Freitag, 24. Januar 2014

Rettet den Brummi!

Es ist schon mehr als ein Monat her, da haben wir in Australien den Brummi gefesselt in ein Stahlgefängnis eingesperrt - in einen 40 Fuss Container. Anfangs Dezember wurde dieser auf ein Containerschiff verladen und seitdem hat er den gesamten Pazifikozean überquert. Am 2. Januar sollte er im Hafen von Los Angeles eintreffen. Da es nun um seine Befreiung geht, starte ich (Miro) eine Rettungsexpedition und fliege einen Tag später mit einem direkten Swiss Flug dorthin. Ich bin nicht zu spät, da das Schiff drei Tage Verspätung hat. Das überrascht mich aber nicht, schliesslich ist es schon unsere dritte Verschiffung. Und jedes Mal waren Verspätungen und viel Stress angesagt und diesmal wird es wahrscheinlich auch nicht anders sein. Aber ich sehe es positiv, ich kann dabei neue Gegenden, wie zum Beispiel Long Beach mit dem bekannten Passagierschiff „Queen Mary“, das wie die Titanic mit drei Schornsteinen aussieht, kennenlernen. Auch ein russisches U-Boot liegt hier vor Anker. Ich frage mich, wie dieses hierher geraten ist. Die Antwort ist aber einfach – die Amerikaner haben es den Russen abgekauft. Nun kann man es gegen Eintrittgeld besichtigen. Das Containerschiff mit Brummi muss auch irgendwo hier im Hafen liegen, denn es ist heute am Sonntag eingelaufen. Wo es liegt, kann ich aber nicht heraus finden. Der Handelshafen ist riesig und nicht einmal die gebuchte Hafenrundfahrt bringt mich der Sache näher.

Nun ist aber der Brummi da, meine Alpträume, vom über Bord gefallenen Container, haben sich zum Glück nicht bewahrheitet. Jetzt kommt aber der US-Zoll ins Spiel und der lässt sich Zeit – sehr viel Zeit, Tage vergehen ohne eine Nachricht. Der Agent tut sein Bestes aber die Behörde lässt sich nicht hetzen. Alle möglichen Schikanen und Komplikationen kommen mir in den Sinn, denn die Ämter sind bekanntlich erfinderisch. Doch das einzige, was ich machen kann, ist warten. Vier Tage nach der Ankunft des Schiffes kommt das erste Rauchzeichen. Spät am Abend bekomme ich die Nachricht, dass der Zoll den Autoschlüssel haben möchte. Früh am Morgen bringe ich das Gewünschte in den Hafen. Bald danach, oh Wunder, eine weitere Nachricht, der Zoll hat die Inspektion abgeschlossen. Gefreut habe ich mich aber zu früh, denn jetzt verlangt der Zoll für seine Tätigkeit Gebühren. Doch mit dem Ausstellen der Rechnung lassen sich die Beamten Zeit. Freitagnachmittag geht vorbei, am Wochenende wird sicher nicht gearbeitet. Also am Montag, vielleicht…

Ich nutze die Zeit und fahre am Wochenende in die Stadt, oder wie es hier heisst nach „downtown LA“. Um mich nicht mit der Weg- und Parkplatzsuche zu belasten, nehme ich einen Metrobus, der freundlicherweise gleich neben meinem Motel eine Haltestelle hat. Doch die Fahrt dauert nicht lange. An der übernächsten Haltestelle meldet ein Passagier der Busfahrerin, im hinteren Teil des Buses befinde sich ein herrenloser Rucksack. Sofort wird Alarm geschlagen und nach ein paar Minuten sind vier Polizeiautos da. Wir müssen den Bus schleunigst verlassen und in sicherer Entfernung auf einen Ersatzbus warten. Nach etwa 20 Minuten kommt eine weitere Polizeieinheit an, die ausgerüstet mit Panzerwesten und begleitet von einem Hund, sich sofort an die Untersuchung des verdächtigen Gepäckstückes macht. Mehr kann ich nicht berichten -  der Ersatzbus kommt an und wir fahren weiter.

