Mittwoch, 11. Juni 2014

Mit einem Bein im Gefängnis

Unser Treffen mit Janine und Rafi bei der Vermieterstation El Monte RV in Los Angeles hat geklappt - sie haben inzwischen ein riesiges Wohnmobil übernommen. Riesig ist wörtlich zu nehmen, über neun Meter Länge und drinnen Platz ohne Ende, mindestens so viel wie vier Brummis im normalen Fahrzustand. Ist das Auto einmal parkiert, gibt es noch mehr Platz, denn man kann auch noch die Seitenwände ausfahren, natürlich alles elektrisch auf Knopfdruck. Die Ausstattung lässt keine Wünsche übrig – Klimaanlage, komplette Küche mit Herd und Mikrowelle, Kühlschrank mit Gefrierfach, Warmwasser, ein Badezimmer mit Dusche und WC, Generator, und nicht zu vergessen das romantische Schlafzimmer und, und, und. Da können wir nur neidisch leer schlucken.


Doch fahren möchte ich dieses Ungetüm unter keinen Umständen, da beneide ich Rafi nicht. Denn bald werden auch die Nachteile sichtbar. Fahren ginge vielleicht noch gut, aber man muss ja das Auto auch parkieren können. Auch wenn die amerikanischen Parkplätze gross bemessen sind, braucht dieses Auto mindestens zwei davon. Der grösste Nachteil zeigt sich aber erst an der Tankstelle, der bullige Motor genehmigt sich weit über 20 Liter für 100 Kilometer. Das spürt man, auch wenn hier das Benzin umgerechnet zwischen 1.10 und 1.20 CHF pro Liter günstig ist.

Nun geht es los, zuerst zum Einkaufen denn die leeren Schränke wollen gefüllt werden und dann nichts wie raus aus der Stadt. Doch diese ist riesig. Die Stadtautobahn mit starkem Verkehr will kein Ende nehmen. Unser erstes Ziel ist Venice Beach, dann Santa Monika. Zum Baden ist das Wasser allerdings zu kühl, wir belassen es dabei die Füsse im Pazifik einzutauchen. Dann fahren wir weiter, angeblich die schönste Strasse Kaliforniens, die die Nummer 1 bekommen hat, der Küste entlang in Richtung Norden nach San Francisco. Einige Abschnitte sind wirklich spektakulär, dicht am Meer mit steilen Felsen, andere entpuppen sich leider als eine gewöhnliche Autobahn.


Auch das Wildleben können wir beobachten, zum Beispiel Seelöwen, See-Elefanten und viele Vögel wie Pelikane, Geier, Kormorane und Möwen. Am lustigsten sind aber die kleinen Erdhörnchen, sie scheinen überall anwesend zu sein.












Dann stürzen wir uns in den Stadtverkehr von San Francisco. Die Stadt ist bekanntlich auf hügeligem Gelände gebaut und darum sind die Strassen teilweise sehr steil. In eine solche weisst uns das GPS. Erschwerend kommt hinzu, dass man hier mit Vorliebe auf wenig befahrenen Kreuzungen einfach an jeder Einmündung ein Stoppschild aufstellt. So ist man gezwungen in jedem Fall anzuhalten, auch wenn kein anderes Auto weit und breit zu sehen ist. Rafi hat echt Mühe mit dem Wohnmobil, weil der überlange Überhang bei den unheimlich steilen Strassenübergängen am Boden streift. In San Francisco haben wir ein Motel gebucht, die Campingplätze liegen weit weg von der Stadt entfernt. Wir haben Glück, dass wir für das grosse Wohnmobil einen Parkplatz beim Motel bekommen. Kein Glück haben wir aber mit dem Wetter, die Golden Gate Brücke hüllt sich im Nebel ein, der Himmel ist grau und es ist dank der starken Briese vom Meer ungewöhnlich kalt. Um die Stadt kennenzulernen erstehen wir einen Tagesticket für den „Hop on – Hop off“ Bus. Wie der Name sagt, befährt der „oben ohne“ Doppeldeckerbus auf einer Rundstrecke die Stadt. An den Haltestellen kann man aussteigen, die Umgebung besichtigen dann auf den nächsten Bus warten und die Reise fortsetzen. Sogar über die Golden Gate Brücke fährt der Bus bis zum nördlichen Aussichtspunkt. Leider sind beide Fotografinnen enttäuscht, die Brücke im Nebel sieht einfach nicht so schön wie auf einer Postkarte.

Am nächsten Tag steht der Ausflug nach Alcatraz, der berühmt-berüchtigten Gefängnisinsel für Schwerstkriminelle, mitteln in der San Francisco Bucht, auf unserem Programm. Janine hat diese Tour bereits in der Schweiz gebucht und das war gut so, alle Touren sind nämlich für die nächsten drei Tage ausgebucht. Die Überfahrt zu der Insel dauert etwa 15 Minuten. 
Das Gefängnis wurde 1963 geschlossen und seitdem ist es eine Touristenattraktion unter Nationalparkverwaltung. Denn ein Gefängnis von Innen zu besichtigen scheint auf einen unbescholtenen Bürger einen besonderen Reiz auszuüben, besonders wenn er dazu schauerliche Geschichten zu hören bekommt. Wie zum Beispiel die von Al Capone, dem bekannten Mafiaboss, der hier inhaftiert war. Oder die verschiedenen, teilweise spektakulären Ausbruchsversuche, die später sogar verfilmt wurden. Für uns ist das Beste an Alcatraz die Lage mit der wunderbaren Aussicht auf die Skyline von San Francisco, die Golden Gate und die Bay Brücken. Ob die Gefangenen auch so viel Freude daran hatten ist allerdings zu bezweifeln.


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