Donnerstag, 30. Mai 2013

Putzorgie in Melaka

Nun sind wir wieder unterwegs. Besser gesagt ich bin es, Romy wartet noch zu Hause, bis ich das leidige Verschiffen erledigt habe. Ja, schliesslich habe ich es ihr hoch und heilig versprochen, dass sie diese nervige Prozedur nicht mehr mitmachen muss. Nach einem langen Nachtflug komme ich in Kuala Lumpur an. Mit dem Bus geht es weiter zum Busbahnhof im Zentrum und etwas später mit dem Fernbus nach Sungai Petani, wo der Brummi hoffentlich unbeschadet auf mich wartet. Die ganze Fahrt dauert vier Stunden und ich verschlafe sie ganz, kein Wunder, nach dem Nachtflug. Trotzdem bin ich bei der Ankunft mehr als müde und die Hitze erschlägt mich fast, so dass ich gleich beim Busbahnhof in Sungai Petani in das nächste Hotel einchecke. Am nächsten Tag besorge ich zuerst eine Versicherung für das Auto und dann lasse ich mich mit dem Taxi zum Haus unserer Bekannten fahren. Ein grosser Stein fällt mir vom Herzen – der Brummi steht da, wie wir ihn vor fast sieben Monaten verlassen haben. Ich mache mich sofort an die Arbeit, zuerst die Hülle entfernen und alles checken. Dann der spanneste Augenblick, ich versuche den Motor zu starten. Nach etwa zwei Minuten – ich will schon aufgeben und zuerst die Batterie laden – springt er doch noch an. Toll Brummi, gut gemacht! Ich bereite alles für die Abfahrt am nächsten Morgen vor, dabei werde ich liebevoll von unseren Bekannten mit Essen und Getränken versorgt. Vielen, vielen Dank an die Eltern von Yit.

On the road again – aber zuerst nur zum nächsten Supermarkt, ich muss mir einige Vorräte zulegen. Dann die Autobahn, ich fahre mit Pausen Richtung Kuala Lumpur. Und was ich noch nicht gesagt, es ist heiss, so um 37 Grad, ungewohnt nach den kalten Frühlingstagen in der Schweiz. Irgendwie ist es komisch ohne Romy unterwegs zu sein. Vor Kuala Lumpur ist alles verstopft, das ist hier der Normalzustand. Ich übernachte an einer Autobahnraststätte. Schlafen kann ich aber nicht viel, die Zeitverschiebung und die Hitze setzen mir zu. Dann erreiche ich Melaka. Dort haben ich ein Treffen mit Susanna und Peter verabredet. Sie sind Schweizer aus Goldach und auch schon längere Zeit unterwegs. (www.ufbrechopf.ch) Wir werden zusammen unsere Autos in einem Container nach Australien verschiffen, so der Plan. Ich habe die Koordinate von ihrem Standplatz, dem Apa Kaba Guest House bekommen und der GPS führt mich dorthin. Aber nichts ist vollkommen, es bleiben nur noch 300 Meter, dann macht mir eine Einbahn einen Strich durch die Rechnung. Ein riesiger Umweg ist nötig. Bei den total verstopften Strassen hier dauert es eine weitere halbe Stunde bis ich endlich am Ziel bin. Susanna und Peter begrüssen mich herzlich, wir sehen uns zum ersten Mal. 

Sie sind mit Putzen ihres Autos beschäftigt, und das wird auch meine Aufgabe für die nächsten Tage sein. Denn die Bestimmungen in Australien sind sehr streng, nicht ein Krümelchen Erde oder eine andere Verschmutzung darf der Quarantäneinspektor am und im Auto finden. Ich fahre zuerst zum Waschplatz, um das Grobe zu erledigen. Nach getaner Arbeit meint der gute Mann von der Waschanlage: „Das Auto ist schon alt, da bringen wir den ganzen Dreck nicht weg“. Recht hat er, denn im Laufe der Zeit und vor allem den letzten zwei Jahre hat sich der Schmutz fest in den Unterbodenschutz eingefressen. Eine Lösung hat er auch schon bereit: Ein neuer Unterbodenschutz!
Dass es in Malaysia so etwas gibt habe ich nicht vermutet. Und so bekommt der Brummi eine neue, pechschwarze Unterschicht. Das alles für umgerechnet 25 Franken. Hoffentlich wird der besagte Inspektor in Australien das nicht allzu verdächtig finden…….

In einer Werkstatt in der Nähe lasse ich noch Ölwechsel machen und eine neue Batterie für die Solaranlage einbauen.

In den nächsten Tagen ist die Detailarbeit angesagt. Nie hätte ich gedacht, dass es an einem Auto so viele Winkel, Spalten, Fugen und versteckte Ecken gibt. Und überall hockt der Staub oder Dreck. Vier volle Tage bin ich dran und meine Wertschätzung für die Hausfrauenarbeit wird mit jedem Tag grösser. Ich will die Leser nicht mit allen Details dazu langweilen, aber geschwitzt habe ich gehörig.







Doch alles hat ein Ende und nach den Putztagen habe ich nun endlich Zeit gefunden auch die Stadt zu besichtigen. Malaka oder Melaka wurde von den Portugiesen gegründet, später von den Holländern übernommen, die ihrerseits von den Engländern vertrieben wurden. So haben sich im Laufe der Jahrhunderte viele Denkmäler angesammelt. Auch die Bevölkerung Melakas ist buntgemischt. Malaien, Chinesen und Inder sind die grössten Gruppen. Jede Gruppe hat ihre eigene Religion und somit ihre eigenen Tempel. Da steht eine Mosche gleich neben einem Hindutempel, ein chinesischer Tempel steht um die Ecke und eine christliche Kirche ist nicht weit, alles scheinbar friedlich miteinander vereint. Nicht umsonst wurde die Stadt in die UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen.

Die Zeit läuft schnell. Nach dem Putzen (es gibt zwar jeden Tag etwas zum Nachputzen, denn immer wieder entdecke ich einen Winkel, der bis jetzt meiner Aufmerksamkeit entgangen ist), widmen wir uns der Verschiffung. Da türmen sich noch grössere Probleme als beim Putzen auf. Jeden Tag erhalten wir die Meldung von der Agentur, dass das Schiff wieder einen Tag mehr Verspätung hat. Wir müssen auch das Abschleppen organisieren. Aus uns unbekannten Gründen ist es nämlich verboten, mit einem Camper auf Singapurs Strassen zu fahren. Die einzige Möglichkeit ist die Autos abschleppen zu lassen, um von der malaysischen Grenze zum Hafen von Singapur zu gelangen. Doch auch das ist nicht einfach. In Singapur werden die Fahrzeuge mit hochgehobener Vorderachse abgeschleppt. Da aber unsere beiden Autos einen permanenten Vierradantrieb haben, ist dies technisch nicht möglich. Auch da suchen wir nach einer Lösung. Wenn es auf einer Reise eine wirkliche Herausforderung gibt, dann ist es eine Verschiffung. Dabei habe ich gehofft, dass es hier nicht so kompliziert wird wie vor einem Jahr in Indien. Wir bleiben bis auf weiteres in unserem schönen Garten bei Apa Kaba Guest House stehen und harren der Dinge, die da kommen werden.

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