Nach zwei weiteren Tagen im Zug ist wieder ein Ausflug auf
dem Programm. In Gaborone, der Hauptstadt von Botswana, steigen wir in einen
Bus um und fahren über die nahe gelegene Grenze nach Süd Afrika in das Tierreservat
Madikwe. Dort werden wir für zwei Tage in einer Lodge untergebracht. Gleich vor
der Terrasse liegt ein Wasserloch, wo ein reges Kommen und Gehen herrscht.
Elefanten, Zebras, Gnus, Impalas, Büffel und Kudus wechseln sich ab.
Doch die
Elefanten haben eindeutig Vortritt. Ein lautes Trompeten und schon machen alle
anderen Platz. Ja, da herrscht das Recht des Stärkeren. Um 16 Uhr brechen wir
zur ersten Safari auf. Die Fahrzeuge sind offene Toyotas mit rundum Sicht und
viel Staub.
Neben den schon genannten Tieren sehen wir als besonderen Höhepunkt
afrikanische Wildhunde, die vom Aussterben bedroht sind und nur sehr selten
gesichtet werden.
Die Sonne geht unter, langsam wird es dunkel. Nicht weit von
einem Wasserloch warten zwei Löwen, um zu trinken. Doch dort stillt gerade ein alter
Elefantenbulle den Durst und macht klar, wer hier der Chef ist. Die Löwen
warten - wir auch - und inzwischen wird es ganz dunkel. Wir kehren zu der Lodge
zurück. Dort ist das Wasserloch beleuchtet und so können wir tief in die Nacht
die Tiere beobachten, unter anderen auch zwei Nashörner.
Früh am Morgen geht es wieder los. Diesmal sehen wir die
zwei Löwen von gestern Abend ganz aus der Nähe. Sie haben einen Büffel gerissen
und schlagen sich nun die Bäuche voll. Es interessiert sie überhaupt nicht, dass
wir mit dem Fahrzeug nur einige Meter entfernt von ihnen stehen. Auch die
Wildhunde sehen wir noch einmal, nun schlafen sie im Schutz eines Busches.
Zurück in der Lodge wird zuerst
das Frühstück nachgeholt und dann verbringen wir die Zeit mit Tierbeobachtungen
an „unserem“ Wasserloch, bis es dann um 16 Uhr wieder auf Pirschfahrt gehen
wird. Wer will, kann sogar im Schwimmbecken planschen und in fünf Meter
Entfernung die Tieren vorbei ziehen sehen. Für die, die nicht abschalten
können, gibt es sogar ein schnelles Internet. Doch uns interessieren nur die
Tiere. Doch schneller als uns lieb ist vergeht die Zeit. Die Safari-Fahrzeuge
bringen uns am nächsten Tag zum Parkausgang.
Weiter geht es mit einem Bus etwa
90 Km nach Zeerust, wo uns schon das Rovos Team standesgemäss erwartet. Bei der
Weiterfahrt ändert sich die Landschaft langsam. Sie wird grüner und grosse
Felder mit abgeerntetem Mais bis zum Horizont prägen das Landschaftsbild, die
Besiedelung nimmt zu. Das trockene Gras
wird abgebrannt bevor der Frühling kommt. Einmal durchfährt der Zug eine
Flammenwand, beinahe bricht auf dem Aussichtswagen Panik aus. Johannesburg passieren
wir in der Nacht und nähern uns Pretoria am nächsten Morgen.
In Petroria ist eine Rundfahrt zu
den Sehenswürdigkeiten der Stadt auf dem Programm. Eigentlich sind es zwei: das
Union Buildings, mit einer übergrossen Statue von Nelson Mandela, wo die
Regierung amtet und anschliessend besuchen wir das Voortrekker Denkmal. Doch
für uns ist die grösste Sehenswürdigkeit der Capital Park. Es ist der private
Bahnhof von Rovos Rail. Standesgemäss zieht uns eine alte Dampflokomotive in
den komplett im Stil der 1930er Jahre renovierten Bahnhof. Rovos Rail besitzt
mehrere schöne restaurierte Dampflokomotiven. Da aber die südafrikanischen
Bahnen die für ihren Betrieb nötige Infrastruktur aufgegeben haben, sind heute nur
noch kürzere Fahrten möglich.
Wir können hier die Werkstätte besichtigen, wo
die Wagons und Lokomotiven unterhalten und renoviert werden. Diesen Bahnhof hat
Rovos den Staatsbahnen abgekauft, um unabhängig zu sein. Am Abend verlassen wir
Pretoria Richtung Kimberley. Die Gegend ist stark industrialisiert, Autobahnen
durchkreuzen das Land, ein bis anhin nicht gesehener Blick aus dem Zugfenster. Aber
auch notdürftige Hütten wo die Armen hausen und viel, viel Abfall entlang der
Eisenbahnlinie begeleiten uns.
In Kimberley besichtigen wir das
grösste je von Menschen ausgebuddelte Loch der Welt, „Big Hole“ genannt. Aus
ihm wurden unzählige Karat von Diamanten herausgeholt. Einige wurden reich,
andere bezahlten den Traum, reich zu werden, mit dem Leben. Man hat schon lange
aufgehört hier Diamanten zu fördern, denn es wurde eine Tiefe erreicht, in der
die offene Tagbauweise nicht mehr möglich war. Heute ist der untere Teil mit
Wasser gefüllt. Angeblich ist das sicherste Ort für die Aufbewahrung dieser
wertvollsten Steine die Erde. Die Company „De Beers“ hat ein Monopol für den
Handel mit Diamanten. Damit der Preis hoch bleibt, wird nur eine gewisse Menge
zum Verkauf zugelassen. Der Rest bleibt in einer unbekannten Quantität in den
Firmentresoren oder eben in der Erde. Man hat hier eine Art Freilichtmuseum mit
Gebäuden aus der Anfangzeit Kimberleys aufgebaut. Auf einer Brücke können wir
einen Blick in das Loch werfen und zehn Meter in einen Schacht herunter fahren,
wo sich ein nachgebildetes Bergwerk befindet. Mit viel Technik wird sogar eine
Sprengung simuliert. Und natürlich dürfen zahlreiche Geschäfte nicht fehlen, wo
man zum Preis von einem Luxuswagen einen kleinen glitzernden Stein erweben
kann. Leider nichts für uns, wir haben schon unsere Ersparnisse für diese Reise
ausgegeben.
Morgen bricht der letzte Reisetag
an. Wir kommen in Kapstadt an. Es gibt eine Abschiedsparty, wir sind gespannt. Sicher ist aber, dass wir
schon in zwei Tagen für uns alleine sorgen müssen…ja, dann wird wieder in die
Hände gespuckt.
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