Auf dem Weg nach
Brisbane besuchen wir mehrere Nationalparks – Great Sandy und Glass House Mountains
um einige zu nennen. Australien ist in dieser Hinsicht ein vorbildliches Land,
fast alle noch nicht bebauten oder bewirtschafteten Landflächen wurden unter
Schutz gestellt und zu Nationalparks erklärt.
Aber dann liegt
nach rund 7‘500 Km seit Perth wieder eine Grossstadt vor uns. Zwei grosse
Hindernisse stehen uns bevor. Es gibt einige gebührenpflichtige Strassen und
Brücken auf dem Weg. Das wäre an sich kein Problem, die Schwierigkeit liegt
darin, dass man die Maut nicht bar zahlen kann, sondern nur elektronisch. Und dazu
haben wir nicht das nötige Gerät. Das zweite Problem ist das Parken. Wegen der
Höhe sind Parkhäuser für den Brummi ein Tabu und die Parkplätze am Strassenrand
kann man nur höchstens zwei Stunde benutzen. Doch weil heute ein Samstag ist, an
diesem Wochentag sind einige Parkplätze gratis, und wir es tunlichst vermeiden,
mautpflichtige Strecken zu benutzen, lösen wir beide Probleme und können uns
auf die Besichtigung der Innenstadt machen. Brisbane liegt an einem breiten
Fluss. An einem Ufer ist die City, auf der anderen Seite gibt es viele
Parkanlagen.
In der City finden wir ein paar alte Gebäude aus der Kolonialzeit,
die als Kulturerbe sorgfältig gepflegt werden. Wir fahren mit einem
altmodischen Aufzug, der, wie noch in alten Zeiten, durch einen „Lift Boy“
bedient wird und unter Denkmalschutz steht (nicht der Lift-Boy natürlich), auf
die Aussichtsplattform am Glockenturm des Rathauses. Die Aussicht von hier oben
ist grossartig. Wie überall stehen in der City viele Hochhäuser, am höchsten
wird gerade noch gebaut. Es soll das zweihöchste Australiens werden. Das Leben
spielt sich in einer grosszügigen Fussgängerzone. Überall sind Cafés geöffnet,
selbsternannte Künstler und Musikanten unterhalten das zahlreiche Publikum. Wir
besuchen noch den Botanischen Garten wo Romy die Gelegenheit erhält, eine
Hochzeit unter den hundertjährigen Bäumen zu fotografieren. Als ein Ibis hinter
der Braut erscheint, denke ich mir: „Was, der Storch ist auch schon da“.
Wir wechseln auf
die andere Seite des Flusses und geniessen den sonnigen Nachmittag in den schönen
Parkanlagen. Sie sind am ehemaligen Ausstellunggelände der Expo von 1988
entstanden. Eine nepalesische Pagode aus Holz aus dieser Zeit ist übriggeblieben. Viele Bewohner der Stadt
lassen es sich hier gut gehen. Alle Barbecue-Anlagen sind besetzt. Denn ein
richtiger Australier (ein paar wenige Vegetarier ausgenommen) braucht seine
tägliche Portion Fleisch. Da offene Grillfeuer nicht erlaubt sind, hat die Stadtverwaltung
gasbetriebene Grills aufgestellt, deren Benützung sogar gratis ist. Der Duft
der grillierten Steaks und Würste überlagert den feinen Duft der
Eukalyptusbäume. Spät am Abend verlassen wir die Stadt, um den nächstliegenden
Campingplatz zu erreichen.
Was besuchen wir
an unserem weiteren Weg? Natürlich Nationalparks. Nun sind es der Lamington
Nationalpark, noch in Queensland, und dann der Border Ranges Nationalpark,
bereits in New South Wales. Die Parks liegen auf einer Höhe von etwa 750 Metern.
Dort unternehmen wir ausgedehnte Wanderungen im dichten Regenwald, die uns zu Wasserfällen
und Schluchten führen.
Da das Wort Regenwald vom Regen kommt, regnet es hier
öfters. Zu unserem Pech erwischen wir so einen Tag – am Morgen gibt es sogar
ein Gewitter mit Blitz, Donner und, wir wollen es nicht glauben als Murmel grosse
Eisstücke auf das Autodach trommeln, ein Hagel, der zum Glück nur kurz dauert.
Da heisst für uns lieber hinunterfahren in die Ebene, wo die Sonne scheint.
Dort liegt auch eine kleine Stadt namens Nimbin. Sie ist im ganzen Land gut bekannt.
Vor vielen Jahren haben sich hier - im Glauben an eine besonders günstige
Ausstrahlung der hiesigen Landschaft - Hippies angesiedelt. Viele sind
geblieben und natürlich inzwischen in die Jahre bekommen. Aber immer noch hat
die Stadt das Aussehen einer Hippie-Kommune, denn die Einwohner haben gemerkt,
dass sich mit diesem Image gut (Touristen) Geld verdienen lässt. Dass hier auch
Hanf und Marihuana gehandelt werden, ist ein offenes Geheimnis.
Und nun zu
unseren Feien, die wir im Beitragstitel angekündigt haben. Romy hat aus jungen
Jahren eine Bekannte. Sie hat über 35 Jahre keinen Kontakt mehr mit ihr gehabt,
wusste nur, dass sie mit ihrem Mann vor einigen Jahren nach Australien
ausgewandert ist. Wir freuen uns als unser E-Mail beantwortet wird und wir
eingeladen werden einfach vorbei zu kommen. Bleiben können wir so lange wir
wollen, heisst es weiter. Es gibt ein Cottage auf dem Grundstück, in dem wir
wohnen dürfen. Eine Wegbeschreibung folgt. Neugierig fahren wir hin. Ute
begrüsst uns herzlich, als ob wir uns vor ein paar Monaten das letzte Mal
gesehen hätten. Ihr Mann Rolf ist im Moment ausser Haus. Nachdem wir lange
geredet haben, zeigt sie uns das Cottage, wo wir wohnen sollen. Wir haben es uns
mit höchstens zwei Zimmern vorgestellt, sehr einfach. Die Überraschung ist
gross, nun wohnen wir in einem Haus mit sechs Zimmern, natürlich mit Bad und
Küche, einer grossen Veranda und sogar einem Fitnessraum. Auch eine richtige
Waschmaschine steht uns zur Verfügung. Eine Richtige deshalb, weil die Waschmaschinen
auf den Campingplätzen zum Leidwesen von Romy nur kalt waschen. Rund um das
Haus liegt ein riesiger Garten, wo Ananas, Bananen, Orangen, Zitronen und
andere Früchte und auch Gemüse wachsen. Die Eukalyptusbäume erfüllen die Luft
mit einem betörenden Duft. Wir kommen uns vor wie im Paradies. Und wir werden
wie ein wichtiger Staatsbesuch behandelt – uns werden die schönsten Plätze in
der Gegend gezeigt, viele Leute vorgestellt, wir werden gut bekocht und
erfahren viel über das Leben in Australien. Da bin ich mit Romy einig – so gutes
Lammfleisch vom Grill, wie das von Rolf zubereitete, haben wir noch nie im
Leben gegessen. Wir fühlen uns hier puddelwohl, eben wie in den Ferien. Und zum
Abschied bekommen wir auch noch ein Geschenk und viele gute Sachen aus dem
Garten. Wie haben wir das nur alles verdient? Das Leben meint es gut mit uns. Liebe
Ute, lieber Rolf, noch einmal vielen herzlichen Dank für die schönen Tage mit
euch.
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