Wie in unserem letzten Blog versprochen, hier ein
Situationsbericht unserer Walbeobachtung: Kaum sind wir eine halbe Stunde mit
dem Katamaran unterwegs, da tauchen ca. 100 Meter vor uns zwei Wale auf. Es
sind Buckelwale, ungefähr 15 Meter lang, mit einem Gewicht zwischen 25 und 30
Tonnen. Ausgelassen toben sie herum, schlagen mit ihren Flossen lautstark auf
das Wasser, immer und immer wieder.
Dann schiesst plötzlich einer von ihnen in
die Höhe, ungefähr die Hälfte seiner Körperlänge wird sichtbar und so sehen wir,
wie riesig diese Tiere in Wirklichkeit sind. Mit einem lauten „Plumps“ fällt er
ins Wasser zurück, sodass es weit aufspritzt. Der andere schlägt mehrmals mit
der Schwanzflosse auf das Wasser. Es sieht aus, als würden die beiden eine
Schau für uns inszenieren. Noch nie haben wir Wale so ausgelassen spielend
erlebt. Irgendwann tauchen sie ab, hinterlassen noch ein paar Luftblasen aus
ihren Blaslöchern und sind verschwunden. Es dauert aber nicht lange, bis der
nächste auftaucht. Das Boot versucht etwas näher an ihn heran zu kommen, doch
der Wal verschwindet. Plötzlich taucht er keine 20 Meter von uns auf und
schiesst senkrecht nach oben. Romy erschreckt sich so, dass sie zu
fotografieren vergisst und somit das Jahrhundertbild verpasst. Es wimmelt hier,
dicht vor der Küste, nur so von diesen Riesenmeeressäugetieren. In den vier
Stunden, die wir mit dem Boot unterwegs sind, sehen wir sicher 50 Wale. Oder
sind es nur vielleicht immer wieder die gleichen? Das leibliche Wohl kommt bei
der Tour nicht zu kurz. Ständig werden verschiedene Häppchen, Tapas, Sushi und
Getränke angeboten. Viel zu schnell geht die Zeit vorbei und wir müssen wieder
von Bord.
Am nächsten Tag sind etwas kleinere Tiere auf dem Programm.
Wir fahren zum „Broome Bird Observatory“, einer Vogelbeobachtungstation in
einer einsamen Bucht. In dem kleinen Camping sind scheinbar nur fanatische
Vogelbeobachter anwesend. Sie können jeden Vogel beim Namen nennen und erkennen
ihn sofort, auch aus grosser Entfernung. Begeistert berichten sie über die erfolgreichen
Sichtungen, die sie schon hatten. Da können wir nicht mithalten und die
englischen Vogelnamen sind uns sowieso total fremd. Aber Romy mit ihrem neuen
langen Rohr, sprich 600 Millimeter Teleobjektiv, rettet die Situation. Sie wird
von allen als eine grosse Tierfotografin eingeschätzt. Wir lernen, dass es hier
zwei Gruppen von Vögeln gibt, die Waldvögel und die Strandläufer. Letztere
laufen lieber, wie der Name sagt, am Strand auf der Suche nach kleinen Krabben
und Muscheln. Unglaublich, dass einige der Vogelarten über 10‘000 Kilometer
weit bis nach Sibirien fliegen und im Winter wieder hierher zurückkommen.
Leider gibt es hier auch noch kleinere Tiere als die Vögel und zwar reichlich.
Es sind die Moskitos, die uns regelrecht aussaugen. Aber davon war früher schon
die Rede. Nun haben wir aber eine neue Waffe gegen sie. Eine freundliche
Campingnachbarin hat uns Moskitospiralen geschenkt. Angezündet stinken sie
zwar, aber sie wirken.
