Unser gesellschaftlicher Abstieg könnte nicht brutaler sein.
Soeben haben wir aus Kristallgläsern getrunken und aus edlem Porzellan gegessen,
jetzt haben wir nur Plastikgeschirr und Blechnäpfe. Kochen und Abwaschen müssen
wir ab jetzt auch selber.
Ja, wir sind in Kapstadt angekommen und haben den
Mietcamper übernommen. Am besten kommentiert unsere Wohnsituation ein Wachmann
am Parkplatz eines Supermarktes, wo wir den ersten grossen Einkauf von Lebensmitteln
tätigen. Als Romy aus der Wohnkabine aussteigt, fragt er mich: „Warum hast du
deine Frau ins Gefängnis gesperrt?“ Damit meint er die Ähnlichkeit unseres
Campers mit den Pick-Ups der südafrikanischen Polizei. Wie auch immer, wir
verlassen Kapstadt Richtung Norden.
Die Blumensuche beginnt. Zu dieser Zeit (auch wenn wir ein
wenig zu spät sind) blüht an der atlantischen Küste die Wüste – sollte
jedenfalls. Wir haben Bilder gesehen, wo komplette Blumenteppiche den Wüstenboden
bedeckten. Nun hat es aber hier, seit es Wetteraufzeichnung gibt, im Winter noch
nie so wenig geregnet wie dieses Jahr. Das sagen uns alle Einheimischen, die
wir fragen. Die Stauseen, die Kapstadt mit Trinkwasser versorgen, sind nach den
Winterregen kaum zur Hälfte gefüllt, Wassersparen ist angesagt. Unsere Chance,
das Wüstenblumenmeer zu erleben, sei nahe bei Null. Doch wir hoffen…….
Zuerst besuchen wir den Western Cape National Park. Ja, ein
wenig Blumen gibt es, sagt man uns am Parkeingang. Aber die Sonne muss
scheinen, sonst haben die Blumen keinen Grund, sich zu öffnen und ihre
Farbenpracht zu entfalten. Und wirklich, auf dem weiteren Weg zu den
verschiedenen Aussichtspunkten sehen wir keine einzige Blume. Doch dann haben
wir doch noch Glück. Die Wolken verschwinden und langsam geschieht das Wunder.
Wo noch vor ein paar Stunden nur der Wüstensand zu sehen war, blüht es in
vielen Farben. Romy füllt die ganze Speicherkarte. Doch wir müssen uns
zugestehen, dass diese Bilder noch weit entfernt davon ist, was wir uns unter
einem Blumenteppich vorstellen (und im Internet gesehen haben). Vielleicht mehr
im Norden?
Um es kurz zu machen – wir haben viele Orte weiter im Norden
besucht, wo es, laut Reiseführer „immer“ Wüstenblumen gibt, aber nirgends etwas
gesehen. Und immer den gleichen Satz gehört: „Dieser Winter hat es extrem wenig
geregnet, daher können die Wüstenblumen nicht blühen.“ Ein Wasserfall, dessen
Wasser tosend in die Tiefe stürzen soll, hat keinen einzigen Tropfen Wasser. Ein
Farmer beklagt sich: „Es wächst gar nichts, meine Schafe haben nichts zum
Fressen.“ Romy ist natürlich sehr enttäuscht und ich auch. Es ist nämlich
nachts sehr kalt und die Schlafsäcke, die uns der Vermieter zur Verfügung
gestellt hat, sind sehr dünn. Romy tröstet mich: „In Namibia wird es sehr heiss
werden“. Nun fahren wir dorthin, ich bin gespannt.
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