Donnerstag, 21. Juni 2018

Island West und Nord


Seit wir Reykjavik verlassen haben, regnet es. Die geplanten Wanderungen fallen buchstäblich ins Wasser. Vielleicht wachsen uns bald Schwimmhäute, wenn es so weiter geht. Wir besuchen die Hraunfoss Wasserfälle, die sich auf einer fast ein Kilometer langen Front unterhalb eines Lavafeldes in den Fluss Hvita stürzen. 


Weiter geht es um die Sneafellsnes Halbinsel. Vom dem gleichnamigen Vulkan sehen wir gar nichts und dabei ist hier der Ausgangspunkt zu einer Reise zum Mittelpunkt der Erde – wenigstens in einem Fantasieroman von Jules Verne. Einen Ausnahmetag ohne Regen nutzen wir zu einer Wanderung zum Eldborg Krater. Aber es bleibt mir nicht erspart, nass zu werden. Als ich nach der Rückkehr meine dreckigen Schuhe an einem Fluss abwaschen will, fällt mir die Bürste ins Wasser. Bei der Rettungsaktion rutsche ich aus und falle in den Fluss. Es ist nicht gefährlich aber ich werde dabei nass bis auf die Unterwäsche. Leider selber schuld.

Mit einer kleinen Fähre kommen wir in zwei Stunden von Stykkisholmur zu den Westfjorden. (Diese Stadt ist stolz auf freies WiFi im ganzen Stadtgebiet.) Im Zielhafen angekommen fahren wir eine 15 Km lange Stichstrasse zu dem westlichsten  Punkt von Europa. Oder ist es schon Amerika? Nach der Wissenschaft verläuft die Trennlinie zwischen den beiden Kontinentalplaten  ja mitten durch Island und nicht hier. Wie auch immer, ab hier gibt es nichts anderes als Wasser bis zu der amerikanischen Küste. Das beschäftigt uns weniger, mehr aber die Naturstrasse, die voller Löcher ist. Diese wiederum sind voll mit schmutzigem Regenwasser. Dieses spritzt auf alle Seiten, denn die Löcher sind so zahlreich, dass Ausweichen ein Ding der Unmöglichkeit ist. Warum plagen wir uns so, um zu einem, an sich bedeutungslosen Ziel zu gelangen? Das Land endet dort mit Felsen, wo zu dieser Zeit Übertausende Seevögel nisten. Unter ihnen unsere Lieblinge, die Papageientaucher. Und das ist uns die Mühe wert. Auch ist der Camping noch geschlossen und wir müssen die Nacht am Strassenrand verbringen. Nacht ist aber etwas viel gesagt, die Sonne (falls sie sich zeigt), geht erst kurz vor Mitternacht unter und vor drei am Morgen ist sie wieder da. Dunkel wird es dabei überhaupt nicht.



Unglaublich aber wahr – am Morgen ist der Himmel blau. Wir können entlang der Kliffenrand wandern und die Vögel im Sonnenschein beobachten. Sogar zwei Polarfüchse bekommen wir vor Linse. Romy ist begeistert… Die Weiterreise in den Westfjorden nimmt viel Zeit in Anspruch, den jeder Fjord muss umgefahren werden. Es wird aber nie langweilig. Da gibt es Robben zu beobachten, dort wird mit Hilfe der geothermischen Energie Salz aus Meerwasser gewonnen, woanders liegt eine Menge Treibholz am Strand. Angeblich stammt es aus Sibirien und ist über das ganze Nordmeer gedriftet. Früher war es sehr wichtig für die Bauern als Bauholz und zum heizen, denn auf Island wachsen Bäume nur sehr sporadisch. Erst in der letzten Zeit wird im grossen Massstab aufgeforstet. In einem der Fjorde in der Stadt Siglufjördur gibt es ein Heringmuseum. Heringe waren für Island anfangs des letzten Jahrhunderts lebenswichtig. Man hat sie in Fässern eingelegt exportiert oder zu Fischöl und Fischmehl verarbeitet. Und sie waren schier unerschöpflich. Man brauchte nur die Netze auswerfen. Dann - eines Tages - waren die Fischschwärme weg. Die ganze Industrie war zusammengebrochen, viele Fischer und andere Arbeiter wurden arbeitslos.

Heute gehen wir zu See. Nicht Heringe fischen, sondern Wale beobachten. Wir bekommen sehr warme Overalls, den auf dem Wasser ist es empfindlich kalt und Wind bläst ununterbrochen um die Ohren. Doch die Widrigkeiten werden belohnt, wir bekommen ein paar dieser wunderbaren Geschöpfe vor die Kamera. 



Akureyri, die zweitgrösste Stadt Islands und der Hauptort des Nordens, ist voll von Menschen. Es sind aber nicht die Einheimischen, sondern Touristen von den Kreuzfahrtschiffen. Zwei riesige davon liegen im Hafen und die Menschenmassen verstopfen die Fussgängerzone. Einzig die Souvenirläden freuen sich. Wir ergänzen unsere Vorräte und fahren weiter zum Godafoss. Am Abend ist es noch bewölkt, am nächsten Morgen scheint aber die Sonne. Sogar einen Regenbogen gibt es. Und nicht nur das. Eine Filmcrew ist dabei, eine Sequenz für den Film „Flying over Island“ zu drehen. Ein Helikopter mit Kamera und mehrere Kajakfahrer, die sich von dem 12 Meter hohen Wasserfall hinunter stürzen, sorgen für Aufregung.



