Montag, 24. Oktober 2011

Winterschlaf

Nun sind wir in Kloten gelandet und geniessen vorerst die saubere Schweiz. In unserer Wohnung haben wir Berge vorgefunden - Berge von Post, die sich in den 6 Monaten angesammelt hat. Diese Berge erreichen fast die Höhe vom Himalaja! Also, es gibt viel zu tun, man hat anscheinend nie Ferien…. Unsere Perle, die sich um die Wohnung kümmerte, hat aber sehr gut gearbeitet. Vielen herzlichen Dank. Es ist schön und sehr angenehm nach einer langen Reise in eine saubere Wohnung zurück zu kommen. Bei der Vorstellung, jetzt eine neue Wohnung suchen zu müssen, schaudert es uns regelrecht. So gesehen, war unser Entscheidung, die Wohnung zu behalten, richtig.

Der Flug retour mit Jet Airways war sehr entspannt, was man jedoch vom letzten Stück Mailand - Zürich mit SWISS nicht sagen kann. Über die Alpen hat es uns richtig durchgeschüttet und die Landung musste zweimal versucht werden. Romy hat schon fast eine Panikattake bekommen. Aber das Glück stand auf unserer Seite - ausser, dass mein Rucksack in Mailand nicht weiter transportiert wurde.

Nun sind wir voll beschäftigt: Telefonate, Besuche, Einkaufen, Romy's Auto einlösen usw. usw. Unser treuer Brummi steht jetzt eingepackt auf einen Hotelparkplatz in Kathmandu und wartet bis wir irgendwann im Frühling zurückkommen um unsere Reise fortzusetzen. Über das Wie und Wohin sind wir noch nicht im Klaren - sicher geht es zuerst nach Indien, danach ist aber (fast) alles möglich. Eines ist aber klar - wir wollen den Brummi irgendwann nach Hause bringen.

Nun möchten wir noch ein Geheimnis verraten. Schon in Pamir ist bei den hinteren Spiralfedern je ein Ring abgebrochen. So sind wir dann mit beschädigten Federn über die übelsten Pisten Tibets gefahren, denn eine Beschaffung von Ersatzfedern war nicht möglich. Ich weiss, der Werbespruch von VW ist abgedroschen, aber es stimmt immer noch:

Few things in life works as well as a Volkswagen.

Danke Brummi, Du warst unser Zuhause für fast 6 Monate. Wir konnten uns auf Dich immer verlassen.




Dies wird also der letzte Beitrag für längere Zeit sein, wir wollen uns jetzt in den Winterschlaf begeben. Bevor wir tief einschlafen, möchten wir allen, die uns unterwegs begegnet sind, allen, die uns auf irgendeine Art und Weise unterstützt haben und allen, die zu Hause unsere Reise verfolgt haben, herzlich Danke sagen. Für uns war es eine anstrengende, aber gleichzeitig eine sehr schöne Zeit. Wir freuen uns, dass es im Frühling weiter geht. Und wir freuen uns, wenn ihr wieder, sei es nur virtuell, dabei seid.
Romy & Miro

Montag, 17. Oktober 2011

Letzte Tage in Kathmandu

Wir haben den Flug zurück in die Schweiz gebucht! Am 19. Oktober sollen wir in Kloten landen. Bis dann haben wir freie Tage zur Genüge. Das kommt uns allerdings etwas ungewohnt vor, nach dem Stress in Tibet, wo jede Stunde verplant war. Auch können wir morgens länger ausschlafen. Das heisst aber nicht, dass wir faulenzen, nein, es gibt jede Menge zu tun. Kathmandu hat sehr viele Sehenswürdigkeiten zu bieten, die alle besichtigt werden wollen. Mit dem Taxi natürlich, denn der Verkehr ist etwas mühsam, um es beschönigt zu sagen. Zu Fuss können wir den „Monkey Tempel“ besuchen, er ist nicht weit vom unserem Hotel entfernt. Dort gilt es besonders aufzupassen, denn die Affen sind sehr frech und schon mancher Tourist musste alles Mögliche versuchen, um seinen Rucksack oder auch die Brille wieder zu bekommen.

Eine neue Sitte hat in Kathmandu-Tal Einzug gehalten: um überhaupt in das Stadtzentrum zu gelangen, muss man Eintritt bezahlen und zwar nicht wenig. Dagegen wäre auch nichts einzuwenden, wenn man mit dem Geld die Städte  sauber halten oder sogar Fussgängerzonen schaffen würde. Etwas dergleichen sucht man aber leider vergebens. Wohin das Geld verschwindet kann man nur vermuten.

