Am 27. Mai 2014, also in einer Woche, fliegen wir nach Los Angeles. Der Brummi wartet hoffentlich gut behütet auf uns. Alles andere im nächsten Beitrag, wir werden euch wie gewohnt informieren.
ON THE ROAD AGAIN... Romy und Miro unterwegs
2011 I...ETAPPE: Schweiz bis Nepal
2012 II..ETAPPE: Von Himalaja zum Mekong
2013 III.ETAPPE: Down Under
2014 IV.ETAPPE: Go West - USA und Kanada
2016 Antarktis, Osterinsel, Chile und Argentinien
2017 Südafrika
Dienstag, 20. Mai 2014
Freitag, 24. Januar 2014
Rettet den Brummi!
Es ist schon mehr
als ein Monat her, da haben wir in Australien den Brummi gefesselt in ein
Stahlgefängnis eingesperrt - in einen 40 Fuss Container. Anfangs Dezember wurde
dieser auf ein Containerschiff verladen und seitdem hat er den gesamten
Pazifikozean überquert. Am 2. Januar sollte er im Hafen von Los Angeles
eintreffen. Da es nun um seine Befreiung geht, starte ich (Miro) eine
Rettungsexpedition und fliege einen Tag später mit einem direkten Swiss Flug
dorthin. Ich bin nicht zu spät, da das Schiff drei Tage Verspätung hat. Das
überrascht mich aber nicht, schliesslich ist es schon unsere dritte
Verschiffung. Und jedes Mal waren Verspätungen und viel Stress angesagt und
diesmal wird es wahrscheinlich auch nicht anders sein. Aber ich sehe es
positiv, ich kann dabei neue Gegenden, wie zum Beispiel Long Beach mit dem
bekannten Passagierschiff „Queen Mary“, das wie die Titanic mit drei
Schornsteinen aussieht, kennenlernen. Auch ein russisches U-Boot liegt hier vor
Anker. Ich frage mich, wie dieses hierher geraten ist. Die Antwort ist aber
einfach – die Amerikaner haben es den Russen abgekauft. Nun kann man es gegen
Eintrittgeld besichtigen. Das Containerschiff mit Brummi muss auch irgendwo hier
im Hafen liegen, denn es ist heute am Sonntag eingelaufen. Wo es liegt, kann
ich aber nicht heraus finden. Der Handelshafen ist riesig und nicht einmal die
gebuchte Hafenrundfahrt bringt mich der Sache näher.
Nun ist aber der
Brummi da, meine Alpträume, vom über Bord gefallenen Container, haben sich zum
Glück nicht bewahrheitet. Jetzt kommt aber der US-Zoll ins Spiel und der lässt
sich Zeit – sehr viel Zeit, Tage vergehen ohne eine Nachricht. Der Agent tut
sein Bestes aber die Behörde lässt sich nicht hetzen. Alle möglichen Schikanen
und Komplikationen kommen mir in den Sinn, denn die Ämter sind bekanntlich
erfinderisch. Doch das einzige, was ich machen kann, ist warten. Vier Tage nach
der Ankunft des Schiffes kommt das erste Rauchzeichen. Spät am Abend bekomme
ich die Nachricht, dass der Zoll den Autoschlüssel haben möchte. Früh am Morgen
bringe ich das Gewünschte in den Hafen. Bald danach, oh Wunder, eine weitere
Nachricht, der Zoll hat die Inspektion abgeschlossen. Gefreut habe ich mich
aber zu früh, denn jetzt verlangt der Zoll für seine Tätigkeit Gebühren. Doch
mit dem Ausstellen der Rechnung lassen sich die Beamten Zeit. Freitagnachmittag
geht vorbei, am Wochenende wird sicher nicht gearbeitet. Also am Montag, vielleicht…
Ich nutze die
Zeit und fahre am Wochenende in die Stadt, oder wie es hier heisst nach
„downtown LA“. Um mich nicht mit der Weg- und Parkplatzsuche zu belasten, nehme
ich einen Metrobus, der freundlicherweise gleich neben meinem Motel eine
Haltestelle hat. Doch die Fahrt dauert nicht lange. An der übernächsten
Haltestelle meldet ein Passagier der Busfahrerin, im hinteren Teil des Buses befinde
sich ein herrenloser Rucksack. Sofort wird Alarm geschlagen und nach ein paar
Minuten sind vier Polizeiautos da. Wir müssen den Bus schleunigst verlassen und
in sicherer Entfernung auf einen Ersatzbus warten. Nach etwa 20 Minuten kommt
eine weitere Polizeieinheit an, die ausgerüstet mit Panzerwesten und begleitet von
einem Hund, sich sofort an die Untersuchung des verdächtigen Gepäckstückes
macht. Mehr kann ich nicht berichten - der Ersatzbus kommt an und wir fahren weiter.