Bei Myvatn See gibt es auch viel zu erkunden. Aber auch viele lästige Mücken, zum Glück stechen die Biester nicht. Es gibt Thermalfelder mit blubbernden Schlamm und dampfenden Fumarolen, Heisswassergrotten, Krater mit und ohne Seen und sogar Pseudokrater. Diese sind nicht durch vulkanische Tätigkeit entstanden sondern durch Wasserdampferuptionen als die glühend Lava über Gewässer oder Feuchtgebiete floss. 


Wir gönnen uns auch etwas Spezielles – ein Bad in der Lagune. Unlängst wurde ein Heisswassersee mit viel Aufwand errichtet. Herrlich sich im blauen Wasser zu suhlen. Allerdings ist es kein billiges Vergnügen, Der Eintritt kostet gut 45 Fr. (Zum Glück für uns zahlen Rentner etwas weniger). Wie es so schön heisst – man gönnt sich ja sonst nichts…

Nun stehen drei der Grössten Wasserfälle auf dem Programm: Hafragilsfoss, Dettifoss und Selfoss. Dettifoss soll der grösste Wasserfall Europas sein. Der riesige Parkplatz und die gut ausgebaute Zufahrt bestätigen es entsprechend. Bevor sich der Kreis unserer Reise um die Insel wieder schliesst, fahren wir in die Ostfjorde. Ein kleiner Ort namens Bakkagerdi versüsst uns den Abschied. Dort gibt es einen Vogelfelsen mit Hunderten von Papageientaucher. Man kommt sehr nah an sie und sie scheinen Kunststücke zu vorführen, die ihren Spitznamen „Clowns der Nordsee“ bestätigen. Was haben wir uns an anderen Orten bemüht, wenigsten ein paar von diesen putzigen Vögeln vor die Linse zu bekommen und hier können wir uns nicht satt sehen. Vielleicht hätten wir hier mit unserer Umrundung anfangen sollen? Wie auch immer, bald heisst es Abschied nehmen von dieser Insel mit wilder Natur und liebeswürdigen Menschen. So wie es angefangen hat, so endet auch unsere Reise – im Regen. Mit dem Wetter war es wie mit dem berühmten halbleeren / halbvollen Glass. Mehr schlecht oder mehr schön, das ist eine Frage der Einstellung. Die Fähre bringt uns in drei Tagen wieder aufs europäische Festland, wir haben viel Zeit zum Nachdenken….    

Sonntag, 27. Mai 2018

Im kalten Norden


Drei Tage lang spulen wir die Autobahn gegen Norden ab, in Deutschland mit viel Lastwagenverkehr, überfüllten Rastplätzen und Staus, dann geht es weiter nach Dänenmark bis zu der Nordspitze nach Hirsthals. Noch der letzte Sprung in den Bauch der Noröna Fähre und dann ist Erholung pur angesagt. 


Es überrascht uns sehr, dass um diese frühe Zeit so viele Leute nach Island fahren. Bald erfahren wir den Grund: Um die Fähre in der Nebensaison auszulasten, werden so genannte „Minikreuzfahrten“ angeboten. Sie dauern eine Woche mit 36 Stunden Aufenthalt in Island und 8 Stunden auf den Färöer Inseln. Ewas zu wenig für uns, denken wir. Das Meer ist fast spiegelglatt, so gefällt uns die Seefahrt. An einigen Bohrinseln vorbei kommen wir nach zwei Nächten nach Torshafn, der Hauptstadt der Färöer Insel. Die „Minikreuzfahrer“ verlassen das Schiff und steigen in die bereit stehenden Busse ein um eine Inselrundfahrt zu machen. Wir unternehmen einen ausgedehnten Bummel durch die Stadt. Nach 8 Stunden fahren wir weiter, noch eine Nacht und dann landen wir früh am Morgen in Seydisfjödur auf Island. Es dauert aber noch gut eine Stunde bis wir an Land dürfen. Der Brummi ist hinter vielen Lastwagen richtig eingemauert. Die Formalitäten sind kurz – wir bekommen einen Kleber auf die Windschutzscheibe verpasst und betreten die Insel. Der erste Eindruck, der sich später oft bestätigen wird: Wir sind eindeutig zu früh gekommen. Auf der  Passstrasse nach Egilsstadir liegt noch viel Schnee. Statt der wunderbaren Aussicht auf den Lögurinn See sehen wir nur eine graue Wand aus der es ausgiebig regnet. Egilsstadir ist eine grössere Stadt und darum gilt es unsere Vorräte aufzufüllen. Da es nicht erlaubt ist frische Produkte wie Fleisch, Eier und Milcherzeugnisse nach Island zu bringen, ist unser Kühlschrank ziemlich leer. Beim Einkaufen erfahren wir die zweite schmerzliche Erkenntnis – es ist alles brutal teuer hier, bald sind wir überzeugt, dass die Schweiz ein Billigland ist. Tanken müssen wir noch nicht, das haben wir in Dänenmark erledigt. Aber bald wir der Tank leer sein und die neue Füllung wird dann Fr. 2.20 pro Liter kosten. Genug gejammert, das haben wir ja mehr oder weniger gewusst. Und es hat ja überall genug, bis zum Rand gefüllte Geldautomaten…


