Unser erstes Ziel
in Alaska ist Homer, im Süden der Kenai-Halbinsel gelegen. Hier planen wir etwas
Grosses – zu den Bären fliegen. Wir haben uns das „Hallo Bay Bear Camp“
ausgesucht, dort kann man relativ günstig in fest installierten Zelten
übernachten. Zuerst haben wir Glück, denn obwohl wir nicht im voraus gebucht
haben, gibt es noch freie Plätze. Zwar nicht schon für morgen, aber übermorgen.
Wir besuchen inzwischen den „Homer Spit“, eine sandige Landzunge, die einige
Kilometer ins Meer hinaus ragt.
Dort wird vor allem gefischt und es hat viele
Campingplätze direkt am Strand. Leider scheint es, dass inzwischen das
schlechte Wetter auch Homer erreicht hat. Als wir uns nach der genauen Abflugzeit
erkundigen, werden wir auf Nachmittag vertröstet, und als wir dann wieder erscheinen,
auf morgen. Das schlechte Wetter in der Gegend der „Hallo Bay“, erlaubt keine
Flüge, heisst es. Auch die Leute, die bereits dort unten sind, können nicht
ausgeflogen werden. Am dritten Tag wiederholt sich die Situation. Wir wollen
nicht mehr länger warten, die Ungewissheit ist zu gross. Problemlos bekommen wir
die Anzahlung zurück und wir denken dabei an die Touristen, die nicht
zurückfliegen können – jede zusätzliche Nacht im Bärencamp kostet sie 150 Dollar
- an verpasste Anschlussflüge und weitere Probleme gar nicht zu denken.
Doch so
leicht geben wir nicht auf und suchen eine andere Möglichkeit, die Bären zu „besuchen“.
Bei „Beluga Air“ buchen wir eine Tagestour in den Lake Clark Nationalpark.
Diesmal fliegen wir pünktlich ab. Das kleine Wasserflugzeug mit nur sechs
Plätzen hebt an einem See in der Nähe von Homer ab und landet, oder besser
gesagt wassert, nach etwa 45 Minuten Flug im Nationalpark.
Dort werden wir
zuerst mit einem köstlichen Lachs zum Mittagessen begrüsst, dann besteigen wir
ein kleines Boot und fahren am Ufer entlang. Lange muss unser Ranger nicht
suchen und wir sehen die erste Bärin, ein riesiges Tier, fast drei Meter,
schätzen wir. Sie steht auf den Hinterbeinen im Wasser und hält nach Lachsen
Ausschau.
Vom Ranger, der die Bären hier genau kennt, erfahren wir, dass sie 14
Jahre alt ist. Vergnügt fischt sie nach Lachsen und hat dabei viel Erfolg.
Vielleicht auch wegen ihrer schlauen Taktik – sie taucht vollständig unter
Wasser und bleibt relativ lange unten. Nie hätten wir geglaubt, dass es ein Bär
es so lange unter Wasser aushalten kann. Später sehen wir noch viele andere
Bären. Eine Mutter mit drei Jungen, die ziemlich mager ist, was bei so zahlreichem
Nachwuchs kein Wunder ist. Der Ranger meint, dass es ungewiss ist, ob sie sich noch
genug Reserven für den nächsten Winter anfressen kann. Ein vierjähriges Geschwisterpaar
ist gemeinsam unterwegs, meistens begegnen wir aber Einzelgängern. Die Bären
scheinen uns im Boot gar nicht zu bemerken, zu sehr sind sie auf die Lachse
konzentriert. Dabei beträgt die Entfernung zu ihnen kaum 20 Meter.
Noch einmal
fahren wir nach Whittier, dem Hafen, wo wir vor einer Woche angekommen sind.
Damals hat es in Strömen geregnet, nun regnet es Bindfäden. Vielleicht hat es seit
unserem ersten Besuch gar nie aufgehört? Dabei wollten wir eine Bootstour im
Prince Williams Sound unternehmen. „26 Gletscher in 5 Stunden“ verspricht die
Werbung. Bei diesem Wetter hat es aber keinen Sinn. Wir beschliessen, noch einen
Tag länger zu warten. Es regnet die ganze Zeit ununterbrochen weiter, fast wachsen
uns Schwimmhäute und wir kriegen einen Regenkoller. Nun bin ich geneigt, den
Sätzen aus der Geschichte von Whittier zu glauben. Während des Zweiten
Weltkrieges haben die Amerikaner diesen Hafen ausgebaut – wegen „notorisch
schlechtem Wetter“, heisst es dort. Im Schutz der tiefhängenden Wolken war der
Hafen vor den Angriffen der japanischen Flugzeuge sicher. Mit schwerem Herzen
verzichten wir am nächsten Tag auf „die 26 Gletscher“ und lassen sie
buchstäblich „ins Wasser fallen“. „Nichts als raus aus diesem Regenloch“, sagen
wir uns und fahren nach Anchorage.
Der Camping in
Anchorage ist fest in Schweizer Hand. Wir treffen dort zuerst auf Maria und
Hans-Jürg, die mit einem Mercedes Wohnmobil mit Berner Nummer ein Jahr länger
unterwegs sind als wir. Zwei weitere Paare mit gemieteten Fahrzeugen gesellen
sich zu der Runde. Es gibt Kaffee, Engadiner Nusstorte aus der Schweiz und viel,
viel zu erzählen.
Anchorage, die
grösste Stadt in Alaska, bietet nicht viele Sehenswürdigkeiten. Bei einem
schweren Erdbeben im Jahr 1964 wurden viele ältere Gebäude zerstört und später
durch Neubauten ersetzt. Nach den vielen Tagen in der Wildnis tut es uns gut,
genüsslich einen Cappuccino zu schlürfen und den Leuten beim Flanieren
zuzusehen.
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