In der Stadt
besichtige ich zuerst Hollywood mit dem „Walk of Fame“ und dem „Chinese
Theatre“ vor dem sich einige berühmte Filmdarsteller mit Fuss- und
Handabdrücken im frischen Beton verewigt haben. Laienschauspieler, gekleidet in
bekannten Filmkostümen, lassen sich gerne für ein paar Dollars mit und von Touristen
fotografieren. Später fahre ich in das Zentrum mit seinen vielen
Wolkenkratzern. Auffallend ist die „Walt Disney Concert Hall“ wegen der
besonderen Architektur aus Edelstahl. Das Zentrum LA macht einen etwas
verlassenen Eindruck, heute am Sonntag sind hier nur wenige Leute unterwegs.
Am Montag
passiert wiederrum nichts. Langsam werde ich nervös, denn in vier Tagen geht
mein Rückflug in die Schweiz. Am Dienstag wird mir dann endlich die Rechnung
für die Inspektion vom US Zoll präsentiert. Eigentlich nicht vom Zoll, denn die
Inspektion macht eine von der Regierung autorisierte Privatfirma im Auftrag der
Zollbehörden. Ich traue meinen Augen nicht, sie verlangen für die Untersuchung
sage und schreibe 1300 US$ - unglaublich aber wahr. Nun bleibt mir nichts
anderes übrig als zu zahlen, sonst wird das Auto nicht frei gegeben. Wer „A“
sagt, muss auch „B“ sagen, ist der Kommentar von Romy als ich ihr von dieser
Forderung erzähle. Da muss ich in den saureren Apfel beissen. Genau 9 Tage nach
der Ankunft des Schiffes fahre ich den Brummi von der Spedition zum Motel. Es
sind die ersten Kilometer oder besser gesagt Meilen auf den Strassen Amerikas. Später stelle ich fest, dass der Zoll das
Waschpulver, das wir von Australien noch im Bus haben, konfisziert hat. Nur die
leere Packung ist noch da. Sicher ist sicher, es könnte ja „sugar“ sein, haben
sie sich wohl gedacht.
Die restlichen
Tage bis zu meinem Rückflug in die Schweiz verbringe ich mit kleinen Unterhaltsarbeiten
am Auto. Dann bringe ich den Brummi in eine Lagerhalle. Dort wird er,
hoffentlich gut behütet, darauf warten, bis es etwa im Mai heisst: „On the Road
Again“.
Mittwoch, 15. Januar 2014
Warum Seidenstrasse?
„Warum heisst euer
Projekt immer noch Seidenstrasse, wenn ihr doch schon längst auf einem anderen
Kontinent seid“, werden wir ab und zu gefragt. Hier der kurze Versuch einer
Erklärung. Die ersten zwei Jahre sind wir wirklich auf der legendären
Seidenstrasse gereist. Sie führte bekanntlich im Mittelalter von China nach
Europa - mit vielen Verzweigungen. Auf ihr wurde neben anderen kostbaren Gütern
Seide transportiert. Darum hat sich später der Name „Seidenstrasse“
eingebürgert. Zwei Jahre planten wir dort unterwegs zu sein, wo schon Marco
Polo seine Fussstapfen hinterlassen hat. Romy verdächtigt mich, dass ich schon
immer mehr im Sinn hatte, das stimmt aber nicht. Klar geisterte in meinem
Hinterkopf herum, es wäre „nice to have“ noch ein wenig mehr zuzulegen, jeder
hat ja schliesslich seine Träume. Richtig ist aber, dass ich es dem Brummi
überlassen habe, ob er es schafft. Er hat sich sehr tapfer gehalten und so
stand einer Weiterfahrt eigentlich nichts im Weg. Übrigens, als wir letztes Jahr
die Reise in Australien beendet haben, stand er noch immer fest mit allen vier
Rädern im Leben.
Klar, könnte man
einwenden, wir hätten den Namen ändern können. Wir fanden es aber nicht
abwegig, den Namen „Seidenstrasse“ bei zu
behalten. Denn hätte Marco Polo damals gewusst, dass es neben Europa und Asien
noch Australien und Amerika gibt, wäre er sicher auch dorthin gereist, davon
sind wir überzeugt. Und dann würde im Buch von seinen Reisen weit mehr stehen
als es heute der Fall ist. Ausserdem haben wir gefunden, dass der Name
„Seidenstrasse“ irgendwie geheimnisvoll
klingt. Und wir hoffen, ihr findet das auch.
