Es ist schon mehr
als ein Monat her, da haben wir in Australien den Brummi gefesselt in ein
Stahlgefängnis eingesperrt - in einen 40 Fuss Container. Anfangs Dezember wurde
dieser auf ein Containerschiff verladen und seitdem hat er den gesamten
Pazifikozean überquert. Am 2. Januar sollte er im Hafen von Los Angeles
eintreffen. Da es nun um seine Befreiung geht, starte ich (Miro) eine
Rettungsexpedition und fliege einen Tag später mit einem direkten Swiss Flug
dorthin. Ich bin nicht zu spät, da das Schiff drei Tage Verspätung hat. Das
überrascht mich aber nicht, schliesslich ist es schon unsere dritte
Verschiffung. Und jedes Mal waren Verspätungen und viel Stress angesagt und
diesmal wird es wahrscheinlich auch nicht anders sein. Aber ich sehe es
positiv, ich kann dabei neue Gegenden, wie zum Beispiel Long Beach mit dem
bekannten Passagierschiff „Queen Mary“, das wie die Titanic mit drei
Schornsteinen aussieht, kennenlernen. Auch ein russisches U-Boot liegt hier vor
Anker. Ich frage mich, wie dieses hierher geraten ist. Die Antwort ist aber
einfach – die Amerikaner haben es den Russen abgekauft. Nun kann man es gegen
Eintrittgeld besichtigen. Das Containerschiff mit Brummi muss auch irgendwo hier
im Hafen liegen, denn es ist heute am Sonntag eingelaufen. Wo es liegt, kann
ich aber nicht heraus finden. Der Handelshafen ist riesig und nicht einmal die
gebuchte Hafenrundfahrt bringt mich der Sache näher.
Nun ist aber der
Brummi da, meine Alpträume, vom über Bord gefallenen Container, haben sich zum
Glück nicht bewahrheitet. Jetzt kommt aber der US-Zoll ins Spiel und der lässt
sich Zeit – sehr viel Zeit, Tage vergehen ohne eine Nachricht. Der Agent tut
sein Bestes aber die Behörde lässt sich nicht hetzen. Alle möglichen Schikanen
und Komplikationen kommen mir in den Sinn, denn die Ämter sind bekanntlich
erfinderisch. Doch das einzige, was ich machen kann, ist warten. Vier Tage nach
der Ankunft des Schiffes kommt das erste Rauchzeichen. Spät am Abend bekomme
ich die Nachricht, dass der Zoll den Autoschlüssel haben möchte. Früh am Morgen
bringe ich das Gewünschte in den Hafen. Bald danach, oh Wunder, eine weitere
Nachricht, der Zoll hat die Inspektion abgeschlossen. Gefreut habe ich mich
aber zu früh, denn jetzt verlangt der Zoll für seine Tätigkeit Gebühren. Doch
mit dem Ausstellen der Rechnung lassen sich die Beamten Zeit. Freitagnachmittag
geht vorbei, am Wochenende wird sicher nicht gearbeitet. Also am Montag, vielleicht…
Ich nutze die
Zeit und fahre am Wochenende in die Stadt, oder wie es hier heisst nach
„downtown LA“. Um mich nicht mit der Weg- und Parkplatzsuche zu belasten, nehme
ich einen Metrobus, der freundlicherweise gleich neben meinem Motel eine
Haltestelle hat. Doch die Fahrt dauert nicht lange. An der übernächsten
Haltestelle meldet ein Passagier der Busfahrerin, im hinteren Teil des Buses befinde
sich ein herrenloser Rucksack. Sofort wird Alarm geschlagen und nach ein paar
Minuten sind vier Polizeiautos da. Wir müssen den Bus schleunigst verlassen und
in sicherer Entfernung auf einen Ersatzbus warten. Nach etwa 20 Minuten kommt
eine weitere Polizeieinheit an, die ausgerüstet mit Panzerwesten und begleitet von
einem Hund, sich sofort an die Untersuchung des verdächtigen Gepäckstückes
macht. Mehr kann ich nicht berichten - der Ersatzbus kommt an und wir fahren weiter.
In der Stadt
besichtige ich zuerst Hollywood mit dem „Walk of Fame“ und dem „Chinese
Theatre“ vor dem sich einige berühmte Filmdarsteller mit Fuss- und
Handabdrücken im frischen Beton verewigt haben. Laienschauspieler, gekleidet in
bekannten Filmkostümen, lassen sich gerne für ein paar Dollars mit und von Touristen
fotografieren. Später fahre ich in das Zentrum mit seinen vielen
Wolkenkratzern. Auffallend ist die „Walt Disney Concert Hall“ wegen der
besonderen Architektur aus Edelstahl. Das Zentrum LA macht einen etwas
verlassenen Eindruck, heute am Sonntag sind hier nur wenige Leute unterwegs.
Am Montag
passiert wiederrum nichts. Langsam werde ich nervös, denn in vier Tagen geht
mein Rückflug in die Schweiz. Am Dienstag wird mir dann endlich die Rechnung
für die Inspektion vom US Zoll präsentiert. Eigentlich nicht vom Zoll, denn die
Inspektion macht eine von der Regierung autorisierte Privatfirma im Auftrag der
Zollbehörden. Ich traue meinen Augen nicht, sie verlangen für die Untersuchung
sage und schreibe 1300 US$ - unglaublich aber wahr. Nun bleibt mir nichts
anderes übrig als zu zahlen, sonst wird das Auto nicht frei gegeben. Wer „A“
sagt, muss auch „B“ sagen, ist der Kommentar von Romy als ich ihr von dieser
Forderung erzähle. Da muss ich in den saureren Apfel beissen. Genau 9 Tage nach
der Ankunft des Schiffes fahre ich den Brummi von der Spedition zum Motel. Es
sind die ersten Kilometer oder besser gesagt Meilen auf den Strassen Amerikas. Später stelle ich fest, dass der Zoll das
Waschpulver, das wir von Australien noch im Bus haben, konfisziert hat. Nur die
leere Packung ist noch da. Sicher ist sicher, es könnte ja „sugar“ sein, haben
sie sich wohl gedacht.
Die restlichen
Tage bis zu meinem Rückflug in die Schweiz verbringe ich mit kleinen Unterhaltsarbeiten
am Auto. Dann bringe ich den Brummi in eine Lagerhalle. Dort wird er,
hoffentlich gut behütet, darauf warten, bis es etwa im Mai heisst: „On the Road
Again“.