Von Canberra
fahren wir direkt zur Küste. Nun werden wir längere Zeit am Meer entlang fahren,
zuerst in südlicher, dann in westliche Richtung. Auch hier gibt es unterwegs eine
grosse Zahl von National Parks. Sie bieten statt Schluchten und Wasserfälle nun
vor allem Strände: lange, weisse und gelbe, wunderschöne Sandstrände, wo kaum
ein Mensch anzutreffen ist.
Das Meer blockiert durch Dünen und Sandbarrieren
die Mündungen zahlreicher Flüsse. Das Wasser kann nicht abfliessen und dadurch
sind im Hinterland malerische Seen entstanden, wahre Paradiese für Fischer und
Vogelbeobachter. Wie schade, dass wir kein Boot dabei haben. Das Fischen wäre auch
ohne ein Boot vom Ufer aus gut möglich, leider kann niemand von uns einen Fisch
töten und ausnehmen. Da nehmen wir schon lieber einen aus dem Supermarket.

Eines Morgens
weckt uns ein ungewöhnliches Geräusch aus dem Schlaf, als ob jemand ganz fein ans
Auto klopfen würde. Aus dem Fenster ist nichts zu sehen, ausser einer Herde
Kühe, die unweit hinter einem Zaun friedlich grasen. Auch ein Rundgang ums Auto
bringt keine Klärung. Ausserdem hört man jetzt gar nichts mehr. Gut, es musste
von den Kühen kommen, sonst ist weit und breit niemand. Kaum sitzen wir wieder
im Auto und frühstücken, ist das Geräusch wieder da. Ich wiederhole meinen
Rundgang, das Klopfen verschwindet - ohne dass ich die Ursache dafür finden
kann. Doch es geht weiter, zurück im Auto ist das Geräusch wieder da. So geht
es eine Weile bis Romy die Ursache entdeckt. Ein Vogel läuft am Auto vorbei und
sieht in der verchromten Radkappe sein Ebenbild.
Noch nie etwas von der Funktion
eines Spiegels gehört, betrachtet er es als seinen Feind und greift ihn an. Sein
Spiegelbild tut natürlich das Gleiche und das führt zu einem erbitterten Kampf,
fast bis zur Erschöpfung. Unaufhörlich pickt der arme Vogel gegen das Blech der
Radkappe, was das Geräusch zur Folge hat, das uns geweckt hat. Als wir
wegfahren ist der Vogel wahrscheinlich mächtig stolz, den Gegner verjagt zu
haben.
Einen National
Park müssen wir besonders erwähnen. Es ist Wilson Promontory Nationalpark auf
einer Halbinsel im Südosten von Melbourne. Dort wollen wir Bekanntschaft mit
einem neuen Bewohner Australiens, dem Wombat machen. Zu diesem Zweck wandern
wir fast drei Stunden auf einem Wanderweg, wo es garantiert diese Tiere geben
soll. So hat es die nette Dame im Visitors Centre behauptet. Möglicherweise haben
wir etwas falsch gemacht, denn wir haben unterwegs keine Tiere gesehen. Was
sehen wir aber bei unserer Rückkehr auf einer Wiese in der Nähe des
Campingplatzes? Einen Wombat friedlich grasen. Wie es so heisst, das Gute liegt
manchmal ganz nah.
Von Melbourne aus
wollen (müssen) wir später den Brummi verschiffen (brrr…), darum sparen wir uns
die Stadt für das Ende unserer Reise auf. Um sie im Süden zu umgehen, nehmen
wir eine Fähre. Wenn das Verschiffen doch auch so einfach wäre, denke ich mir –
einen Ticket kaufen, selber an Bord fahren, die Überfahrt geniessen, alles ohne
Probleme, ohne Stress. Der Höhepunkt unserer Strecke entlang der Küste bildet
die „Great Ocean Road“, die sich dicht am Ufer windet und spektakuläre
Ausblicke aufs Meer bietet. Wobei der Fahrer etwas weniger davon geniessen
kann, denn die Strasse hat unzählige Kurven und da ist es von Vorteil, wenn die
Augen auf die Strasse gerichtet bleiben. Am bekanntesten ist der Abschnitt mit
den „Zwölf Aposteln“. So nennt man die Felstürme, die unweit des Ufers im Meer
stehen. Wie viele es wirklich sind ist unklar, denn sie sind einem stetigen
Wandel unterworfen. Die Brandung ist hier sehr stark. Mit ungeheuerlicher Kraft
stossen die Wellen gegen die Uferfelsen und unterspülen sie - so lange, bis diese
einstürzen. Dort, wo der Fels etwas widerstandsfähiger ist, bleibt er länger
als Turm in der Brandung stehen. Aber auch nicht für die Ewigkeit, denn die
Kraft und Ausdauer der Wellen ist stärker, es braucht nur etwas mehr Zeit bis
auch er in Sand zermahlen wird und ganz verschwindet.
Weiter entlang
der Küste fahrend verlassen wir Victoria und betreten einen neuen Gliedstaat
Australiens, Südaustralien. Auch hier gibt es an der Grenze eine Quarantäne,
kein Obst oder Gemüse darf die Grenze passieren. Damit haben wir gerechnet und
unsere Vorratskiste rechtzeitig geleert. Nichts muss in die an der Grenze
bereitstehende Tonne wandern. Auch die Zeit verschiebt sich mit dem
Grenzübertritt um eine halbe Stunde. In der ersten grösseren Stadt füllen wir
die Vorräte wieder auf. Die Fahrt geht weiter entlang der Küste, unser nächstes
Ziel heisst Kangaroo Island.
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