„Nachdem wir
schon am Polarkreis waren, können wir ja doch noch zum Nordpol fahren“, sagen
wir uns. „Jetzt sind sie aber übergeschnappt, dorthin fahren ist doch gar nicht
möglich“, werdet ihr einwenden, aber es ist wahr. Nord Pole heisst nämlich eine
kleine Ortschaft, etwa 12 Meilen von Fairbanks entfernt.
Ausser dem Namen gäbe
es hier nichts Besonderes wenn, wenn nicht der amerikanische Santa Claus persönlich
hier wohnen würde. Santa Klaus bedeutet für amerikanische Kinder das gleiche
wie für die Kinder in Europa das Christkind – er bringt an Weihnachten die
Geschenke. Und wirklich, in einem rot-weissen Haus mit einem grossen Parkplatz
ist er zu Hause. Wenn amerikanische Kinder dem Santa Klaus einen Brief mit
ihren Weihnachtswünschen schreiben, dann ist die Adresse „Santa Claus,
Nordpole“ und alle Postämter im Land wissen, wohin sie diese Briefe befördern
müssen. Da wären ja alle Kinder enttäuscht, wenn es in diesem Ort gar keinen
Santa Klaus geben würde. Warum sollte es auch nicht, mit dieser Idee lässt sich
ja wunderbar Geld verdienen. Und nicht nur kurz vor Weihnachten sondern das
ganze Jahr durch. So gleicht das Haus einem grossen Einkaufzentrum, wo man
alles kaufen kann, was irgendwie mit Weihnachten zu tun hat. Von einem Rentier-Figürchen
bis zum geschmückten, künstlichen Weihnachtsbaum, alles ist da. Die anwesenden Kinder
können sich mit einem lebendigen, bärtigen Santa Klaus fotografieren lassen und
für die Daheimgebliebenen können die Eltern oder Verwandten einen Brief aufsetzen,
der dann zu gegebener Zeit an den Nachwuchs verschickt wird. „Stellen Sie sich
die Augen der Kinder vor, wenn sie vom Santa Klaus aus Nordpol persönlich einen
Brief bekommen“, lockt die Werbung, „und es kostet ja nur 14 Dollar“.
In Delta Junction
erreichen wir den berühmten Alaska Highway. Diese Strasse nimmt ihren Anfang
weit unten in Kanada in Dawson Creek. Weit über 1400 Meilen ist sie lang,
erbaut im Zweiten Weltkrieg in nur etwas mehr als acht Monaten. Der Grund für
diese immense Anstrengung war die Angst der Amerikaner, Japan könnte Alaska
besetzen und von dort aus Kanada und USA angreifen. Denn zu dieser Zeit gab es
überhaupt keine Landverbindung nach Alaska. Jetzt spulen wir gemütlich die
Meilen ab, die damals unter unvorstellbaren Schwierigkeiten gebaut wurden.
Schnurgerade führt die Strasse durch schier unendliche Wälder. Nur selten geben
die Bäume freie Sicht auf Flüsse oder Seen. Der Verkehr ist spärlich und
Ortschaften am Weg gibt es wenige. Eine solche heisst Tok.
Kurz danach
verlassen wir den Alaska Highway wieder und biegen nach Norden. Diese Strasse
hat den Namen „Top of the World Highway“ und führt vorwiegend auf einem Hügelkamm.
Vielleicht deswegen? Der letzte Ort auf dieser Strecke in Alaska hat einen etwas
lustigen Namen, er heisst „Chicken“. Auch wenn das Benzin hier einiges mehr als
in Fairbanks kostet, tanken wir voll, denn in Kanada soll das Benzin um etliches
teurerer sein als in USA.
Zu Besichtigung in der Umgebung gibt es einen verrosteten
„Dregger“, eine Art schwimmenden Bagger, mit dem früher Gold gefördert wurde. Nun
wurde es zu einem Museum umfunktioniert. Es fördert kein Gold mehr sondern
Touristendollars. Nach weiteren 60 Kilometern Schotterstrasse stehen wir an der
Grenze. An der amerikanischen Seite werden wir gar nicht kontrolliert, der
kanadische Beamte schaut kurz in unsere Pässe und sagt „Wellcome in Canada“.
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