Wir verlassen San
Francisco im Nebel über die Bay Bridge in Richtung Osten und durchfahren
fruchtbare Ebenen mit Zitrusplantagen und Mandelbäumen. Es ist erstaunlich, wie
schnell sich das Wetter verändern kann. Kaum 50 Kilometer gefahren, haben wir
blauen Himmel und angenehme Temperaturen. Als ersten Nationalpark besuchen wir
den Yosemite-NP. Er liegt in nicht allzu grosser Entfernung von San Fransisco und
wird deshalb entsprechend gut besucht. Die Hauptattraktion hier sind die hohen
Granitwände auf welchen sich zahllose Kletterer versuchen. Uns wird schwindlig,
alleine vom Zuschauen.
Die Strasse steigt zu einem Pass auf knapp 3000 Metern
Höhe. So hoch waren wir mit dem Brummi seit Ladakh nicht mehr. Dann folgt eine
steile Abfahrt hinunter zum Mono Lake, wobei die Bremsen vom Wohnmobil von
Janine und Rafi fast zum Glühen kommen.
Der Mono Lake ist ein Salzsee, der
beinahe ausgetrocknet wäre, weil fast alle Zuflüsse des Sees für die
Wasserversorgung von Los Angeles umgeleitet wurden. Dank engagierten
Umweltschützern ist diese Gefahr nach einem langen Kampf nun abgewendet. Aber
es wird noch mindestens 20 Jahre dauern
bis der See wieder seine ursprüngliche Grösse erreicht hat. In Ufernähe stehen
Salzsäulen, die durch kalziumhaltige Quellen entstehen. Einen weiteren
Abstecher machen wir zur Ghost Town Bonie, einer verlassenen Goldgräberstadt in
der Wüste. Durch das trockene Klima und die Abgeschiedenheit ist viel aus der
alten Zeit erhalten geblieben.
Holzhäuser säumen die Hauptstrasse, alles ist noch
vorhanden – Kirche, Hotel, Schule, Werkstätte und sogar die Klohäuschen im
Garten hinter jedem Haus. In den Häusern stehen Möbel und Haushaltsgegenstände,
so als ob die Bewohner erst gestern ausgezogen wären. Nur eine dicke
Staubschicht lässt ahnen, dass seither schon fast 100 Jahre vergangen sind.
Alles ist noch da, nur die Stoffe und Matratzen haben die Mäuse zerfressen. In
der Schule ist die Tafel noch mit Aufgaben für die Schüler beschriftet. Schwere
rostige Bergbaumaschinen stehen verlassen im Gelände. Wir fragen uns, wie man
sie mit den damals vorhandenen Mittel überhaupt hierher gebracht hat. Sogar
eine Tankstelle mit antiken Zapfsäulen ist vorhanden. Leider wird meiner Bitte,
den Brummi vor dieser Kulisse zu fotografieren, abgelehnt. „Dazu braucht es
einen Spezialpermit, die Erledigung dauert mindestens zwei Wochen“, teilt mir
eine Rangerin mit. Und natürlich ist sie „sorry“.
Und dann wird es
heiss, wirklich heiss, wir fahren ins Death Valley, in das Todestal.
Bekanntlich ist es einer der heissester Orte auf der Welt, was wir auch bald zu
spüren bekommen. Mit jedem Meter den wir tiefer kommen, steigt die Temperatur.
Eigentlich darf man hier mit einem gemieteten Wohnmobil nicht fahren (man ist
im Falle eines Falles nicht versichert), doch Janine und Rafi möchten sich
diesen Nationalpark nicht entgehen lassen. Uns gegenüber haben sie den Vorteil
einer Klimaanlage im Auto, auch wenn empfohlen wird, diese bei Steigungen
auszuschalten, um den Motor vor Überhitzung zu schützen. Wir aber müssen leiden.
Im Vergleich dazu war es in Iran oder Rajastan mit 40 – 44 Grad noch moderat.
Unsere Hauptbeschäftigung ist Trinken.
