Mittwoch, 18. September 2013

Inselhüpfen

Nun geht es auf dem Landweg nicht mehr weiter nach Osten, vor uns liegt der grosse Pazifische Ozean. Wir fahren nun der Küste entlang in Richtung Süden. Doch das „grosse Unbekannte“ hinter dem blauen Horizont macht uns neugierig. Wir wissen, dass dort das „Great Barrier Reef“ und viele Inseln liegen. Leider kann bekanntlich der Brummi nicht schwimmen und so müssen wir auf andere Verkehrsmittel ausweichen. (Ja, es wäre schön nach der Werbung des Zürcher Verkehrsverbundes – „Ich bin auch ein Schiff“). Um einen ersten Eindruck von dem "Unbekannten“ zu bekommen, buchen wir einen Tagesausflug zu Green Island. Es ist eine kleine Koralleninsel, etwas mehr als eine Schiffsstunde von Cairns entfernt. Man kann dort schnorcheln, tauchen, Glasbodenboot fahren, einen Helikopterflug unternehmen oder einfach nur baden. Es ist ein kleines Paradies, nur die grosse Zahl der japanischen Touristen ist uns etwas zu viel. Die farbenprächtigen Korallen und bunten Fische unter dem Glasbodenboot entschädigen uns für das Gedränge.


Zurück auf dem Festland geht es auf der Strasse weiter. Vorher ist aber noch ein Ölwechsel fällig. Lange suchen wir eine Garage. Nachdem wir fündig geworden sind, gelingt mir ein Meisterstück, das nicht so einfach nachzumachen ist und auf das ich mächtig stolz bin: Am Freitagnachmittag, kurz nach drei Uhr, gelingt es mir einen australischen Automechaniker zu überreden, das Öl jetzt doch noch zu wechseln. Aber wahrscheinlich war er nur neugierig, wie ein 26 Jahre alter Volkswagen aussieht – sonst hätten wir bis Dienstag warten müssen, denn am Montag läuft die Arbeit nur langsam an.

In Airlie Beach gehen wir unter die Seeleute. Für drei Tage haben wir auf einem Zweimaster Segelschiff angeheuert. Den Skipper, einen österreichischer Offizier ausser Dienst namens Dieter, finden wir am Anfang nicht sehr vertrauenserweckend, er erweist sich aber später auch in stürmischen Zeiten als zuverlässig. Und diese kommen dann prompt, sobald wir den schützenden Hafen verlassen haben. Denn wir haben uns für dieses Abenteuer keine gute Zeit ausgesucht, es weht ein starker Wind und die See ist entsprechend aufgewühlt. Unser Segeltörn führt uns zu den verschiedenen Inseln der Whitesunday Gruppe. Wenn es möglich ist, segelt Dieter im Schutze der Inseln, dort geniessen wir die Fahrt. Oft aber geht es über das offene Meer, und da ist es wie auf einer Achterbahn. Wir sind nicht alleine, noch etwa zwanzig andere Leidensgenossen sind an Bord. Ihre Gesichter werden mit der Zeit immer bleicher – unsere auch. Vorsichtshalber habe ich in der Kabine eine liegende Stellung bezogen. Einige Passagiere, unter ihnen auch Romy, müssen ungewollt die Fische füttern. Zum Glück dauern die Überfahrten nie lange, bald hat Dieter in einer ruhigen Bucht den Anker geworfen und wir können ausgiebig schnorcheln oder See Kajak fahren.

Dazu müssen wir einen Neoprenanzug anziehen, nicht wegen Kälte wie man denken könnte, sondern zum Schutz vor den Marine Stingers, wie die Quallen hier heissen. Wie ich immer sage – nichts ist vollkommen, da haben wir ein tropisches Meer, wunderbare Inseln und Strände aber man muss höllisch aufpassen, um nicht mit diesen Biesten in Kontakt zu kommen. Denn mit hiesigen Quallen ist nicht zu spassen, es sind sogar Todesfälle durch sie zu beklagen. Mögen die Inseln und die Strände auch noch so schön sein, die wahre Pracht liegt in der Unterwasserwelt. Nur einen kleinen Teil davon können wir mit Hilfe des Schnorchels erkunden. 


