Sonntag, 13. Juli 2014

Hausgemachtes Eis und Konfitüre

Weiter geht es zum Capitol Reef Nationalpark. Dort besuchen wir zuerst den nördlichen Teil des Parks mit dem Cathedral Valley. Diese Gegend wird von wenigen Touristen besucht, weil sie recht abgelegen und nur auf einer abenteuerlichen Piste erreichbar ist. Und sie hat es in sich - in einigen Abschnitten lassen fussballgrosse Steine den Brummi an seine Grenze kommen. Und am Ende, kurz vor der Asphaltstrasse, gibt es auch noch eine Flussdurchfahrt mit gut 30 Zentimeter Wasser. Wir sind geteilter Meinung, ob sich dieser Abstecher wirklich gelohnt hat. „Ende gut, alles gut“, sagen wir uns als wir den Campingplatz des Nationalparks erreichen

Dort meldet sich gleich ein Peter aus Interlaken, der mit einem Minicamper drei Monate im Westen der USA unterwegs ist. Stolz fährt er die Schweizer Fahne an der Autoantenne spazieren. Schon bald bekommen wir von anderen Campingnachbarn eine Einladung zum - wir können es kaum glauben – hausgemachten Eis und das, obwohl es hier keinen Strom gibt. Morgen ist der vierte Juli, der Unabhängigkeitstag der Amerikaner, der mit grossem Pomp gefeiert wird und gleichzeitig der Beginn der Sommerferien markiert. Viele Familien treffen sich auf schönen Campingplätzen um gemeinsam zu feiern, so wie unsere Nachbarn, wo sich etwa 12 Personen inklusive Kinder zusammen gefunden haben. Wie die Frauen das Eis hergestellt haben, bleibt für uns ein Rätsel, denn sie haben nur Zelte und kein komplett ausgestattetes Wohnmobil. Wie auch immer, es schmeckt ausgezeichnet.

Früher gab es hier eine Mormonen-Siedlung. Die Siedler haben in harter Arbeit Landwirtschaft betrieben und ausgedehnte Obstgärten angelegt, was nur dank dem Wasser des Flusses möglich war. Die Gärten gibt es noch immer, auch wenn sie nun zum Nationalpark gehören. Heute können die Gäste mit Einwilligung eines Rangers die Früchte selber pflücken und sich an ihnen satt essen. Nun hat Romy keine Ruhe mehr – nachdem wir die überreifen Aprikosen gekostet haben, entscheidet sie schnell: „Ich mache Aprikosenkonfitüre“. Ich denke, dass sei ein Scherz, doch sie meint es wirklich ernst und macht sie sich an die Suche nach geeigneten Gläsern. Es sei verraten, das Produkt dieser abendlichen Aktion schmeckt hundertfach besser als das, was die hiesigen Supermärkte so anbieten. Wir sind nun gut für zwei Monate mit Aprikosenkonfitüre versorgt. Zum Glück hat bei der Ankunft im Hafen von Los Angeles der Zoll nur das Waschpulver und nicht auch unseren Zucker konfisziert, sonst hätte die spontane „Marmeladeaktion“ nicht stattfinden können.



Schliesslich kommen wir zum Arches Nationalpark. Hier würden wir gerne ein paar Tage bleiben, doch der Campingplatz ist hoffnungslos belegt. Man muss ihn im Internet reservieren und deshalb gibt es für Reisende wie wir, die keine genauen Plänen machen (wollen), keine freien Plätze bei der Ankunft. Trotzdem suchen wir den Platzwirt, um zu fragen, ob es nicht vielleicht doch wider Erwarten eine kleine Ecke oder Lücke für den kleinen Brummi gibt. Bevor wir ihn finden können, sprechen uns zwei junge Frauen an: „Wir haben eine Reservation, müssen aber schon heute nach Hause fahren. Wenn ihr wollt, könnt ihr den Platz übernehmen“. Klar wollen wir, auf so viel Glück haben wir nicht zu wagen gehofft. Und es kommt noch besser, die Frauen wollen kein Geld dafür und überlassen uns sogar das Holz für das Lagerfeuer. Wir sind auf einen Schlag unsere Sorgen los und nehmen unverzüglich die erste Wanderung unter die Füsse. Wie war es doch schon immer – im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein, ist das einzigWahre. Wie es der Name sagt, sind die Hauptattraktion in diesem Park die Arches, also die Felsenbögen. Von diesen soll es hier etwa 2000 geben. Klar haben wir nicht alle gesehen, denn sie liegen nicht an der Strasse, sondern sind erst nach langen Wanderungen, oft über Stock und Stein, erreichbar. Und das ist bei dieser Hitze, die uns an das Death Valley erinnert, gar nicht so einfach.



„Lange waren wir in der Wildnis, eine grössere Stadt wäre gut als Abwechslung“, denken wir. Zum Glück liegt eine auf unseren Weg Richtung Yellowstone Nationalpark. Salt Lake City ist die Hauptstadt des Bundesstaates Utah. Die grösste Sehenswürdigkeit hier ist der Temple Square, wo der Haupttempel der Mormonen steht. Offiziell heisst die Kirche heute „The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints“, die Kirche der Heiligen der letzten Tage. Neben dem imposanten Tempel gibt es den Tabernakel mit einer riesigen Orgel, Bibliothek, Museum und ein Kongresszentrum, wo sich angeblich der grösste Kongresssaal der Welt befindet: 21000 Leute finden darin Platz. Über den Reichtum und die Macht dieser Kirche, die weltweit operiert, zeugt auch das alles überragende Verwaltungsgebäude mit 26 Stockwerken. Dazwischen liegen wunderschöne Gärten mit Teichen und Springbrunnen. Geld scheint hier keine Rolle zu spielen. Junge und hübsche Hostessen stehen an jeder Ecke bereit, um den Besuchern alles zu zeigen und zu erklären - und natürlich auch möglichst viele Seelen zu dieser Kirche bekehren.


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