Zuerst gehen wir in die Luft. In Maun fliegen wir über das
Okavango Delta. Es ist ein besonderes Gefühl, in einem Helikopter mit
ausgehängten Türen zu sitzen und die Landschaft nur wenige Hundert Meter unter
sich dahin gleiten zu sehen. „Halten die Sicherheitsgurte wirklich“ frage ich
mich still. Ja, es ist nichts für Ängstliche, aber zum Fotografieren ideal. Das
Okavango Delta ist weltweit einmalig. Wo sich sonst überall auf der Welt die
Flüsse ins Meer ergiessen, versickern die Wassermassen des Okovango in der
Wüste und erreichen nie das Meer. Vorher aber bilden sie eine einmalige
Landschaft mit vielen Wasserarmen und Teichen.
Und diese Landschaft bietet
unzähligen Tieren Lebensraum. Ganze Herden von Büffeln, Zebras und Impalas
sehen wir aus der Luft, aber auch Elefanten, Giraffen und Hippos. Die Flugstunde
ist schneller vorüber als uns lieb ist und wir landen wieder am Flughafen von
Maun. Dieser Flughafen soll, gemessen an der Anzahl Starts und Landungen, der
meist frequentierte Flugplatz Afrikas sein. Der Grund sind die Lodges im Delta,
die nur mit Kleinflugzeugen zu erreichen sind.
Dann zu Land: Wir fahren in das Moremi Wild Reserve, einem
riesigen Schutzgebiet, das fast das ganze Okavango Delta umfasst. Es gibt ab
Maun noch etwa 25 Km Asphaltstrasse, dann nur Pisten, meistens der übelsten
Art.
Wir kämpfen uns durch, denn im tiefen Sand zu fahren haben wir inzwischen
gelernt. Einfach den Luftdruck in den Reifen reduzieren, Vierradmodus einschalten
und mit Vollgas durch - ohne Rücksicht auf Verluste. Unglaublich, was ein
Toyota Hi Lux schafft. (Leider muss ich zugeben, dass der Brummi hier nicht den
Hauch einer Chance hätte). Mit dieser Methode sind wir nie mehr stecken
geblieben. Manchmal sind die Sandfelder einige Hundert Meter lang, sie können
sich aber auch über Kilometer hinweg ziehen. Im ersten Gang heult der Motor
qualvoll, aber irgendwie wühlt sich das Auto durch den bodenlos tiefen Sand. Als
Entschädigung für die Schwerstarbeit wartet ab und zu hinter der nächsten Kurve
ein Elefant und wenn er auch nicht klatscht, so macht er doch einen zufriedenen
Eindruck.
Vier Nächte haben wir in diesem Park in verschiedenen Camps
gebucht. Jeden Abend und jeden Morgen unternehmen wir so genannte „Game
Drives“. Wir kreuzen in der Umgebung der Camps an verschiedenen Wasserstellen
vorbei, in der Hoffnung, möglichst viele Tiere zu sehen. Es klappt nicht immer,
denn wir kennen die Gegend nicht und wissen nicht, wo die Tiere gerade sind. Wir
fragen die Wildhüter, wo die Chancen am grössten sind, doch die Antwort – „they
move“ – hilft nicht wirklich. Manchmal sind wir enttäuscht, nichts gesehen zu
haben, manchmal aber kommen die Tiere sogar in das Camp. Diese sind in Botswana
nicht umzäumt, der Weg zur Toilette kann, besonders in der Nacht, auch mit
einer unliebsamen Begegnung überraschen. In gewissen Camp raten die Ranger,
beim nächtlichen Toillettengang alles gut auszuleuchten. Was man aber machen
soll, wenn der Leuchtkegel der Stirnlampe einen Löwen anscheint, sagt er uns
nicht. In einem anderen Camp rät man uns, nur im Auto zur Toilette zu fahren.
Elefanten
sind riesig, aber eigentlich harmlos und sie marschieren regelmässig durch den
Campingplatz. Was aber in der Nacht alles herumläuft, können wir am Morgen nur
an den Spuren im Sand erkennen. Immer wieder hören wir in der Nacht
Löwengebrüll und das Lachen der Hyänen. Ein anderes Kapitel sind die Paviane.
Ganze Horden streifen durch die Camps und nichts ist vor ihnen sicher. Kaum drehe
ich mich um, schon klauen sie unser Frühstücksbrot. Die Wurst konnte ich im
letzten Augenblick noch retten.
Da, wie erwähnt, das Delta aus vielen Wasserläufen besteht,
bleibt ab und zu nichts anderes übrig, als mit dem Auto durch das Wasser zu fahren.
Da stellt sich zuerst die Frage: „Wie tief ist es“? Klar, mit Durchwaten würde
man es leicht feststellen können. Was aber ist mit den Krokodilen, die wir
schon mehrmals an den Ufern der Gewässer gesehen haben? Vielleicht sind sie
auch hier? Was, wenn sie hungrig sind? Wir können uns nicht einigen, wer von
uns beiden diese Aufgabe übernehmen soll. Also bleibt nichts anderes übrig, als
genau zu verfolgen, wo die Reifenspuren unserer Vorgänger in und aus dem Wasser
führen und dann versuchen, die gleiche Linie fahren. Manchmal geht bei der
Durchquerung das Wasser bis über die Motorhaube, aber es klappt immer, wir bekommen
nie nasse Füsse.
Auch nicht bei dem Ausflug mit einem Einbaum, hier Moroko
genannt. Dabei ist allerdings Balance gefragt, denn die Boote sind alles andere
als stabil.
Gut sieben Tage verbringen wir im Moremi- und später in
Chobe National Parks. Bei der Errichtung dieser Parks wurden alle Menschen, die
vorher hier gelebt haben, zwangsweise umgesiedelt. So treffen wir hier nur
Touristen (deren Zahl durch die notwendige Vorausbuchung limitiert ist) und die
Wildhüter. Es ist dann etwas seltsam, nach dem Besuch dieser Parks in eine
lebendige Stadt wie Kasane zu kommen, wo die Strassen voller Menschen und Autos
sind. Aber auch hier sind die Wildtiere. Wir staunen nicht schlecht, als sich
ein Warzenschwein mit ihren sieben Jungen vor dem Supermarkt herum treibt. Auf unserem
letzten Game Drive im Chobe sehen wir zwei Löwinnen - gleich neben der Piste - faul
unter einem Baum liegen und riesige Zebraherden. Für uns ist es ein würdiger
Abschluss unserer Reise durch die Wildnis Botswanas. Morgen verlassen wir das
Land in Richtung Namibia.