Wir verlassen nun
den Ayers Rock und bewegen wir uns jetzt auf dem ausgetretenen Touristenpfad.
Unser erstes Ziel ist der Kings Canyon. Wir machen hier eine längere Wanderung
und sind beileibe nicht die einzigen. Romy erinnert sich an die guten alten Zeiten
der Radiowanderungen. Um der Menge etwas zu entrinnen, wählen wir zur
Weiterfahrt den Mereemie Loop, eine Verbindungstrasse die durch das Gebiet der
Aborigines nach Hermannsburg führt. Dazu braucht es wieder ein Permit, das man aber
ohne Probleme an der Tankstelle im Kings Canyon Resort bekommt. Eine mündliche
Erklärung, dass man einen Geländewagen fährt und 5 Dollar genügen. Wahrscheinlich
sind vor allem die 5 Dollar wichtig, denn kontrolliert wird nichts. Die Strasse,
eigentlich eine Piste, ist etwa 160 km lang und unbefestigt. Einen Geländewagen
braucht man nicht wirklich, aber in Australien ist man übervorsichtig. Wir
fahren los und nachdem wir stundenlang so richtig von den endlosen, tiefen
Bodenwellen durchgeschüttelt sind, erreichen wir Hermannsburg. Wie kommt eine
australische Siedlung mitten im Busch zu einem solchem Namen? Die Erklärung ist
einfach - ihre Entstehung geht auf eine deutsche Mission zurück. Die Mission
ist heute nicht mehr tätig, aber die Kirche und die übrigen alten Gebäude
stehen noch und sind unter Denkmalschutz. Auch einige deutsche Küchenrezepte
scheinen aus dieser Zeit überliefert zu sein. Im Café gibt es einen köstlichen
Apfelstrudel mit Schlagrahm. Das „Köstlich“ ist aber mit Vorsicht zu verstehen,
meint Romy; denn nachdem wir lange Zeit so was nicht gegessen haben, mundet es
uns wirklich ausgezeichnet. Ein Rezept, wie man einen guten Kaffee macht, ist
leider nicht überliefert worden, es gibt nur eine lösliche Brühe. In der Nähe
von Hermannsburg liegt ein Nationalpark, den wir uns unter keinen Umständen
entgehen lassen wollen. Es ist auch nicht allzuweit, nur etwa 22 km von der
Hauptstrasse. Aber am Anfang der Piste, die zum Park führt, steht ein grosses
rotes Schild. „For 4 wheel drive with high clearence only“, übersetzt heisst es:
„nur für Geländewagen mit grosser Bodenfreiheit erlaubt“.
Wir überlegen, ob wir
es riskieren sollen, denn der Brummi hat zwar Vierradantrieb aber mit der
Bodenfreiheit sieht es nicht gut aus. Doch auf „Palm Valley“, wie der
Nationalpark heisst, wollen wir nicht verzichten. Und es geht, Brummi schafft
es – bis auf die letzten zwei Kilometer. Da geht es über Felsenstufen von fast einem
halben Meter Höhe, ebenso hat es tiefe Löcher und Sand. Wir laufen lieber den
Rest der Piste zu Fuss und dann sehen wir sie – die Palmen.
Sie sind Überbleibsel aus der Zeit, in welcher in Australien noch ein anderes Klima herrschte. Hier, in diesem geschützten Tal mit genug Wasser, konnten sie sich halten, während sich im grossen Umkreis eine Halbwüste ausbreitete. Wir sind hier ganz alleine, haben die Palmen, die sich im sanft im Wind wiegen, nur für uns.
Sie sind Überbleibsel aus der Zeit, in welcher in Australien noch ein anderes Klima herrschte. Hier, in diesem geschützten Tal mit genug Wasser, konnten sie sich halten, während sich im grossen Umkreis eine Halbwüste ausbreitete. Wir sind hier ganz alleine, haben die Palmen, die sich im sanft im Wind wiegen, nur für uns.
Wieder so ein Moment, wo wir uns sagen können: „Die ganze Anstrengung war
nicht umsonst, es hat sich gelohnt“. Die Sonne steht schon niedrig im Westen,
die Felsen des Tales glühen in tiefroten Tönen.
Kurz bevor es ganz dunkel wird erreichen wir den kleinen Campingplatz am Flussufer ganz in der Nähe. Nur noch zwei andere Fahrzeuge sind hier. Es herrscht Stille, kein künstliches Licht stört den fantastischen Sternenhimmel, es ist als wären wir auf einem anderen Planeten. Wir zünden ein Feuer an, sitzen lange draussen, schauen in die knisternden Flammen und geniessen diese einmalige Stimmung.
Kurz bevor es ganz dunkel wird erreichen wir den kleinen Campingplatz am Flussufer ganz in der Nähe. Nur noch zwei andere Fahrzeuge sind hier. Es herrscht Stille, kein künstliches Licht stört den fantastischen Sternenhimmel, es ist als wären wir auf einem anderen Planeten. Wir zünden ein Feuer an, sitzen lange draussen, schauen in die knisternden Flammen und geniessen diese einmalige Stimmung.