In der Stadt besichtige ich zuerst Hollywood mit dem „Walk of Fame“ und dem „Chinese Theatre“ vor dem sich einige berühmte Filmdarsteller mit Fuss- und Handabdrücken im frischen Beton verewigt haben. Laienschauspieler, gekleidet in bekannten Filmkostümen, lassen sich gerne für ein paar Dollars mit und von Touristen fotografieren. Später fahre ich in das Zentrum mit seinen vielen Wolkenkratzern. Auffallend ist die „Walt Disney Concert Hall“ wegen der besonderen Architektur aus Edelstahl. Das Zentrum LA macht einen etwas verlassenen Eindruck, heute am Sonntag sind hier nur wenige Leute unterwegs.

Am Montag passiert wiederrum nichts. Langsam werde ich nervös, denn in vier Tagen geht mein Rückflug in die Schweiz. Am Dienstag wird mir dann endlich die Rechnung für die Inspektion vom US Zoll präsentiert. Eigentlich nicht vom Zoll, denn die Inspektion macht eine von der Regierung autorisierte Privatfirma im Auftrag der Zollbehörden. Ich traue meinen Augen nicht, sie verlangen für die Untersuchung sage und schreibe 1300 US$ - unglaublich aber wahr. Nun bleibt mir nichts anderes übrig als zu zahlen, sonst wird das Auto nicht frei gegeben. Wer „A“ sagt, muss auch „B“ sagen, ist der Kommentar von Romy als ich ihr von dieser Forderung erzähle. Da muss ich in den saureren Apfel beissen. Genau 9 Tage nach der Ankunft des Schiffes fahre ich den Brummi von der Spedition zum Motel. Es sind die ersten Kilometer oder besser gesagt Meilen auf den Strassen Amerikas.  Später stelle ich fest, dass der Zoll das Waschpulver, das wir von Australien noch im Bus haben, konfisziert hat. Nur die leere Packung ist noch da. Sicher ist sicher, es könnte ja „sugar“ sein, haben sie sich wohl gedacht.



Die restlichen Tage bis zu meinem Rückflug in die Schweiz verbringe ich mit kleinen Unterhaltsarbeiten am Auto. Dann bringe ich den Brummi in eine Lagerhalle. Dort wird er, hoffentlich gut behütet, darauf warten, bis es etwa im Mai heisst: „On the Road Again“.

Mittwoch, 15. Januar 2014

Warum Seidenstrasse?

„Warum heisst euer Projekt immer noch Seidenstrasse, wenn ihr doch schon längst auf einem anderen Kontinent seid“, werden wir ab und zu gefragt. Hier der kurze Versuch einer Erklärung. Die ersten zwei Jahre sind wir wirklich auf der legendären Seidenstrasse gereist. Sie führte bekanntlich im Mittelalter von China nach Europa - mit vielen Verzweigungen. Auf ihr wurde neben anderen kostbaren Gütern Seide transportiert. Darum hat sich später der Name „Seidenstrasse“ eingebürgert. Zwei Jahre planten wir dort unterwegs zu sein, wo schon Marco Polo seine Fussstapfen hinterlassen hat. Romy verdächtigt mich, dass ich schon immer mehr im Sinn hatte, das stimmt aber nicht. Klar geisterte in meinem Hinterkopf herum, es wäre „nice to have“ noch ein wenig mehr zuzulegen, jeder hat ja schliesslich seine Träume. Richtig ist aber, dass ich es dem Brummi überlassen habe, ob er es schafft. Er hat sich sehr tapfer gehalten und so stand einer Weiterfahrt eigentlich nichts im Weg. Übrigens, als wir letztes Jahr die Reise in Australien beendet haben, stand er noch immer fest mit allen vier Rädern im Leben.

Klar, könnte man einwenden, wir hätten den Namen ändern können. Wir fanden es aber nicht abwegig, den Namen „Seidenstrasse“  bei zu behalten. Denn hätte Marco Polo damals gewusst, dass es neben Europa und Asien noch Australien und Amerika gibt, wäre er sicher auch dorthin gereist, davon sind wir überzeugt. Und dann würde im Buch von seinen Reisen weit mehr stehen als es heute der Fall ist. Ausserdem haben wir gefunden, dass der Name „Seidenstrasse“ irgendwie geheimnisvoll  klingt. Und wir hoffen, ihr findet das auch.


Und jetzt die gute Nachricht: Heute, neun Tagen sind es her seit der Brummi im Hafen von Los Angeles angekommen ist, konnte ich ihn in Empfang nehmen. Wie es dabei hin und her ging wird im nächsten Blog stehen.