Nun geht es auf
dem Landweg nicht mehr weiter nach Osten, vor uns liegt der grosse Pazifische
Ozean. Wir fahren nun der Küste entlang in Richtung Süden. Doch das „grosse
Unbekannte“ hinter dem blauen Horizont macht uns neugierig. Wir wissen, dass
dort das „Great Barrier Reef“ und viele Inseln liegen. Leider kann bekanntlich
der Brummi nicht schwimmen und so müssen wir auf andere Verkehrsmittel ausweichen.
(Ja, es wäre schön nach der Werbung des Zürcher Verkehrsverbundes – „Ich bin
auch ein Schiff“). Um einen ersten Eindruck von dem "Unbekannten“ zu
bekommen, buchen wir einen Tagesausflug zu Green Island. Es ist eine kleine
Koralleninsel, etwas mehr als eine Schiffsstunde von Cairns entfernt. Man kann
dort schnorcheln, tauchen, Glasbodenboot fahren, einen Helikopterflug
unternehmen oder einfach nur baden. Es ist ein kleines Paradies, nur die grosse
Zahl der japanischen Touristen ist uns etwas zu viel. Die farbenprächtigen
Korallen und bunten Fische unter dem Glasbodenboot entschädigen uns für das
Gedränge.
Zurück auf dem
Festland geht es auf der Strasse weiter. Vorher ist aber noch ein Ölwechsel
fällig. Lange suchen wir eine Garage. Nachdem wir fündig geworden sind, gelingt
mir ein Meisterstück, das nicht so einfach nachzumachen ist und auf das ich
mächtig stolz bin: Am Freitagnachmittag, kurz nach drei Uhr, gelingt es mir einen
australischen Automechaniker zu überreden, das Öl jetzt doch noch zu wechseln.
Aber wahrscheinlich war er nur neugierig, wie ein 26 Jahre alter Volkswagen
aussieht – sonst hätten wir bis Dienstag warten müssen, denn am Montag läuft
die Arbeit nur langsam an.
In Airlie Beach gehen
wir unter die Seeleute. Für drei Tage haben wir auf einem Zweimaster
Segelschiff angeheuert. Den Skipper, einen österreichischer Offizier ausser
Dienst namens Dieter, finden wir am Anfang nicht sehr vertrauenserweckend, er erweist
sich aber später auch in stürmischen Zeiten als zuverlässig. Und diese kommen
dann prompt, sobald wir den schützenden Hafen verlassen haben. Denn wir haben
uns für dieses Abenteuer keine gute Zeit ausgesucht, es weht ein starker Wind
und die See ist entsprechend aufgewühlt. Unser Segeltörn führt uns zu den verschiedenen
Inseln der Whitesunday Gruppe. Wenn es möglich ist, segelt Dieter im Schutze
der Inseln, dort geniessen wir die Fahrt. Oft aber geht es über das offene
Meer, und da ist es wie auf einer Achterbahn. Wir sind nicht alleine, noch etwa
zwanzig andere Leidensgenossen sind an Bord. Ihre Gesichter werden mit der Zeit
immer bleicher – unsere auch. Vorsichtshalber habe ich in der Kabine eine
liegende Stellung bezogen. Einige Passagiere, unter ihnen auch Romy, müssen
ungewollt die Fische füttern. Zum Glück dauern die Überfahrten nie lange, bald
hat Dieter in einer ruhigen Bucht den Anker geworfen und wir können ausgiebig
schnorcheln oder See Kajak fahren.
Dazu müssen wir einen Neoprenanzug anziehen,
nicht wegen Kälte wie man denken könnte, sondern zum Schutz vor den Marine
Stingers, wie die Quallen hier heissen. Wie ich immer sage – nichts ist
vollkommen, da haben wir ein tropisches Meer, wunderbare Inseln und Strände aber
man muss höllisch aufpassen, um nicht mit diesen Biesten in Kontakt zu kommen.