Hier liegen die schönsten und wunderbarsten Korallengärten, tausende prachtvolle Fische schillern in bunten Farben, Seesterne liegen wie vergessener Weihnachtsschmuck auf dem Meeresgrund. Zum Leidwesen von Romy lässt sich unter Wasser nur schwer fotografieren.

Dieter stehen zwei Matrosen zur Hand, besser gesagt ein Matrose und eine Matrosin (klingt in meinen Ohren komisch, vielleicht kann mir ein Leser sagen, ob diese weibliche Form von Matrose korrekt ist). Die Matrosin heisst Ina und sie ist die wahre Perle an Bord, sie hisst die Segel, fährt mit dem Zodiak, holt den Anker hoch, putzt WC und vieles mehr. Dieter braucht nur ein Wort zu sagen und schon ist sie zur Stelle. Man merkt, dass sie ihren Job gern macht. Das kann ich von dem jungen Matrosen nicht sagen. Er ist ja hauptsächlich für die Küche zuständig. Zwar würde er mehrere Leben brauchen, um das Niveau der Küche von „Sea Cloud“ zu erreichen, aber wir werden satt. Während des Tages darf man „zur eigenen Sicherheit“ keinen Alkohol trinken, was aber die vorwiegend sehr jungen Passagiere am Abend schnell nachholen. Manchmal wird es für uns ältere Semester etwas zu bunt. Glücklich, wieder den festen Boden unter den Füssen zu haben, erreichen wir am Abend des dritten Tages den Hafen.




Als nächstes haben wir uns die grösste Insel an der Ostküste Australiens vorgenommen, die Fraser Island. Diese erreicht man gemütlich in einer Stunde mit der Fähre - ohne seekrank zu werden. Die ganze Insel besteht aus Sand und ist mit dichtem Wald bewachsen. Die Natur ist so ursprünglich hier, dass man die Insel in die Liste der UNESCO Weltnaturerbe aufgenommen hat. Berühmt ist das Eiland auch für die Dingos, die wegen der Insellage viel reinrassiger geblieben sind als im übrigen Australien. Einige bekommenen wir zu Gesicht. Von der Zivilisation zeugen nur ein Resort an der Ostküste und einige Pisten quer durch die Insel. Diese haben es aber in sich. Da die ganze Insel aus Sand besteht, bestehen die Pisten auch nur aus Sand, einem schier bodenlosen Sand. Der Brummi hätte hier nicht einmal den Hauch einer Chance gehabt und wir wären heute noch mit Schaufeln beschäftigt. Nur hochbeinige Geländewagen können und dürfen hier fahren. Doch das wahre Betätigungsfeld der Querfeldfahrer sind nicht diese Pisten, sondern der flache Strand, der fast hundert Kilometer lang ist, wie sein Name verrät – „75 mile beach“. Die erlaubte Geschwindigkeit dort ist 80 km/h doch viele brettern mit Hundert Sachen und mehr. Hier ist der Sand hart und man muss nur aufpassen, dass einem die Flut den Weg nicht abschneidet. Da würde das Fahren auch für den Brummi problemlos möglich, nur das Salzwasser möchten wir ihm nicht zumuten. Und – es tut auch gut sich für einmal - in einem Geländebus fahren zu lassen. Wir haben eine mehrtägige Tour gebucht mit Übernachtung in einem schönen Resort. Da schlafen wir auch wieder einmal „ausser“ Haus in einem Zimmer. Die Küche lässt nicht zu wünschen übrig und die Bar ist sehr gut bestückt. Man gönnt sich ja sonst nichts…


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