Geschrieben von Miro
Nein, es ist uns nicht wieder etwas Unangenehmes passiert, worüber wir uns aufregen würden, nein, aber wir gehen wirklich in die Luft. Doch der Reihe nach. Wir haben uns sehr grosse Mühe gegeben, fast alle Altertümer an der türkischen Küste zu besichtigen. Überall, wo schon die alten Griechen, Römer oder wer auch immer gehaust hat, waren auch wir. Laut prukvolle Namen wie: Troja, Pergamon und Efesus unter anderen. Tausende von Jahren schauen auf euch herab, würde ein Eroberer sagen. Alles grosse, schöne Steinhaufen, mit welchen sich heute wunderbar viel Geld verdienen lässt. Es muss schon etwas daran sein, denn die Tausenden von Besuchern jeden Tag können sich nicht irren.
Die Mittelmeerküste ist schön, leider aber auch schon grösstenteils überbaut. Trotzdem finden sich auch heute noch schöne Orte, wo man ungestört allein am Wasser verweilen kann. Die – laut Einheimischen ungewöhnliche Kälte - hält uns davon ab, auch nur den grossen Zehen zu baden.
Der Verkehr hält uns im Trab. Zwar sind die Strassen vorwiegend gut ausgebaut, doch die Durchfahrten grösserer Orte geraten oft zum Geduldspiel. Darum entscheiden wir uns Izmir grossräumig zu umfahren, was auf einem Autobahnring gut möglich ist. Natürlich nicht gratis, versteht sich. Die Zahlstellen sind voll automatisiert, kein Mensch weit und breit. Unbeholfen wie wir sind und in Unkenntnis vom hiesigen System, gelingt es uns nicht bei der Einfahrt dem Automaten ein Ticket zu entlocken, welches aber bei der Ausfahrt ein anderer Automat unbedingt haben will. Sonst macht er stur die blöde Schranke nicht auf. Logisch. Hinter uns stauen sich bereits Autos. Ein Gehupe geht los. Wir müssen rückwärts aus der Spur herausfahren. Aber halt, da ist noch eine andere Ausfahrtspur ohne Schranke, dort versuchen wir unser Glück. Ein höllischer Alarm ertönt, aber da sind wir schon durch. Ob wir eine gesalzene Rechnung in die Schweiz zugestellt bekommen?
Pamukalle blendet uns mit weisen Sinterterrassen, aus der Ferne erinnert es an verschneite Hänge.
Es sind Ablagerungen vom stark kalziumhaltigen Wasser. Die heilende Wirkung dieses Wassers haben schon die alten Römer gekannt und hier so etwas gebaut, was man heute ein Kurort nennen würde. Davon ist auch hier ein schöner Steinhaufen geblieben, mit welchem sich das Geld wunderbar verdienen lässt. Aber das haben wir schon gehabt….
Wir haben einfach Wetterpech. Es ist kalt und sehr windig, dann regnet es zur Abwechslung in Strömen. Rund herum Berge mit verschneiten Gipfeln. Ja, hageln tut es auch manchmal. Nur die Sonne sehen wir wenig und wie immer beschwert sich Romy beim Fotografieren über das schlechte Licht bei mir – als könnte ich daran etwas ändern.
Und nun geht unsere Geduld zu Ende und wir gehen in die Luft! Nicht des schlechten Wetters wegen, sondern wirklich. In Göreme, im Herzen Kappadokiens, leisten wir uns einen Ballonflug über die wunderschöne Landschaft. Es geht morgen sehr früh los. Und es ist nicht ein Ballon, der zum Start vorbereitet wird, es sind vielleicht 40 oder sogar noch mehr. Überall in der Landschaft steigen riesige bunte Kugeln zum Himmel. Ballonfliegen – oder heisst es richtig Fahren – ist das grosse Geschäft hier, von etwa einem Dutzend Firmen wird es angeboten. Wenn sie alle am Morgen mit den Geländewagen und der Ausrüstung zum Startplatz fahren, sieht es aus, als würde eine grosse Armee in den Krieg ziehen. Inzwischen ist auch unser Ballon startklar, wir klettern in den Korb und bald heben wir sanft ab. Die Landschaft von oben ist spektakulär aber die Ballone rund um uns - so weit das Auge reicht - sind es noch mehr. Etwa eine Stunde dauert der Flug, wir haben genug Zeit die fantastischen Formen, die hier die Erosion aus dem weisen Vulkangestein geschaffen hat, zu bewundern. Dann landen wir etwas unsanft auf einem Acker. Für die Überlebende gibt es ein Glas Sekt und eine Urkunde. Und kaum gelandet, fängt es wieder an zu regnen.
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