Montag, 25. November 2013

Reif für die Insel

Nach fast sechs Monaten in Australien sind wir reif für die Insel. Ja gut, aber welche? Es gibt eine im Süden die auch zu Australien gehört, sie heisst Tasmanien. Gesagt, getan. Per Internet haben wir die Fähre von Melbourne nach Devonport gebucht.
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Tasmanien ist ein australischer Bundesstaat, deshalb ist diese Strecke ein Teil des nationalen Strassennetzes und wird folglich von der Regierung subventioniert. Darum ist die Passage relativ billig, aber nur für das Auto, für Passagierkabinen werden volle Preise verlangt. Und da die Fähre über Nacht fährt, ist eine Kabine natürlich sehr bequem.



Unser erster Eindruck, nachdem wir früh am Morgen die Fähre verlassen haben: Tasmanien erinnert uns an die Schweiz - oder haben wir schon Heimweh? Auf alle Fälle ist es anders als das Festland, wie man hier das übrige Australien nennt. Es ist grün, sehr grün, es hat Hügel, hohe Berge und malerische Seen, gesäumt von ausgedehnten Wäldern. Aber vor allem ist es viel kleiner, da brauchen wir nicht Hunderte von Kilometern von einem Ort zum anderen zu fahren. Bekanntlich kommt aber das Grün nicht von ungefähr, es grünt nur dank dem häufigen Regen - weshalb wir wieder an die Schweiz denken.




Tasmaniens Ursprung beruht auf einer englischen Sträflingskolonie, davon zeugen heute noch Ruinen von Gefängnissen und Militärunterkünften. Port Arthur war eine der ersten Niederlassungen auf der Insel. Eigentlich konnten sich die Strafgefangenen auf der Insel relativ frei bewegen, denn eine Flucht war nicht gut möglich. Nach Port Arthur aber kamen solche, die sich zusätzlich in australischen Kolonien etwas zu Schulde kommen liessen, also Wiederholungstäter waren. Es war eines der grausamsten Gefängnisse überhaupt. Auf einer Halbinsel gelegen, war die Bewachung relativ einfach. Die Verbindung zum übrigen Land bildet eine schmale Stelle, kaum 100 Meter breit. Sie wurde von bissigen Kettenhunden bewacht, hier kam kein Mann durch.

Das Areal ist heute ein historischer Park. Von vielen Gebäuden aus der damaligen Zeit stehen noch die Aussenmauern, andere, wie das Isolationsgefängnis, wurden aufwendig rekonstruiert. Dort können wir nachfühlen, unter welchen erbärmlichen Bedingungen die Sträflinge damals leben mussten. Sogar ihre Essensrationen kann man als Modelle aus Plastik begutachten. Viel war es nicht obwohl die Männer den ganzen Tag schwer schuften mussten. Sie durch Arbeit und Gehorsam zu besseren Menschen zu formen, war die Aufgabe des Kommandanten und seinen Soldaten. Auch heute noch strahlt dieser Ort etwas Beklemmendes und Bedrückendes aus. Der Dauerregen bei unseren Besuch verstärkt diese Stimmung zusätzlich.

Szenenwechsel: Die Hauptstadt Tasmaniens heisst Hobart und es ist eine fröhliche, lebendige Stadt. Ausser einigen Bauten aus der Kolonialzeit und der imposanten Brücke gibt es allerdings nicht viel zu bewundern. Doch heute scheint die Sonne, die Menschen geniessen das schöne Wetter und das Leben pulsiert in der Stadt. Im Hafen liegen Fischerboote vor Anker, einige verkaufen ihren Fang gleich vom Boot aus. Ein Muss gibt es allerdings für jeden Besucher, die Fahrt auf den Mount Wellington, den Hausberg von Hobart. Die Fahrt ist nicht ohne - eine schmale Strasse führt in etwa 22 Kilometer von Null auf mehr als 1200 Meter. Vom Gipfel aus bietet sich eine fantastische Aussicht, natürlich nur dann, wenn sie nicht in Wolken gehüllt ist. Und das ist mehr als oft der Fall. Doch diesmal haben wir Glück.

