Wie versprochen der zweite Teil unseres Tagebuches aus
Kolkata.
11.07. Mittwoch: Wir
laufen in der Umgebung des New Markets. Es macht aber keinen Spass, überall
sieht es gleich aus, Dreck, Elend, viel zu viele Menschen, chaotischer Verkehr.
Am Nachmittag gehen wir wieder zur Agentur. Die Ladenbesitzer unterwegs kennen
uns schon und grüssen und freundlich. Wir bringen die zweite Rate der Anzahlung
– wegen dem Limit am Bankomaten können wir täglich nur eine bestimmte Summe
beziehen. Dabei erfahren wir, dass das Schiff zwei Tage Verspätung hat. Das hebt
unsere Stimmung naturgemäss nicht wirklich.
12.07 Donnerstag: Heute
wäre der letzte Tag, an welchem wir den Abflug nach Malaysia noch verschieben
könnten. Darum gehen wir wieder zur Agentur um nachzufragen, ob wirklich alles
klappt. Die Antwort ist positiv. Ich bin aber sehr skeptisch, denn wir haben drei
Monate Indienerfahrung. Später besuchen wir den Botanischen Garten auf der
anderen Seite des Flusses. Leider regnet es fast die ganze Zeit. Das grösste
Abenteuer ist die Fahrt zurück mit dem öffentlichen Bus.
13.07. Freitag: Der Tag
der Wahrheit! Aber zuerst besuchen wir das „Mutter Teresa Haus“. Hier hat
Mutter Teresa mit anderen Ordnerschwestern gelebt und ist nun auch hier begraben.
Ein Museum ist ihrem Leben und ihrem Werk gewidmet. Es ist sehr eindrucksvoll
was diese zierliche Frau geleistet hat. Nur frage ich mich, wie könnte es denn
hier aussehen ohne ihr unermüdliches Engagement? Gibt es denn noch eine Steigerung
von dem, was wir hier tagtäglich auf der Strasse antreffen? Es ist für uns kaum
vorstellbar. Doch wie man die Situation der 1,5 Millionen Menschen in den Slums
und in den Strassen Kakotas verändern könnte, dafür haben wir auch kein Rezept
und diese Hilflosigkeit schlägt uns aufs Gemüt.
Am Nachmittag geht es wieder einmal mehr zur Agentur. Zwar
müssen wir über eine Stunde warten aber dann endlich halten wir alle Dokumente
in der Hand. Das Carnet mit dem wichtigen Ausreisestempel und die „Bill of Lading“
im Original. Dieses Dokument ist enorm wichtig, ohne das Papier würden wir den
Container mit dem Brummi in Malaysia nicht freibekommen. Wir sind sehr
erleichtert, offerieren der ganzen Belegschaft eine Schachtel indischer Süssigkeiten und verabschieden uns.
Falls jemand die Verschiffung von Kolkata aus wagen möchte, können wir diese
Agentur „Nilja Shipping“ empfehlen, obwohl auch hier einige Fehler passiert
sind. Doch soll es bei anderen Agenturen weit schlimmer sein, wie wir von
anderen Reisenden wissen. Leider kann ich dieses Ereignis nicht mit einem Bier
feiern, Alkohol gibt es in Kolkata nur in den sehr teuren Restaurants und Bars.
14. 07. Samstag: Genau
vor 14 Tagen sind wir in Kolkata angekommen. Heute Abend fliegen wir weiter nach
Malaysia. Hoffentlich wird es dort etwas einfacher, das Auto aus dem Hafen zu
bringen. Wir werden sehen und berichten. Weil das Schiff zuerst den Hafen von
Singapur anläuft dauert die Fahrt nach Malaysia 9 Tage.
Ein Nachruf
Das Abenteuer Indien liegt (fast) hinter uns. Wir haben viel
gesehen und erlebt, wir haben in der Hitze Rajastans und der Kälte der hochgelegenen
Gebiete Ladakhs gelitten. Wir haben viele Menschen verschiedener Religionen getroffen
und die Probleme Indiens (ein bisschen) näher
kennengelernt. Vor allem die Bevölkerungszunahme betrachten wir als die grösste Herausforderung der Zukunft für das
Land. Am meisten hat uns der chaotische und gefährliche Verkehr auf der
Strassen zu schaffen gemacht. Wir sind sehr froh, dass wir so viel Glück hatten
und ihn ohne Unfälle gemeistert haben. Denn eine Versicherung hat hier niemand
– wir auch nicht. Der einzige Schaden war der kaputte Spiegel, aber das war meine
eigene Schuld.
Es gibt ein Sprichwort: Indien kann man lieben oder hassen.
Wir haben beide Pole kennengelernt. Es war eine aufregende, anstrengende und
nachhaltige Erfahrung – aber sie noch einmal machen möchten wir eigentlich in
diesem Leben nicht mehr.
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