Mittwoch, 25. Mai 2011

Baby on Board.

Hilfe, wir haben ein Baby bekommen. Es ist über Nacht passiert – so wie es im Leben halt manchmal vorkommt. Spass beiseite, wie schon im letzten Beitrag erwähnt, haben wir Jan und Liliane mir 8-monatigen Tochter Lola getroffen. Sie sind aus Basel, fahren ein Landrover und wollen 2 Jahre unterwegs sein. 3 Monate haben sie schon geschafft. Man kann ihre Abenteuer auf http://www.blog.jan-kunz.net/ verfolgen. Sie haben an der Grenze zum Iran für etwas Aufregung im grauen Grenzbeamtenalltag gesorgt. Einer, wie sich später gezeigt hat, falschen Information folgend, haben sie gehofft, ein Transitvisum direkt an der Grenze für den Iran zu bekommen. Die Iraner haben aber njet gesagt und sie mussten umkehren. Der Fall, dass ein Auto am gleichen Tag aus- und wieder einreist ist aber im türkischen Computer System nicht vorgesehen. Man hat sich aber beim Tee irgendwie geeinigt und so hatten wir unsere „Kinder und Grosskinder“ schon bald wieder. Die Einheimischen nehmen an, wir seien die Grosseltern von der achtmonatigen Lola. Da es in ihrem Landrover sehr wenig Platz hat und draussen recht kalt ist, viel regnet oder beides, sitzen wir oft in unserem Bus zusammen. Die kleine Lola spielt vergnügt, es gefällt ihr anscheinend bei uns, und ich glaube bei Romy einen Anflug von Grossmuttergefühlen entdeckt zu haben. Es wurde schon immer die Frage diskutiert, Reisen mit kleinen Kindern, ja oder nein. Wenn wir aber sehen, wie das Baby überall zum Mittelpunkt wird, würden wir die Frage bejahen. Unsere Namen (das nervende: „what is your name“) interessieren niemand mehr, es wird nur nach dem Namen von Lola gefragt. Sie wird von einer Hand zur anderen gereicht. Sogar junge Männer sorgen sich rührend um die Kleine. Für die Mutter ist es in unseren Augen schon stressig mit so einem kleinen Kind zu reisen, aber Liliane, die die kleine Lola noch stillt, meistert es hervorragend.


Nach Erzerum, zum iranischen Konsulat fahren wir verschiedene Wege. Wir haben den Weg über die Berge gewählt. Die Strecke ist sehr schön, die Strasse weniger und ausserdem regnet es wieder ausgiebig. Wir schaffen die Etappe gut, allerdings ist das Auto voll mit Schlamm bespritzt, die ursprüngliche Farbe ist kaum noch zu erkennen. In völliger Einsamkeit übernachten wir  an einem Pass, etwa 2300 Meter hoch. Die Nachttemperatur ist entsprechend, nämlich saukalt. Am nächsten Tag scheint die Sonne. Das Auto bekommt bei einem Bach eine Wäsche verpasst, während Romy Blumen und Schmetterlinge fotografiert.

Kurz vor dem Mittag sind wir in Erzerum. Unterwegs haben wir auch Jan und Liliane wieder getroffen. Ich glaube, die kleine Lola hat uns sofort wieder erkannt. Wir besichtigen die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Erzerum ist nicht allzu gross, übersichtlich und die Leute sind jederzeit hilfsbereit. Auch ist, was bei uns wahrscheinlich niemand weiss, Erzerum der grösste Skiort der Türkei. Riesige Hotels im Chaletstil stehen etwa 5 km von ausserhalb, mit allem was dazu gehört: Skilifte, Pisten, Loipen und Springschanzen. Nun sind die Lifte nicht mehr in Betrieb, auch wenn weiter oben noch genug Schnee liegt. Wir finden einen schönen Übernachtungsplatz in einer Picknick Area und harren der Dinge, die morgen kommen werden.

Heute gehen wir, fein angezogen, zum iranischen Konsulat. Dort erfahren wir, dass uns der Konsul ohne Bewilligung aus Teheran nur ein siebentägiges Transitvisum ausstellen darf. Jan und Liliane entscheiden sich für diese Variante, wir wollen noch zwei Tage länger warten. Vielleicht geschieht doch das Wunder und unsere Einsprache wird in Teheran (wo unsere Anträge schon mehrmals abgelehnt wurden) gutgeheissen.

Das sollen wir aber erst morgen erfahren, wie uns die Visa-Agentur per E-Mail bekannt gibt.
Am späten Nachmittag haben unsere Freunde das Transitvisum im Pass. Wir treffen uns an unserem Übernachtungsplatz, sitzen lange im unserem Syncro- Bus und reden über Gott und die Welt. Ob die kleine Lola von unserem Gespräch etwas versteht? Sie lächelt nur, dann wird es schon in Ordnung sein.

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