Unterwegs nach
Alice Spring besichtigen wir die Sehenswürdigkeiten im West MacDonnell National
Park, so wie es die anderen Touristen auch tun. Meistens sind es tiefe Schluchten,
durch die sich die Flüsse im Laufe der Jahrtausende einen Weg gegraben haben.
Die Flüsse führen zwar um diese Zeit kein Wasser mehr aber in den meisten
Schluchten sind Wasserlöcher geblieben. Darin spiegeln sich die hohen, roten
Felswände, der blaue Himmel und die grünen Eukalyptusbäume mit ihren weissen
Stämmen.
Dann sind wir endlich in Alice Spring, fast genau in der Mitte des Kontinents. Der Ursprung der Stadt geht auf die Telegrafenleitung zurück, die quer, teils durch noch unbekanntes Gebiet, von Südaustralien nach Darwin gebaut wurde. Damals galt sie als technische Meisterleistung. Von Darwin wurde ein Unterseekabel nach dem heutigen Indonesien gelegt. Brauchte vorher eine Nachricht von London nach Australien zwei Monate (mit einem Schiff), reichten nun zwei Tage. Da die Reichweite der Übermittlung begrenzt war, musste eine Nachricht unterwegs mehrmals wiederholt werden. Die damalige Telegrafenstation wurde als Keimzelle der Stadt sorgfältig restauriert und steht zur Besichtigung offen. Eine etwas andere Sehenswürdigkeit ist die „School of the Air“. Diese Schule rühmt sich, sie hätte das grösste Schulzimmer der Welt. Und das stimmt auf seine Weise. Von hier aus werden Kinder in Farmen, Polizeistationen, Militärbasen, Rangerstationen in den abgelegenen National Parks, Road Houses und Minen, Hunderte von Kilometer weit entfernt und im ganzen Land verstreut, unterrichtet. Im Moment gibt es 140 Schüler. Früher wurde der Unterricht mittels Funk durchgeführt, heute geschieht es über einen Satellit und Internet. Die Schüller sehen ihren Lehrer am Bildschirm, der Lehrer kann jeden seiner Schüler mit einem Tastendruck auf seinen Bildschirm „holen“. Bis zum elften Lebensjahr werden die Schüler auf diese Weise geschult, dann müssen sie für die weitere Bildung in ein Internat.
Alice ist eine
verrückte Stadt, sagen viele. Wir sagen es auch, nachdem wir die
„Henley-on-Todd-Regatta“ gesehen haben. Natürlich hat die Stadt auch einen
Fluss, der“ Todd River“ heisst. Ausser an ein paar Tage im Jahr fliesst im
Fluss aber kein Wasser. 1962 kam man auf die ausgefallene Idee, hier ein Bootsrennen
zu veranstalten. Gut, aber wie soll das gehen, wenn der Fluss kein Wasser
führt? „Ganz einfach“, war die Antwort des Erfinders: Den Boden der Boote
entfernen, einsteigen und das Boot tragen. Mit den Jahren hat sich daraus ein lustiger
Event entwickelt. Der Tag fängt mit einer „Bootsparade“ in der Hauptstrasse an,
wo alle Teilnehmer mit ihren Booten mitmarschieren. Das Rennen wird in einer
Arena in dem trockenen, sandigen Flussbett abgehalten. Ab der Startlinie müssen
die Teilnehmer etwa 150 Meter zu einer Tonne laufen und das Boot tragen, dort
umkehren und zurücklaufen. Es gibt verschiedene Kategorien wie bei einem
richtigen Bootrennen – Einer, Zweier, Vierer und Achter, Ruderboote, Kajaks,
Jachten usw. Mit der Zeit wurden die Boote immer leichter und heute werden sie
eigentlich nur symbolisiert. Weitere Wettbewerbe sind Seilziehen (hier heisst
es Schiff ankern), Wasserski, Fässer mit Sand füllen und andere unmögliche
Dinge. Es ist ein richtiges Volksfest, einige Teilnehmer sind kostümiert und
alle machen mit Begeisterung mit. Essen und Trinken kommen natürlich auch nicht
zu kurz, überall sind Stände aufgebaut. Der Höhepunkt des Festes ist eine
grosse Seeschlacht. Drei zu Schiffen umgebaute Geländewagen liefern sich in der
Arena einen Kampf mit Wasserkanonen und Staubbomben. Nachdem alle Munition
verbraucht ist, entscheidet das Publikum mit Applausstärke welches Schiff
gewonnen hat. Ob dieser Art des Vergnügens kann man denken, die Leute hier seien
etwas wüstengeschädigt – doch wenn ich an die Street Parade in Zürich denke,
finde ich, die Menschen seien eigentlich überall gleich.
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