Wie im übrigen Australien gibt es in Tasmanien auch viele schöne Nationalparks. Zwei davon möchten wir erwähnen. Den Cradle Mountain National Park haben wir zuerst besucht. Er ist der bekannteste und am meisten besuchte Nationalpark hier. Das hat leider auch Folgen, man muss das Auto stehen lassen und einen Zubringerbus benutzen, um in den Park zu gelangen. Der Bus hat mehrere Haltestellen, man kann beliebig aussteigen, etwas anschauen oder wandern und dann wieder in den nächsten Bus zusteigen. Doch die meisten Touristen fahren nur zum Dove Lake. Auf seiner Wasseroberfläche sollen sich die hohen Berge mit einigen Schneefeldern und dem blauen Himmel spiegeln. Diese Szenerie macht den Park so beliebt. Leider wird meine Fotografin enttäuscht, der Himmel ist heute grau und von einer Spiegelung kann keine Rede sein. 

Bei der anschliessenden Wanderung wird Romy mehr als entschädigt, wir haben Glück als ein Teufel unseren Weg kreuzt. Keine Angst, nicht der Leibhaftige, sondern der Tasmanische Teufel. Dieses Tier haben wir bis jetzt nur tot, überfahren am Strassenrand gesehen. Nun hat Romy gerade noch Zeit genug den Auslöser zu drücken bevor das sonderbare Tier im Gebüsch verschwindet.






Der zweite Nationalpark heisst Freycinet Peninsula National Park und liegt im Osten am Meer. Dort befindet sich die berühmte Wineglass Bay, oder wie sie unser Reiseführer beschreibt: „der traumhafte Sandstreifen ist einer der fotogensten Strände der Welt“. Wir haben uns keinen guten Tag dafür ausgesucht, die Wolken hängen sehr tief und es regnet ohne Unterbruch, begleitet von starkem Wind. Doch so leicht wollen wir uns nicht geschlagen geben. Wir bleiben hier im Camping über Nacht und hoffen inbrünstig, dass es am Morgen etwas besseres Wetter gibt. Und wirklich, in der Nacht hört der Regen auf, doch leider ist der Himmel immer noch grau. „Du wirst sehen, bald ist der Himmel blau“, sage ich Romy, als wir den Wanderweg unter die Füsse nehmen. Es geht steil nach oben, viele, viele Stufen sind es bis zum Aussichtspunkt, von wo aus man die Bucht überblicken kann. Sie ist traumhaft, ohne Frage, doch die Sonne fehlt. Romy ist ein wenig verstimmt und ich denke mir: „Man soll sich hüten, einer Frau das Blaue vom Himmel zu versprechen.


Freitag, 15. November 2013

Outback ade

Im australischen Outback gibt es viele berühmte Tracks, also Pisten, die durch unbewohnte Wüstengebiete führen. Von einigen, wie zum Beispiel der Canning Stock Route, können wir nur träumen. Da wäre der Brummi eindeutig überfordert und er würde nach ein paar hundert Kilometer auseinander brechen oder für die Ewigkeit im Sand begraben bleiben. Aber es gibt auch Pisten, wo wir mithalten können, einige davon haben wir bereits befahren. Nun nehmen wir einen Klassiker, einen bekannt – berüchtigten Track unter die Räder, den Oodnadatta Track. Er führt entlang der alten, heute aufgegebenen Eisenbahnlinie, 615 Kilometer von Marla nach Marree. Die Piste ist nicht besonders schwierig zu befahren, nur die nicht enden wollenden Bodenwellen (auch Wellblech genannt) machen das Fahren zu einer Tortur für Mensch und Material. Ausserdem ist der Track mit spitzigen Steinen übersät, was dann auch zu unserem ersten platten Reifen in Australien führt.