Und jetzt die
gute Nachricht: Heute, neun Tagen sind es her seit der Brummi im Hafen von Los
Angeles angekommen ist, konnte ich ihn in Empfang nehmen. Wie es dabei hin und
her ging wird im nächsten Blog stehen.
Dienstag, 3. Dezember 2013
Alles hat ein Ende ???
Bevor wir
Tasmanien verlassen, möchten wir noch ein sonderbares Tier näher kennenlernen.
Wir haben Stunden in verschiedenen Nationalparks verbracht, still sitzend an
Wasserlöchern und Bächen, wo sich dieses Tier laut Parkverwaltung aufhalten
sollte. Vergeblich, wir haben kein einziges gesehen. In Tasmanien sollte dies
möglich sein, allerdings leider nicht in der freien Natur, sondern in einer
Aufzuchtstation.
Diese befindet sich nicht sehr weit von einem Grindelwald
entfernt (ja, diesen Ortsnamen gibt es in Tasmanien auch). Da fahren wir nun
also hin. Das besondere Tier heisst Platypus, auf deutsch Schnabeltier. Es ist
eine der sonderbarsten Mischungen, die die Natur je zustande gebracht hat. Den Entdeckern
kam sie wie ein zoologischer Scherz vor. Das warmblütige, felltragende Tier
sammelt mit seinem Entenschnabel Nahrung unter Wasser, schwimmt mit Hilfe der
Schwimmhäute an den Füssen und steuert mit seinem Biberschwanz. Die Männchen
sind mit einem Giftzahn ausgestattet. Die Weibchen legen wie Echsen Eier, die
Jungen werden aber mit Milch aufgezogen. Einige Wissenschaftler betrachten den
Platypus als „Prototyp“ der Säugetiergattung. In der geschlossenen Anlage, wo
die Tiere in riesigen Aquarien leben, können wir sie sehr gut beobachten und
zwar auch unter Wasser, was in der freien Natur nicht gut möglich wäre. Eine
junge Frau, die, wie es scheint, in diese Tiere richtig vernarrt ist, führt uns
durch die Anlage und erzählt uns viel Interessantes über diese Lebewesen und
auch über Echidnas (Schnabeligel), die wir in der freien Natur aus nächster
Nähe öfters beobachten konnten.
Nun ist es aber
Zeit Tasmanien zu verlassen. Die Überfahrt ist sehr ruhig und am Morgen des
nächsten Tages sind wir zurück in Melbourne.
Und es ist wieder einmal sehr
heiss, das Thermometer zeigt 36 Grad, so dass wir nach den kalten Tagen in
Tasmanien richtig ins Schwitzen kommen. Das ändert sich aber schlagartig, am
zweiten Tag haben wir nur gerade noch 15 Grad. Wie uns die Eiheimischen
berichten, sind solche Temperatursprünge in Melbourne ganz normal und kommen
oft vor. Wir sind froh, dass wir alle Arbeiten am Auto am ersten Tag erledigen
konnten: den Brummi gründlich waschen, aufräumen und alles packen was wir nach
Hause mitnehmen wollen. Ja, traurig aber wahr, unser Aufenthalt in Australien
geht zu Ende.
Der Brummi wird wieder in einen Container gefahren und fest verschnürt,
die schwere Tür geht zu und wird versiegelt. Ob und wann wir ihn wiedersehen?
Romy hält noch die Container- und Siegelnummer mit ihrer Kamera fest, für alle Fälle.
Aber eigentlich ist es für uns bereits Routine, es ist ja schon die dritte
Verschiffung.
Zwei Tage bleiben
uns noch um Melbourne zu erkunden. Rund um die Innenstadt können wir kostenlos
mit einem Oldtimertram fahren. Wir bewundern den sehr schönen Botanischen
Garten und das Stadion, wo Roger Federer seine Erfolge beim Melbourne Open
feiern konnte.
Zu besichtigen gibt es weiter noch ein paar historische Gebäude,
China Town, Captains Cook Geburtshaus, das man in Einzelsteine zerlegt aus
England gebracht hat und die riesigen Markthallen vom Victoria Market, wo wir
noch die letzten Souvenirs erstehen.
Dann fliegen wir
wieder, ganze 25 Stunden lang über Doha nach Zürich. Das sind die längsten
Stunden unserer Reise. Übermüdet kommen wir an. Wir sind wieder zu Hause. Und
der Brummi? Habe ich es noch nicht gesagt? Er wird nach Nordamerika verschifft.
Wir haben uns entschieden, unsere Seidenstrasse dorthin zu verlängern. Im
nächsten Jahr, Fortsetzung folgt……..
Montag, 25. November 2013
Reif für die Insel
Nach fast sechs
Monaten in Australien sind wir reif für die Insel. Ja gut, aber welche? Es gibt
eine im Süden die auch zu Australien gehört, sie heisst Tasmanien. Gesagt,
getan. Per Internet haben wir die Fähre von Melbourne nach Devonport gebucht.
.
Tasmanien ist ein australischer Bundesstaat, deshalb ist diese Strecke ein Teil
des nationalen Strassennetzes und wird folglich von der Regierung
subventioniert. Darum ist die Passage relativ billig, aber nur für das Auto,
für Passagierkabinen werden volle Preise verlangt. Und da die Fähre über Nacht
fährt, ist eine Kabine natürlich sehr bequem.
Unser erster
Eindruck, nachdem wir früh am Morgen die Fähre verlassen haben: Tasmanien
erinnert uns an die Schweiz - oder haben wir schon Heimweh? Auf alle Fälle ist
es anders als das Festland, wie man hier das übrige Australien nennt. Es ist
grün, sehr grün, es hat Hügel, hohe Berge und malerische Seen, gesäumt von
ausgedehnten Wäldern. Aber vor allem ist es viel kleiner, da brauchen wir nicht
Hunderte von Kilometern von einem Ort zum anderen zu fahren. Bekanntlich kommt aber
das Grün nicht von ungefähr, es grünt nur dank dem häufigen Regen - weshalb wir
wieder an die Schweiz denken.
Tasmaniens Ursprung
beruht auf einer englischen Sträflingskolonie, davon zeugen heute noch Ruinen
von Gefängnissen und Militärunterkünften. Port Arthur war eine der ersten
Niederlassungen auf der Insel. Eigentlich konnten sich die Strafgefangenen auf
der Insel relativ frei bewegen, denn eine Flucht war nicht gut möglich. Nach
Port Arthur aber kamen solche, die sich zusätzlich in australischen Kolonien etwas
zu Schulde kommen liessen, also Wiederholungstäter waren. Es war eines der
grausamsten Gefängnisse überhaupt. Auf einer Halbinsel gelegen, war die
Bewachung relativ einfach. Die Verbindung zum übrigen Land bildet eine schmale
Stelle, kaum 100 Meter breit. Sie wurde von bissigen Kettenhunden bewacht, hier
kam kein Mann durch.
Das Areal ist heute ein historischer Park. Von vielen
Gebäuden aus der damaligen Zeit stehen noch die Aussenmauern, andere, wie das
Isolationsgefängnis, wurden aufwendig rekonstruiert. Dort können wir
nachfühlen, unter welchen erbärmlichen Bedingungen die Sträflinge damals leben
mussten. Sogar ihre Essensrationen kann man als Modelle aus Plastik
begutachten. Viel war es nicht obwohl die Männer den ganzen Tag schwer schuften
mussten. Sie durch Arbeit und Gehorsam zu besseren Menschen zu formen, war die
Aufgabe des Kommandanten und seinen Soldaten. Auch heute noch strahlt dieser
Ort etwas Beklemmendes und Bedrückendes aus. Der Dauerregen bei unseren Besuch
verstärkt diese Stimmung zusätzlich.
Szenenwechsel:
Die Hauptstadt Tasmaniens heisst Hobart und es ist eine fröhliche, lebendige
Stadt. Ausser einigen Bauten aus der Kolonialzeit und der imposanten Brücke gibt
es allerdings nicht viel zu bewundern. Doch heute scheint die Sonne, die
Menschen geniessen das schöne Wetter und das Leben pulsiert in der Stadt. Im
Hafen liegen Fischerboote vor Anker, einige verkaufen ihren Fang gleich vom
Boot aus. Ein Muss gibt es allerdings für jeden Besucher, die Fahrt auf den
Mount Wellington, den Hausberg von Hobart. Die Fahrt ist nicht ohne - eine schmale
Strasse führt in etwa 22 Kilometer von Null auf mehr als 1200 Meter. Vom Gipfel
aus bietet sich eine fantastische Aussicht, natürlich nur dann, wenn sie nicht
in Wolken gehüllt ist. Und das ist mehr als oft der Fall. Doch diesmal haben wir
Glück.
Wie im übrigen
Australien gibt es in Tasmanien auch viele schöne Nationalparks. Zwei davon
möchten wir erwähnen. Den Cradle Mountain National Park haben wir zuerst
besucht. Er ist der bekannteste und am meisten besuchte Nationalpark hier. Das
hat leider auch Folgen, man muss das Auto stehen lassen und einen Zubringerbus
benutzen, um in den Park zu gelangen. Der Bus hat mehrere Haltestellen, man
kann beliebig aussteigen, etwas anschauen oder wandern und dann wieder in den
nächsten Bus zusteigen. Doch die meisten Touristen fahren nur zum Dove Lake.