Eine wichtige Entscheidung steht noch an – wollen wir die Insel im Uhrzeigersinn umrunden oder aber in der Gegenrichtung? Wir entscheiden uns für die zweite Option und fahren los. Die Strasse Nummer 1, Ringstrasse genannt, führt um die ganze Insel. Da sie meistens nah an der Küste verläuft, ist sie auch im Winter vorwiegend schneefrei. Die Küste ist zerklüftet und so muss jeder Fjord umgefahren werden. Bald ist der erste Tag zu Ende und wir suchen einen Campingplatz. Seit drei Jahren ist es in Island verboten irgendwo in der freien Natur zu übernachten. Der Grund dafür sind die kaum zu verkraftende Massen von Touristen, die jedes Jahr die Insel überfallen. Das übernachten auf dem Camping hat den Vorteil, dass wir Stromanschluss haben können. Wir haben einen elektrischen Heizlüfter an Bord und so ist es dann im Brummi bald angenehm warm. Doch nichts ist bekanntlich umsonst. Angeblich sind die Stromkosten dank Wasserkraft in Island sehr niedrig (deswegen hat sich hier an mehreren Orten an der Küste die Aluminiumindustrie angesiedelt). Das gilt aber nicht für die Campingplätze, hier werden ohne mit der Wimper zu zucken 10 Franken pro Nacht verlangt. Romy meint, dass, wenn wir uns jede Nacht diesen Luxus leisten, hier die Stromkosten für den einen Monat höher sind als für den Rest des Jahres zu Hause. Wir haben noch die Gasheizung aber unsere Gasvorräte sind zu knapp um jeden Tag damit zu heizen zu können.



Auch im Skaftafell Nationalpark verschont uns der Regen nicht. Es regnet in Strömen den ganzen Nachmittag und die halbe Nacht. Aber am nächsten Morgen ist das Wetter klar und wir können wie geplant zum Svartifoss wandern. 

Der breit angelegte Weg lässt ahnen, wie viele Wanderer hier im Sommer unterwegs sind. Jetzt ist es hier aber noch ruhig. Der Wasserfall ist bekannt wegen den Basaltsäulen. Der heutige Tag ist eine löbliche Ausnahme, am nächsten Tag regnet es wieder. Ein schweres Los für Romy als Fotografin (und für mich, der sich ihre Klagen anhören muss). Dazu pfeift uns ständig ein orkanstarker Wind um die Ohren.

Beim Gullfos und beim Geysir sieht es etwas besser aus. Der Geysir spielt mit uns seine Spielchen. Er richtet sich gar nicht an regelmässige Zeiten, mal macht er lange Pausen, mal schiesst er zweimal hintereinander seine Fontäne gegen den Himmel. Geduld ist angesagt. Dafür können wir in Thingvellir eine schöne Wanderung unternehmen. Hier tagte früher das Parlament von Island, hier wurden Gesetze verkündet und Urteile gesprochen. Es war das älteste Parlament weltweit und die Isländer sind sehr stolz auf diese Tradition.






Bei unserer Ankunft in Reykjavik regnet es wieder einmal. Wir gehen essen und fahren zum Camping.  Gleich nebenan liegt die grosse Badeanlage von Reykjavik. Dort verbringen wir den ganzen Nachmittag in einem Hot Pot mit 38 Grad warmen Wasser. Da spielt es keine Rolle, dass der Regen uns von oben etwas abkühlt.

Romy hat früher viel von den Vikingern, den unerschrockenen Nordmännern, gehört und gelesen. Unter anderen haben sie Island entdeckt und in Besitz genommen. Da passt es gut, dass es in einem Vorort von Reykjavik eine „Vikinger Village“ gibt. Ja klar, es ist alles im Vikingerstil nachgebaut, sogar das Restaurant. Die Bedienung ist auch entsprechend gekleidet. Wir leisten uns dort ein deftiges „Vikingermahl“ und können sogar einen schönen Sonnenuntergang erleben. Da fällt uns das isländische Spruchwort ein: „Wenn Ihnen unser Wetter nicht gefällt, dann warten Sie eine viertel Stunde“. -  Wenn es so einfach wäre! Sonst kommt der zweite Spruch zur Anwendung: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“. Doch mit viel Glück erleben wir manchmal an einem Tag alle vier Jahreszeiten.

In Reykjavik, wo zwei Drittel der isländischen Bevölkerung lebt, gibt es einige alte herausgeputzte Häuser, die bekannte Hallgrimskirkja, Harpa – das neue Opernhaus mit moderner Fassade aus Glasswaben und Perlan. Letzteres ist ein moderner Bau der an ein gerade gelandetes UFO erinnert. Eigentlich ein Zwecksbau, bestehend aus riesigen Heisswassertanks für die Heizung und Warmwasserversorgung von Reykjavik. Damit es nicht so nüchtern aussieht, hat man darüber eine Glaskuppel gestellt mit Restaurant und Aussichtsterrasse. Nun ist es für uns Zeit die Hauptstadt Richtung Westen zu verlassen. An der Ausfallstrasse hat es insgesamt 18 Kreisel hintereinander, ich habe sie gezählt. Bald aber hat uns die Natur wieder und wir harren der Dinge, die da kommen werden (hoffentlich schönes Wetter).

