Donnerstag, 17. Oktober 2013

Immer der Küste entlang

Von Canberra fahren wir direkt zur Küste. Nun werden wir längere Zeit am Meer entlang fahren, zuerst in südlicher, dann in westliche Richtung. Auch hier gibt es unterwegs eine grosse Zahl von National Parks. Sie bieten statt Schluchten und Wasserfälle nun vor allem Strände: lange, weisse und gelbe, wunderschöne Sandstrände, wo kaum ein Mensch anzutreffen ist.


 Das Meer blockiert durch Dünen und Sandbarrieren die Mündungen zahlreicher Flüsse. Das Wasser kann nicht abfliessen und dadurch sind im Hinterland malerische Seen entstanden, wahre Paradiese für Fischer und Vogelbeobachter. Wie schade, dass wir kein Boot dabei haben. Das Fischen wäre auch ohne ein Boot vom Ufer aus gut möglich, leider kann niemand von uns einen Fisch töten und ausnehmen. Da nehmen wir schon lieber einen aus dem Supermarket. 

Die zahlreichen Pelikane haben es in dieser Hinsicht besser, sie verschlingen einen Fisch samt Kopf und Schuppen.

Eines Morgens weckt uns ein ungewöhnliches Geräusch aus dem Schlaf, als ob jemand ganz fein ans Auto klopfen würde. Aus dem Fenster ist nichts zu sehen, ausser einer Herde Kühe, die unweit hinter einem Zaun friedlich grasen. Auch ein Rundgang ums Auto bringt keine Klärung. Ausserdem hört man jetzt gar nichts mehr. Gut, es musste von den Kühen kommen, sonst ist weit und breit niemand. Kaum sitzen wir wieder im Auto und frühstücken, ist das Geräusch wieder da. Ich wiederhole meinen Rundgang, das Klopfen verschwindet - ohne dass ich die Ursache dafür finden kann. Doch es geht weiter, zurück im Auto ist das Geräusch wieder da. So geht es eine Weile bis Romy die Ursache entdeckt. Ein Vogel läuft am Auto vorbei und sieht in der verchromten Radkappe sein Ebenbild.

Noch nie etwas von der Funktion eines Spiegels gehört, betrachtet er es als seinen Feind und greift ihn an. Sein Spiegelbild tut natürlich das Gleiche und das führt zu einem erbitterten Kampf, fast bis zur Erschöpfung. Unaufhörlich pickt der arme Vogel gegen das Blech der Radkappe, was das Geräusch zur Folge hat, das uns geweckt hat. Als wir wegfahren ist der Vogel wahrscheinlich mächtig stolz, den Gegner verjagt zu haben.

Einen National Park müssen wir besonders erwähnen. Es ist Wilson Promontory Nationalpark auf einer Halbinsel im Südosten von Melbourne. Dort wollen wir Bekanntschaft mit einem neuen Bewohner Australiens, dem Wombat machen. Zu diesem Zweck wandern wir fast drei Stunden auf einem Wanderweg, wo es garantiert diese Tiere geben soll. So hat es die nette Dame im Visitors Centre behauptet. Möglicherweise haben wir etwas falsch gemacht, denn wir haben unterwegs keine Tiere gesehen. Was sehen wir aber bei unserer Rückkehr auf einer Wiese in der Nähe des Campingplatzes? Einen Wombat friedlich grasen. Wie es so heisst, das Gute liegt manchmal ganz nah.


Von Melbourne aus wollen (müssen) wir später den Brummi verschiffen (brrr…), darum sparen wir uns die Stadt für das Ende unserer Reise auf. Um sie im Süden zu umgehen, nehmen wir eine Fähre. Wenn das Verschiffen doch auch so einfach wäre, denke ich mir – einen Ticket kaufen, selber an Bord fahren, die Überfahrt geniessen, alles ohne Probleme, ohne Stress. Der Höhepunkt unserer Strecke entlang der Küste bildet die „Great Ocean Road“, die sich dicht am Ufer windet und spektakuläre Ausblicke aufs Meer bietet. Wobei der Fahrer etwas weniger davon geniessen kann, denn die Strasse hat unzählige Kurven und da ist es von Vorteil, wenn die Augen auf die Strasse gerichtet bleiben. Am bekanntesten ist der Abschnitt mit den „Zwölf Aposteln“. So nennt man die Felstürme, die unweit des Ufers im Meer stehen. Wie viele es wirklich sind ist unklar, denn sie sind einem stetigen Wandel unterworfen. Die Brandung ist hier sehr stark. Mit ungeheuerlicher Kraft stossen die Wellen gegen die Uferfelsen und unterspülen sie - so lange, bis diese einstürzen. Dort, wo der Fels etwas widerstandsfähiger ist, bleibt er länger als Turm in der Brandung stehen. Aber auch nicht für die Ewigkeit, denn die Kraft und Ausdauer der Wellen ist stärker, es braucht nur etwas mehr Zeit bis auch er in Sand zermahlen wird und ganz verschwindet.



Weiter entlang der Küste fahrend verlassen wir Victoria und betreten einen neuen Gliedstaat Australiens, Südaustralien. Auch hier gibt es an der Grenze eine Quarantäne, kein Obst oder Gemüse darf die Grenze passieren. Damit haben wir gerechnet und unsere Vorratskiste rechtzeitig geleert. Nichts muss in die an der Grenze bereitstehende Tonne wandern. Auch die Zeit verschiebt sich mit dem Grenzübertritt um eine halbe Stunde. In der ersten grösseren Stadt füllen wir die Vorräte wieder auf. Die Fahrt geht weiter entlang der Küste, unser nächstes Ziel heisst Kangaroo Island.

Keine Kommentare: