Dienstag, 26. September 2017

Blumensuche in der Wüste

Unser gesellschaftlicher Abstieg könnte nicht brutaler sein. Soeben haben wir aus Kristallgläsern getrunken und aus edlem Porzellan gegessen, jetzt haben wir nur Plastikgeschirr und Blechnäpfe. Kochen und Abwaschen müssen wir ab jetzt auch selber.

Ja, wir sind in Kapstadt angekommen und haben den Mietcamper übernommen. Am besten kommentiert unsere Wohnsituation ein Wachmann am Parkplatz eines Supermarktes, wo wir den ersten grossen Einkauf von Lebensmitteln tätigen. Als Romy aus der Wohnkabine aussteigt, fragt er mich: „Warum hast du deine Frau ins Gefängnis gesperrt?“ Damit meint er die Ähnlichkeit unseres Campers mit den Pick-Ups der südafrikanischen Polizei. Wie auch immer, wir verlassen Kapstadt Richtung Norden.












Die Blumensuche beginnt. Zu dieser Zeit (auch wenn wir ein wenig zu spät sind) blüht an der atlantischen Küste die Wüste – sollte jedenfalls. Wir haben Bilder gesehen, wo komplette Blumenteppiche den Wüstenboden bedeckten. Nun hat es aber hier, seit es Wetteraufzeichnung gibt, im Winter noch nie so wenig geregnet wie dieses Jahr. Das sagen uns alle Einheimischen, die wir fragen. Die Stauseen, die Kapstadt mit Trinkwasser versorgen, sind nach den Winterregen kaum zur Hälfte gefüllt, Wassersparen ist angesagt. Unsere Chance, das Wüstenblumenmeer zu erleben, sei nahe bei Null. Doch wir hoffen…….
Zuerst besuchen wir den Western Cape National Park. Ja, ein wenig Blumen gibt es, sagt man uns am Parkeingang. Aber die Sonne muss scheinen, sonst haben die Blumen keinen Grund, sich zu öffnen und ihre Farbenpracht zu entfalten. Und wirklich, auf dem weiteren Weg zu den verschiedenen Aussichtspunkten sehen wir keine einzige Blume. Doch dann haben wir doch noch Glück. Die Wolken verschwinden und langsam geschieht das Wunder. Wo noch vor ein paar Stunden nur der Wüstensand zu sehen war, blüht es in vielen Farben. Romy füllt die ganze Speicherkarte. Doch wir müssen uns zugestehen, dass diese Bilder noch weit entfernt davon ist, was wir uns unter einem Blumenteppich vorstellen (und im Internet gesehen haben). Vielleicht mehr im Norden?




Um es kurz zu machen – wir haben viele Orte weiter im Norden besucht, wo es, laut Reiseführer „immer“ Wüstenblumen gibt, aber nirgends etwas gesehen. Und immer den gleichen Satz gehört: „Dieser Winter hat es extrem wenig geregnet, daher können die Wüstenblumen nicht blühen.“ Ein Wasserfall, dessen Wasser tosend in die Tiefe stürzen soll, hat keinen einzigen Tropfen Wasser. Ein Farmer beklagt sich: „Es wächst gar nichts, meine Schafe haben nichts zum Fressen.“ Romy ist natürlich sehr enttäuscht und ich auch. Es ist nämlich nachts sehr kalt und die Schlafsäcke, die uns der Vermieter zur Verfügung gestellt hat, sind sehr dünn. Romy tröstet mich: „In Namibia wird es sehr heiss werden“. Nun fahren wir dorthin, ich bin gespannt. 





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