Nun wird es Zeit weiterzufahren. Wir wollen den Karijini
National Park im Landesinnern besuchen. Die Attraktionen hier sind tiefe
Schluchten und Wasserfälle. Der Boden enthält sehr viel Eisen. Dadurch wirkt
alles irgendwie rostig. Hoffentlich steckt sich der Brummi nicht an. Auch das
Visitors Centre des Parks wurde aus rostigem Eisen gebaut. Ganz in der Nähe
gibt es grosse Bergwerke, wo Eisenerz für den Export abgebaut wird. Für den
Abtransport hat man Eisenbahnen bis zum Hafen von Port Hedland gebaut. Da
bringen kilometerlange Züge das abgebaute Erz zu den Verladeanlagen, wo schon
riesige Schiffe warten. Später in Japan oder China entstehen daraus neue Autos
oder andere Gebrauchsgegenstände. Das Geschäft blüht, es sind hier neue Städte
entstanden, um die Arbeiter unterzubringen, so zum Beispiel Tom Price, nach dem
Entdecker des Eisenvorkommens benannt.
Das nächste Ziel ist Exmouth. Die Stadt alleine wäre nicht die
Reise wert, aber in der Umgebung befinden sich zwei bedeutende National Parks.
Auf der Halbinsel ist es der Cape Range National Park und im Meer der Ningaloo
Maritime National Park. Im Schatten des grossen Bruder, des Great Barrier Riffs,
ist dieses Korallenriff wenig bekannt, obwohl es auch zum Weltnaturerbe gehört.
Der Riff verläuft hier oft nur in kleiner Entfernung vor der Küste.
Die Strände
sind fantastisch und man braucht nicht einmal Hundert Meter mit dem Schnorchel
zu schwimmen und schon kann man eine Wunderwelt erleben. Korallengärten in
unvorstellbarer Vielfalt, dazwischen schwimmen bunte Fische. Jeder schwärmt
davon, wie schön es ist. Ja, hier werden Südseeträume war. Leider haben wir
keinen Schnorchel dabei, wir haben nicht an jede Eventualität gedacht. (da
hätten wir viel mehr Dinge mitnehmen müssen und der Brummi wäre total überladen).
Das Problem löst sich im Gespräch mit freundlichen Einheimischen, die den
Brummi bewundern und uns ausfragen. “Unglücklicherweise haben wir keine
Schnorchel mit dabei“, füge ich am Schluss unseres Gesprächs an.“ Kein Problem,
wir haben genug Reserveschnorchel, ihr könnt euch welche aussuchen“ geben sie
unaufgefordert zur Antwort. Und so können auch wir diese verborgene Wasserwelt
mit den eigenen Augen sehen. Romy versucht sie sogar mit der Kamera im
Unterwassergehäuse einzufangen. Aber nichts ist vollkommen, ein starker, kalter
Wind vom Land sorgt dafür, dass wir es nicht allzulange im Wasser aushalten. An
diesem schönen Ort würden wir gerne länger bleiben.
Das Problem ist, dass man
nur auf den Campingplätzen des Nationalparks übernachten darf. Und die sind
alle – wie schon ein grosses Schild bei der Touristeninformation in Exmouth
verkündet hat – ausnahmslos besetzt. Um das Ökosystem zu schützen, werden nur
eine begrenzte Anzahl Personen in den Park gelassen. Trotzdem fahren wir in den
Park. Am Parkeingang fragt uns die Rangerin „Braucht ihr vielleicht eine Unterkunft?
Gerade bekam ich eine Meldung, dass ein Platz in einem Camping frei geworden
ist“. Ist das nicht ein Glückstag? So bleiben wir drei Tage, besuchen
verschiedene Strände und machen Wanderungen ins Hinterland. Es gibt viele Tiere
hier. Känguruhs grüssen uns am Morgen beim Aufstehen, Emus laufen uns über den
Weg und natürlich eine Menge Vögel. Am besten gefallen mir die grossen Schwärme
der Rosakakadus mit ihrem lauten Gekreische.
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