Dienstag, 7. November 2017

Das Finale

Zum zweiten Mal betreten wir den Boden von Namibia. Wir überqueren den Chobe Fluss, dem wir lange Zeit gefolgt sind und betreten den Caprivi Streifen. Dieser schmale Streifen Land im Norden Namibias ist ein Überbleibsel aus der deutschen Kolonialzeit. Damals wollten die Deutschen eine Landverbindung zwischen ihrem Besitz im Osten und im Westen Afrikas realisieren und haben deswegen mit den Engländern einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen. Heute ermöglicht dieser Streifen Land eine direkte Verbindung mit Sambia. Deshalb herrscht hier - im äussersten Osten - viel Verkehr. Unsere erste Nacht verbringen wir bei den Popa Wasserfällen. Ob man bei einer gesamten Höhe von 2,5 Metern (verteilt auf mehrere Stufen) noch von Wasserfällen sprechen kann, bleibt dahin gestellt. Aber die Natur hier am Okavango-Fluss ist sehr schön. Darum ist sein Ufer von diversen Lodges regelrecht gesäumt. In einer der Lodge treffen wir unsere Bekannten aus Deutschland, die mit einer Reisegruppe unterwegs sind. Da in dieser Lodge kein Camping angeschlossen ist, verbringen wir nach langer Zeit die Nacht wieder einmal in einem richtigen Bett.

Und weiter geht die Reise. Wir haben aber ein (grösseres) Problem. Sehr viele Tiere haben wir gesehen, aber noch keinen einzigen Leoparden. Klar, am Strassenrand werden wir bestimmt keines dieser Tiere beobachten können. Und darum fahren wir nach Okonjima. Das ist ein privates Naturschutzgebiet. Da sich für viele Farmer die Viehzucht nicht mehr lohnt, verwandeln sie ihre teilweise sehr grossen Farmen in Naturschutzgebiete mit wilden Tieren, denn mit den Touristen lässt sich besser Geld verdienen. Es gibt hier mehrere Luxus-Lodges und auch einen Luxus-Campingplatz.

 Ja, er ist wirklich luxuriös, so was Schönes ist uns noch nicht begegnet. Leider verdirbt uns ein Gewitter den Abend am Feuer gründlich.  Aber das ist nicht so wichtig, wichtig sind die Leoparden. Am Morgen buchen wir eine Game Drive. Zuerst haben wir kein Glück, lange fährt unser Guide kreuz und quer durch die Gegend, ohne dass wir einen dieses besondere Tier zu sehen bekommen. Ende gut, alles gut, dann kreuzt ein prächtiger Leopard die Piste. Ziel erreicht, nun haben wir die „Big Fives“ gesehen.

Das nächste Ziel ist die Spitzkoppe. Dort kann man zwischen rosaroten, runden Felsen fahren und campieren. Die Plätze sind sehr einfach. Es wäre nicht schlecht etwas vom gestrigen Luxus zu haben.


Romy versucht sich mit Aufnahmen vom Sternenhimmel, denn hier stört kein Fremdlicht weit und breit. Am nächsten Tag kommen wir ans Meer, an den Atlantik, bei Swakopmund.


Es ist eine schmucke Stadt mit palmengesäumten Strassen und gut erhaltenen Gebäuden aus der deutschen Kolonialzeit. Erhalten geblieben ist auch ein Rezept für Apfelstrudel, sehr zu empfehlen - im Cafe Anton in der Nähe des Hotels Schweizerhaus. So gestärkt, suchen wir Flamingos in der Nähe von Walvis Bay, dem einzigen Tiefseehafen von Namibia. Das Wetter ist hier äusserst ungemütlich. Das Meer ist durch die Strömung aus der Antarktis sehr kalt und der starke Wind lässt uns kaum die Autotüre öffnen. Auch die Flamingos, die wir schliesslich finden, stehen „schräg“ in der Landschaft weil sie sich gegen den starken Wind stemmen müssen.


Auch weiter, etwa 40 Kilometer im Landesinneren, am Vogelfederberg, wo wir über Nacht bleiben, spüren wir den Wind und vor allem die Kälte. Und am nächsten Morgen ist das ganze Land in dicken Nebel gehüllt. Die Unterschiede des Klimas in Namibia sind schon bemerkenswert. Doch die Sonne gewinnt bald die Oberhand und wir müssen wieder die Klimaanlage im Auto einschalten.
Unser letztes Ziel ist Sossusvlei, ein  Nationalpark, der aus mächtigen Sandgebilden besteht. Der stete Wind türmt den roten Sand zu riesigen Dünen auf, man behauptet, dass sie mit über 220 Meter die grössten der Welt sein sollen. Eine solche Düne zu besteigen ist nicht einfach. Die Füsse rutschen im tiefen Sand nach dem Motto: Zwei Schritte vorwärts, ein Schritt zurück. Doch um den Sonnenaufgang oben auf dem höchsten Punkt zu erleben, lohnt sich die Mühe. Es bietet sich hier auch die letzte Gelegenheit im tiefen Sand zu fahren. Trotz der Vorhersage unseres Vermieters am Anfang der Reise sind wir hier nicht stecken geblieben, aber es war knapp. Soll das heissen, wir haben gelernt, mit einem 4x4 zu fahren?


Nun, wie bekannt, hat alles sein Ende. So auch diese Reise. 330 Kilometer bleiben noch bis Windhoek, der Hauptstadt von Namibia. Dort müssen wir aber eine Autowaschanlage finden, was am Sonntag nicht einfach ist und dann das treue Auto abgeben. Nie hätte ich gedacht, dass ein Auto in solch bodenlos tiefem Sand fahren kann. Toyota Hi Lux kann es, vielen Dank. Das ist keine Werbung sondern eine Tatsache.
Wir verbringen noch zwei Tage in einem schönen Hotel in Windhoek, besichtigen die Stadt und besuchen Bekannte. Romy kauft noch wie wild Andenken aus Afrika ein. Dann laufen wir im strömenden Regen zum Flugzeug, denn der Flughafen von Windhoek ist sehr klein und hat weder Fingerdocks noch Passagierbusse. Das ganze Land freut sich über den Regen, denn es  ist seit April das erste Mal, dass das kostbare Nass vom Himmel fällt. Unsere Freude hält sich in Grenzen, denn wir werden nass.  Vielleicht symbolisiert der Regen Tränen - wir sind bekümmert, die Reise ist zu Ende.  

