Mit einer
sündhaft teuren Fähre haben wir in knapp einer Stunde nach Kangaroo Island übergesetzt.
Es fährt hier nur eine Gesellschaft und wo kein Konkurrent ist, sind die Preise
bekanntlich meistens hoch. Kangaroo Island, südlich von Adelaide gelegen, ist
für uns „Australien im Kleinformat“. Gleich erkläre ich warum. Das Eiland ist
knapp 155 km lang und 55 km breit, aber das ist nicht der einzige Grund. Für
uns ist die Insel ein verkleinerter Kontinent, weil fast alles vorhanden ist,
was sich auf dem Festland finden lässt - ohne riesige Entfernungen zurücklegen
zu müssen.
Fangen wir mit den Landschaften an. Es gibt Eukalyptuswälder, grosse
Grünflächen, wo Kühe und Schafe friedlich weiden, Getreidefelder, sogar einen
Weinberg haben wir gesehen. Eine Wüste, genannt „Little Sahara“ mit fast schneeweissen
Dünen hat es auch, Höhlen mit wunderbaren Tropfsteinen, sandige Strände, aber
auch schroffe Klippen mit alten Leuchttürmen und bizarr geformten Felsen. Dann
die Tierwelt: Känguruhs, Koalas, Emus, Platypus und Konsorten tummeln sich hier,
aber unerwartet finden wir auch Pinguine, Pelzrobben und Seelöwen vor.
Die
weniger angenehmen Tiere wie das Krokodil, der Dingo aber auch Kaninchen fehlen
hier ganz. Ein grosser Teil der Insel ist als Nationalpark ausgewiesen und
somit geschützt. Damit es so bleibt, wurden strenge Bestimmungen erlassen. So
müssen zum Beispiel die Haustiere der Inselbewohner – Hunde und Katzen – mit
einem Chip versehen und „desex“ werden. Das Wort „desex“ finde ich übrigens eine
sehr nette Bezeichnung und würde es zeitgemäss finden, wenn man es auch in der
deutschen Sprache einführen würde, anstelle dieser barbarischen Ausdrücke wie
kastrieren oder sterilisieren.
Das Leben auf der Insel verläuft ganz ruhig und
ohne Stress. Die Einheimischen sind nett zu den Touristen, sie trinken ihr Bier
in Pubs wie anderswo im Land. Die einzige Aufregung ist die Ankunft der Fähre. Uns
hat die Insel sehr gefallen- auch wenn das Wetter nicht mitgespielt hat. Nach
dem Fotografieren von Seelöwen am Strand braucht es längere Zeit bis Romys
klammen Finger wieder warm werden. Dabei ist laut Reiseführer die beste Zeit für
einen Inselbesuch von September bis November.
Nun ist aber
wieder einmal Stadtleben angesagt, wir sind in Adelaide, der Hauptstadt des
Bundesstaates Südaustralien. Zwar hat die Stadt nicht so herausragende
Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel Sydney, dafür geht es aber geruhsam zu. Nur
eine halbe Stunde zu Fuss brauchen wir von unserem Campingplatz bis ins Zentrum.
Der Weg führt durch die Rosenabteilung des wunderschönen Botanischen Gartens,
wo gibt denn es so was? Die Fussgängerzone haben viele Strassenkünstler und
Sänger, oder die, die sich dafür halten, in Beschlag genommen. Nach der Anzahl
der Bars, Restaurants und anderen Verpflegungsstätten urteilend, essen die
Bewohner vorwiegend auswärts. Wir machen es ihnen gleich, auch unsere
Campingküche bleibt zwei Tage lang geschlossen.
Etwa 60 Kilometer
weiter ist die Welt wieder ganz anders. Wir sind im Barossa Valley. Diesen
Namen kennt sicher jeder, der einmal einen guten australischen Wein gekostet
hat. Das Tal ist das grösste Weinanbaugebiet Australiens, knapp über 20% der
australischen Weine werden hier erzeugt, wovon die riesigen Tanks hinter den
schmucken Weingütern zeugen. Kilometerlang ziehen sich die Reben durch die
Landschaft, .die Reihen wie mit einem Lineal gezogen. Zum Unterschied von
Europa werden hier die Reben nicht an den Hängen, sondern im Talboden
gepflanzt. Mit dem Weinanbau haben 1842 religiös verfolgte deutsche Protestanten
angefangen, die hierher als Siedler mit Rebzweigen im Gepäck ankamen. Davon
zeugen heute noch die Kirchen und Friedhöfe mit deutschen Anschriften. Überall locken
Weingüter mit bekannten und unbekannten Namen zur Gratisprobe und natürlich zum
Kauf. Die Preise sind hoch, ein Schnäppchen zu finden ist ein Glücksfall. Ab 20
Dollar pro Flasche ist man dabei, doch für einen wirklich guten Tropfen muss
man 50 oder noch mehr hinblättern. Die Listen mit den angebotenen Weinen sind
lang, vom Shiraz bis zum Riesling. Vor allem Japaner und Chinesen probieren
eine Sorte nach der anderen, Roten, Weissen und dann noch ein Portwein zum
Abrunden, alles zusammen oder durcheinander. Ich komme mir vor wie auf dem
Weinschiff in Zürich. Wir halten uns vornehm zurück, probieren zwei Sorten, denn
schliesslich muss der Brummi zu unserem heutigen Schlafplatz bewegt werden.
Dort angekommen, können wir in den letzten Sonnenstrahlen des Tages den
gekauften Wein richtig geniessen.