Wir haben zwei Ersatzräder dabei, also kein Problem. Auch ist das nächste Roadhouse, wo man den Reifen flicken kann, nur ein Katzensprung von etwa 150 km entfernt. Dort zeigt sich aber, dass eine Reparatur nicht möglich ist – die Beschädigung liegt an der Reifenflanke, ein kleiner Riss von ungefähr einem Zentimeter. Als Ersatz bietet man uns einen schon ziemlich abgefahrenen Pneu an, allerdings zu einem Preis, zu dem es in bewohnten Gebieten zwei fabrikneue geben würde. Ja, im Outback ist alles ein bisschen teurer. Da bedanken wir uns höflich und fahren weiter. Wir haben ja noch ein Ersatzrad. Zum Glück haben wir dann keine weitere Panne mehr.

Die Piste führt weiter entlang der ersten Telegrafenverbindung und der am Anfang erwähnten ersten Eisenbahnlinie von Port Augusta nach Alice Springs. Für die neue Zugsverbindung hat man eine andere Linienführung gewählt. Die alte Bahntrasse ist noch gut erkennbar, man hat zwar die Geleise abmontiert, doch immer noch liegen die Schwellen herum und einsame Brücken stehen teilweise eingestürzt in der Landschaft. Weitere Überbleibsel sind einige Quellen, die man damals für die Wasserversorgung der Dampflokomotiven bohren musste. Heute versorgen sie die Reisenden mit Wasser und in einigen kann man sogar im warmen Nass aus dem Erdinneren baden. Obwohl sich hier die Wüste ausbreitet, ist eigentlich eine riesige Menge Wasser vorhanden. Allerdings nicht an der Oberfläche, sondern sehr tief im Untergrund. Dort befindet sich das Grosse Artesische Becken, ein unterirdisches Speicherbecken, das nur an wenigen Stellen angezapft wird. An der Oberfläche breitet sich ein anderer See aus, der Lake Eyre. Die meiste Zeit ist er allerdings ohne Wasser – als riesige, blendend weisse Fläche aus Salz erstreckt sich bis zum Horizont. Er ist der sechstgrösste See der Welt.

Wir besuchen noch die Nationalparks Gammon Ranges und Flinders Ranges, dort haben uns die Gelbfusskänguruhs am besten gefallen. 
Sie können unglaublich in den Felsen klettern. Dann ist das Outback schon wieder hinter uns, unendliche Getreidefelder begleiten uns links und rechts der Strasse, bis wir bei Morgan den Murray River erreichen. Der Murray River mit einer Länge von 2700 km ist eine Ausnahmeerscheinung in Australien. Der schmale Streifen entlang des Flusses zählt dank dem ständigen Sonnenschein und den ausgeklügelten Bewässerungsanlagen zu den produktivsten Gegenden für die Landwirtschaft.

Das satte Grün der Obstplantagen und Weinberge wirkt auf uns, nach der trockenen Einöde des Outbacks, fast surreal. Früher war der Fluss der einzige Verkehrsweg in dieser Gegend. Hunderte von Schaufelraddampfer brachten Versorgungsgüter ins Landesinnere und die Erzeugnisse der Farmen, hauptsächlich Schafwolle, zu den Häfen an der Küste. Mit dem Aufkommen der Eisenbahn und neuen Strassen ist der Schiffstransport zum Erliegen gekommen. Nur noch wenige dieser Dampfer fahren auf dem Fluss und sie befördern Touristen. Auch wir sind an Bord eines solchen, noch mit Holz beheizten, Schaufelraddampfers unterwegs und können für ein paar Stunden nachfühlen, wie es damals war, in den guten alten Zeiten.