Montag, 23. Oktober 2017

Zu Luft, zu Land und zu Wasser

Zuerst gehen wir in die Luft. In Maun fliegen wir über das Okavango Delta. Es ist ein besonderes Gefühl, in einem Helikopter mit ausgehängten Türen zu sitzen und die Landschaft nur wenige Hundert Meter unter sich dahin gleiten zu sehen. „Halten die Sicherheitsgurte wirklich“ frage ich mich still. Ja, es ist nichts für Ängstliche, aber zum Fotografieren ideal. Das Okavango Delta ist weltweit einmalig. Wo sich sonst überall auf der Welt die Flüsse ins Meer ergiessen, versickern die Wassermassen des Okovango in der Wüste und erreichen nie das Meer. Vorher aber bilden sie eine einmalige Landschaft mit vielen Wasserarmen und Teichen.


Und diese Landschaft bietet unzähligen Tieren Lebensraum. Ganze Herden von Büffeln, Zebras und Impalas sehen wir aus der Luft, aber auch Elefanten, Giraffen und Hippos. Die Flugstunde ist schneller vorüber als uns lieb ist und wir landen wieder am Flughafen von Maun. Dieser Flughafen soll, gemessen an der Anzahl Starts und Landungen, der meist frequentierte Flugplatz Afrikas sein. Der Grund sind die Lodges im Delta, die nur mit Kleinflugzeugen zu erreichen sind.


Dann zu Land: Wir fahren in das Moremi Wild Reserve, einem riesigen Schutzgebiet, das fast das ganze Okavango Delta umfasst. Es gibt ab Maun noch etwa 25 Km Asphaltstrasse, dann nur Pisten, meistens der übelsten Art. 

Wir kämpfen uns durch, denn im tiefen Sand zu fahren haben wir inzwischen gelernt. Einfach den Luftdruck in den Reifen reduzieren, Vierradmodus einschalten und mit Vollgas durch - ohne Rücksicht auf Verluste. Unglaublich, was ein Toyota Hi Lux schafft. (Leider muss ich zugeben, dass der Brummi hier nicht den Hauch einer Chance hätte). Mit dieser Methode sind wir nie mehr stecken geblieben. Manchmal sind die Sandfelder einige Hundert Meter lang, sie können sich aber auch über Kilometer hinweg ziehen. Im ersten Gang heult der Motor qualvoll, aber irgendwie wühlt sich das Auto durch den bodenlos tiefen Sand. Als Entschädigung für die Schwerstarbeit wartet ab und zu hinter der nächsten Kurve ein Elefant und wenn er auch nicht klatscht, so macht er doch einen zufriedenen Eindruck.

Vier Nächte haben wir in diesem Park in verschiedenen Camps gebucht. Jeden Abend und jeden Morgen unternehmen wir so genannte „Game Drives“. Wir kreuzen in der Umgebung der Camps an verschiedenen Wasserstellen vorbei, in der Hoffnung, möglichst viele Tiere zu sehen. Es klappt nicht immer, denn wir kennen die Gegend nicht und wissen nicht, wo die Tiere gerade sind. Wir fragen die Wildhüter, wo die Chancen am grössten sind, doch die Antwort – „they move“ – hilft nicht wirklich. Manchmal sind wir enttäuscht, nichts gesehen zu haben, manchmal aber kommen die Tiere sogar in das Camp. Diese sind in Botswana nicht umzäumt, der Weg zur Toilette kann, besonders in der Nacht, auch mit einer unliebsamen Begegnung überraschen. In gewissen Camp raten die Ranger, beim nächtlichen Toillettengang alles gut auszuleuchten. Was man aber machen soll, wenn der Leuchtkegel der Stirnlampe einen Löwen anscheint, sagt er uns nicht. In einem anderen Camp rät man uns, nur im Auto zur Toilette zu fahren. 


Elefanten sind riesig, aber eigentlich harmlos und sie marschieren regelmässig durch den Campingplatz. Was aber in der Nacht alles herumläuft, können wir am Morgen nur an den Spuren im Sand erkennen. Immer wieder hören wir in der Nacht Löwengebrüll und das Lachen der Hyänen. Ein anderes Kapitel sind die Paviane. Ganze Horden streifen durch die Camps und nichts ist vor ihnen sicher. Kaum drehe ich mich um, schon klauen sie unser Frühstücksbrot. Die Wurst konnte ich im letzten Augenblick noch retten.

Da, wie erwähnt, das Delta aus vielen Wasserläufen besteht, bleibt ab und zu nichts anderes übrig, als mit dem Auto durch das Wasser zu fahren. Da stellt sich zuerst die Frage: „Wie tief ist es“? Klar, mit Durchwaten würde man es leicht feststellen können. Was aber ist mit den Krokodilen, die wir schon mehrmals an den Ufern der Gewässer gesehen haben? Vielleicht sind sie auch hier? Was, wenn sie hungrig sind? Wir können uns nicht einigen, wer von uns beiden diese Aufgabe übernehmen soll. Also bleibt nichts anderes übrig, als genau zu verfolgen, wo die Reifenspuren unserer Vorgänger in und aus dem Wasser führen und dann versuchen, die gleiche Linie fahren. Manchmal geht bei der Durchquerung das Wasser bis über die Motorhaube, aber es klappt immer, wir bekommen nie nasse Füsse. 

