Seit Manali geht es mit uns nur noch bergab. Das ist
wörtlich gemeint, denn nach vielen, vielen Kurven gibt der GPS nur noch um die
200 Höhenmeter an. Entsprechend steigt die Temperatur und bald haben wir im
Auto schon wieder über 40 Grad. Die Umstellung ist brutal, die Schlafsäcke
werden im hintersten Winkel des Stauraumes versorgt. Unser erstes Ziel im Tiefland
ist Chandigarh. Diese Stadt stellt in Indien etwas Besonderes dar, denn sie
wurde erst 1952 gegründet. Nach der Trennung von Indien und Pakistan hat der
Bundesstaat Punjab seine alte Hauptstadt Lahore an Pakistan verloren. Die neue
Regierung wollte ein Zeichen für die Zukunft setzen und beauftragte den
Architekten Le Corbusier mit der Planung. Herausgekommen ist eine moderne Stadt,
nach Schachbrettmuster angelegt, mit breiten Strassen - in einer Zeit, wo man
in Indien nur wenige Fahrzeuge hatte. Die Blöcke, Sektoren genannt, haben
Nummern. Wenn man diese nicht weiss, ist man trotz schnurgeraden Strassen
verloren, genau wie in den verwinkelten alten Städten Indiens. Die Stadt macht den
Eindruck einer europäischen Stadt allerdings mit einer grossen Prise indischem
Charme. Der Zahn der Zeit hat auch hier ganze Arbeit geleistet. Aber nicht nur
das Aussehen wirkt europäisch sondern auch die Sitten. Zum Beispiel ist heute
am Sonntag alles geschlossen, wie in einem kleinen Schweizer Dorf. Und wir
brauchen dringend ein Internet Café. Das finden wir schliesslich auch im besten
Hotel der Stadt für teureres Geld, ja wenigstens ist es so klimatisiert, dass
wir wieder frieren, wie hoch oben in Ladakh. Auch kann Romy in der hoteleigenen
Bäckerei das beste Brot, das wir je in Indien gegessen haben, kaufen.
Zuerst wollen wir noch eine heilige Stadt besuchen – Haridwar.
Dort verlässt der grösste und heiligste Fluss Indiens, der Ganges, die letzten
Ausläufer des Himalayas. Hier beginnt er seine lange Reise quer durch
Nordindien bis nach Kolkata. (Ja, genau dorthin müssen wir auch, vielleicht ist
es ein gutes Omen hier zu starten) Sein Wasser spendet Abermillionen von
Menschen die Lebensgrundlage. Darum ist diese Stelle, diese Stadt, besonders
heilig. Tausende von Pilgern kommen jeden Tag, um in den noch recht kalten Fluten
des Flusses zu baden.
Dann fahren wir los, langsam kämpfen wir uns vorwärts. Das Autofahren in Indien ist wirklich kein Vergnügen, von dem habe ich schon zu Genüge geschrieben. Nur noch ein kurzes Zitat dazu von einem hiesigen Chauffeur. Er sagte uns: „Um den Tag auf indischen Strassen heil zu überstehen braucht es drei Dinge: erstens eine starke Hupe, zweitens sehr gute Bremsen und drittens, viel, viel Glück. Wir glauben auch, dass uns alle Götter Indiens und Tibets beigestanden sind, damit wir den indischen Chaosverkehr überstehen konnten.
Doch leider, die Nachrichten sind schlecht. Unsere Hoffnung
durch Myanmar fahren zu können, müssen wir endgültig begraben. Und da die
Chinesen die Einreisebestimmungen nach Tibet drastisch verschärft haben bleibt
uns nur die letzte Möglichkeit – das Auto von Kolkata aus zu verschiffen.
Kolkata ist aber fast 2000 km weit weg, also liegen einige harte Fahrtage vor
uns, denn 300 km am Tag auf indischen Strassen zu fahren, ist schon
rekordverdächtig.
Hier wird symbolisch ein neues Leben geboren. Jeden Abend
wird eine Zeremonie abgehalten – die Verehrung der lebenspendenden Göttin
Ganga. Jeder Platz am Ufer und an den Brücken ist besetzt. Kleine Schiffchen
mit einer Kerze und Blüten werden den Fluss hinuntergelassen, Priester
schwingen Fackeln, Gesang und Glockentöne erfüllen die Luft. Wir verfolgen das
Geschehen in der sehr dicht gedrängten Menschenmasse. Trotz der Erhabenheit
wird uns bewusst – wenn hier eine Panik ausbrechen sollte dann gibt es kein Entrinnen…
Dann fahren wir los, langsam kämpfen wir uns vorwärts. Das Autofahren in Indien ist wirklich kein Vergnügen, von dem habe ich schon zu Genüge geschrieben. Nur noch ein kurzes Zitat dazu von einem hiesigen Chauffeur. Er sagte uns: „Um den Tag auf indischen Strassen heil zu überstehen braucht es drei Dinge: erstens eine starke Hupe, zweitens sehr gute Bremsen und drittens, viel, viel Glück. Wir glauben auch, dass uns alle Götter Indiens und Tibets beigestanden sind, damit wir den indischen Chaosverkehr überstehen konnten.
Ungefähr auf halber Strecke treffen wir in Varanasi den
Ganges wieder. Hier waren wir ja schon zu Beginn unserer Reise in Indien und
kennen ein gutes Hotel mit Schwimmbad (die Temperaturen betragen immer noch 44
Grad im Schatten!). Dort wollen wir in einem klimatisierten Zimmer einen
Ruhetag einlegen. Es gibt dort auch eine Bar wo man Bier bekommt, in diesem
Land keine Selbstverständlichkeit. Doch zu früh gefreut, in Indien kommt es
meistens anders als man denkt. Das Hotel ist ausgebucht, am Parkplatz steht ein
Festzelt, eine grosse Hochzeitfeier wird vorbereitet. Also fahren wir weiter.
Noch zwei Tage müssen wir bis nach Kolkata durchhalten. Es geht nun etwas
schneller, denn die Strasse ist vierspurig ausgebaut, eine indische „Autobahn“
sozusagen, allerdings des Öfteren mit Gegenverkehr auf der Überholspur und
anderen Schikanen.
Dann sind wir endlich am Ziel. Der etwa 10 Kilometer lange
Stau vor und in der Stadt kann uns nicht mehr abschrecken. Wir suchen ein Hotel
mit Parkplatz, Letzteres scheint hier Mangelware zu sein. Kolkata ist wirklich keine
schöne Stadt. Man sieht viel Armut auf den Strassen. Nicht umsonst hat Mutter
Theresa ihre Wirkungsstätte hier gegründet. Nach zwei und halb Monaten hier
sind wir schon etwas „indienerfahren“, aber für einen Neuankömmling muss es ein
Schock sein. Doch wir haben keine andere Wahl, wir müssen in dieser Stadt so
langeausharren, bis der Brummi auf ein Schiff verladen ist. Übermorgen, am
Montag, beginnen wir mit den Verhandlungen. Wir haben nur Schlechtes von
anderen Reisenden, die von hier aus verschifft haben, gehört und einen Haufen
Warnungen bekommen. Wir sind gespannt, Fortsetzung folgt……………………..
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