Am nächsten Morgen geht das Programm weiter. Die Stadtbesichtigung ist angesagt. Wir waren hier vor vielen Jahren aber wir können die Stadt nicht wieder erkennen. Fast alle alten Häuser wurden abgerissen und durch moderne Bauten ersetzt. Lhasa ist eine moderne chinesische Stadt geworden. Nur der Potala trohnt auf seinem Hügel wie zurzeit als Tibet noch unabhängig war. Doch drinnen ist alles anders. Aus den Mönchen sind nun Staatsangestellte geworden. Früher nur Ausgewählten zugänglich, ist heute der Ansturm der, vor allem chinesischen Touristen, so gross geworden, dass man viele Tage im Voraus einen genauen Termin reservieren muss. Ist man dann ein paar Minuten zu spät, kann man den Palast nur von aussen anschauen. Vielleicht ist es sogar besser, denn Innen ist er zu einem Museum umfunktioniert worden. Schön zwar, aber nicht lebendig. Eine Frage kommt auf: wird je ein Dalailama hier den Sitz einnehmen können?
Die Chinesen haben die Stadt fest im Griff. Stark bewaffnete Militärpatroullien zirkulieren durch die Strassen. Polizei und Überwachungskameras sind an jeder Ecke. Fotografieren in unerwünschte Richtung kann unangenehme Probleme verursachen. Unbegreiflich, wovor die chinesische Regierung soviel Angst hat. Sie investiert viel Geld in Tibet, sehr viel Geld sogar. Strassen werden gebaut, Eisenbahnen, Schulen, Spitäler und Häuser. Klar, ohne die Chinesen wäre Tibet eines der ärmsten Länder der Welt und auf Entwicklungshilfe angewiesen. Doch bekanntlich lässt sich nicht alles mit dem Geld kaufen.
Wir besichtigen Klöster in der Umgebung der Stadt. Überall das gleiche Bild: Mit Regierungsgeldern werden die Klöster aufgebaut und renoviert (welche bei der Kulturrevolution zerstört wurden), die Mönche bekommen den Lohn vom Staat. Dafür wird Loyalität erwartet. Zuckerbrot und Peitsche, nennt sich das. Die Pilger und Tibeter sind schon längst eine Minderheit geworden. Das Bild beherrschen die Touristen. Trotz einem hohen Eintrittsgeld kommen sie in grossen Scharen. Vor allem sind es Chinesen, die mit der neuen Lhasa – Bahn anreisen. Die Geschäftsleute, auch sie vor allen Chinesen, freut es. In Lhasa bekommt man alles, die teuersten Weltmarken sind hier vertreten. Die Preise sind höher als in Europa, aber es scheint niemanden zu stören. Zwischen dieser Glitzerwelt irren ein paar verängstigte Pilger vom Land, die ungläubig schauen, was aus ihrer heiligen Stadt geworden ist…
Unser weiteres Schicksal ist ungewiss. Die Dieselpumpe musste in Deutschland geordert werden, nachdem die Suche in ganz China ergebnislos verlaufen war. Bis sie geliefert wird könnten ohne weiteres zehn Tagen vergehen. Laut Programm muss die ganze Gruppe gemeinsam am 29. September nach Nepal ausreisen. Sie darf angeblich nicht getrennt werden. Wie das alles unter einen Hut zu bringen ist steht noch in den Sternen oder besser in den Amtstuben der chinesischen Behörden. Wie es scheint, bleibt unsere Tibetreise bis zum Ende spannend (und sehr anstrengend).
3 Kommentare:
Dieselpumpe von Christines Defender? Ich hätte eher getippt, dass die VW Busse liegen bleiben. Drücke euch die Daumen, dass ihr weiter kommt. Schöne Grüße aus Wuppertal, würde am liebsten gleich wieder los :)
Der Defender hat seine Macken. Besonders seitdem man versucht, ihm alle möglichen technischen Feinheiten mitzugeben. Das kann er nicht verkraften.
Wie ging überhaupt das Abladen von dem LKW in der Nacht? Einfach die Pritsche hochgefahren und runter rollen lassen?
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