Mt. Isa ist eine
weitere Stadt, die dem Bergbau ihre Gründung verdankt. Hier werden in den
Bergwerkwerken, teils in einer Tiefe von mehr als 1000 Metern, Kupfer, Blei,
Zink, Silber und eine kleine Menge anderer Metalle abgebaut. Wir haben ja schon
früher eine offene Tagesmine besichtigt und sind neugierig, wie es in einer Untertags-Mine
aussieht.
Wie fast für
alles gibt es in Australien eine Lösung - und sie heisst eine Tour buchen. Wir
bekommen orange Overalls, Gummistiefel, einen Sicherheitsgurt und einen Helm
mit einer starken Stirnlampe. So ausgerüstet sehen wir wie richtige Bergwerksarbeiter
aus und dürfen den Aufzug betreten, der uns in die Tiefe bringen soll. Die Türe
schliesst sich, der Aufzug setzt sich mit starkem Lärm in Bewegung, doch
bereits nach 20 Metern stoppt er. Nein, es ist keine Störung, wir sind schon
da. Und erst jetzt merken wir, dass es sich gar nicht um die echte Mine
handelt, sondern um eine, die man für Touristen gebaut (oder sagt man besser herausgehauen?)
hat. Nun wird die Katze aus dem Sack gelassen – da es vor ein paar Jahren in
der echten Mine zu einem Unfall mit einer Besucherin gekommen ist, hat man die
Touren dort verboten. Um den Touristen aber weiterhin etwas anbieten zu können
wurde gleich neben dem Visitors Centre diese „Show Mine“ erstellt. Auf die
Frage, was hier gefördert wird, sagt der Führer mit einem verschmitzten
Lächeln: „Touristendollars“. Nun so ein Reinfall ist es trotzdem nicht, die
verschiedenen Bergbaumaschinen werden in Betrieb genommen und wer will, kann
mit einem Pressluftbohrer selber ein Loch in einen Fels bohren. Die Gänge sind
nicht beleuchtet, wir müssen mit unseren Stirnlampen auskommen. Man ist sehr bemüht
alles wie in der echten Mine aussehen zu lassen. Wir erfahren viel Interessantes,
sogar eine Sprengung wird nachgestellt – mit riesigen Lautsprechern, die
irgendwo in der Dunkelheit der Stollen versteckt sind. Das alles mindert leider
unser Gefühl nicht, mit diesem Angebot hinters Licht geführt worden zu sein.
Ja, vielleicht hätten wir uns vorher besser informieren sollen! (Den orangen
Overall durften wir als Trost behalten – ich denke, er wird mir bei den
Arbeiten am Brummi nützlich sein, die Farbe ist ja die gleiche).
Langsam nähern
wir uns der Ostküste. Eine Sehenswürdigkeit wollen wir uns nicht entgehen
lassen, den Undara National Park. In geologischen Massstäben ist hier unlängst (so
etwa vor 190 Millionen Jahren) ein Vulkan ausgebrochen.
Die Lava hat mehrere
Täler aufgefüllt. Mit der Zeit hatte sich die Oberfläche abgekühlt und eine
harte Kruste gebildet, während darunter die Lava weiterfloss. Als die Eruption
zu Ende war und der Vulkan keine neue Lava mehr freisetzte, ist die restliche
Lava ausgeflossen und hat mehrere Kilometer lange Röhre hinterlassen. Im Laufe
der Zeit sind an mehreren Stellen die Decken eingestürzt und haben den Zugang
zu dieser geheimnisvollen Welt geöffnet. Es ist eine mühsame und nicht ungefährliche
Kletterei über die riesigen Steinbrocken in die dunkle Tiefe zu steigen. So
gefährlich, dass man die Höhlen „zur eigenen Sicherheit“ nur mit einem Führer
betreten darf. Die Ausmasse dieser Röhren sind riesig, es könnten mehrere
Eisenbahnzüge darin fahren. Der Geruch verrät uns, dass es hier auch Bewohner
gibt. Zu Tausenden hängen sie an der Decke: Fledermäuse.
Unglaublich ist
die Landschaftsverwandlung, die wir jetzt erleben. Wir haben das Küstengebirge
erreicht. Dieses Gebirge hält die meisten Wolken, die vom Pazifik herauf ziehen,
zurück. Sie lassen das Wasser hier niederregnen, anstatt es weiter in das
Outback zu tragen, wo man es viel dringender brauchen würde. War das Land
gerade noch staubtrocken und nur mit ein paar Büscheln von vertrocknetem Gras
bewachsen, ist nun alles Grün, die Flüsse und Bäche führen wieder Wasser,
Wasserfälle stürzen sich von den Felskanten. Es braucht eine Weile bis wir uns daran
gewöhnen. Die satt-grüne Farbe tut unseren Augen gut. Neben der Strasse wachsen
Zuckerrohr, Bananen, Mangos und vieles mehr. Auf den Wiesen weiden guternährte,
schwarzweisse Milchkühe. Wie stark kann Wasser ein Land verändern, wir kommen
aus dem Staunen nicht heraus.
Nur noch einige Kilometer sind zu fahren und wir haben den Strand erreicht. Tropisches, türkisblaues Meer, grüne Kokospalmen und schneeweisser Sand. Ein Ozean liegt vor uns, der Pazifik. Begeistert stürzen wir uns in die Wellen. Unsere West – Ost Überquerung des Kontinents ist gelungen, die Strapazen haben ihr (vorläufiges) Ende gefunden. Wir planschen im Wasser wie kleine Kinder. Irgendwo, hinter dem Horizont liegt das Great Barrier Reef, unser nächstes Ziel.
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