Wir fahren nun
wieder gegen den Norden bis Port Augusta. Die Weingebiete um Barossa- und Clare
Valley liegen hinter uns. Wir durchqueren jetzt Landstriche, wo nur eines
angebaut wird: Getreide. Schier unendliche Felder bis zum Horizont, alles nur
Getreide. Dazwischen stehen ein paar verbliebene Bäume. Wegen der wenigen
Niederschläge wird vor allem Weizen mit einem sehr kurzen Halm angebaut. Die Felder
sind jetzt gold-gelb und die Ernte hat gerade angefangen, riesige Mähdrescher ziehen
ihre Kreise. In jedem Dorf stehen, von weitem sichtbar und den mittelalterlichen
Burgen nicht unähnlich, Silos, wohin die Ernte eingefahren wird. Dieses Bild
setzt sich auch auf der Eyre Halbinsel fort. Wir sind aber nicht unterwegs, um
über die Fortschritte bei der Ernte zu berichten. Unser Ziel sind die
Nationalparks, die auch hier reichlich sind. Namentlich möchten wir die Lincoln
und Coffin Bay Nationalpark erwähnen, beide an der Küste gelegen, an der
Südspitze der Halbinsel. Unter den vielen Tieren dort haben wir auch einen uns unbekannten
Meeresbewohner gesehen und wir sind uns seitdem nicht einig, um was für ein
Tier es sich handelt.
Um zur richtigen Lösung zu kommen schreiben wir deshalb unter
unseren Lesern einen kleinen Wettbewerb aus. Wer kann uns helfen - was für ein
Tier ist auf dem nebenstehenden Bild? Unter den richtigen Antworten wird ein
Gewinner ausgelöst, der Hauptpreis ist eine gute Flasche Wein, natürlich aus
Australien. Auf eure Antworten sind wir gespannt.
Dann geht es in
den Gawler Ranges Nationalpark. Dieser Park muss unlängst errichtetet worden
sein, es gibt hier fast keine Infrastruktur wie in anderen Parks. Vielleicht
gerade deshalb fühlen wir uns hier wohl, denn hier ist alles noch ursprünglich.
Es ist für uns gar nicht wie in einem Park sondern wie in der wilden Natur.
Über einfache Pisten, die die Farmen miteinander und mit der übrigen Welt
verbinden, nehmen wir die Abkürzung zum Stuart Highway. Hier ist es schon zu
trocken um Getreide anzubauen, nur die Schafe fühlen sich in dieser Gegend wohl.
Da das Futter aber nur spärlich wächst, sind für ihre Haltung grosse Flächen
nötig. Die einzelnen Farmen haben oft Ausmasse einiger Schweizer Kantone.
Endlich ist die Rüttelei auf den unbefestigten Strassen vorbei, wir haben
wieder den perfekten Asphalt des Stuart Highway unter den Rädern - eine Wonne.
Diese Strasse verbindet den Süden mit dem Norden, sie ist eine der wichtigsten
Achsen Australiens. Doch wir verlassen sie bald wieder.
Das Land, das bis
jetzt flach, fast ohne Bäume und sehr wüstenhaft war, verändert sich plötzlich.
Immer mehr ist es mit Haufen von Erde übersät, die wie Minivulkane wirken. Es
sieht aus als ob riesige Maulwürfe hier ununterbrochen gewühlt hätten. Und es
sind wirklich Maulwürfe gewesen, allerdings in menschlicher Gestalt.
Wir nähern
uns Coober Pedy, der Opalstadt und die Erdhaufen sind der Abraum der
zahlreichen kleinen Bergwerke. Unter dem Boden wird nach Opalen gesucht. Durch
geschickte Gesetzgebung wurde es den grossen Gesellschaften praktisch
verunmöglicht, hier Bergwerke zu betreiben. Denn man kann hier nur ein
sogenanntes „Claim“ von 50 x 100 Meter registrieren lassen und höchstens drei
Mineure können zusammen eine Mine betreiben. Und nicht nur das, Opale sind eine
Glücksache. Die Geologen können zwar herausfinden, wo Opale vorkommen könnten.