Auch nicht bei dem Ausflug mit einem Einbaum, hier Moroko genannt. Dabei ist allerdings Balance gefragt, denn die Boote sind alles andere als stabil.

Gut sieben Tage verbringen wir im Moremi- und später in Chobe National Parks. Bei der Errichtung dieser Parks wurden alle Menschen, die vorher hier gelebt haben, zwangsweise umgesiedelt. So treffen wir hier nur Touristen (deren Zahl durch die notwendige Vorausbuchung limitiert ist) und die Wildhüter. Es ist dann etwas seltsam, nach dem Besuch dieser Parks in eine lebendige Stadt wie Kasane zu kommen, wo die Strassen voller Menschen und Autos sind. Aber auch hier sind die Wildtiere. Wir staunen nicht schlecht, als sich ein Warzenschwein mit ihren sieben Jungen vor dem Supermarkt herum treibt. Auf unserem letzten Game Drive im Chobe sehen wir zwei Löwinnen - gleich neben der Piste - faul unter einem Baum liegen und riesige Zebraherden. Für uns ist es ein würdiger Abschluss unserer Reise durch die Wildnis Botswanas. Morgen verlassen wir das Land in Richtung Namibia. 


      

Samstag, 14. Oktober 2017

Durch Sand und Schlamm

Botswana ist ein sehr flaches Land. Kein Berg oder nur ein Hügel weit und breit. Und es ist sehr trocken und besteht fast nur aus Sand. Es ist nicht eine Wüste ohne Bewuchs, es hat fast Bäume und Büsche überall. Zu Abwechslung gibt es Pans. Das sind abflusslose Ebenen, in welchen das Wasser, falls es einmal kommt, verdunstet. Eine Ebene, die wir durchfahren müssen, heisst Sowa Pan. Sie ist etwa 120 km lang und 25-40 km breit. Normalweise ist die Oberfläche hart und relativ gut zu befahren. Doch es lauert stets die Gefahr, dass ein Fahrzeug einbrechen kann, denn im Untergrund lauert ein bodenloser Schlamm. Und dann hilft, wenn überhaupt nur noch ein Traktor. Aber der ist mindestens 100 km weit. Wir fahren nach Kubu Island. Es ist eine Erhöhung mitten der endlosen Weite des Pans, darum wird es hier Insel genannt. Nun kommt aber noch ein zusätzliches Unbill für uns dazu. Der Boden ist nach den Regenfällen noch nicht ganz ausgetrocknet und teilweise bis mit 20 cm tiefem Schlamm bedeckt. Da quälen wir uns durch. Der Schlamm spritzt bis zum Dach, die Räder drehen durch. Nur nicht stehen bleiben ist die Devise. Einmal dreht sich das Auto um die eigene Achse – völlig unvermittelt und ohne dass ich etwas dagegen machen kann. Der Wagen schlingert wie auf Eis. Was ein Steckenbleiben bedeuten würde, mag  ich gar nicht denken. 


Die weisse Toyota Farbe ist durch eine dicke Schlammkruste überdeckt, die in der heissen Sonne schnell eintrocknet. Doch wir schaffen es und „landen“ auf der Insel. Dort wachsen unzählige Baobab-Bäume. Ein unbekanntes Volk hat dort vor sehr langer Zeit einige Steinmauer errichtet, wer das war und warum, weiss man nicht. Eine Nacht verbringen wir dort in einem Camping, der zwar einen Haufen Geld kostet, aber als Infrastruktur einzig eine Latrine hat. Es soll hier eine mystische Stimmung herrschen, schreibt der Reiseführer. Doch wir spüren nur den starken Wind, der am Auto rüttelt.
Am nächsten Tag müssen wir wieder „aufs Festland“. Zum Glück ist die nördliche Zufahrt um einiges einfacher. Das nächste Ziel ist der Nxai Pan National Park. Wie der Name sagt, handelt es sich auch hier um eine abflusslose Ebene. Die Zufahrt besteht aus tiefem Sand, aber da wiederhole ich mich… Die erste Nacht verbringen wir bei Baines Baobabs. 

Es ist eine malerische Baobab - Gruppe die dadurch bekannt wurde, dass sie der englische Maler und Entdecker Baine 1860 auf Leinwand verewigt hat. Seitdem haben sich die Bäume nicht verändert, was nicht wundert, denn die Baobabs werden über Tausend Jahr alt. Wir sind ganz alleine hier, der nächste Mensch ist schätzungsweise mindestens 50 km entfernt. Bei einem Feuer und einem Drink geniessen wir die besondere Atmosphäre.


Da wir es im nächsten Camp im Nxai Pan bedeutend spannender. Kaum haben wir uns eingerichtet glaube ich meinen Augen nicht. Kaum sechs Meter entfernt trottet gemütlich ein Elefant durch das Camp. Das gehört hier zum Alltag hören wir später. Die Sanitäranlagen sind durch eine Art „Panzersperren“ mit scharfen Spitzen gesichert. Angeblich sind die Elefanten ganz friedlich, doch wenn sie Durst haben und irgendwo Wasser spüren, können sie durch ihre ungeheure Kraft alles kaputt machen.