„Jetzt aber noch einmal ins Outback, bevor wir endgültig zur Küste fahren“, haben wir uns in Mildura gesagt und sind zum Mungo Nationalpark gefahren. Dieser Park gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. Der Grund dafür sind die ältesten erhaltenen Menschenfussabdrücke überhaupt. Damals, vor etwa 60‘000 Jahren, ist eine Menschengruppe über frischen Lehm gelaufen. Der Lehm trocknete aus und der Wind bedeckte die Spuren mit dem Sand der Wanderdünen. Erst unlängst gab der Sand sie wieder frei und die Wissenschaftler konnten sie datieren. Die Fussabdrücke kann man leider nicht besichtigen, denn sie sind sehr fragil und die Erosion würde sie in ein paar Jahren vollkommen zerstören. Darum hat man sie wieder mit Sand bedeckt, bis es eine verlässliche Konservierungsmethode gibt. Aber wegen diesen Fussabdrücken sind wir nicht die 120 km jämmerliche Staubpiste gefahren, sondern wegen den Wanderdünen, der Landschaft aus ausgetrockneten Seen und der Tierwelt. Das bekannteste Wahrzeichen des Parks sind die „Walls of China“, spektakulär vielfarbige, durch Wind und Wetter geschliffene Sanddünen. Wir können noch einmal die Abgeschiedenheit des Outbacks und den nächtlichen Himmel mit Abermillionen von Sternen geniessen. Und natürlich auch die Hitze - samt den lästigen Fliegen.


Wie der Titel es andeutet – es geht nun zur Küste nach Melbourne und dann mit der Fähre nach Tasmanien. Der Weg ist aber noch lang. Unterwegs besuchen wir wieder einige Nationalparks, unter welchen der Grampians Nationalpark besonders hervorzuheben ist. Aus der Ebene erheben sich plötzlich schroffe Berge, Wasserfälle stürzen sich von den Felsen, Schluchten und Felsenlandschaften laden zum Wandern ein. Nach über fünf Monate in Australien entdecken wir immer wieder Neues, seien es Landschaftsformen, grüne Wiesen mit fast Hundert weidenden Känguruhs oder ein Eulenpaar auf einen Baum.

Unser letztes Ziel vor Melbourne heisst Ballarat. Hier hat man im Jahr 1851 grosse Goldvorkommen entdeckt, was einen immensen Goldrausch zu Folge hatte. Nun sind die Goldadern längst erschöpft und die Stadt lebt von und mit dieser grossen Vergangenheit. Viele prächtige Bauten aus dieser Zeit sind im Stadtzentrum zu bewundern und auf dem Sovereign Hill hat man eine Goldgräberstadt nachgebaut, in der das Leben von damals zelebriert wird. Die Angestellten tragen Kleider aus dieser Zeit, eine Pferdekutsche fährt die Hauptstrasse hoch, verschiedene Handwerker zeigen ihre Fertigkeiten, englische Kolonialsoldaten marschieren auf und feuern mit ihren Vorderladern in die Luft. In den Bergwerken arbeiten zischende Originaldampfmaschinen. Die Wohnhäuser sind liebevoll mit viktorianischen Möbeln ausgestattet. Es ist eine Mischung aus Museum und Vergnügungspark. Die Touristen freut es, nachdem sie den teuren Eintrittspreis verschmerzt haben. Essen kann man dort natürlich auch. Es entzieht sich unserer Kenntnis, ob das Menü auch den Gerichten von damals genau entspricht, eines wissen wir aber mit Sicherheit – die Preise, die sind von heute.


