Freitag, 5. Juli 2013

Top End

„Top End“ nennt man in Australien den hohen Norden des Kontinents. Bekanntlich ist in Australien  alles anders, beginnend mit den Jahreszeiten bis zu den Raumverhältnissen. Je weiter man nach Süden fährt, desto kühler wird es und umgekehrt.




Mit einem Abstecher zum Frogg Damm beginnen wir unseren Besuch im Kakadu National Park. Dieser Park ist wegen den Naturschönheiten, den Felsenbildern der Aborigines und der speziellen Flora und Fauna in die UNESCO Weltnaturerbeliste aufgenommen worden. Der Frogg Damm ist ein Überbleibsel von einem ehrgeizigen Projekt aus den fünfziger Jahren. Damals wollte man hier im grossen Stil Reis anbauen. Es lief nicht alles nach Plan und so hat man das Projekt nach einigen Jahren aufgegeben. Heute gehört der See hinter dem Damm den zahlreichen Wasservögeln, Fischen, Schildkröten und Krokodilen. Vor diesen wird überall gewarnt. Es sind vor allem die Salzwasserkrokodile, hier Salties genannt, die den Menschen gefährlich werden können. Trotz ihres Namens leben sie auch im Süsswasser und können bis zu 5 Meter lang werden. Man hat sie bis in die neunziger Jahre erbarmungslos gejagt und sie wären beinahe ausgerottet worden. Heute stehen sie unter Schutz und sie haben sich prächtig vermehrt. Darum stehen auch überall Warnschilder – so wird die Regierung auf einfache Weise alle Haftungsansprüche los. Man ist ja gewarnt worden, heisst es dann im Falle eines Falles. Das könnte man auch in der Schweiz einführen – Warnschilder vor Bären.

Bei der Weiterfahrt donnern uns riesige Lastwagen mit vier Anhängern, ganze 55 Meter lang, sogenannte Road Trains, mit grosser Geschwindigkeit entgegen. Besser, wenn man an den Strassenrand ausweicht, denn zum Bremsen brauchen diese Ungetüme sehr lange Strecke. Sie transportieren Uranerz aus den umstrittenen Minen mitten im National Park zum nächsten Hafen.

Australien ist ein Camper Land, es scheint, dass das die ganze Bevölkerung mit Wohnwagen oder Wohnmobilen unterwegs ist. Überall stehen Campingplätze zur Verfügung. Von ganz einfachen Anlagen mit nur einem Plumsklo bis zu Luxusanlagen mit Swimmingpool. Im Nationalpark muss man sich auf diesen Plätzen oft selber registrieren. Man schreibt den Namen und die Fahrzeugnummer auf ein Couvert, legt das Geld hinein, klebt es zu und wirft es in eine Box.

Oft steigen riesige Rauchwolken am Horizont auf. Das Land wird kontrolliert abgebrannt, um den alles vernichtenden Waldbränden in der Trockenzeit die Nahrung vorher zu entziehen. Manchmal kommen die Flammen bedrohlich nah an die Strasse und ein dicker Rauch behindert die Sicht. Aber – alles ist unter Kontrolle – sagen die Rangers. Besonders dramatisch wirkt das Schauspiel in der Nacht, da bilden die Flammen gewaltige, rote Streifen am Horizont.



Das Land, auf dem der Park liegt, gehört den Aborigines, den Ureinwohnern Australiens. Erst vor 20 Jahren haben sie es vom Staat zurückerhalten - nachdem man sich jahrhundertelang nicht um ihre Rechte gekümmert hat. Aber sie haben hier schon immer gelebt. Das bezeugen ihre Zeichnungen an vielen Felsen im Park. Die Aborigines sind ein trauriges Kapitel in der australischen Geschichte. Lange als Bürger zweiter Klasse behandelt, hat man nun ihre Ansprüche anerkannt.
 Da aber das Land schon lange an Siedler verkauft wurde, zahlt man den Aborigines eine Entschädigung in Form einer Unterstützung. Leider wird dieses Geld oft für Alkohol verwendet. Es ist ein trauriger Anblick diese verwahrlosen Menschen zu sehen, meistens in der Nähe von Geschäften, die Alkohol verkaufen. Da das Alkoholtrinken in der Öffentlichkeit nicht erlaubt ist, füllen sie ihn einfach in eine Cola- Flaschen um.



Es gibt viele Tiere im Park. Doch eine Sorte ist besonders lästig. Nein, es sind nicht die Krokodile, es sind gemeine Moskitos. Sie sind schon am Tag sehr unangenehm, aber nach Sonnenuntergang starten sie ihre Offensive erst wirklich. Wehe dem, der sich nicht mit Netz oder Mückenschutzmittel wehren kann. Doch zum Glück hat Romy vorgesorgt und neue Moskitonetze für die Schiebetür und die Heckklappe aus der Schweiz mitgebracht. Nebst menschlichem Blut lieben die Viecher auch die Computerbildschirme. Am Abend am Laptop draussen zu arbeiten ist unmöglich, denn bald verhindert eine krabbelnde Schicht die freie Sicht. Es bleibt ein wichtiger Trost – in Australien übertragen Moskitos keine Malaria.

In Yellow Water unternehmen wir eine Flussfahrt auf dem“ Aligator River“. Nein, Aligatoren leben hier keine. Die ersten Siedler haben diese Gattung verwechselt. Fast lautlos gleitet das Boot im Wasser. Wir können in Ruhe viele Vögel beobachten, die Rangerin, die das Boot steuert, gibt uns Erklärungen, nennt die Namen der Vögel. Krokodile sehen wir auch, meistens aber nur den Kopf. Doch da liegt ein prächtiger Kerl am Ufer, sicher vier Meter lang. In freier Bahn möchten wir ihm nicht begegnen. Es gibt kommerzielle Touren, bei welchen man mittels Fleischbrocken Krokodile
anlockt und sogar zum Springen bringt. Dieses
Vorgehen ist im National Park aber nicht erlaubt.











Eines Abends, wir sind gerade in Katherine, überraschen uns riesiges Knallen verbunden mit Feuerwerk. Heute wird hier der Northern Territory Day gefeiert. Es ist der Tag, an welchem Northern Territory ein gleichberechtigter Bundesstaat von Australien wurde. Vorher war es lange Zeit nur ein Verwaltungsgebiet, ein Territory eben. Uns erinnern die Feierlichkeiten an den ersten August in der Schweiz, allerdings fehlen hier die Höhenfeuer. Aber festliche Ansprachen gibt es schon.

Unser Reiseleben ist zum gewohnten Rhythmus zurückgekehrt, wir sind wieder unterwegs. Fahren wohin wir wollen, halten wo es uns gefällt. Ausser es steht da keines von diesen Verbotsschilder. So vergehen die Tage, einer nach dem anderen. Die Hitze in Darwin ist einer angenehmen Nachtkühle gewichen. Uns freut es. Und es geht uns gut. Nur an die hohen Preise haben wir uns noch nicht ganz gewöhnt.



1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo Ihr zwei. Mit einem gewissen Neid lesen wir eure Blogeinträge und sind immer gespannt was ihr so erlebt ca. 1 Jahr nach uns. Nur auf die Mossies und Fliegen sind wir nicht neidisch. Das haben wir noch in "allerbester" Erinnerung. Viele Grüsse von Lola, Jan und Liliane