Auf seiner Wasseroberfläche sollen sich die hohen Berge mit einigen
Schneefeldern und dem blauen Himmel spiegeln. Diese Szenerie macht den Park so
beliebt. Leider wird meine Fotografin enttäuscht, der Himmel ist heute grau und
von einer Spiegelung kann keine Rede sein.
Bei der anschliessenden Wanderung wird
Romy mehr als entschädigt, wir haben Glück als ein Teufel unseren Weg kreuzt. Keine
Angst, nicht der Leibhaftige, sondern der Tasmanische Teufel. Dieses Tier haben
wir bis jetzt nur tot, überfahren am Strassenrand gesehen. Nun hat Romy gerade
noch Zeit genug den Auslöser zu drücken bevor das sonderbare Tier im Gebüsch
verschwindet.
Der zweite
Nationalpark heisst Freycinet Peninsula National Park und liegt im Osten am
Meer. Dort befindet sich die berühmte Wineglass Bay, oder wie sie unser Reiseführer
beschreibt: „der traumhafte Sandstreifen ist einer der fotogensten Strände der
Welt“. Wir haben uns keinen guten Tag dafür ausgesucht, die Wolken hängen sehr
tief und es regnet ohne Unterbruch, begleitet von starkem Wind. Doch so leicht
wollen wir uns nicht geschlagen geben. Wir bleiben hier im Camping über Nacht und
hoffen inbrünstig, dass es am Morgen etwas besseres Wetter gibt. Und wirklich,
in der Nacht hört der Regen auf, doch leider ist der Himmel immer noch grau. „Du
wirst sehen, bald ist der Himmel blau“, sage ich Romy, als wir den Wanderweg
unter die Füsse nehmen. Es geht steil nach oben, viele, viele Stufen sind es bis zum Aussichtspunkt, von
wo aus man die Bucht überblicken kann. Sie ist traumhaft, ohne Frage, doch die
Sonne fehlt. Romy ist ein wenig verstimmt und ich denke mir: „Man soll sich hüten,
einer Frau das Blaue vom Himmel zu versprechen.
Freitag, 15. November 2013
Outback ade
Im australischen
Outback gibt es viele berühmte Tracks, also Pisten, die durch unbewohnte
Wüstengebiete führen. Von einigen, wie zum Beispiel der Canning Stock Route,
können wir nur träumen. Da wäre der Brummi eindeutig überfordert und er würde
nach ein paar hundert Kilometer auseinander brechen oder für die Ewigkeit im
Sand begraben bleiben. Aber es gibt auch Pisten, wo wir mithalten können, einige
davon haben wir bereits befahren. Nun nehmen wir einen Klassiker, einen bekannt
– berüchtigten Track unter die Räder, den Oodnadatta Track. Er führt entlang
der alten, heute aufgegebenen Eisenbahnlinie, 615 Kilometer von Marla nach
Marree. Die Piste ist nicht besonders schwierig zu befahren, nur die nicht
enden wollenden Bodenwellen (auch Wellblech genannt) machen das Fahren zu einer
Tortur für Mensch und Material. Ausserdem ist der Track mit spitzigen Steinen
übersät, was dann auch zu unserem ersten platten Reifen in Australien führt.

Die Piste führt weiter
entlang der ersten Telegrafenverbindung und der am Anfang erwähnten ersten
Eisenbahnlinie von Port Augusta nach Alice Springs. Für die neue Zugsverbindung
hat man eine andere Linienführung gewählt. Die alte Bahntrasse ist noch gut
erkennbar, man hat zwar die Geleise abmontiert, doch immer noch liegen die
Schwellen herum und einsame Brücken stehen teilweise eingestürzt in der
Landschaft. Weitere Überbleibsel sind einige Quellen, die man damals für die
Wasserversorgung der Dampflokomotiven bohren musste. Heute versorgen sie die
Reisenden mit Wasser und in einigen kann man sogar im warmen Nass aus dem Erdinneren
baden. Obwohl sich hier die Wüste ausbreitet, ist eigentlich eine riesige Menge
Wasser vorhanden. Allerdings nicht an der Oberfläche, sondern sehr tief im
Untergrund. Dort befindet sich das Grosse Artesische Becken, ein unterirdisches
Speicherbecken, das nur an wenigen Stellen angezapft wird. An der Oberfläche breitet
sich ein anderer See aus, der Lake Eyre. Die meiste Zeit ist er allerdings ohne
Wasser – als riesige, blendend weisse Fläche aus Salz erstreckt sich bis zum
Horizont. Er ist der sechstgrösste See der Welt.
