Yellowstone ist
der erste und älteste Nationalpark, nicht nur in den USA, sondern in der ganzen
Welt. Hier wurde die Idee geboren, besonders schöne und wertvolle Landschaften
vor jeder kommerziellen Nutzung zu schützen und sie in ihrer Pracht für die
nächsten Generationen zu erhalten. Und natürlich ist Yellowstone ein Muss für
jeden, der den Westen der USA besucht. Die Hauptsehenswürdigkeiten sind die
zahlreichen Geysire, Wasserfälle und verschiedene Tierarten.
Der bekannteste
Geysir im Park ist der „Old Faithful“, der ziemlich pünktlich alle 75 Minuten
riesige Heisswasserfontänen bis zu 55 Meter hoch gegen den Himmel schiesst.
Anzeigetafeln im Visitors Centre informieren die Besucher über den Zeitpunkt
der nächsten Eruption. Hunderte versammeln sich dann im Halbkreis um den Geysir
und schauen sich diesen Spektakel an. Gut 20 Minuten kann es dauern und manchmal
wird am Ende sogar geklatscht. Natürlich ist der Old Faithful nicht der einzige
Geysir im Park, es zischt, brodelt, dampft und spritzt an allen Ecken und
Enden. Heisser Schlamm blubbert, Dampffahnen steigen gegen den Himmel und die
durch kochendes Wasser an die Oberfläche gebrachten Mineralien verwandeln die
Thermalgebiete in unvorstellbare Farbenpracht.
Eine weitere
Attraktion sind die Wasserfälle, es gibt unzählige kleinere und zwei besonders gewaltige.
Der Yellowstone-Fluss stürzt sich in zwei Stufen in einen tiefen Canyon.
Wassergischt verhüllt die Sicht, das gewaltige Donnern des stürzenden Wassers erinnert
an ein Düsenflugzeug und übertönt jede Stimme - einmalig.
Und dann die
Tiere. Eigentlich will jeder die drei Bekanntesten sehen, die im Park leben:
Bisons, Bären und Wölfe. Bisons gibt es viele, man sieht sie bequem aus dem
Auto neben der Strasse grasen. Aber nicht nur dort. Als ich im Campingplatz
zurück zum Auto komme, wundere ich mich über die viele Leute, die, wie ich zuerst
annehme, das Auto fotografieren. Es passiert ab und zu, dass fremde Leute ein
Foto vom Brummi machen, aber gleich so viele? Ich bin ein wenig enttäuscht als
ich merke, dass nicht das Auto das Objekt für die Fotografen ist, sondern ein
dahinter friedlich grasender Bison.
Die Parkverwaltung gibt klare Regeln raus.
Man darf sich einem Bär oder einem Wolf auf höchstens 90 Meter nähern und zu
den Bisons muss man mindestens 30 Meter Abstand halten. Aber was man machen
muss, wenn die Bisons sich dem Menschen nähern, hat sie nicht bekannt gegeben. Etwas
anderes sind die Bären. Vor ihnen wird überall ausdrücklich gewarnt, zu sehen
bekommt man aber fast nie einen. Und wenn doch, dann sind zwei Sachen
unvermeidlich – ein Stau, denn alle halten sofort an, um den Bären zu
fotografieren und einen Ranger, der den Bären (oder die Leute?) bewacht. Böse
Zungen behaupten, dass im Yellowstone Nationalpark jeder Bär von einem eigenen
Ranger, (oder auch einer Rangerin) 24 Stunden betreut
wird. Auch einen Wolf haben wir beobachtet, doch die Situation war gleich wie
bei den Bären. Zusätzlich hat ihn der Ranger mit der Autosirene in die Büsche weggescheucht,
bevor Romy ein gutes Bild schiessen konnte
.
Dafür hat sie dann mit ihrem
Super-Tele einen Grizzly ganz nah vor die Linse bekommen. Wer mehr Tiere sehen
will, muss im Hinterland des Parks wandern. Dort ist man aber auf sich allein
gestellt und hat kein schützendes Auto, sollte ein Bär oder Wolf zu nahe kommen.
Der Yellowstone
verabschiedet sich von uns mit einem kurzen aber heftigen Wolkenbruch – es ist
der erste Regen seit wir unterwegs sind. Wir verlassen Wyoming und reisen nach
Idaho ein. Der Teilstaat ist in den USA für die grössten und schmackhaftesten
Kartoffeln bekannt. Und wirklich, die Kartoffelfelder, meistens mit fahrbaren
Sprinkleranlagen bewässert, reichen bis zum Horizont. Ob der zweite Teil des
bekannten Spruches (der dümmste Bauer hat die grössten Kartoffeln) auch auf die
hiesigen zutrifft, entzieht sich unserer Kenntnis. Wir wissen nur, dass hier
auch kluge Menschen am Werk sind. In der Wüste von Idaho stehen viele
geheimnisvolle Anlagen, dir mit für uns unverständlichen Abkürzungen
angeschrieben sind. Weit von den nächsten Siedlungen wird hier Atomforschung
betrieben. Natürlich ist alles geheim und nicht zugänglich.
Eine Ausnahme gibt
es allerdings. Es ist EBR-1, angeblich der weltweit erste Atomreaktor, mit dem elektrischer
Strom produziert wurde. Heute, sauber dekontaminiert, dient er als Museum unter
dem Titel: Atomforschung für friedliche Zwecke. Die Begeisterung der Forscher
war damals gross. Wir können es fast nicht glauben, was man alles mit Atomenergie
erreichen wollte - sogar Flugzeuge antreiben, die fast unbegrenzt lange in der
Luft bleiben sollten. Zum Glück hat man die Pläne rechtzeitig gestoppt, bevor
so ein strahlendes Ding irgendwo abstürzen konnte.
Nun fahren wir
Richtung Westen. Es liegen noch wenige Nationalparks auf dem Weg, bevor wir die
Küste des Pazifiks erreichen.
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