Da ist es schon besser sie am Wasserloch im Park zu beobachten. Einer nach dem anderen kommt zum Trinken. Sie bespritzen sich mit Schlamm und planschen wie kleine Kinder. Bald zählen wir 15 Stück. Aber auch andere Tiere kommen um zu trinken. Es scheint uns, dass jeder Tierart eine bestimmte Zeit am Wasserloch vorbehalten hat. Und so kommen sie nacheinander – Springböcke, Zebras, Strausse, Kudus, Gnus, Schakale und, und, und. Nur die Löwen lassen sich nicht blicken - trotz stundenlangem Warten unserseits. Der Tag vergeht wie im Nu und bei so viel Abwechslung leiden wir nicht so sehr unter der grossen Hitze.

Dann fahren wir nach Maun. Das ist die einzige grössere Stadt im Westen Botswanas und sie wird die Safarihauptstadt benannt. Hier erfüllen wir uns ein lange gehegter Traum – ein Helikopterflug über Okavango Delta. 

       

Montag, 9. Oktober 2017

Verloren in den unendlichen Weiten der Kalahari





Nach der (fast) vergeblichen Blumensuche im Namaqualand im Nordwesten von Südafrika sind wir nach Namibia eingereist. Auf einem schönen Campingplatz direkt am Oranje River stimmen wir uns auf dieses Land ein. 

So schön grün war es später nicht mehr, sondern sehr trocken. In den Thermalquellen von Ai-Ais konnten wir uns nach den unerwartet kalten Nächten in Südafrika gehörig entspannen und unsere erste Reifenpanne flicken lassen. Weiter geht es zum Fish River Canyon. Er ist der zweitgrösste Canyon nach dem Grand Canyon in den USA. Man kann ihn in einer 80 km langen, sehr anstrengenden, Wanderung durchlaufen, wozu fünf Tage nötig sind. Aber nur im Winter, denn im Sommer sind die Temperaturen am Boden des Canyons schier unerträglich. Nun ist aber die Wandersaison zu Ende. Am Einstiegsort begegnen wir einer Gruppe Freiwilligen, die nun die Wanderroute von den Hinterlassenschaften der Wanderer säubern will. Eigentlich kein gutes Zeugnis für die Naturfreunde.. Wir schauen uns den Canyon von der verschieden Aussichtspunkten an und bewundern ihn beim Sonnenuntergang. 


Auch am Morgen fahren wir noch einmal hin, denn dann ist das Licht zum fotografieren besonders gut. Bei Keetsmanshoop verbringen wir den Abend in einem Köcherbaumwald und Romy kann schöne Bilder mit der untergehenden Sonne schiessen.




Dann aber verlassen wir Namibia schon wieder. Bei Mata-Mata reisen wir in den Kgalagadi Transfrontier National Park ein. Dieser Park hat einen südafrikanischen und einen botswanischen Teil. Nach langen Verhandlungen zwischen den beiden Ländern hat man den Grenzzaun abgerissen und den ganzen Park zum „Niemandsland“ erklärt. Nur wenn man in ein anderes Land ausreisen will als man eingereist ist sind die Grenzformalitäten nötig, was auch uns betrifft, denn wir reisen weiter nach Botswana.

Im Park herrschen strenge Regulierungen. Die Liste der Verbote ist lang und muss persönlich unterschrieben werden. Ohne vorherige Reservierung der Camps wird man gar nicht rein gelassen. Fahren darf man nur in den angegebenen Zeiten von 6:30 morgens bis 18:30 abends. Wer sich verspätet steht vor geschlossenem Tor und muss eine Busse zahlen. Zu sehen, hauptsächlich an Wasserstellen, sind vor allem Springböcke, Orixantilopen, Kudus, Gnus und viele Vögel. Durch unsere intensive Suche bekommen wir auch einen Löwen und mehrere Schakale zu sehen. Hier gibt es die Kalahari-Löwen, deren Männchen eine schwarze Mähne haben. Dann haben wir besonderes Glück, ein Gepard mit seinem Nachwuchs läuft direkt vor unserem Auto über die Piste als wir am Abend zum Camp zurückkehren. Drei Tage verbringen wir im südafrikanischen Teil, dann erwartet und die erste grosse Herausforderung. Um in den botswanischen Teil zu gelangen, muss man eine über 160 km lange, sehr anspruchsvolle Piste bewältigen. Diese hat es in sich, besonders für mich, der keine grossen Erfahrungen mit „4x4 Fahren“ im tiefen Sand hat. „Lerning by doing“ ist die Devise. Es geht über unzählige Sanddünen. Bald bleiben wir im Sand stecken, aber wir lernen schnell dazu. Den Luftdruck in den Reifen reduzieren, etwas schaufeln, die Untersetzung einschalten, zurück fahren  und schon bald ist die Düne überwunden. Kaum 300 Meter weiter glauben wir unseren Augen nicht trauen zu können. Mitten auf der Piste liegt eine Löwenfamilie und nur ungern gibt sie den Weg frei. Der botswanische Teil des Parks ist praktisch unerschlossen. Die sehr einfachen Camps haben keine Zäune und so ist ein Löwenbesuch bei Abendessen durchaus möglich. Romy beruhigt mich – angeblich gehören Menschen nicht zum Speiseplan der Löwen. Nun - testen möchte ich es lieber nicht…


