Weiter geht es zum
Capitol Reef Nationalpark. Dort besuchen wir zuerst den nördlichen Teil des
Parks mit dem Cathedral Valley. Diese Gegend wird von wenigen Touristen
besucht, weil sie recht abgelegen und nur auf einer abenteuerlichen Piste
erreichbar ist. Und sie hat es in sich - in einigen Abschnitten lassen fussballgrosse
Steine den Brummi an seine Grenze kommen. Und am Ende, kurz vor der Asphaltstrasse,
gibt es auch noch eine Flussdurchfahrt mit gut 30 Zentimeter Wasser. Wir sind
geteilter Meinung, ob sich dieser Abstecher wirklich gelohnt hat. „Ende gut,
alles gut“, sagen wir uns als wir den Campingplatz des Nationalparks erreichen
.
Dort meldet sich gleich ein Peter aus Interlaken, der mit einem Minicamper drei
Monate im Westen der USA unterwegs ist. Stolz fährt er die Schweizer Fahne an
der Autoantenne spazieren. Schon bald bekommen wir von anderen Campingnachbarn
eine Einladung zum - wir können es kaum glauben – hausgemachten Eis und das,
obwohl es hier keinen Strom gibt. Morgen ist der vierte Juli, der Unabhängigkeitstag
der Amerikaner, der mit grossem Pomp gefeiert wird und gleichzeitig der Beginn
der Sommerferien markiert. Viele Familien treffen sich auf schönen Campingplätzen
um gemeinsam zu feiern, so wie unsere Nachbarn, wo sich etwa 12 Personen
inklusive Kinder zusammen gefunden haben. Wie die Frauen das Eis hergestellt
haben, bleibt für uns ein Rätsel, denn sie haben nur Zelte und kein komplett
ausgestattetes Wohnmobil. Wie auch immer, es schmeckt ausgezeichnet.
Früher gab es
hier eine Mormonen-Siedlung. Die Siedler haben in harter Arbeit Landwirtschaft
betrieben und ausgedehnte Obstgärten angelegt, was nur dank dem Wasser des
Flusses möglich war. Die Gärten gibt es noch immer, auch wenn sie nun zum
Nationalpark gehören. Heute können die Gäste mit Einwilligung eines Rangers die
Früchte selber pflücken und sich an ihnen satt essen. Nun hat Romy keine Ruhe
mehr – nachdem wir die überreifen Aprikosen gekostet haben, entscheidet sie
schnell: „Ich mache Aprikosenkonfitüre“. Ich denke, dass sei ein Scherz, doch
sie meint es wirklich ernst und macht sie sich an die Suche nach geeigneten Gläsern.
Es sei verraten, das Produkt dieser abendlichen Aktion schmeckt hundertfach
besser als das, was die hiesigen Supermärkte so anbieten. Wir sind nun gut für
zwei Monate mit Aprikosenkonfitüre versorgt. Zum Glück hat bei der Ankunft im
Hafen von Los Angeles der Zoll nur das Waschpulver und nicht auch unseren
Zucker konfisziert, sonst hätte die spontane „Marmeladeaktion“ nicht stattfinden
können.
Schliesslich kommen
wir zum Arches Nationalpark. Hier würden wir gerne ein paar Tage bleiben, doch
der Campingplatz ist hoffnungslos belegt. Man muss ihn im Internet reservieren und
deshalb gibt es für Reisende wie wir, die keine genauen Plänen machen (wollen),
keine freien Plätze bei der Ankunft. Trotzdem suchen wir den Platzwirt, um zu
fragen, ob es nicht vielleicht doch wider Erwarten eine kleine Ecke oder Lücke für
den kleinen Brummi gibt. Bevor wir ihn finden können, sprechen uns zwei junge
Frauen an: „Wir haben eine Reservation, müssen aber schon heute nach Hause
fahren. Wenn ihr wollt, könnt ihr den Platz übernehmen“. Klar wollen wir, auf
so viel Glück haben wir nicht zu wagen gehofft. Und es kommt noch besser, die
Frauen wollen kein Geld dafür und überlassen uns sogar das Holz für das Lagerfeuer.
Wir sind auf einen Schlag unsere Sorgen los und nehmen unverzüglich die erste
Wanderung unter die Füsse. Wie war es doch schon immer – im richtigen Moment am
richtigen Ort zu sein, ist das einzigWahre. Wie es der Name sagt, sind die Hauptattraktion
in diesem Park die Arches, also die Felsenbögen. Von diesen soll es hier etwa
2000 geben. Klar haben wir nicht alle gesehen, denn sie liegen nicht an der
Strasse, sondern sind erst nach langen Wanderungen, oft über Stock und Stein,
erreichbar. Und das ist bei dieser Hitze, die uns an das Death Valley erinnert,
gar nicht so einfach.
„Lange waren wir
in der Wildnis, eine grössere Stadt wäre gut als Abwechslung“, denken wir. Zum
Glück liegt eine auf unseren Weg Richtung Yellowstone Nationalpark. Salt Lake
City ist die Hauptstadt des Bundesstaates Utah. Die grösste Sehenswürdigkeit
hier ist der Temple Square, wo der Haupttempel der Mormonen steht. Offiziell
heisst die Kirche heute „The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints“, die
Kirche der Heiligen der letzten Tage. Neben dem imposanten Tempel gibt es den Tabernakel
mit einer riesigen Orgel, Bibliothek, Museum und ein Kongresszentrum, wo sich
angeblich der grösste Kongresssaal der Welt befindet: 21000 Leute finden darin
Platz. Über den Reichtum und die Macht dieser Kirche, die weltweit operiert,
zeugt auch das alles überragende Verwaltungsgebäude mit 26 Stockwerken.
Dazwischen liegen wunderschöne Gärten mit Teichen und Springbrunnen. Geld
scheint hier keine Rolle zu spielen. Junge und hübsche Hostessen stehen an
jeder Ecke bereit, um den Besuchern alles zu zeigen und zu erklären - und natürlich
auch möglichst viele Seelen zu dieser Kirche bekehren.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen