Die Tage in Bali
in unserem schönen Hotel vergehen schnell. Wir mieten uns ein Motorrad und
machen Ausflüge in der Umgebung. Allerdings ist das Zweiradfahren mit Tücken
verbunden – es hat einfach viel zu viele von diesen Vehikeln auf der Strasse,
aber auch andere Fahrzeuge führen zu
Staus.
Für längere Ausflüge mieten wir uns lieber ein Auto mit Fahrer. Es ist
nicht allzu teuer und hat den Vorteil, dass der Chauffeur immer weiss, wo und wie man fahren und
abbiegen muss, um zum gewünschten Ziel zu gelangen. Bali ist die Insel der
Tempel und Vulkane, alles wird natürlich touristisch vermarktet. Manchmal ist
zu viel des Guten.
Eines Tages überrascht uns ein langer Umzug, der sich auf der
Hauptstrasse von Kuta Beach Richtung Meer bewegt. Die weissgekleideten Menschen
werden von Musikkapellen begleitet, Sänfte mit wichtigen Personen und eine
Menge Opfergaben werden von starken Männern und Frauen getragen. Wir tippen auf
eine Zeremonie und folgen dem Zug zum Strand. Erst dort wird uns klar, um was
für eine Zeremonie es sich handelt. Die grossen geschmückten Stierfiguren aus Bambus
und Papier sind nämlich Särge, die dann anschliessend am Strand verbrannt
werden.
Es scheint niemand sehr traurig zu sein, es ist eher wie ein Fest. Die
Angehörigen nehmen zum letzten Mal Abschied und anschliessend werden die Särge
angezündet. Da sie aus nur wenig Holz bestehen, wird mit langen Gaslanzen
nachgeholfen.
Ja, dann haben
die schönen Tage des Nichtstuns ein Ende. Wir fliegen nach Darwin in
Australien. Dort kommen wir um halb vier morgens an. Der Flughafen ist um diese
Zeit wie ausgestorben. Nur die Immigration-, Zoll- und Quarantänebeamten wachen
peinlichst genau darauf, dass nichts und niemand unerlaubt australischen Boden
berührt. Mit letzteren (Quarantäne) bekommen wir noch viel zu tun, aber davon
später.
Darwin ist eine
angenehme Stadt. Da wir nur zum Warten verurteilt sind, erkunden wir jeden
Winkel. Leider ist nicht alles in unserem Sinne positiv. Die Preise lassen uns
oft nur leer schlucken. Dagegen ist die Schweiz ein Discountland. Auch hat es
überall Warn- und Verbotsschilder, die unmissverständlich darauf hinweisen, was
nicht erlaubt und was zu unterlassen ist. Gewarnt wird vor allen möglichen
Gefahren, wahrscheinlich aus Haftungsgründen.
Einen Tag später
kommt dann das Schiff wirklich an. Aber wir haben uns zu früh gefreut, es
dauert einen weiteren Tag bis der Container ausgeladen ist und noch einen bis
die Autos aus dem Container befreit werden. So können wir den
Quarantäneinspektor erst für den Freitag bestellen. Wir dürfen den Hafen nicht betreten und schon
gar nicht etwas an den Autos machen, denn sie gelten im Sinne des Gesetzes als
„unrein“. Nur in Begleitung des Inspektors dürfen wir hinein, aber bloss nichts
anfassen! Mit Warnweste, geschlossenen Schuhen, langen Ärmeln und Hosen,
marschieren wir durch das Hafengelände, wo im abgeschlossenen Bereich unsere
Autos stehen. Endlich sehen wir sie wieder, aber bloss nichts anfassen, heisst
es immer wieder. Der Inspektor macht sich an die Arbeit, sehr genau untersucht er
den Wagenunterboden, ob nicht vielleicht ein Klümpchen asiatischer Erde in
irgendeinem Winkel versteckt ist. Als er unser Auto öffnet, kommt ihm ein ca. drei
Zentimeter langer Käfer entgegen. Es ist zum Verzweifeln, wo kommt diese Bestie
her - nach so viel Stunden Putzarbeit, und muss er ausgerechnet in diesem
Augenblick auftauchen? Leider hat die Agentur nur eine halbstündige Inspektion
gebucht.“ Das ist viel zu wenig für zwei Autos“, schimpft der Inspektor. Als
die halbe Stunde vorbei ist, hat er erst das Auto von Peter und Susanna
inspiziert und er erklärt: „Ich habe eine Stelle gefunden, die nicht ganz
sauber ist, eine Nachreinigung ist nötig“. Er packt seine Sachen zusammen und
erklärt, dass beide Autos nicht freigegeben werden und fährt davon. Wir stehen
da, enttäuscht und mit langen Gesichtern, denn bekanntlich haben wir tagelang
die Autos geputzt und gehofft, es würde genügen. Susanna tut mir richtig leid,
sie war so stolz darauf wie eine Schweizer Hausfrau perfekt geputzt zu haben. Dazu
– wie könnte es anders sei – ist heute Freitag, und das heisst, erst am Montag können
wir wieder etwas unternehmen. Als wäre das nicht schon genügend Ungemach,
finden wir nun auch kein bezahlbares Hotel mehr. Wir entschliessen uns
kurzerhand einen Camper zu mieten und fahren in den Litchfield National Park (das
ist sogar billiger als das Hotel in der Stadt). Endlich sehen wir etwas von der
australischen Natur. Wasserfälle, rote Felsen, Eukalyptusbäume, meterhohe
Termitenhügel und Billabongs. Auch das
erste Känguru hüpft uns über den Weg. Am Montag kehren wir nach Darwin zurück.
Die Angestellten im Hafen haben inzwischen die Autos mit Hochdruckgeräten noch
einmal gewaschen und wir bestellen den Inspektor für den nächsten Tag, diesmal
buchen wir aber vorsichthalber eine ganze Stunde. Und das Wunder geschieht, die
Autos werden für in Ordnung befunden, nachdem wir alles, aber auch wirklich
alles aus dem Auto räumen mussten (man glaubt gar nicht wie viele Sachen in dem
kleinen Fahrzeug verstaut sind). Der Inspektor untersucht alles, jede Gabel,
jedes Kleidungsstück, jede Rolle Toilettenpapier. Mit dem Segen der
Quarantänebehörde dürfen wir endlich die ersten Meter auf australischen Boden
fahren. Damit ist der Marathon leider noch nicht zu Ende. Die Autos müssen zur
technischen Inspektion beim Strassenverkehrsamt, erst danach können wir eine
Versicherung abschliessen. Die Kontrolle ist genau gleich streng wie die in der
Schweiz und der Brummi besteht sie ohne Beanstandung, und das nach zwei Jahren
auf oft schlimmen Pisten. Endlich sind wir frei! In einem Supermarkt lassen wir
noch viel Geld liegen, denn alles, vom Gewürze über sämtliche
Grundnahrungsmittel bis zu den australischen Steaks müssen wir einkaufen. Die
Einfuhr von Lebensmitteln nach Australien ist nicht erlaubt, darum mussten wir
unsere Sachen in Malaysia entsorgen. Nun verlassen wir Darwin, wo wir mehr Zeit
verbracht haben als uns lieb war. Auf dem Stuart Highway fahren wir nach Süden.
Unser erstes Ziel ist der Kakadu National Park.