Löwen in einem Camp erleben wir schon am nächsten Tag wirklich. Wir steuern ein Campingplatz an, um ruhig Mittag zu essen. Als wir später wegfahren wollen, erscheint plötzlich ein Löwe. Und er bleibt nicht alleine, andere trudeln ein und bald können wir fünf Löwen aus nächster Nähe beobachten (natürlich aus dem sicheren Auto). Es gibt nämlich Wasser aus einem Hahn im Camp und das ist der Grund, warum sie gekommen sind. Und genau da, wo wir vor einer Viertelstunde unsere Wasservorräte aufgefüllt haben, lassen sie sich nun nieder. Die erwachsenen Löwen verschwinden bald im Busch, doch die drei Jungtiere bleiben und machen keine Anstalten, den Platz zu räumen. Das junge Männchen hat eine weggeworfene PET Flasche gefunden und spielt ausgiebig damit - wie ein kleines Kind. Wir beobachten das Trio fast bis zum Abend. Doch wir sind froh ein anderes Camp für die Nacht gebucht zu haben.
Nach fünf Tagen kehren wir in die Zivilisation zurück. In Kang können wir wieder duschen und ein Abendessen im Restaurant geniessen. Sogar Interzugang gibt es hier. Aber nichts ist vollkommen – irgendwann fällt der Strom aus und ein Generator wird angeworfen. Leider steht dieses laute Ding gleich neben dem Campingplatz.

Dann geht es wieder in die Wüste, unser Ziel heisst Central Kalahari Game Reserve. Und wieder haben wir auf dem Zufahrtsweg mit tiefem Sand zu kämpfen. Entschädigt werden wir durch Elefanten, die an einem Wasserloch beim Parkeingang ihren Durst stillen.


Nie hätten wir gedacht, dass in dieser trockenen Einöde Elefanten leben. Im diesem Park bleiben wir drei Nächte und haben mit Hitze und sehr schlechten Pisten zu kämpfen. Auch lernen wir, dass nicht nur  Raubtiere lästig sein können. An einem der völlig einsamen Camps wimmelt es nur so von Ameisen, die auch unangenehm beissen können. Wie schon einmal gesagt – nichts ist vollkommen.         

Dienstag, 26. September 2017

Blumensuche in der Wüste

Unser gesellschaftlicher Abstieg könnte nicht brutaler sein. Soeben haben wir aus Kristallgläsern getrunken und aus edlem Porzellan gegessen, jetzt haben wir nur Plastikgeschirr und Blechnäpfe. Kochen und Abwaschen müssen wir ab jetzt auch selber.

Ja, wir sind in Kapstadt angekommen und haben den Mietcamper übernommen. Am besten kommentiert unsere Wohnsituation ein Wachmann am Parkplatz eines Supermarktes, wo wir den ersten grossen Einkauf von Lebensmitteln tätigen. Als Romy aus der Wohnkabine aussteigt, fragt er mich: „Warum hast du deine Frau ins Gefängnis gesperrt?“ Damit meint er die Ähnlichkeit unseres Campers mit den Pick-Ups der südafrikanischen Polizei. Wie auch immer, wir verlassen Kapstadt Richtung Norden.












Die Blumensuche beginnt. Zu dieser Zeit (auch wenn wir ein wenig zu spät sind) blüht an der atlantischen Küste die Wüste – sollte jedenfalls. Wir haben Bilder gesehen, wo komplette Blumenteppiche den Wüstenboden bedeckten. Nun hat es aber hier, seit es Wetteraufzeichnung gibt, im Winter noch nie so wenig geregnet wie dieses Jahr. Das sagen uns alle Einheimischen, die wir fragen. Die Stauseen, die Kapstadt mit Trinkwasser versorgen, sind nach den Winterregen kaum zur Hälfte gefüllt, Wassersparen ist angesagt. Unsere Chance, das Wüstenblumenmeer zu erleben, sei nahe bei Null. Doch wir hoffen…….
Zuerst besuchen wir den Western Cape National Park. Ja, ein wenig Blumen gibt es, sagt man uns am Parkeingang. Aber die Sonne muss scheinen, sonst haben die Blumen keinen Grund, sich zu öffnen und ihre Farbenpracht zu entfalten. Und wirklich, auf dem weiteren Weg zu den verschiedenen Aussichtspunkten sehen wir keine einzige Blume. Doch dann haben wir doch noch Glück. Die Wolken verschwinden und langsam geschieht das Wunder. Wo noch vor ein paar Stunden nur der Wüstensand zu sehen war, blüht es in vielen Farben. Romy füllt die ganze Speicherkarte. Doch wir müssen uns zugestehen, dass diese Bilder noch weit entfernt davon ist, was wir uns unter einem Blumenteppich vorstellen (und im Internet gesehen haben). Vielleicht mehr im Norden?




Um es kurz zu machen – wir haben viele Orte weiter im Norden besucht, wo es, laut Reiseführer „immer“ Wüstenblumen gibt, aber nirgends etwas gesehen. Und immer den gleichen Satz gehört: „Dieser Winter hat es extrem wenig geregnet, daher können die Wüstenblumen nicht blühen.“ Ein Wasserfall, dessen Wasser tosend in die Tiefe stürzen soll, hat keinen einzigen Tropfen Wasser. Ein Farmer beklagt sich: „Es wächst gar nichts, meine Schafe haben nichts zum Fressen.“ Romy ist natürlich sehr enttäuscht und ich auch. Es ist nämlich nachts sehr kalt und die Schlafsäcke, die uns der Vermieter zur Verfügung gestellt hat, sind sehr dünn. Romy tröstet mich: „In Namibia wird es sehr heiss werden“. Nun fahren wir dorthin, ich bin gespannt.