Ob sie dort aber auch zu finden sind, steht auf einem anderen Blatt. Dazu
braucht es eine gute Nase und vor allem viel Glück. Man erzählt gerne
Geschichten von Männern, die nur mit einem T-Shirt nach Coober Pedy kamen und Millionäre
wurden. Es ist eines der letzten Abenteuer in unserer zivilisierten Welt. Schwer
ist es abzuschätzen, was die Motive der Männer und einigen Frauen sind, die in
diese Einöde ziehen. Aussicht auf Reichtum oder eine Sehnsucht nach einem
Leben, wo man noch seines Glückes eigener Schmied ist? Wir können es nur
vermuten. Die Bedingungen hier sind hart, jetzt sind die Temperaturen mit 40
Grad noch einigermassen erträglich, aber im Sommer erreicht die
Quicksilbersäule nicht selten 50 Grad und mehr. Es gibt zwar Maschinen, aber
die sind teuer, darum ist viel harte Handarbeit nötig. Im Moment macht die
Stadt eher einen etwas traurigen Eindruck, Häuser stehen zum Verkauf, viele
Geschäfte sind geschlossen. Für viele Mineure war die harte Arbeit mit einem
ungewissen Ausgang doch zu anstrengend und sie liessen sich durch die grossen
Bergbauunternehmen abwerben. In den Eisen- Kupfer- Uran- Gold- und anderen
Bergwerken herrscht Mangel an Arbeitskräften. Die grossen Firmen bieten
geregelte Arbeitszeit und guten, regelmässigen Lohn. Da haben natürlich viele
zugesagt. Die, die geblieben sind, mühen sich weiter ab und hoffen auf das
grosse Glück.
Typisch für
Coober Pedy sind die „Blower“. Denn überall in der Welt haben die Mineure das
gleiche Problem: wie bringt man den Abraum aus dem Bergwerk? Hier hat man es
mit einem überdimensionierten „Staubsauger“, eben einem „Blower“ - genial
gelöst. Auf einem ausrangierten Lastwagen wird ein starker Dieselmotor montiert,
der einen riesigen Ventilator antreibt. Eine Röhre führt in das Bergwerk, dort
wird durch den starken Sog das lose Material angesaugt und an die Oberfläche
befördert. Dort, wo mit diesem Gerät gearbeitet wird,
steigt eine hohe
Staubsäule zum Himmel
Typische sind hier
auch die „Dugouts“. Aus Not und wegen den hohen Temperaturen haben einige Leute
angefangen in den alten Bergwerkstollen zu wohnen. Dort herrscht das ganze Jahr
ein angenehmes Klima. Heute werden die unterirdischen Wohnungen mit einer
grossen Maschine aus dem Sandstein gefräst. Wir konnten einige besuchen. Alles,
ausser Tageslicht, ist dort, wie in einem normalen Haus, vorhanden. Die
Wohnungen sind modern eingerichtet, sogar ein unterirdisches Schwimmbecken
haben wir gesehen. Aber nicht nur Wohnungen, sondern auch Kirchen, Geschäfte
und Werkstätten gibt es hier unter der Erde.
Es gibt aber noch
mehr zu sehen in Coober Pedy. Kaum 30 km hinter der Stadt breitet sich eine
fantastische Landschaft aus, Breakaways genannt, die ihresgleichen sucht. Hügel
und Hänge mit allen möglichen Farben von Rot über Gelb bis Braun. Auch Schneeweiss
fehlt nicht. Hier wurden schon etliche bekannte Filme gedreht.
Ein Stück weiter stossen wir auf „Dingo Fence“, den Dingozaun. Es soll mit einer Länge von 5300 Kilometern der längste Zaun und gleichzeitig das längste menschliche Bauwerk der Welt sein – doppelt so lang wie die chinesische Mauer. Gebaut wurde er, um die Dingos am weiteren Vordringen nach Süden zu hindern. Während im Norden eher Rinder gehalten werden, die für die Dingos als Beute zu gross sind, sind es im Süden vorwiegend Schafe, die ein leichter Fang für die hungrigen Wildhunde wären. Es scheint, dass der Zaun seinen Zweck gut erfüllt, auf alle Fälle wird er gut unterhalten.
Ein Stück weiter stossen wir auf „Dingo Fence“, den Dingozaun. Es soll mit einer Länge von 5300 Kilometern der längste Zaun und gleichzeitig das längste menschliche Bauwerk der Welt sein – doppelt so lang wie die chinesische Mauer. Gebaut wurde er, um die Dingos am weiteren Vordringen nach Süden zu hindern. Während im Norden eher Rinder gehalten werden, die für die Dingos als Beute zu gross sind, sind es im Süden vorwiegend Schafe, die ein leichter Fang für die hungrigen Wildhunde wären. Es scheint, dass der Zaun seinen Zweck gut erfüllt, auf alle Fälle wird er gut unterhalten.
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