Wir besuchen noch
die Nationalparks Gammon Ranges und Flinders Ranges, dort haben uns die
Gelbfusskänguruhs am besten gefallen.
Sie können unglaublich in den Felsen
klettern. Dann ist das Outback schon wieder hinter uns, unendliche
Getreidefelder begleiten uns links und rechts der Strasse, bis wir bei Morgan
den Murray River erreichen. Der Murray River mit einer Länge von 2700 km ist
eine Ausnahmeerscheinung in Australien. Der schmale Streifen entlang des
Flusses zählt dank dem ständigen Sonnenschein und den ausgeklügelten
Bewässerungsanlagen zu den produktivsten Gegenden für die Landwirtschaft.
Das
satte Grün der Obstplantagen und Weinberge wirkt auf uns, nach der trockenen
Einöde des Outbacks, fast surreal. Früher war der Fluss der einzige Verkehrsweg
in dieser Gegend. Hunderte von Schaufelraddampfer brachten Versorgungsgüter ins
Landesinnere und die Erzeugnisse der Farmen, hauptsächlich Schafwolle, zu den
Häfen an der Küste. Mit dem Aufkommen der Eisenbahn und neuen Strassen ist der
Schiffstransport zum Erliegen gekommen. Nur noch wenige dieser Dampfer fahren
auf dem Fluss und sie befördern Touristen. Auch wir sind an Bord eines solchen,
noch mit Holz beheizten, Schaufelraddampfers unterwegs und können für ein paar
Stunden nachfühlen, wie es damals war, in den guten alten Zeiten.
„Jetzt aber noch
einmal ins Outback, bevor wir endgültig zur Küste fahren“, haben wir uns in
Mildura gesagt und sind zum Mungo Nationalpark gefahren. Dieser Park gehört zum
Weltkulturerbe der UNESCO. Der Grund dafür sind die ältesten erhaltenen
Menschenfussabdrücke überhaupt. Damals, vor etwa 60‘000 Jahren, ist eine
Menschengruppe über frischen Lehm gelaufen. Der Lehm trocknete aus und der Wind
bedeckte die Spuren mit dem Sand der Wanderdünen. Erst unlängst gab der Sand sie
wieder frei und die Wissenschaftler konnten sie datieren. Die Fussabdrücke kann
man leider nicht besichtigen, denn sie sind sehr fragil und die Erosion würde
sie in ein paar Jahren vollkommen zerstören. Darum hat man sie wieder mit Sand
bedeckt, bis es eine verlässliche Konservierungsmethode gibt. Aber wegen diesen
Fussabdrücken sind wir nicht die 120 km jämmerliche Staubpiste gefahren, sondern
wegen den Wanderdünen, der Landschaft aus ausgetrockneten Seen und der
Tierwelt. Das bekannteste Wahrzeichen des Parks sind die „Walls of China“, spektakulär
vielfarbige, durch Wind und Wetter geschliffene Sanddünen. Wir können noch
einmal die Abgeschiedenheit des Outbacks und den nächtlichen Himmel mit
Abermillionen von Sternen geniessen. Und natürlich auch die Hitze - samt den
lästigen Fliegen.
Wie der Titel es
andeutet – es geht nun zur Küste nach Melbourne und dann mit der Fähre nach
Tasmanien. Der Weg ist aber noch lang. Unterwegs besuchen wir wieder einige
Nationalparks, unter welchen der Grampians Nationalpark besonders hervorzuheben
ist. Aus der Ebene erheben sich plötzlich schroffe Berge, Wasserfälle stürzen
sich von den Felsen, Schluchten und Felsenlandschaften laden zum Wandern ein. Nach
über fünf Monate in Australien entdecken wir immer wieder Neues, seien es
Landschaftsformen, grüne Wiesen mit fast Hundert weidenden Känguruhs oder ein
Eulenpaar auf einen Baum.