Wir treffen uns fast jeden Abend mit bekannten Overlandern. Am meisten Freude macht uns das Zusammentreffen mit Jan, Lilian und der kleinen Lola. Wir haben sie vor fast fünf Monaten in der Türkei zum ersten Mal getroffen (siehe unser Blogbeitrag „Baby on Board“). Nun kann die Kleine schon ein paar Schritte alleine laufen und das Reisen macht ihr sichtlich Spass. Den Eltern auch, denn Lola ist ein pflegeleichtes Mädchen. Unsere „Tibet-Gruppe“ ist auch noch da. Christine, Johanna und Fabian haben das Visum für Indien beantragt und das dauert seine Zeit. In Nepal ist jetzt das grosse Ashoi- Fest im Gange, das über eine Woche dauert und jedes Jahr am Ende der Reisernte stattfindet. Die Leute besuchen ihre Bekannten und Verwandten und Tausende von Tieren werden geopfert. Das verursacht ein regelrechtes Blutbad, denn hauptsächlich Ziegen, sie müssen männlich und schwarz sein (in grösseren Tempeln können es auch Wasserbüffel sein) werden alle geköpft.

An einem Morgen herrscht eine ungewohnte Betriebsamkeit auf dem Hotelparkplatz. Alle Autos werden gewaschen und festlich geschmückt. Vor den offenen Motorhauben werden Opfergaben in Form von Bananen, Kokosnüssen, Rauchstäbchen und dergleichen dargebracht. Ein Priester (oder was für eine Funktion der Mann hat) schlägt rohe Eier an die wichtigen Autoteile. Auch Schnaps wird auf die Räder, das Reserverad und die Werkzeuge gegossen. Unser Brummi hat eine Wäsche nötig und so schliesse ich mich dem Ritual an, nach dem Motto: Nützt nichts, schadet es auch nichts. Die Einheimischen haben Freude, dass sich ein Fremder an ihren Bräuchen beteiligt. Nur nehmen sie mir übel, dass ich den Schnaps aus einer bereits angebrauchten Flasche verwende. Ihrer Ansicht nach sollte es eine neue Flasche sein.

Viele Geschäfte sind in diesen Tagen geschlossen und der Verkehrfluss hat merklich nachgelassen. Dies nutzen wir für einen mehrtägigen Ausflug nach Pokhara, einer Stadt an einem See, etwa 200 km von Kathmandu entfernt. Hier ist das Leben nicht so hektisch wie in der Hauptstadt. Wir geniessen die letzten Tage mit Boot fahren, kleineren Wanderungen, Cappuccino mit (fast) echter Scharzwäldertorte und anderen Annehmlichkeiten. Die wirklichen Touristen machen hier natürlich ein Trekking - von einem bis 21 Tage Dauer ist alles möglich. Sehr beliebt sind auch Gleitschirmflüge, manchmal sind über dreissig Flieger am Himmel über Pokhara zu sehen. Es lässt es sich gut leben hier.

Doch die Pflicht ruft: Wir müssen zurück nach Kathmandu. Packen ist angesagt, das Auto einmotten und allen Bekannten adieu sagen. Einige werden wir womöglich später wieder treffen, in Australien vielleicht, wenn wir unsere Reise fortsetzen, oder sonst irgendwo in dieser Welt. Mit einigen bleiben wir in Kontakt, denn es sind Freundschaften entstanden. Ihre Reisen werden wir im Internet von der Schweiz aus verfolgen, wenn wir nun dort Ferien von den Ferien machen. Andere werden wir nicht mehr wieder sehen, denn auch das bringt das Leben mit sich.













Nun freuen wir uns nach Hause zurück zu kehren und wir sind gespannt, was uns dort Neues erwartet.