Denn mit hiesigen Quallen ist nicht zu spassen, es sind sogar Todesfälle durch
sie zu beklagen. Mögen die Inseln und die Strände auch noch so schön sein, die
wahre Pracht liegt in der Unterwasserwelt. Nur einen kleinen Teil davon können
wir mit Hilfe des Schnorchels erkunden.
Hier liegen die schönsten und
wunderbarsten Korallengärten, tausende prachtvolle Fische schillern in bunten
Farben, Seesterne liegen wie vergessener Weihnachtsschmuck auf dem Meeresgrund.
Zum Leidwesen von Romy lässt sich unter Wasser nur schwer fotografieren.
Dieter stehen
zwei Matrosen zur Hand, besser gesagt ein Matrose und eine Matrosin (klingt in meinen Ohren komisch, vielleicht kann mir ein Leser sagen, ob diese weibliche Form von
Matrose korrekt ist). Die Matrosin heisst Ina und sie ist die wahre Perle an
Bord, sie hisst die Segel, fährt mit dem Zodiak, holt den Anker hoch, putzt WC
und vieles mehr. Dieter braucht nur ein Wort zu sagen und schon ist sie zur
Stelle. Man merkt, dass sie ihren Job gern macht. Das kann ich von dem jungen
Matrosen nicht sagen. Er ist ja hauptsächlich für die Küche zuständig. Zwar
würde er mehrere Leben brauchen, um das Niveau der Küche von „Sea Cloud“ zu
erreichen, aber wir werden satt. Während des Tages darf man „zur eigenen
Sicherheit“ keinen Alkohol trinken, was aber die vorwiegend sehr jungen
Passagiere am Abend schnell nachholen. Manchmal wird es für uns ältere Semester
etwas zu bunt. Glücklich, wieder den festen Boden unter den Füssen zu haben,
erreichen wir am Abend des dritten Tages den Hafen.
Als nächstes
haben wir uns die grösste Insel an der Ostküste Australiens vorgenommen, die Fraser
Island. Diese erreicht man gemütlich in einer Stunde mit der Fähre - ohne
seekrank zu werden. Die ganze Insel besteht aus Sand und ist mit dichtem Wald
bewachsen. Die Natur ist so ursprünglich hier, dass man die Insel in die Liste
der UNESCO Weltnaturerbe aufgenommen hat. Berühmt ist das Eiland auch für die
Dingos, die wegen der Insellage viel reinrassiger geblieben sind als im übrigen
Australien. Einige bekommenen wir zu Gesicht. Von der Zivilisation zeugen nur
ein Resort an der Ostküste und einige Pisten quer durch die Insel. Diese haben
es aber in sich. Da die ganze Insel aus Sand besteht, bestehen die Pisten auch
nur aus Sand, einem schier bodenlosen Sand. Der Brummi hätte hier nicht einmal den
Hauch einer Chance gehabt und wir wären heute noch mit Schaufeln beschäftigt.
Nur hochbeinige Geländewagen können und dürfen hier fahren. Doch das wahre
Betätigungsfeld der Querfeldfahrer sind nicht diese Pisten, sondern der flache
Strand, der fast hundert Kilometer lang ist, wie sein Name verrät – „75 mile
beach“. Die erlaubte Geschwindigkeit dort ist 80 km/h doch viele brettern mit
Hundert Sachen und mehr. Hier ist der Sand hart und man muss nur aufpassen,
dass einem die Flut den Weg nicht abschneidet. Da würde das Fahren auch für den
Brummi problemlos möglich, nur das Salzwasser möchten wir ihm nicht zumuten. Und
– es tut auch gut sich für einmal - in einem Geländebus fahren zu lassen. Wir
haben eine mehrtägige Tour gebucht mit Übernachtung in einem schönen Resort. Da
schlafen wir auch wieder einmal „ausser“ Haus in einem Zimmer. Die Küche lässt
nicht zu wünschen übrig und die Bar ist sehr gut bestückt. Man gönnt sich ja
sonst nichts…
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