühren vollautomatisch abgebucht werden. So
kann man aber auch jeder Zeit
feststellen, wo sich ein bestimmtes Auto befindet. Auch der öffentliche Verkehr
ist vorbildlich organisiert. Am Abend merken wir, dass Singapur eine grosse
„Fressbeiz“ ist. Es scheint, dass die Einwohner nicht gerne zu Hause kochen,
lieber gehen sie aus. Und Gelegenheiten zum Auswärtsessen gibt es unzählige.
Nicht nur zum Essen sondern auch zum Einkaufen. Es hat Einkaufzentren ohne Ende,
hier Malls genannt. Und dort findet man wirklich alles – Kirschen aus USA,
Milch aus Australien, Butter aus New Zealand, Kiwi aus Chile, Teigwaren aus
Italien, Schweizer Schokolade, alles was das Herz begehrt. Die Preise sind auch
entsprechend, sie haben das Schweizer Niveau auch bereuts eingeholt.
Wir
besuchen das neue Wahrzeichen von Singapur – das Marine Sands Hotel, drei
gläserne Türme die oben mit einem Ding verbunden sind, das an eine
überdimensionierte Banane erinnert. Darin ist ein Kasino untergebracht in dem der
weltweit zweitgrösste Umsatz gemacht wird. Ganz oben gibt es einen über 100
Meter langen Swimmingpool, allerding nur für die Hotelgäste. Wir genehmigen uns in der luftigen
Höhe von 57 Stockwerken einen Drink aus frischer Kokosnussmilch.
Mit unseren
Bekannten erkunden wir die ganze Insel, doch nach vier Tagen müssen wir zurück
nach Malaysia. Am letzten Abend geniessen wir der Hitze zum Trotz zusammen ein
Original Schweizer Fondue, auch das gibt es hier im Supermarkt.
Mit dem Bus fahren wir wieder zurück nach Port Klang, wo der
Brummi ankommen soll. Das Bangen geht aber weiter, es wird klar, an meinem
Geburtstag werde ich das Auto nicht mehr sehen. Insgeheim habe ich gehofft, es
würde klappen, leider wird das Schiff laut neuesten Berichten erst an diesem
Tag einlaufen. Bis dann der Container aus dem Hafen und der Brummi aus dem
Container ist wird es noch ein paar Tage dauern. Nach Indien macht es uns
Malaysia auch nicht leicht. Beim Zoll erfahren wir, dass wir für die Freigabe
einen ICP - International Circulation Permit brauchen. Das bekommt man aber nur
in Putrajaya, der neuen Verwaltungshauptstadt, die allerdings gut zweieinhalb
Stunden Zugfahrt vom Hafen entfernt ist. Um das Dokument zu bekommen, brauchen
wir den ganzen nächsten Tag, denn zuerst müssen wir eine temporäre Autoversicherung
abschliessen. Die erste Agentur schickt uns aber weg: „Sorry, wir versichern
keine Fahrzeuge die älter als 20 Jahre sind“ lautet die Begründung. Das schockt
uns schon etwas, denn ohne Versicherung kein ICP und ohne ICP kommt das Auto
nicht aus dem Hafen. Zum Glück finden wir die UniAsia Versicherung, die keine
solchen Limits hat. Mit der Versicherung fahren wir nach Putrajaya. Die
Regierung von Malaysia hat alle Ministerien aus Kuala Lumpur dorthin
übersiedelt. Es ist eine neue, moderne, auf der grünen Wiese gebaute Stadt. Sehr
schön zwar, aber die Wege dort sind lang und so brauchen wir viel Zeit zu dem
entsprechenden Gebäude zu gelangen. Nach längerem Warten bekommen wir die
Bewilligung. Es dauert hier alles etwas länger, denn der Ramadan hat angefangen
und ohne Sprit, sprich ohne Essen, mahlen die Mühlen langsam. Der Weg zurück
dauert doppelt so lang, vielleicht merkt auch der Zug, dass es Ramadan ist,
denn er hält immer wieder auf offener Strecke an. Und so bleibt für ein feines
Geburtstagsessen am Abend keine Zeit. „Wird nachgeholt“ sagt Romy, denn auch
das Geburtstagsgeschenk gibt es heute noch nicht. Es ist im Auto und wer hätte
gedacht, dass wir so lange darauf warten müssen. Wir gehen ins Bett und
schlafen mit der Hoffnung ein, vielleicht morgen endlich unser Auto zu sehen.
Auf diesem Weg danke ich allen ganz herzlich für die lieben Geburtstagswünsche.
Es hat mich sehr gefreut, dass ihr – trotz der geografischen Entfernung – an
mich denkt. Mein Geburtstag war wegen der Probleme mit dem Auto und den
entsprechenden Dokumenten ganz schön stressig. Umso mehr hat mich jedes E-Mail
gefreut. Vielen lieben Dank.