Sonntag, 3. November 2013

Wieder im Outback

Wir fahren nun wieder gegen den Norden bis Port Augusta. Die Weingebiete um Barossa- und Clare Valley liegen hinter uns. Wir durchqueren jetzt Landstriche, wo nur eines angebaut wird: Getreide. Schier unendliche Felder bis zum Horizont, alles nur Getreide. Dazwischen stehen ein paar verbliebene Bäume. Wegen der wenigen Niederschläge wird vor allem Weizen mit einem sehr kurzen Halm angebaut. Die Felder sind jetzt gold-gelb und die Ernte hat gerade angefangen, riesige Mähdrescher ziehen ihre Kreise. In jedem Dorf stehen, von weitem sichtbar und den mittelalterlichen Burgen nicht unähnlich, Silos, wohin die Ernte eingefahren wird. Dieses Bild setzt sich auch auf der Eyre Halbinsel fort. Wir sind aber nicht unterwegs, um über die Fortschritte bei der Ernte zu berichten. Unser Ziel sind die Nationalparks, die auch hier reichlich sind. Namentlich möchten wir die Lincoln und Coffin Bay Nationalpark erwähnen, beide an der Küste gelegen, an der Südspitze der Halbinsel. Unter den vielen Tieren dort haben wir auch einen uns unbekannten Meeresbewohner gesehen und wir sind uns seitdem nicht einig, um was für ein Tier es sich handelt.


Um zur richtigen Lösung zu kommen schreiben wir deshalb unter unseren Lesern einen kleinen Wettbewerb aus. Wer kann uns helfen - was für ein Tier ist auf dem nebenstehenden Bild? Unter den richtigen Antworten wird ein Gewinner ausgelöst, der Hauptpreis ist eine gute Flasche Wein, natürlich aus Australien. Auf eure Antworten sind wir gespannt.

Dann geht es in den Gawler Ranges Nationalpark. Dieser Park muss unlängst errichtetet worden sein, es gibt hier fast keine Infrastruktur wie in anderen Parks. Vielleicht gerade deshalb fühlen wir uns hier wohl, denn hier ist alles noch ursprünglich. Es ist für uns gar nicht wie in einem Park sondern wie in der wilden Natur. Über einfache Pisten, die die Farmen miteinander und mit der übrigen Welt verbinden, nehmen wir die Abkürzung zum Stuart Highway. Hier ist es schon zu trocken um Getreide anzubauen, nur die Schafe fühlen sich in dieser Gegend wohl. Da das Futter aber nur spärlich wächst, sind für ihre Haltung grosse Flächen nötig. Die einzelnen Farmen haben oft Ausmasse einiger Schweizer Kantone. Endlich ist die Rüttelei auf den unbefestigten Strassen vorbei, wir haben wieder den perfekten Asphalt des Stuart Highway unter den Rädern - eine Wonne. Diese Strasse verbindet den Süden mit dem Norden, sie ist eine der wichtigsten Achsen Australiens. Doch wir verlassen sie bald wieder.

Das Land, das bis jetzt flach, fast ohne Bäume und sehr wüstenhaft war, verändert sich plötzlich. Immer mehr ist es mit Haufen von Erde übersät, die wie Minivulkane wirken. Es sieht aus als ob riesige Maulwürfe hier ununterbrochen gewühlt hätten. Und es sind wirklich Maulwürfe gewesen, allerdings in menschlicher Gestalt. 