Samstag, 8. Oktober 2011

Ins gelobte (?) Land

Zhagmu ist die letzte chinesische Stadt vor der Grenze. Die Fahrt dorthin ist wie auf einer Achterbahn. Soeben den letzten 5000 Pass mit schneebedeckten Fahrbahn überwunden, kennt die Strasse nun nur eine Richtung: abwärts. In unzähligen Kurven verliert sie schnell an Höhe. Auch die Landschaft ändert sich schlagartig. Waren die Hänge eben noch braun und kahl, sind sie nun grün. Unzählige Wasserläufe stürzen zu Tal, erste Bäume wachsen neben der Strasse. Es wird wärmer und die Luft feuchter.
Als Folge ausdauernder Regenfälle in den letzten Tagen ist die Strasse an vielen Stellen schwer beschädigt. Riesige Steinblöcke von der Grösse eines PKW’s liegen auf der Fahrbahn. Nicht zu denken, was passieren könnte, wenn man beim Sturz dieser Brocken gerade vorbei gefahren wäre. Die Chinesen halten aber diese einzige Strassenverbindung zu Nepal ganzjährig offen, denn der gesamte Warenverkehr zwischen den beiden Ländern rollt über diese Strecke. Nicht umsonst heisst sie auch „Friendship Highway“. Die Folge davon bekommen wir bald in Form von Lastwagenstaus zu spüren, zuerst sind es die chinesischen, später die nepalesischen. Die grossen chinesischen Laster dürfen nicht nach Nepal (sie würden auf der schmalen Strasse stecken bleiben) und umgekehrt die nepalesischen nicht nach China fahren. Alle Waren werden deshalb in Grenznähe umgeladen. Die Hälfte der ohnehin schon nicht breiten Strasse ist mit parkierten LKWs verstellt, die andere dient dem gesamten Verkehr. Da kann man nur beten, dass kein Gegenverkehr kommt. Zhagmu, die Grenzstadt, erinnert an eine Wildweststadt, alles wirkt irgendwie provisorisch und chaotisch. Einen Parkplatz zu finden ist hier Fehlanzeige, denn die Stadt ist an einem steilen Hang gebaut. Wir verbringen hier unsere letzte Nacht in China. Doch zuerst gibt es noch ein paar spannende Momente. Schafft es Christine bis zum Abend zu kommen damit wir morgen zusammen ausreisen können?

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit kommt der Landrover an. Christine hat es in nur zwei Tagen geschafft von Lhasa bis hierher zu fahren. Die neue Dieselpumpe arbeitet tadellos und die Gruppe ist wiedervereint. Das feiern wir mit dem letzten gemeinsamen Abendessen zusammen mit unserem Guide.

Am nächsten Morgen geht es die letzten acht Kilometer zur Grenze. Habe ich schon geschrieben, dass die Strasse vollkommen mit Lastwagen verstopft ist?!? So schaffen wir es nicht mehr vor der Mittagpause durch die Grenzabfertigung zu kommen. Das ist aber wirklich das letzte Hindernis auf unserem dornigen Weg durch Tibet. Nachdem die Beamten gestärkt sind, geht es sehr schnell, der Ausreisestempel ist im Pass und wir dürfen vorbei am salutierenden Grenzsoldaten über die Freundschaftsbrücke fahren. Doch Halt, in der Mitte der Brücke müssen wir die Strassenseite wechseln, in Nepal fährt man ja links! Die Formalitäten an der Grenze in Nepal sind erstaunlich einfach und schnell. Das Visum wird für 40 USD in den Pass geklebt, das Carnet für das Auto abgestempelt, fertig - wir dürfen weiterfahren.

Bald merken wir, dass wir nun in einem ganz anderen Land sind. Die Strasse ist durch viele Erdrutsche unterbrochen, die nur mühsam auf provisorischen Pisten zu umgehen sind. Während der langen Jahre des Bürgerkrieges mit den Maoisten hat die Regierung kein Geld in den Strassenunterhalt investiert, der Zustand spricht für sich. Es wird klar – heute erreichen wir Kathmandu nicht mehr, obwohl es von der Grenze nur 120 km sind. Am nächsten Tag ist es so weit.

Das Ziel liegt nach fünf Monaten und fast 24’000 km vor uns unter einer Smogglocke – Kathmandu, die Stadt von der schon Generationen von Hippies in den Sechziger und Siebziger Jahren geträumt haben. Auch ich stand 1973 schon da, die Stadt, die damals noch ein Dorf war vor meinen Augen.

