Der Anschluss an die Rovos-Gruppe in Dar es Salaam klappt
gut. Ab jetzt werden wir gut behütet und
begleitet. Doch die Reise mit - dem luxuriösesten Zug der Welt, wie die Werbung
verkündet – beginnt mit einem Ausflug mit einem gewöhnlichen Bus nach Bagamoyo,
etwa 65 Km nördlich gelegen. Die Stadt zieht sich in Länge und der Verkehr ist
afrikanisch. Bagamoyo war die Hauptstadt der Kolonie Deutsch-Ostafrika und
früher auch ein wichtiger Umschlagplatz für Sklaven auf dem Weg nach Sansibar.
Aus dieser Zeit sind ein paar, mehrheitlich verkommene Gebäude übrig geblieben.
Nach der Rückkehr gibt es im Hotel „Wellcome Diner“ für alle Reisende.
Am nächsten Morgen werden wir zum Bahnhof der TAZARA
(Tanzania – Zanbia Railway) gefahren. Diese Bahn wurde von den Chinesen für den
Transport von Kupfer aus Sambia gebaut. Der Bahnhof ist riesig, doch viele Züge
verkehren hier nicht. Wir werden direkt auf den Bahnsteig gefahren, wo uns die
Samba Gruppe der Polizeischule mit ihren heissen Rhythmen begrüsst. Die
Zugchefin heisst uns willkommen, ein Glas Sekt darf nicht fehlen und dann werden wir zu unseren Abteilen
geführt. Unseres hat 10 m2 mit Dusche und WC. Ja, da muss unser VW Bus noch
etwas wachsen… Die Wagons sind aus den zwanziger Jahren des letzten
Jahrhunderts und liebevoll restauriert. Als Eingeständnis an die moderne Zeit
gibt es nur eine Klimaanlage und einen Kühlschrank. Der Zug ist etwa 500 Meter
lang und setzt sich zusammen aus 12 Schlaf-, 2 Speise-, Lounge-, Bar- und
Küchenwagen. Dazu kommen die Wagons für das Personal, Generator, Wäscherei,
Kühlräume, Vorräte und Material (insgesamt 21 Wagons). Auch ein Kesselwagen mit
Diesel für die Loks und Generatoren ist dabei. Fast alles wird von Südafrika
mitgenommen, man ist von lokalen Quellen unabhängig, da diese unzuverlässig
sind. Am Ende des Zuges befindet sich noch ein Aussichtswagen. Alles wird von
zwei Lokomotiven gezogen. Fernseher, Telefon und Internet fehlt gänzlich.
Man
legt sehr grossen Wert darauf, dass man wie anfangs des letzten Jahrhunderts
reist, damals hat es diese Dinge ja auch nicht gegeben. Und schon bald ruft uns
ein Gong zum Mittagessen. Alles sehr vornehm, Viergangmenü und ein grosser
Auswahl südafrikanischer Weine. Ein Ruck geht durch den Zug, wir fahren los, es
sind die ersten Kilometer auf der fast 6000 Kilometer langen Reise durch den
halben Kontinent bis nach Kapstadt.
Wie es in Afrika (leider) oft üblich ist, wird auf den
Unterhalt der Infrastruktur nicht sehr viel Wert gelegt. Das merken wir schon
bald, denn die Schienen werden nur notdürftig unterhalten und der Zug schaukelt
und schlingert manchmal bedenklich. Auch viele entgleiste Güterwagen neben den
Gleisen lassen kein gutes Gefühl aufkommen. Aber der Zug ist von Kapstadt bis
hierher gefahren, so wird er es auch zurück schaffen, beruhigen wir uns. Und
die Unfallstatistik von Rovos Rail verzeichnet keine grösseren Unfälle. Der Zug
fährt auch nicht allzu schnell, nur ganz
selten erreicht er die Maximalgeschwindigkeit von 60 km/h, oft sind es
aber nur 5 km/h. Von Zeit zu Zeit bleibt er auch lange stehen, denn die Strecke ist eingleisig und
man muss den Gegenzug abwarten. Langsam verlassen wir dies besiedelten Gebiete
und Dar es Salaam liegt hinter uns. Die Landschaft wird immer trockener. Es
gibt nur wenige Dörfer, riesige Baobabs beherrschen das Landschaftsbild. Die
Nacht bricht herein. Gleich neben den Gleisen brennt der Busch, das trockene
Grass wird abgebrannt. Gespenstisch flackern die Flammen bis zum Horizont.
Am nächsten Morgen stehen wir früh auf, eine Safari in Selous
Game Reserve steht auf dem Programm. Die Jeeps stehen direkt neben den Gleisen
bereit und gleich geht es los. Wir wurden gewarnt, dass es hier nur wenige
Tiere zu sehen gibt, da das Schutzgebiet relativ neu ist. Doch wider Erwarten
sehen wir viele Tiere – Impalas, Zebras, Giraffen, Affen, Gnus und Hippos.
Der
Höhepunkt ist aber eine Löwenfamilie die nur wenige Meter von uns unter einem
Busch liegt. Da wir ja vornehm reisen, wird uns am Schluss unter einem
mächtigen Baobab ein Apéro mit kühlen Getränken serviert.
Langsam stellt sich bei uns der Rhythmus des Zugsreisens ein.
Frühstück, Mittagessen und Abendessen. Für Letzteres wird vornehme Kleidung
erwartet. Die Englischsprechenden Gäste halten sich besser an die Vorgabe als
die Deutschsprechenden. Zwischen den Ausflügen und den Mahlzeiten gibt es
interessante Vorträge über Land und Leute, oder eine Fahrt zu den Chisimba
Wasserfällen bei Kasama. Sie liegen in einer schönen Landschaft. Leider wird
sehr viel Wasser zur Elektrizitätserzeugung abgeleitet. Wie ein Film läuft die
afrikanische Landschaft mit allen ihren Fassetten an den Fenstern des Zuges
vorbei. Langsam bekommen wir eine Ahnung der Grösse Afrikas. Ab und zu kommen
wir an einem Dorf oder einer kleinen Stadt vorbei. Kinder winken uns zu und davon
gibt es in Afrika sehr viele. Sicher ist die Durchfahrt des Zuges für sie eine
Sensation. Der Unterschied – zwischen ihrem und unserem Leben – würden sie kaum
verstehen. Ja, die Welt ist manchmal ungerecht.
Heute kann der Zug endlich gewendet werden, bis jetzt gab es dazu keine Möglichkeit. Erst in Kapiri
Mposhi, wo sich die Bahn verzweigt, gibt es ein Gleisdreieck, wo das Wenden
möglich ist. Nun ist der Aussichtswagen am Ende des Zuges und nicht gleich
hinter den Lokomotiven. Damit verlassen wir die von den Chinesen erbaute TAZARA
Bahn und fahren weiter auf der noch in Kolonialzeiten erbaute Linie. Der
Zustand der Gleise verschlechtert sich entsprechend, der Zug schlingert noch
mehr und kann nur sehr langsam fahren.
Dann passieren wir Lusaka, die Hauptstadt von Sambia, wir halten
nur kurz am Hauptbahnhof. Sonst sehen wir nur Abfallberge entlang der
Bahnlinie. Nur noch ein paar Tage Fahrt und dann kommt der grösste Höhenpunkt
der Reise – die Victoriafälle am Sambesi. Aber davon im nächsten Beitrag, wenn wir
wieder Internetzugang haben.
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