Wir nähern uns Coober Pedy, der Opalstadt und die Erdhaufen sind der Abraum der zahlreichen kleinen Bergwerke. Unter dem Boden wird nach Opalen gesucht. Durch geschickte Gesetzgebung wurde es den grossen Gesellschaften praktisch verunmöglicht, hier Bergwerke zu betreiben. Denn man kann hier nur ein sogenanntes „Claim“ von 50 x 100 Meter registrieren lassen und höchstens drei Mineure können zusammen eine Mine betreiben. Und nicht nur das, Opale sind eine Glücksache. Die Geologen können zwar herausfinden, wo Opale vorkommen könnten. Ob sie dort aber auch zu finden sind, steht auf einem anderen Blatt. Dazu braucht es eine gute Nase und vor allem viel Glück. Man erzählt gerne Geschichten von Männern, die nur mit einem T-Shirt nach Coober Pedy kamen und Millionäre wurden. Es ist eines der letzten Abenteuer in unserer zivilisierten Welt. Schwer ist es abzuschätzen, was die Motive der Männer und einigen Frauen sind, die in diese Einöde ziehen. Aussicht auf Reichtum oder eine Sehnsucht nach einem Leben, wo man noch seines Glückes eigener Schmied ist? Wir können es nur vermuten. Die Bedingungen hier sind hart, jetzt sind die Temperaturen mit 40 Grad noch einigermassen erträglich, aber im Sommer erreicht die Quicksilbersäule nicht selten 50 Grad und mehr. Es gibt zwar Maschinen, aber die sind teuer, darum ist viel harte Handarbeit nötig. Im Moment macht die Stadt eher einen etwas traurigen Eindruck, Häuser stehen zum Verkauf, viele Geschäfte sind geschlossen. Für viele Mineure war die harte Arbeit mit einem ungewissen Ausgang doch zu anstrengend und sie liessen sich durch die grossen Bergbauunternehmen abwerben. In den Eisen- Kupfer- Uran- Gold- und anderen Bergwerken herrscht Mangel an Arbeitskräften. Die grossen Firmen bieten geregelte Arbeitszeit und guten, regelmässigen Lohn. Da haben natürlich viele zugesagt. Die, die geblieben sind, mühen sich weiter ab und hoffen auf das grosse Glück.

Typisch für Coober Pedy sind die „Blower“. Denn überall in der Welt haben die Mineure das gleiche Problem: wie bringt man den Abraum aus dem Bergwerk? Hier hat man es mit einem überdimensionierten „Staubsauger“, eben einem „Blower“ - genial gelöst. Auf einem ausrangierten Lastwagen wird ein starker Dieselmotor montiert, der einen riesigen Ventilator antreibt. Eine Röhre führt in das Bergwerk, dort wird durch den starken Sog das lose Material angesaugt und an die Oberfläche befördert. Dort, wo mit diesem Gerät gearbeitet wird,
steigt eine hohe Staubsäule zum Himmel

Typische sind hier auch die „Dugouts“. Aus Not und wegen den hohen Temperaturen haben einige Leute angefangen in den alten Bergwerkstollen zu wohnen. Dort herrscht das ganze Jahr ein angenehmes Klima. Heute werden die unterirdischen Wohnungen mit einer grossen Maschine aus dem Sandstein gefräst. Wir konnten einige besuchen. Alles, ausser Tageslicht, ist dort, wie in einem normalen Haus, vorhanden. Die Wohnungen sind modern eingerichtet, sogar ein unterirdisches Schwimmbecken haben wir gesehen. Aber nicht nur Wohnungen, sondern auch Kirchen, Geschäfte und Werkstätten gibt es hier unter der Erde.



Es gibt aber noch mehr zu sehen in Coober Pedy. Kaum 30 km hinter der Stadt breitet sich eine fantastische Landschaft aus, Breakaways genannt, die ihresgleichen sucht. Hügel und Hänge mit allen möglichen Farben von Rot über Gelb bis Braun. Auch Schneeweiss fehlt nicht. Hier wurden schon etliche bekannte Filme gedreht.


Ein Stück weiter stossen wir auf „Dingo Fence“, den Dingozaun. Es soll mit einer Länge von 5300 Kilometern der längste Zaun und gleichzeitig das längste menschliche Bauwerk der Welt sein – doppelt so lang wie die chinesische Mauer. Gebaut wurde er, um die Dingos am weiteren Vordringen nach Süden zu hindern. Während im Norden eher Rinder gehalten werden, die für die Dingos als Beute zu gross sind, sind es im Süden vorwiegend Schafe, die ein leichter Fang für die hungrigen Wildhunde wären. Es scheint, dass der Zaun seinen Zweck gut erfüllt, auf alle Fälle wird er gut unterhalten.