Unser letztes
Ziel vor Melbourne heisst Ballarat. Hier hat man im Jahr 1851 grosse
Goldvorkommen entdeckt, was einen immensen Goldrausch zu Folge hatte. Nun sind
die Goldadern längst erschöpft und die Stadt lebt von und mit dieser grossen
Vergangenheit. Viele prächtige Bauten aus dieser Zeit sind im Stadtzentrum zu
bewundern und auf dem Sovereign Hill hat man eine Goldgräberstadt nachgebaut,
in der das Leben von damals zelebriert wird. Die Angestellten tragen Kleider
aus dieser Zeit, eine Pferdekutsche fährt die Hauptstrasse hoch, verschiedene
Handwerker zeigen ihre Fertigkeiten, englische Kolonialsoldaten marschieren auf
und feuern mit ihren Vorderladern in die Luft. In den Bergwerken arbeiten
zischende Originaldampfmaschinen. Die Wohnhäuser sind liebevoll mit
viktorianischen Möbeln ausgestattet. Es ist eine Mischung aus Museum und
Vergnügungspark. Die Touristen freut es, nachdem sie den teuren Eintrittspreis
verschmerzt haben. Essen kann man dort natürlich auch. Es entzieht sich unserer
Kenntnis, ob das Menü auch den Gerichten von damals genau entspricht, eines
wissen wir aber mit Sicherheit – die Preise, die sind von heute.
Sonntag, 3. November 2013
Wieder im Outback
Wir fahren nun
wieder gegen den Norden bis Port Augusta. Die Weingebiete um Barossa- und Clare
Valley liegen hinter uns. Wir durchqueren jetzt Landstriche, wo nur eines
angebaut wird: Getreide. Schier unendliche Felder bis zum Horizont, alles nur
Getreide. Dazwischen stehen ein paar verbliebene Bäume. Wegen der wenigen
Niederschläge wird vor allem Weizen mit einem sehr kurzen Halm angebaut. Die Felder
sind jetzt gold-gelb und die Ernte hat gerade angefangen, riesige Mähdrescher ziehen
ihre Kreise. In jedem Dorf stehen, von weitem sichtbar und den mittelalterlichen
Burgen nicht unähnlich, Silos, wohin die Ernte eingefahren wird. Dieses Bild
setzt sich auch auf der Eyre Halbinsel fort. Wir sind aber nicht unterwegs, um
über die Fortschritte bei der Ernte zu berichten. Unser Ziel sind die
Nationalparks, die auch hier reichlich sind. Namentlich möchten wir die Lincoln
und Coffin Bay Nationalpark erwähnen, beide an der Küste gelegen, an der
Südspitze der Halbinsel. Unter den vielen Tieren dort haben wir auch einen uns unbekannten
Meeresbewohner gesehen und wir sind uns seitdem nicht einig, um was für ein
Tier es sich handelt.
Um zur richtigen Lösung zu kommen schreiben wir deshalb unter
unseren Lesern einen kleinen Wettbewerb aus. Wer kann uns helfen - was für ein
Tier ist auf dem nebenstehenden Bild? Unter den richtigen Antworten wird ein
Gewinner ausgelöst, der Hauptpreis ist eine gute Flasche Wein, natürlich aus
Australien. Auf eure Antworten sind wir gespannt.
Dann geht es in
den Gawler Ranges Nationalpark. Dieser Park muss unlängst errichtetet worden
sein, es gibt hier fast keine Infrastruktur wie in anderen Parks. Vielleicht
gerade deshalb fühlen wir uns hier wohl, denn hier ist alles noch ursprünglich.
Es ist für uns gar nicht wie in einem Park sondern wie in der wilden Natur.
Über einfache Pisten, die die Farmen miteinander und mit der übrigen Welt
verbinden, nehmen wir die Abkürzung zum Stuart Highway. Hier ist es schon zu
trocken um Getreide anzubauen, nur die Schafe fühlen sich in dieser Gegend wohl.
Da das Futter aber nur spärlich wächst, sind für ihre Haltung grosse Flächen
nötig. Die einzelnen Farmen haben oft Ausmasse einiger Schweizer Kantone.
Endlich ist die Rüttelei auf den unbefestigten Strassen vorbei, wir haben
wieder den perfekten Asphalt des Stuart Highway unter den Rädern - eine Wonne.
Diese Strasse verbindet den Süden mit dem Norden, sie ist eine der wichtigsten
Achsen Australiens. Doch wir verlassen sie bald wieder.
Das Land, das bis
jetzt flach, fast ohne Bäume und sehr wüstenhaft war, verändert sich plötzlich.
Immer mehr ist es mit Haufen von Erde übersät, die wie Minivulkane wirken. Es
sieht aus als ob riesige Maulwürfe hier ununterbrochen gewühlt hätten. Und es
sind wirklich Maulwürfe gewesen, allerdings in menschlicher Gestalt.
