Ohne reich geworden
zu sein (aber auch nicht viel ärmer), verlassen wir Las Vegas. Die weitere
Strecke hat Janine geplant, mit dem Ziel, in ihren drei Wochen Ferien möglichst
viel zu sehen. Wir hätten allerdings eine etwas langsamere Gangart vorgezogen. Zuerst
geht es zum Zion Nationalpark. Seine mächtigen Felswände imponieren uns schon
vom Weiten. Der Park selber ist für den privaten Verkehr Tabu, im Inneren
verkehren Shuttle Busse. Nur die Durchgangstrasse im Süden ist befahrbar. Aber auch
nicht ohne Einschränkungen, denn es gibt unterwegs einen niedrigen Tunnel. Deshalb
müssen hohe Fahrzeuge in der Mitte der Strasse fahren, was natürlich eine
Einbahnverkehrsführung bedingt. Um den Verkehr zu regeln, könnte man einfach
Ampeln aufstellen - wie sie an den Baustellen üblich ist, denken wir. Nicht
aber hier, hier wird jedes Ende des Tunnels von einer Person überwacht. Der
Fahrer des letzten Fahrzeuges, das in die freigegebene Richtung fährt, bekommt
einen Stab, wie bei einem Staffellauf. Diesen gibt er auf der anderen Seite ab,
damit dort die Aufsichtsperson den Verkehr in die andere Richtung freigeben
kann. Dieser Service kostet dann pro Fahrzeug mit Überhöhe 15 Dollar.
Unser nächster
Nationalpark ist der Bryce Canyon. Für uns ist es der schönste Park überhaupt.
Unglaublich, was die Kraft der Erosion für eine Schönheit erschaffen kann. An
den unzähligen Türmen, weiss und in allen Schattierungen von Rottönen, können
wir uns kaum satt sehen. Es gibt kaum Worte mit der man die Szenerie beschrieben
kann – einfach spektakulär.
Eine lange Fahrt
bringt uns zum Antelope Canyon. Lang ist sie deshalb, weil wir einen weiten Umweg
nehmen müssen. Es gibt zwar eine viel kürzere Strecke über die Berge. Vom
Befahren mit grossen Wohnmobilen wird aber dringend abgeraten. Als eine Art Entschädigung
finden wir auf dem Umweg eine deutsche Bäckerei mit zwar sündhaft teurerem,
aber köstlichem Brot. Den Colorado Fluss überqueren wir auf einer grossen
Brücke bei einem Staudamm, der den Colorado zum Lake Powell staut. Das
türkisfarbene Wasser bildet einen unglaublichen Kontrast zu umliegenden
Wüstengegend.
Der Antelope
Canyon liegt auf dem Gebiet der Navajo Indianer und war bis vor kurzer Zeit ein
Geheimtip. Es ist mehr ein Tunnel als ein Canyon, von Wasserfluten tief in dem
roten Felsen ausgewaschen und er darf nur in der Trockenzeit betreten werden.
Ab und zu fällt ein Sonnenstrahl in die Tiefe - gleich einem Scheinwerferlicht.
Nachdem der „National Geographic Magazin“ die ersten märchenhaften Bilder
veröffentlich hat, kommen immer mehr Touristen. Weil unsere Fotografinnen
mindestens so gute Bilder machen wollen, buchen wir hier eine Foto-Tour. Zwar
kostet sie etwas mehr, dafür haben wir genug Zeit und es laufen uns nicht
ständig fremde Leute vor die Kamera. Unsere kleine Gruppe besteht aus fünf
Personen, geführt von einem Navajo Guide, der selber ein engagierter Hobbyfotograf
ist und uns zahlreiche Tips gibt. Als wir wieder ans Tageslicht kommen sind die
Speicherkarten voll.
Viele Bilder gibt
es auch beim nächsten Halt, bei „Horse Shoe Bend“, einer Biegung des Colorado Flusses,
die wie ein perfektes Hufeisen geformt ist, daher auch der Name.
Und auch im
Monument Valley gibt es Motive in Hülle und Fülle. Eine ruppige Piste, voll mit
Schlaglöchern und Steinen, führt 17 Meilen durch das Tal. Das Wohnmobil muss
auf dem Parkplatz bleiben, für Brummi ist die Piste aber kein Problem. Die
Landschaft ist hier fantastisch, so stellt man sich den Wilden Westen vor. Hier
wurden schon etliche Western Filme gedreht, mit John Wayne und vielen anderen.
Auch der Marlboro Mann aus der Zigarettenwerbung ist hier zu Hause.
Ungern verlassen
wir diese Gegend, aber Janines Reiseplan ist unerbittlich. Das letzte
gemeinsame Ziel ist der Grand Canyon Nationalpark. Es gilt als eine der grössten
Sehenswürdigkeit in den USA überhaupt. Entsprechend gross ist der Andrang und es
ist schwierig hier ohne rechtzeitige Reservation einen Platz im Camping zu
bekommen. Wir haben aber Glück und können drei wunderschöne Tage im Park
verbringen. Nur der starke Wind macht den Aufenthalt nicht immer angenehm. Er
ist auch der Grund für ein allgemeines Feuerverbot. So landen die Steaks in der
Bratpfanne und nicht auf dem Grill, wie wir es gerne hätten. Nur ein kleiner
Teil des Parks darf mit dem eigenem Auto erkundet werden, auf den übrigen
Strecken fahren Shuttle Busse. Und der Canyon selber? Er ist gewaltig, unvorstellbar
gross und schön. Aber das sind nur Worte, man muss die Dimension erlebt haben.
1600 Meter unter uns glitzern die Stromschellen des Colorados in der Sonne. Wir
wandern immer wieder ein Stück oben auf der Kante und schauen mit Respekt
hinunter. Leider sind wir nicht alleine, hier sind wörtlich Menschenmassen
unterwegs. Oft kann der Shuttle Bus die Leute gar nicht alle aufnehmen. Das ist
aber nicht so schlimm, denn in zehn Minuten kommt schon der nächste.
Und dann kommt
der letzte gemeinsame Tag, der Tag des Abschieds. Janine und Rafi machen das
Wohnmobil startklar. Sie fahren nun auf dem schnellsten Weg nach Los Angeles
zurück, um das Auto abzugeben und sich in aller Eile noch die Stadt anzuschauen,
bevor sie nach Hause fliegen. Wir bleiben noch einen Tag länger hier. Es war
eine schöne Zeit mit ihnen. Es fällt schwer Adieu zu sagen. Einige Tränen fliessen,
denn es werden Monate vergehen, bis wir uns wiedersehen. Rafi gibt Gas, wir
winken, das Ungetüm von Wohnmobil verschwindet hinter der nächsten Kurve. Ab jetzt
reisen wir wieder alleine. Vielen Dank liebe Janine und lieber Rafi für die
gemeinsame Zeit.
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