Manche mögen lieber Fleisch, doch das Brot hier ist viel besser. Natürlich ein frisches Brot. Das Fleisch ist meistens Hammelfleisch und diese Tiere sind hier besonders fett. Und was nicht fett ist, ist bestimmt zäh. Darum Brot, und zwar frisch gebackenes Brot, direkt vom Backofen so zu sagen.
Es wird zu Hause in einem Lehmofen gebacken, welcher draussen neben dem Haus steht. An seinen, mit Holz vor geheizten Innenwänden, klebt die Hausfrau die gekneteten Brotfladen. Die Kunst ist dabei, sie im richtigen Augenblick aus dem Ofen herauszunehmen. Denn etwas zu spät und die ganze Herrlichkeit verwandelt sich in ein Häufchen schwarze Kohle. Das passiert aber äusserst selten. Die kirgisischen Frauen beherrschen ihr Handwerk meisterhaft. Der Duft des frisch gebackenen, warmen Brotes weckt alle unsere Geschmackssinne. Und wie es schmeckt! Wir können davon nicht genug bekommen. Es ist ein Genuss des Augenblickes. Am nächsten Morgen ist das Brot schon hart oder gammelig. Dann doch lieber Fleisch, auch wenn es vom Hammel ist.
Die Kirgisen sind ein Reitervolk und wie die Mongolen scheinen sie mit dem Pferd verwachsen zu sein. Darum sind bei ihnen Rennen und Pferdespiele sehr beliebt und sie lassen keine Gelegenheit ungenutzt, ihre Kräfte dabei zu messen. Es gibt viele verschiedene Spiele. Bei einem geht es darum die am Boden mit einem Stein beschwerten, in einer Reihe platzierten Banknoten aufzulesen. Natürlich vom Ross aus und im möglichst schnellem Tempo. Bei einem anderen kämpfen vier Reiter um einen Schafskadaver, der in einer bestimmten Entfernung am Boden liegt. Der schnellste Reiter ergreift das Schaf. Damit hat er aber noch nicht gewonnen, denn er muss es zu einem bezeichneten Punkt bringen, was ihm natürlich die anderen Reiter nicht einfach machen. Oft wechselt das tote Tier den Besitzer mehrmals, bis es einem Reiter endlich gelingt, es am richtigen Ort zu platzieren. Bei einem weiteren Spiel versuchen zwei Reiter mit nackten Oberkörpern sich gegenseitig aus dem Sattel abzuwerfen. Auch ein Rennen „Frau gegen Mann“ ist sehr beliebt. Wenn der Mann gewinnt, gehört ihm die Braut, wenn nicht darf ihn die Gewinnerin mit der Reitpeitsche schlagen.
Alle diese und auch andere Spiele werden mit Begeisterung durchgeführt, die Zuschauer fiebern mit und jubeln dem Sieger oder der Siegerin zu. Es reiten zwar vorwiegend Männer, denn die Frauen haben ja leider Hausarbeit zu erledigen und Kinder zu besorgen, doch deswegen sind sie keine schlechteren Reiterinnen. Und schon mancher Mann hat beim Rennen die Peitsche im Rücken gespürt während ihn eine Frau überholte.
Wir haben zwei solche – hier sagt man Festivals, anderswo würde man vielleicht Rodeos sagen – besucht und auch wir waren begeistert. So ein Festival dauert den ganzen Tag und es wurde uns nie langweilig. Beim zweiten waren auch die Adlerjäger dabei. Sie jagen nicht die Adler, sondern mit den Adlern. Die jungen Vögel werden geduldig so lange trainiert, dass sie die erbeutete Tiere, meistens Kaninchen, Hasen, Murmeltiere aber auch Füchse und sogar Wölfe, dem Jäger bringen. Als Belohnung bekommen sie meistens die Eingeweide der erbeuteten Tiere. Adlerjäger sind sehr geachtet und sie halten die Adler wie Mitglieder der Familie. Bei der Vorführung an den Festivals werden Hauskaninchen im Gelände freigelassen. Der Adler schwingt sich in die Luft und bald haucht hat das arme Kaninchen sein Leben aus. Es ist kein schöner Anblick, wenn sich der Adler mit seinen mächtigen Klauen und seinem Schnabel seinen Anteil an der Beute holt.
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