In Page gehen wir
auf grosse Einkaufstour. Wir machen uns auf die Suche nach neuen Reifen, die
der Brummi dringend braucht. So einfach wird das Vorhaben aber nicht, denn die
nötige Reifengrösse ist in den USA „not common“, wie ich bald erfahre und
demzufolge auch nicht vorrätig. Doch beim dritten Reifengeschäft werde ich
fündig. Dies ist nun der dritte Satz Reifen, den ich montieren lasse seit wir
unterwegs sind. Auch bräuchten wir dringend Gas, das es hier zwar in rauhen
Mengen an fast jeder Tankstelle gibt, aber bis jetzt haben wir keine Verkaufsstelle gefunden, deren
Anschlüsse auf unsere Schweizer Flaschen passen. Unterwegs finden wir ein kleines
Geschäft, das von einem Ehepaar geführt wird. Die Leute geben sich Mühe und basteln mit geeinten
Kräften einen Adapter – und siehe da, es klappt. Mit zwei voll gefüllten
Gasflaschen sind wir nun für etliche Monate versorgt.
Nun wollen wir
etwas Spezielles unternehmen, ein Ausflug zu den Wahweap Hoodoos. Auf
Ähnlichkeiten mit gewissen Dingen möchten wir hier nicht eingehen, das Rätsel löst
neben stehendes Bild.
Diese liegen aber irgendwo in der Wildnis, nur über eine ruppige
Piste erreichbar mit einer anschliessenden Wanderung von etwa 7 km hin und
natürlich noch einmal zurück quer durch das Gelände auf einem nicht markierten
Weg. Wir übernachten auf dem Parkplatz und brechen morgen noch bei Dunkelheit,
ausgerüstet mit Stirnlampen, auf. Das hat zwei Gründe – erstens wandert sich in
der Morgenkühle viel besser und zweitens möchte Romy diese komischen, durch die
Erosion entstandene Gebilden, bei Sonnenaufgang fotografieren. „Warum müssen
Fotografen immer solche speziellen Wünsche haben?“, denke ich mir im Stillen
und marschiere im trockenen Flussbett weiter. Wir sind hier auf weiter Flur
alleine, nur ab und zu hoppelt ein einsamer Hase durch die Gegend. Teilweise
ist der Untergrund sehr sandig, dann geht es wieder über Geröll.
Wir haben zwar
die GPS-Koordinaten, können aber das Auto-GPS Gerät nur immer wieder kurz
einschalten, da bei diesen Geräten der Akku nur eine begrenzte Zeit Strom liefert.
Aber es reicht für eine grobe Orientierung. Der Weg ist lang, aber das Vorhaben
gelingt, wir finden die Stelle und ziemlich gleichzeitig mit den ersten
Sonnenstrahlen treffen wir dort ein.
Das nächste Vorhaben wird noch bedeutend schwieriger. Romy möchte zu der Welle. Englisch heisst sie simpel „The Wave“ und ist für Eigeweihte ein Begriff. Sie ist nicht so weit von der Piste entfernt, nur etwa zehn Kilometer hin und zurück und wir haben auch GPS Koordinaten. Eine Wanderung dorthin wäre also kein Problem. Wenn, ja wenn es nicht dazu ein Permit bräuchte. Und das ist die grösste Schwierigkeit, denn die Verwaltung dieser Wildnis Area erlaubt nur 20 Leuten am Tag den Zutritt. Zehn Permits pro Tag werden lange vorher im Internet verlost, (jährlich versuchen 50‘000 Personen auf diesem Weg eines zu bekommen), für die restlichen zehn Personen veranstaltet das Visitors Centre in Kanab jeden Tag eine Art Lotterie mittels einer Glückstrommels. Man füllt einen Anmeldezettel aus, bekommt anschliessend eine Nummer und punkt neun Uhr wird zur Verlosung geschritten. Im Moment nehmen wegen der grossen Hitze nur etwas mehr als 50 Leute an der Verlosung teil, an manchen Tagen sind es jedoch über zweihundert. Es herrscht „Zero Toleranz“. Wir haben auch beim dritten Versuch (heisst nach drei Tagen) kein Glück bei diesem Bingo Spiel. (Gut, dass wir in Las Vegas nicht mit dem Glückspiel angefangen haben, es wäre wahrscheinlich gleich ausgegangen). Jedesmal ist Romy bös frustriert, doch bekanntlich kann man den Zufall nicht lenken. Lange möchten wir in diesem gottverlassenen Kaff, das wir bereits in- und auswendig kennen, nicht mehr bleiben. „Noch einmal und dann ist es endgültig Schluss“, beschliessen wir. Am nächsten Tag geschieht das Wunder, unsere Nummer (9) wird gezogen! Wir gehören zu den wenigen Auserlesenen, die zu der WELLE dürfen! Auch wenn die 10 Kilometer bei fast 40 Grad eine Tortur sind, Romy kommt zu ihren erträumten Bildern
.
Weiter fahren wir
auf der Cottonwood-Canyon Road gegen Norden. Es ist die Naturstrasse, die wir
vor ein paar Wochen nicht fahren konnten und eine Umfahrung nehmen mussten.
Klar, es geht nicht schnell vorwärts, meistens fahren wir im zweiten Gang, aber
die fantastische Landschaft entschädigt uns voll. Nur die Hitze ohne jeden
Schatten macht uns zu schaffen. Besonders nach der Wanderung zum Yellow Rock,
etwa zwei Kilometer von der Piste entfernt. Es geht einen sehr steilen Hang mit
losem Geröll hoch. Oben angekommen sind wir total geschafft und halb gekocht. Nur
dank einem reichlichen Wasservorrat schaffen wir es überhaupt. Im Brummi
herrscht Sauna-Stimmung, allerdings ohne die Möglichkeit sich abzukühlen. Erst
die Dusche am Abend im Kodakchrome State Park (so heisst er wirklich) stellt
uns wieder auf die Beine.
Der letzte Ort, den
wir noch einmal besuchen, ist der Bryce Canyon Nationalpark. Diesmal steigen
wir in den Canyon hinab, um auf der ausgedehnten Wanderung ungeahnte Ecken und Naturwunder
zu entdecken. Es bestätigt sich die alte Wahrheit – etwas von unten betrachtet,
sieht ganz anders aus als von oben gesehen. Und umgekehrt…
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