Mittwoch, 20. September 2017

Tiere und Maschinen

Nach zwei weiteren Tagen im Zug ist wieder ein Ausflug auf dem Programm. In Gaborone, der Hauptstadt von Botswana, steigen wir in einen Bus um und fahren über die nahe gelegene Grenze nach Süd Afrika in das Tierreservat Madikwe. Dort werden wir für zwei Tage in einer Lodge untergebracht. Gleich vor der Terrasse liegt ein Wasserloch, wo ein reges Kommen und Gehen herrscht. Elefanten, Zebras, Gnus, Impalas, Büffel und Kudus wechseln sich ab. 


Doch die Elefanten haben eindeutig Vortritt. Ein lautes Trompeten und schon machen alle anderen Platz. Ja, da herrscht das Recht des Stärkeren. Um 16 Uhr brechen wir zur ersten Safari auf. Die Fahrzeuge sind offene Toyotas mit rundum Sicht und viel Staub. 

Neben den schon genannten Tieren sehen wir als besonderen Höhepunkt afrikanische Wildhunde, die vom Aussterben bedroht sind und nur sehr selten gesichtet werden. 

Die Sonne geht unter, langsam wird es dunkel. Nicht weit von einem Wasserloch warten zwei Löwen, um zu trinken. Doch dort stillt gerade ein alter Elefantenbulle den Durst und macht klar, wer hier der Chef ist. Die Löwen warten - wir auch - und inzwischen wird es ganz dunkel. Wir kehren zu der Lodge zurück. Dort ist das Wasserloch beleuchtet und so können wir tief in die Nacht die Tiere beobachten, unter anderen auch zwei Nashörner.
Früh am Morgen geht es wieder los. Diesmal sehen wir die zwei Löwen von gestern Abend ganz aus der Nähe. Sie haben einen Büffel gerissen und schlagen sich nun die Bäuche voll. Es interessiert sie überhaupt nicht, dass wir mit dem Fahrzeug nur einige Meter entfernt von ihnen stehen. Auch die Wildhunde sehen wir noch einmal, nun schlafen sie im Schutz eines Busches.





Zurück in der Lodge wird zuerst das Frühstück nachgeholt und dann verbringen wir die Zeit mit Tierbeobachtungen an „unserem“ Wasserloch, bis es dann um 16 Uhr wieder auf Pirschfahrt gehen wird. Wer will, kann sogar im Schwimmbecken planschen und in fünf Meter Entfernung die Tieren vorbei ziehen sehen. Für die, die nicht abschalten können, gibt es sogar ein schnelles Internet. Doch uns interessieren nur die Tiere. Doch schneller als uns lieb ist vergeht die Zeit. Die Safari-Fahrzeuge bringen uns am nächsten Tag zum Parkausgang. 

Weiter geht es mit einem Bus etwa 90 Km nach Zeerust, wo uns schon das Rovos Team standesgemäss erwartet. Bei der Weiterfahrt ändert sich die Landschaft langsam. Sie wird grüner und grosse Felder mit abgeerntetem Mais bis zum Horizont prägen das Landschaftsbild, die Besiedelung nimmt zu.  Das trockene Gras wird abgebrannt bevor der Frühling kommt. Einmal durchfährt der Zug eine Flammenwand, beinahe bricht auf dem Aussichtswagen Panik aus. Johannesburg passieren wir in der Nacht und nähern uns Pretoria am nächsten Morgen.

In Petroria ist eine Rundfahrt zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt auf dem Programm. Eigentlich sind es zwei: das Union Buildings, mit einer übergrossen Statue von Nelson Mandela, wo die Regierung amtet und anschliessend besuchen wir das Voortrekker Denkmal. Doch für uns ist die grösste Sehenswürdigkeit der Capital Park. Es ist der private Bahnhof von Rovos Rail. Standesgemäss zieht uns eine alte Dampflokomotive in den komplett im Stil der 1930er Jahre renovierten Bahnhof. Rovos Rail besitzt mehrere schöne restaurierte Dampflokomotiven. Da aber die südafrikanischen Bahnen die für ihren Betrieb nötige Infrastruktur aufgegeben haben, sind heute nur noch kürzere Fahrten möglich. 
Wir können hier die Werkstätte besichtigen, wo die Wagons und Lokomotiven unterhalten und renoviert werden. Diesen Bahnhof hat Rovos den Staatsbahnen abgekauft, um unabhängig zu sein. Am Abend verlassen wir Pretoria Richtung Kimberley. Die Gegend ist stark industrialisiert, Autobahnen durchkreuzen das Land, ein bis anhin nicht gesehener Blick aus dem Zugfenster. Aber auch notdürftige Hütten wo die Armen hausen und viel, viel Abfall entlang der Eisenbahnlinie begeleiten uns.
In Kimberley besichtigen wir das grösste je von Menschen ausgebuddelte Loch der Welt, „Big Hole“ genannt. Aus ihm wurden unzählige Karat von Diamanten herausgeholt. Einige wurden reich, andere bezahlten den Traum, reich zu werden, mit dem Leben. Man hat schon lange aufgehört hier Diamanten zu fördern, denn es wurde eine Tiefe erreicht, in der die offene Tagbauweise nicht mehr möglich war. Heute ist der untere Teil mit Wasser gefüllt. Angeblich ist das sicherste Ort für die Aufbewahrung dieser wertvollsten Steine die Erde. Die Company „De Beers“ hat ein Monopol für den Handel mit Diamanten. Damit der Preis hoch bleibt, wird nur eine gewisse Menge zum Verkauf zugelassen. Der Rest bleibt in einer unbekannten Quantität in den Firmentresoren oder eben in der Erde. Man hat hier eine Art Freilichtmuseum mit Gebäuden aus der Anfangzeit Kimberleys aufgebaut. Auf einer Brücke können wir einen Blick in das Loch werfen und zehn Meter in einen Schacht herunter fahren, wo sich ein nachgebildetes Bergwerk befindet. Mit viel Technik wird sogar eine Sprengung simuliert. Und natürlich dürfen zahlreiche Geschäfte nicht fehlen, wo man zum Preis von einem Luxuswagen einen kleinen glitzernden Stein erweben kann. Leider nichts für uns, wir haben schon unsere Ersparnisse für diese Reise ausgegeben.

Morgen bricht der letzte Reisetag an. Wir kommen in Kapstadt an. Es gibt eine Abschiedsparty, wir sind gespannt. Sicher ist aber, dass wir schon in zwei Tagen für uns alleine sorgen müssen…ja, dann wird wieder in die Hände gespuckt.    

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