Heute ist alles anders, die Stadt ist ein Moloch geworden, sie platzt aus allen Nähten, der Verkehr erstickt an sich selbst. Und ich mache einen entscheidenden Fehler. Ich gebe in das GPS Gerät die Adresse des Hotels ein, wo wir im Garten stehen wollen und lasse mich dorthin führen. Leider ist bekanntlich der direkte Weg nicht immer der Schnellste. So komme ich in die Altstadt, wo die Gassen kaum breiter als unser Auto sind. Ausserdem bekommt das GPS wegen den hohen Häusern bald keinen Satellitensignal mehr und ich stehe da, ohne zu wissen, wo ich mich befinde. Ein Zurück gibt es nicht, es gibt kein Platz, wo ich kehren könnte und rückwärts fahren ist auch unmöglich, es ist viel zu eng. Dann setze ich dem Ganzen noch die Krone auf, indem ich in eine nicht gekennzeichnete Einbahnstrasse einbiege. Auch sie ist so eng, dass ein Kreuzen nur an wenigen Stellen möglich ist. Wieder einmal rettet Romy die Situation, sie läuft jeweils etwa 200 Meter voraus und hält mit Körpereinsatz den Gegenverkehr an, damit ich die engen Passagen durchfahren kann. Mühsam bewegen wir uns vorwärts, heute sind wir die Attraktion von Kathmandu. Ich höre nur eine Bemerkung von vorbei gehenden Touristen: „Die sind aber mutig“. Mutig ist gut, eher dumm ist zutreffend. Aber irgendwie schaffen wir es nach Stunden wirklich bei dem Hotel anzukommen - mit der Erkenntnis, dass es nicht immer ratsam ist, sich auf die modernste Technik zu verlassen.

Noch ist unsere Gruppe zusammen aber bald trennen sich unsere Wege. Nuria fliegt nach Hause, Fabian und Johanna wechseln in ein Hotel, das dem Stadtleben näher ist. Und in Katmandu herrscht wirklich das Leben. Im Stadtteil Thamel gibt es alles, was die westlichen Touristen angeblich brauchen. Wir selber sind beschäftigt einen sicheren Platz für den Brummi zu finden. Dann buchen wir den Flug in die Schweiz. Wir werden dort Ferien von unserem Urlaub machen. Nun haben wir Zeit und Musse uns etwas zu erholen, die Sehenswürdigkeiten Kathmandus ausgiebig zu besichtigen und alle Annehmlichkeiten der Stadt, die von den meisten Overlandern als das gelobte Land gepriesen wird, zu geniessen.

Samstag, 1. Oktober 2011

Das Finale mit Tücken

Nun ist es klar, die Agentur hat entschieden und die Gruppe darf geteilt werden. Christine muss in Lhasa bleiben und warten, bis die Dieselpumpe aus Deutschland eintrifft.
Dann, nachdem das Auto wieder fahrbar ist, fährt sie mit einem zweiten Führer direkt zur Grenze. Romy und ich, mit Johanna und Fabian, dürfen das vorgesehene Programm fortsetzen, welchem wir allerdings bereits zwei Tage hinterher hinken. Das heisst, jetzt sind wir nur noch zwei Fahrzeuge, (der 2. Landrover ist nach Laos weiter gereist) der blaue und der orange Bus. Dies ist, wie wenn ein Lahmer mit einem Blinden zusammen spannt, denn während unser Bus 24 Jahre alt ist, ist der Blaue noch 3 Jahre älter. Aber was soll es, wir fahren aus Lhasa - auf der einzigen Autobahn Tibets - zum Flughafen und weiter zum Kloster Samye. Von der Autobahn biegen wir etwas später auf eine üble Piste ab. Und bald macht sich das Alter beim blauen Bus bemerkbar. Was zuerst als kleiner Schaden aus sieht – ein gerissener Keilriemen – entpuppt sich bei näherem Hinsehen als eine abgerissene Motoraufhängung. Wir fixieren den Motor behelfsmässig mit Spanngurten, Kabelbindern und Abschleppseil. Es ist klar, der blaue Bus muss zurück nach Lhasa zur Werkstatt. Inzwischen ist es dunkel geworden. Wir setzen unsere Fahrt zum Kloster fort mit dem Wissen, dass wir den beschädigten Bus morgen in den Schlepp nehmen müssen, falls er es nicht mit eigener Kraft nach Lhasa schafft. Jetzt geht es nur noch mit unserem Auto weiter. Ein Höllenritt beginnt: Dunkelheit, eine brutale Piste und ein Gewitter sind nun unsere Begleiter. Geschwindigkeit kaum 20 km/h, Sicht kaum ein paar Meter. Der starke Rückenwind treibt unsere eigene Staubfahne vor das Auto, Wir kommen uns verloren vor - in einer rabenschwarzen Nacht - wie ausgestossen. Um 11 Uhr erreichen wir todmüde, aber erleichtert das Kloster.

