Unser Treffen mit
Janine und Rafi bei der Vermieterstation El Monte RV in Los Angeles hat
geklappt - sie haben inzwischen ein riesiges Wohnmobil übernommen. Riesig ist
wörtlich zu nehmen, über neun Meter Länge und drinnen Platz ohne Ende, mindestens
so viel wie vier Brummis im normalen Fahrzustand. Ist das Auto einmal parkiert,
gibt es noch mehr Platz, denn man kann auch noch die Seitenwände ausfahren,
natürlich alles elektrisch auf Knopfdruck. Die Ausstattung lässt keine Wünsche
übrig – Klimaanlage, komplette Küche mit Herd und Mikrowelle, Kühlschrank mit Gefrierfach,
Warmwasser, ein Badezimmer mit Dusche und WC, Generator, und nicht zu vergessen
das romantische Schlafzimmer und, und, und. Da können wir nur neidisch leer
schlucken.
Doch fahren möchte ich dieses Ungetüm unter keinen Umständen, da
beneide ich Rafi nicht. Denn bald werden auch die Nachteile sichtbar. Fahren
ginge vielleicht noch gut, aber man muss ja das Auto auch parkieren können.
Auch wenn die amerikanischen Parkplätze gross bemessen sind, braucht dieses
Auto mindestens zwei davon. Der grösste Nachteil zeigt sich aber erst an der
Tankstelle, der bullige Motor genehmigt sich weit über 20 Liter für 100
Kilometer. Das spürt man, auch wenn hier das Benzin umgerechnet zwischen 1.10
und 1.20 CHF pro Liter günstig ist.
Nun geht es los,
zuerst zum Einkaufen denn die leeren Schränke wollen gefüllt werden und dann
nichts wie raus aus der Stadt. Doch diese ist riesig. Die Stadtautobahn mit
starkem Verkehr will kein Ende nehmen. Unser erstes Ziel ist Venice Beach, dann
Santa Monika. Zum Baden ist das Wasser allerdings zu kühl, wir belassen es
dabei die Füsse im Pazifik einzutauchen. Dann fahren wir weiter, angeblich die
schönste Strasse Kaliforniens, die die Nummer 1 bekommen hat, der Küste entlang
in Richtung Norden nach San Francisco. Einige Abschnitte sind wirklich
spektakulär, dicht am Meer mit steilen Felsen, andere entpuppen sich leider als
eine gewöhnliche Autobahn.
Auch das Wildleben können wir beobachten, zum
Beispiel Seelöwen, See-Elefanten und viele Vögel wie Pelikane, Geier, Kormorane
und Möwen. Am lustigsten sind aber die kleinen Erdhörnchen, sie scheinen
überall anwesend zu sein.
Dann stürzen wir
uns in den Stadtverkehr von San Francisco. Die Stadt ist bekanntlich auf
hügeligem Gelände gebaut und darum sind die Strassen teilweise sehr steil. In
eine solche weisst uns das GPS. Erschwerend kommt hinzu, dass man hier mit
Vorliebe auf wenig befahrenen Kreuzungen einfach an jeder Einmündung ein
Stoppschild aufstellt. So ist man gezwungen in jedem Fall anzuhalten, auch wenn
kein anderes Auto weit und breit zu sehen ist. Rafi hat echt Mühe mit dem
Wohnmobil, weil der überlange Überhang bei den unheimlich steilen Strassenübergängen
am Boden streift. In San Francisco haben wir ein Motel gebucht, die
Campingplätze liegen weit weg von der Stadt entfernt. Wir haben Glück, dass wir
für das grosse Wohnmobil einen Parkplatz beim Motel bekommen. Kein Glück haben
wir aber mit dem Wetter, die Golden Gate Brücke hüllt sich im Nebel ein, der
Himmel ist grau und es ist dank der starken Briese vom Meer ungewöhnlich kalt.
Um die Stadt kennenzulernen erstehen wir einen Tagesticket für den „Hop on –
Hop off“ Bus. Wie der Name sagt, befährt der „oben ohne“ Doppeldeckerbus auf
einer Rundstrecke die Stadt. An den Haltestellen kann man aussteigen, die
Umgebung besichtigen dann auf den nächsten Bus warten und die Reise fortsetzen.
Sogar über die Golden Gate Brücke fährt der Bus bis zum nördlichen
Aussichtspunkt. Leider sind beide Fotografinnen enttäuscht, die Brücke im Nebel
sieht einfach nicht so schön wie auf einer Postkarte.
Am nächsten Tag steht der
Ausflug nach Alcatraz, der berühmt-berüchtigten Gefängnisinsel für
Schwerstkriminelle, mitteln in der San Francisco Bucht, auf unserem Programm.
Janine hat diese Tour bereits in der Schweiz gebucht und das war gut so, alle
Touren sind nämlich für die nächsten drei Tage ausgebucht. Die Überfahrt zu der
Insel dauert etwa 15 Minuten.
Das Gefängnis
wurde 1963 geschlossen und seitdem ist es eine Touristenattraktion unter
Nationalparkverwaltung. Denn ein Gefängnis von Innen zu besichtigen scheint auf
einen unbescholtenen Bürger einen besonderen Reiz auszuüben, besonders wenn er
dazu schauerliche Geschichten zu hören bekommt. Wie zum Beispiel die von Al
Capone, dem bekannten Mafiaboss, der hier inhaftiert war. Oder die
verschiedenen, teilweise spektakulären Ausbruchsversuche, die später sogar
verfilmt wurden. Für uns ist das Beste an Alcatraz die Lage mit der wunderbaren
Aussicht auf die Skyline von San Francisco, die Golden Gate und die Bay
Brücken. Ob die Gefangenen auch so viel Freude daran hatten ist allerdings zu
bezweifeln.
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