Wir nähern
uns Coober Pedy, der Opalstadt und die Erdhaufen sind der Abraum der
zahlreichen kleinen Bergwerke. Unter dem Boden wird nach Opalen gesucht. Durch
geschickte Gesetzgebung wurde es den grossen Gesellschaften praktisch
verunmöglicht, hier Bergwerke zu betreiben. Denn man kann hier nur ein
sogenanntes „Claim“ von 50 x 100 Meter registrieren lassen und höchstens drei
Mineure können zusammen eine Mine betreiben. Und nicht nur das, Opale sind eine
Glücksache. Die Geologen können zwar herausfinden, wo Opale vorkommen könnten.
Ob sie dort aber auch zu finden sind, steht auf einem anderen Blatt. Dazu
braucht es eine gute Nase und vor allem viel Glück. Man erzählt gerne
Geschichten von Männern, die nur mit einem T-Shirt nach Coober Pedy kamen und Millionäre
wurden. Es ist eines der letzten Abenteuer in unserer zivilisierten Welt. Schwer
ist es abzuschätzen, was die Motive der Männer und einigen Frauen sind, die in
diese Einöde ziehen. Aussicht auf Reichtum oder eine Sehnsucht nach einem
Leben, wo man noch seines Glückes eigener Schmied ist? Wir können es nur
vermuten. Die Bedingungen hier sind hart, jetzt sind die Temperaturen mit 40
Grad noch einigermassen erträglich, aber im Sommer erreicht die
Quicksilbersäule nicht selten 50 Grad und mehr. Es gibt zwar Maschinen, aber
die sind teuer, darum ist viel harte Handarbeit nötig. Im Moment macht die
Stadt eher einen etwas traurigen Eindruck, Häuser stehen zum Verkauf, viele
Geschäfte sind geschlossen. Für viele Mineure war die harte Arbeit mit einem
ungewissen Ausgang doch zu anstrengend und sie liessen sich durch die grossen
Bergbauunternehmen abwerben. In den Eisen- Kupfer- Uran- Gold- und anderen
Bergwerken herrscht Mangel an Arbeitskräften. Die grossen Firmen bieten
geregelte Arbeitszeit und guten, regelmässigen Lohn. Da haben natürlich viele
zugesagt. Die, die geblieben sind, mühen sich weiter ab und hoffen auf das
grosse Glück.

steigt eine hohe
Staubsäule zum Himmel
Typische sind hier
auch die „Dugouts“. Aus Not und wegen den hohen Temperaturen haben einige Leute
angefangen in den alten Bergwerkstollen zu wohnen. Dort herrscht das ganze Jahr
ein angenehmes Klima. Heute werden die unterirdischen Wohnungen mit einer
grossen Maschine aus dem Sandstein gefräst. Wir konnten einige besuchen. Alles,
ausser Tageslicht, ist dort, wie in einem normalen Haus, vorhanden. Die
Wohnungen sind modern eingerichtet, sogar ein unterirdisches Schwimmbecken
haben wir gesehen. Aber nicht nur Wohnungen, sondern auch Kirchen, Geschäfte
und Werkstätten gibt es hier unter der Erde.
Es gibt aber noch
mehr zu sehen in Coober Pedy. Kaum 30 km hinter der Stadt breitet sich eine
fantastische Landschaft aus, Breakaways genannt, die ihresgleichen sucht. Hügel
und Hänge mit allen möglichen Farben von Rot über Gelb bis Braun. Auch Schneeweiss
fehlt nicht. Hier wurden schon etliche bekannte Filme gedreht.
Ein Stück weiter stossen wir auf „Dingo Fence“, den Dingozaun. Es soll mit einer Länge von 5300 Kilometern der längste Zaun und gleichzeitig das längste menschliche Bauwerk der Welt sein – doppelt so lang wie die chinesische Mauer. Gebaut wurde er, um die Dingos am weiteren Vordringen nach Süden zu hindern. Während im Norden eher Rinder gehalten werden, die für die Dingos als Beute zu gross sind, sind es im Süden vorwiegend Schafe, die ein leichter Fang für die hungrigen Wildhunde wären. Es scheint, dass der Zaun seinen Zweck gut erfüllt, auf alle Fälle wird er gut unterhalten.
Ein Stück weiter stossen wir auf „Dingo Fence“, den Dingozaun. Es soll mit einer Länge von 5300 Kilometern der längste Zaun und gleichzeitig das längste menschliche Bauwerk der Welt sein – doppelt so lang wie die chinesische Mauer. Gebaut wurde er, um die Dingos am weiteren Vordringen nach Süden zu hindern. Während im Norden eher Rinder gehalten werden, die für die Dingos als Beute zu gross sind, sind es im Süden vorwiegend Schafe, die ein leichter Fang für die hungrigen Wildhunde wären. Es scheint, dass der Zaun seinen Zweck gut erfüllt, auf alle Fälle wird er gut unterhalten.
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