Der nächste Tag ist viel besser. Zuerst erreicht uns die Nachricht, dass Johanna und Fabian in Lhasa sind. Für uns bedeutet das, dass wir die schlechte Piste nicht noch einmal zurück fahren müssen. So können wir das Kloster in Ruhe besichtigen. Romy mit dem Guide das Innere, wo gerade eine eindrückliche Zeremonie stattfindet, ich besteige einen Hügel in der Umgebung, um das Kloster von oben fotografieren zu können. Die ganze Klosteranlage ist in Form eines übergrossen Mandalas gebaut und das kann man nur von oben sehen.

Die zweite gute Nachricht des Tages – der Schaden am blauen Bus ist überraschend schnell repariert, wir können das Programm wie geplant fortsetzen! Nun heisst es zum vereinbarten Treffpunkt beim Flughafen zu fahren, wo nach einer kurzen Wartezeit der blaue Bus auch wirklich erscheint.

Der nächste Höhenpunkt ist das Mt. Everest Base Camp. Der Tag beginnt mit Regen, der, je höher wir kommen, in Schnee übergeht. Ich habe schon zur Genüge über schlechte Pisten und Strassen gejammert, aber diese gehört wirklich zu der allerschlechtesten Sorte. Es geht über einen 5100 hohen Pass, dann schneit es und Schneematsch verdeckt die Löcher. Die Sichtweite beträgt an die 300 Meter. Ich murmle nur: „Das war keine gute Idee“, denn man fährt ja hierher um den Mt. Everest zu sehen? Sehen kann man aber nur tief hängende Schneewolken.

Am nächsten Morgen ist der Schneematsch hart gefroren, die Busfenster von Innen mit einer dicken Eisschicht überzogen. Draussen aber scheit die Sonne und der Mt. Everest zeigt sich in voller Pracht - ohne eine einzige Wolke. Die letzten 8 km bis zum Base Camp sind für Fahrzeuge gesperrt, nur ein Shuttlebus fährt dorthin. Heute aber verkehrt er wegen der dicken Schneeschicht und vereisten Strasse nicht. Also laufen wir durch den frisch gefallenen Schnee. Im Sonnenschein stehen wir auf einem Hügel oberhalb des Kamps, wir vier, inzwischen verstehen wir uns ganz gut, und bewundern die weisse Pracht vor unseren Augen. Wir sind hier alleine, weiter darf kein Tourist gehen. Stille rund um uns, nur die Gebetsfahnen flattern in der klaren Luft. Der Berg steht wie ein König aus Eis vor uns und scheint gar nicht so uneinnehmbar. Sind wir Glückspilze, so ein Augenblick kommt hier nur ganz selten vor…

Auf der Weiterfahrt nehmen wir eine Abkürzung. Es war uns schon klar, dass eine Abkürzung selten besser ist als der Hauptweg. So ist es auch hier. Um es kurz zu machen – der blaue Bus bleibt im Schlamm stecken und als ich ihn rausziehen will grabe ich mich auch noch ein. Wir sind 5000 Meter hoch, jede körperliche Anstrengung bereitet Mühe und Atemnot. Wie kriegen wir die Autos wieder heraus? Ich sehe unseren Guide verzweifelt in Stille zu allen Schutzgottheiten Tibets beten. Und wirklich, sein Gebet wird bald erhört. Die Hilfe kommt in Gestalt eines Toyota Landcruisers mit chinesischen Touristen (welche Ironie des Schicksals). Es dauert nicht lange und unsere Fahrzeuge stehen wieder auf festen Boden. Die ganze Aktion wird durch klicken der Kameras der chinesischen Touristen begleitet, denn eine solche zusätzliche Attraktion erleben sie nicht jeden Tag. Wahrscheinlich sind wir schon morgen in einem chinesischen Facebook, falls es so etwas gibt. Sie sind glücklich uns geholfen zu haben, wir sind glücklich, auf sicherem Boden zu stehen. Freundlich dankend verabschieden wir uns gegenseitig. So festigt man die Freundschaft zwischen den Völkern! Die Weiterfahrt bringt noch ein paar „Problemchen“ aber wir schaffen es und sind stolz bis zum unserem heutigen Ziel gekommen zu sein.

Der vorletzte Tag in Tibet. Viele Fragen sind noch offen. Schafft es Christine die Pumpe rechtzeitig einzubauen und hierher, nach Zhagmu, dem Grenzort zu Nepal, zu kommen, damit wir morgen gemeinsam ausreisen können? Müssen wir vielleicht in diesem gottverlassenen Ort tagelang auf sie warten? Eins ist gewiss – Fortsetzung folgt.