Bekanntlich
besteht Australien aus sechs Bundesländern. Und wie in der Schweiz die Kantone,
hat auch hier jedes Bundesland seine eigene Regierung und sein Parlament, also
auch eigene Gesetzgebung. Wir haben nun den nördlichen Teil des Northern
Territory verlassen und fahren Richtung Westen nach Western Australia. Die
Grenze überrascht uns mit einer strengen Kontrolle. Nein, Ausweise und
dergleichen interessieren niemand. Es ist wieder die Quarantäne und die
interessiert sich für Obst, Gemüse, Honig und noch ein paar andere Dinge. Wir
haben es gewusst und entsprechen eingekauft. Auch hat Romy kurz vor der Grenze
aus allem Gemüse ein ausgezeichnetes Mittagessen gezaubert. Trotzdem muss sie
sich von zwei restlichen Kartoffeln und einer Zwiebel trennen. Sie wandern in
eine Abfalltonne.
Die erste Stadt
in Western Australia heisst Kununurra, ein schönes Städtchen an einem See
gelegen und ein kleiner, aber sehenswerter Nationalpark gleich vor der Haustür.
Dort unternehmen wir kurze Wanderungen und in der Stadt stocken wir unsere
Vorräte wieder auf. Alles gut, eigentlich ja, wenn es das leidige Thema
Haftpflichtversicherung für das Auto nicht geben würde. Klar haben wir gleich
in Darwin eine abgeschlossen, doch die gilt nur in Northern Territory, so wurde
uns gesagt. Also bemühen wir uns um eine neue beim Strassenverkehrsamt, denn
die obligatorische Motorfahrzeughaftpflichtversicherung kann man nur bei diesem
Amt abschliessen. „Eine Versicherung, kein Problem“, sagt uns die freundliche
Beamtin nach einem langen Telefongespräch mit Vorgesetzten im fernen Perth und
schreibt uns einen Zettel mit den nötigen Unterlagen. „Das Auto muss zuerst die
technische Inspektion bestehen“, teilt sie uns weiter mit. Das Dokument, wonach
der Brummi eine solche Inspektion vor zehn Tagen mit Bravour bestanden hat,
beeindruckt sie nicht. „Wir akzeptieren keine Inspektion von anderen Staaten“
ist die kurze Antwort. Ja klar, denke ich mir, vielleicht würde man am Zürcher
Strassenverkehrsamt auch keine Bestätigung aus anderen Kantonen akzeptieren.
Hier kann man zum Glück die Inspektion bei einer privaten Garage ausführen
lassen. Die erste Garage ist ausgebucht, der nächste freie Termin wäre in drei
Tagen. Freude herrscht, nur Romy ist zunehmend sauer. Bei der zweiten Garage
haben wir mehr Glück. Der Besitzer mit rumänischen Wurzeln sieht es wie wir –
eine bürokratische Schikane. So kontrolliert er nur die Daten und stellt uns
die Bestätigung aus. Natürlich reklamieren wir nicht, auch nicht, als wir die
amtlichen Gebühr von 94 $ bezahlen müssen (ca. Fr. 90.--).
Ende gut, alles gut, am Schluss bekommen wir eine Versicherung, die angeblich
im ganzen Land, sprich in allen Bundesländern gültig sein soll. In Darwin hat
man uns allerdings gesagt, dass es keine Versicherung gibt, die in ganz
Australien gültig ist. Aber vorerst sind wir ja nun einige Zeit in Western
Australia.
Nun sind wir
wieder unterwegs. Unser Ziel ist der Bungle-Bungle Nationalpark. Eigentlich
heisst er richtig Purnululu, was in der Ureinwohnersprache „Sandstein“ heisst. Der
Park ist bekannt für die ocker- und schwarzgestreiften Felsen, die an
Bienenstöcke erinnern. Die auffälligen abgerundeten Felsenformationen bestehen
aus Sandstein und komprimierten Kieselsteinen, welche die Zeit in Millionen von
Jahren verwittern lies. Die verschiedenfarbigen Streifen werden durch den unterschiedlichen
Lehmgehalt und die Porosität verursacht. Das Gestein in den dunklen Schichten
ist durchlässiger und ermöglicht dadurch Algenwachstum, die helleren Streifen
enthalten oxidiertes Eisen. Um die ganze Pracht zu überblicken, leisten wir uns
etwas besonders: einen Helikopterflug über den Park. Der Heli ist ganz klein,
nur drei Passagiere haben darin Platz. Es hat keine Türen. Das ist gut für das
Fotografieren, aber es lässt uns den starken, von dem Hauptpropeller
verursachten Wind, hautnah spüren. Wir kreisen über die Felsen und unsere
Finger drücken den Kameraauslöser ohne Unterlass. So viele Bilder innerhalb so
kurzer Zeit haben wir noch nie gemacht. Es ist wirklich einmalig und die 30
Minuten sind schneller vorbei als es uns lieb ist. Wir landen voll
unvergesslicher Eindrücke.
Am nächsten Tag
fahren wir in den Park und unternehmen dort verschiedene Wanderungen. Man muss
sich streng an die ausgeschilderten Wege halten. Teils wegen der Sicherheit,
denn allzuleicht kann man sich hier verlaufen, teils, weil bestimmte Plätze den
Aborigines heilig sind und nicht betreten werden dürfen. Schwer zu sagen aus
welchem Winkel die Felsen schöner sind – vom Boden oder aus der Luft betrachtet.
Kaum zu glauben, dass dieses Gebiet von Weissen erst in den 1980-er Jahren entdeckt wurde.
Ich nenne nur zwei, die uns besonders
gefallen haben: Der Tunnel Creek und Windjana Gorge. Der Zutritt ist angeblich
nur für 4x4 Fahrzeuge erlaubt, aber Brummi schafft es ohne Probleme. Nur das
oft tiefe „Wellblech“ der Piste ist nicht so angenehm zu fahren. Tunnel Creek ist
wie es der Name sagt, ein Bach, der sich hier durch einen Hügelzug
„durgefressen“ hat. Entstanden ist ein etwa 750 Meter lange Höhle, ein
eigentlicher Tunnel, der sich durchwandern lässt. Allerdings muss man dabei oft
durch bis zu 70 cm tiefes Wasser waten und ohne gute Taschenlampe gibt es kein
Durchkommen.
Windjana Gorge, ausnahmsweise nur 20 km weiter, ist eine
wunderschöne Schlucht. Hohe rot-schwarze Felsen ragen empor. Der Fluss bildet dazwischen
zahlreiche Pools. Allerdings muss man vom Baden Abstand nehmen, auch wenn es so
heiss ist – an den Sandbänken sonnen sich nämlich die Bewohner, es sind
Süsswasserkrokodile. Zwar sollen sie den Menschen nicht so gefährlich sein,
aber ein Biss ist etwa so angenehm wie der eines Kampfhundes.
Nun sind wir in
Broome angelangt und somit an der Westküste Australiens. Hier wird es richtig
touristisch. Eine Attraktion sind die Kamelsafaris am Strand bei
Sonnenuntergang. In einer langen Reihe schreiten die Kamele würdevoll am Strand
entlang, hinter ihnen versinkt die rote Sonne im Meer. Die Silhouetten der
Kamele spiegeln sich im Wasser. Romys Foto- Herz hüpft. Morgen ist Whale
Watching angesagt. Ob wir dabei Walfische sehen werden? Davon werden wir im
nächsten Beitrag berichten.
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