Die Sonne prallt unbarmherzig auf uns
herab und kein Windhauch rührt sich. Das alles hält Romy von der Suche nach
guten Fotomotiven nicht ab, aber als sie mit hochrotem Kopf zum Auto
zurückkehrt, nahe am Kollaps, hat auch sie genug. Wir passieren den Schild „Sea
Level“ und die Strasse senkt sich noch weiter. Bei „Badwater“, dem tiefsten
Punkt des Tales, zeigt der GPS 83 Meter unter dem Meeresspiegel. So tief waren
wir auf unserer bisherigen Reise noch nie. Zu den heutigen Rekorden kommt noch
die Temperatur: das Thermometer zeigt am Nachmittag 51,2 Grad. Nur die
Landschaft belohnt uns für diese Strapazen. Sanddünen, farbenprächtige Hänge und
Canyons, Berge und Salzebenen. Eigentlich wäre hier wandern angesagt, aber bei
dieser Hitze wäre das purer Leichtsinn. Die Parkverwaltung warnt eindringlich
davon ab. Der Name – Death Valley – geht auf eine Gruppe Siedler zurück, die
eine Abkürzung auf dem Weg nach Kalifornien suchten und nur mit grösster Mühe
und immensen Verlusten dem Tode entronnen sind.
Nicht weit von
diesem unwirtlichen Ort liegt Las Vegas. Dort glitzern nicht die Salzflächen in
der Sonne sondern die Fassaden der modernsten Hotels - wie eine Fata Morgana in
der Wüste. In einem solchen Palast werden wir nun ein paar Tage wohnen. Es
heisst Luxor und ist in Form einer riesigen Pyramide gebaut, der Eingang liegt
zwischen den Pranken einer übergrossen Sphinx. Alles ist im altägyptischen Stil,
oder was sich die Amerikaner darunter vorstellen, eingerichtet. Wie gross das
Hotel ist zeigt die Tatsache, dass es 6500 Zimmer hat. Der Mittelpunkt ist, wie
bei jedem Hotel in Las Vegas, ein Kasino mit schier unendlichen Reihen von
Spielautomaten.11‘000 Quadratmeter misst die Spielhölle. Wir bekommen eine
Suite im 21.-sten Stockwerk mit zwei Zimmern und einem Whirlpool (mitten im
Schlafzimmer) mit Aussicht auf die Stadt - wir, die sonst nur ein paar
Quadratmeter im Brummi bewohnen! Die Zimmerpreise in Las Vegas sind relativ günstig,
denn damit ködert man die Leute für die Spielkasinos. Es war ein Geschenk von
Janine und Rafi, noch einmal herzlichen Dank für diesen Hauch von Luxus.
Am Abend geht es
auf die Piste, die hier Strip heisst, eine Strasse, besser gesagt ein
Boulevard, gesäumt von den feinsten Hotels. Es gibt ein Viertel das Venedig
nachempfunden ist, natürlich fehlt der Markus Platz nicht, ein anderes, das wie
ein Stück Paris - inklusive Eiffelturm, aussieht. Auch New York mit der Freiheitstatue
fehlt nicht. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Uns hat aber am
besten das Bellagio mit einem grossen künstlichen See gefallen. Alle15 Minuten
kann man hier zum Takt der Musik wunderschön arrangierte Wasserspiele bewundern
- wirklich einmalig. Und das alles mitten in der Wüste. In den unzähligen
Casinos rollen die Dollars, aber alles geht sehr gesittet und ordentlich zu.
Auch wir lassen die Dollars rollen, allerdings nicht beim Spiel, sondern in der
Luft. Alle zusammen fliegen wir mit einem Hubschrauber über den Hoover Damm,
Lake Mead und Grand Canyon. Tief im Canyon landen wir sogar und es wird uns ein
Apéro mit Sekt offeriert. Etwa so wie Romy mit Vorliebe sagt: „Nobel muss die
Welt zugrunde gehen“. Ja, man leistet sich ja sonst (fast) nichts.
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