…hat er nicht nur schöne und angenehme Erlebnisse, sondern
auch andere – aber davon später.
Zuerst fahren wir weiter nach Norden. Hier ist Laos sehr
hügelig und es leben in dieser Region viele verschiedene Ethnien, Hill Tribes,
also Bergstämme, wie sie genannt werden. Um möglichst viel über sie zu erfahren
und ihre Dörfer kennen zu lernen, buchen wir eine Tour.
Bald sind wir aber
regelrecht überfordert, denn es gibt so viele Stämme und jeder hat seine eigenen
Gebräuche und Trachten, errichtet verschiedene Arten von Häusern, redet unterschiedliche
Sprachen und baut vorzugsweise andere Pflanzen an. Früher haben viele der
Stämme Opium angebaut. Durch die Politik der Regierung verbunden mit Umsiedlung
und der Einführung anderer Verdienstmöglichkeiten ist die Kultivierung von
Opium angeblich verschwunden.
„Vielleicht, irgendwo an versteckten Orten in den
Bergen ist es noch möglich“, gibt unser Guide zögernd zu. Schliesslich befinden
wir uns hier im berühmt, berüchtigten „Goldenen Dreieck“ an der Grenze von Laos,
Myanmar und China.“ Angebaut wird aber nur noch für den Eigengebrauch“, betont
er. Die Menschen verdienen jetzt ihren Unterhalt mit Kautschuk-Bäumen. Die
Folgen für die Umwelt sind umstritten, denn dafür wird der Wald gerodet und es
entstehen riesige Monokulturen.
Wir sind jetzt nur noch 19 km von der chinesischen Grenze
entfernt. Hier wären wir eingereist, wenn die chinesischen Behörden in diesem
Jahr Tibet nicht gesperrt hätten. Eine perfekt ausgebaute Strasse verbindet
China mit Thailand, die sonst keine gemeinsame Grenze haben. Riesige Lastwagen
pendeln zwischen den beiden Grenzübergängen und geben Zeugnis vom regen
Warenaustausch. Ganz gemütlich erreichen wir Houay Xai, eine kleine Stadt am
Mekong. Hier verbringen wir unsere letzte Nacht in Laos.
Die Brücke über den
Fluss ist noch im Bau, wir müssen eine Fähre benutzen um rüber nach Thailand zu
gelangen. Wir verabschieden uns von
diesem magischen Fluss, dem wir auf einer Länge von gut
2000 km gefolgt sind. Leider wird der Abschied anders als
wir uns vorgestellt haben. Die Fähre legt am anderen Ufer an, und dann passiert
es…
Romy steigt als erste aus, um mich beim Verlassen der Fähre
zu fotografieren. Die Ausfahrt ist schlammig, und ohne überhaut reagieren zu
können rutscht sie aus und stürzt zu Boden. Während ich mich um die
Einreiseformalitäten kümmere, sitzt sie wie ein Häufchen Elend auf einer kleinen
Mauer. Es wird auch mir als Laie klar, dass hier etwas nicht stimmt. Zum Glück
im Unglück sind wir in Thailand, wo das Gesundheitswesen recht gut ist und es gibt in diesem Grenzort ein
Spital. Unser GPS weiss sogar den Weg und so fahren wir so schnell wie möglich
hin. Liebevoll kümmern sich die Krankenschwestern um Romy. Ihre Schulter wird
geröntgt und der Notfallarzt stellt die Diagnose – der Oberarmknochen (Humerus)
ist gebrochen. Da es in diesem Spital keinen Orthopäden gibt und man glaubt,
dass eine Operation nötig ist, schickt man uns in ein etwa 120 km entferntes
Spital in der Provinzhauptstadt Chiang Rai. Dort macht man in der Notaufnahme alle
Vorbereitungen wie EKG etc. für die Operation. Als der Facharzt nach Stunden
kommt – es ist mittelweile spät am Abend – meint dieser, eine Operation sei
nicht nötig. So wird den Oberarm und die Schulter vergipst und Romy auf die
Station gebracht, sie muss diese Nacht im Spital bleiben. Ich schlafe im Bus
auf dem Parkplatz nebenan. Von Schlafen kann man aber nicht reden. Tausende
Gedanken kreisen in meinem Kopf. Wird Romy gesund? Wie geht es weiter…
Und so lernen wir ein thailändisches Spital von innen
kennen. Eine Erfahrung, auf die wir gerne verzichtet hätten. Das Spital (es ist
eine private Stiftung) macht einen guten Eindruck und alle Angestellten sind
sehr freundlich. Romy ist hier gut aufgehoben, einzig die Sprache ist teilweise
ein Problem. Was uns auffällt, ist eine viel kleinere Anzahl an
Krankenschwestern als bei uns. Die Pflege der Kranken wird grossenteils von den
Angehörigen übernommen. Es ist auch ganz normal, dass diese die ganze Nacht auf
einer Matte schlafend neben dem Krankenbett verbringen. Romy liegt in einem
Vierbettzimmer und es sind teilweise bis zu 20 Menschen anwesend, vor allem zu
den Essenszeiten. Nach der Arztvisite wird Romy nach Hause entlassen. Doch wir
sind bekanntlich zurzeit unterwegs zu Hause. Ob es weitergehen kann ist noch
unklar. Da Romy nicht in unser Bett im Auto kriechen kann, checken wir in ein
Hotel ein. Die unterschiedlichen Aussagen betreffend einer Operation des Armes
verunsichern uns. Romy ruft die REGA (Schweizerische Rettungsflugwacht) an und
fragt nach medizinischem Rat. Es funktioniert ausgezeichnet mit Schweizer
Präzision. Per E-Mail schicken wir die abfotografierten Röntgenbilder und bald
ruft die Ärztin zurück. Es handelt sich um einen Grenzfall, in der Schweiz
würde man wahrscheinlich operieren, meint sie. Ihr Ratschlag ist, nach einer
Woche Vergleichsbilder machen zu lassen. Dann, je nachdem, wie der Knochen
zusammen wächst, muss operiert werden. Romy entscheidet sich erstmals, diese eine
Woche abzuwarten. Allerdings fahren wir nach zwei Tagen nach Chiang Mai, der
grössten Stadt im Norden Thailands. Ein Tag sind wir unterwegs und testen
dabei, ob das Reisen auf dieser Art und Weise überhaupt möglich ist. Chiang Mai
hat eine schöne Altstadt mit sehr vielen Tempeln. Das nehmen wir nur am Rande
wahr. Uns beschäftigt die Frage, was die neuen Röntgenbilder zeigen werden,
denn nach der Auskunft der REGA-Ärztin sollte eine Operation innerhalb von 10
Tagen erfolgen.
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