Samstag, 29. Juni 2013

Der Anfang mit Tücken


Die Tage in Bali in unserem schönen Hotel vergehen schnell. Wir mieten uns ein Motorrad und machen Ausflüge in der Umgebung. Allerdings ist das Zweiradfahren mit Tücken verbunden – es hat einfach viel zu viele von diesen Vehikeln auf der Strasse, aber  auch andere Fahrzeuge führen zu Staus.
Für längere Ausflüge mieten wir uns lieber ein Auto mit Fahrer. Es ist nicht allzu teuer und hat den Vorteil, dass der Chauffeur  immer weiss, wo und wie man fahren und abbiegen muss, um zum gewünschten Ziel zu gelangen. Bali ist die Insel der Tempel und Vulkane, alles wird natürlich touristisch vermarktet. Manchmal ist zu viel des Guten. 
Eines Tages überrascht uns ein langer Umzug, der sich auf der Hauptstrasse von Kuta Beach Richtung Meer bewegt. Die weissgekleideten Menschen werden von Musikkapellen begleitet, Sänfte mit wichtigen Personen und eine Menge Opfergaben werden von starken Männern und Frauen getragen. Wir tippen auf eine Zeremonie und folgen dem Zug zum Strand. Erst dort wird uns klar, um was für eine Zeremonie es sich handelt. Die grossen geschmückten Stierfiguren aus Bambus und Papier sind nämlich Särge, die dann anschliessend am Strand verbrannt werden. 
Es scheint niemand sehr traurig zu sein, es ist eher wie ein Fest. Die Angehörigen nehmen zum letzten Mal Abschied und anschliessend werden die Särge angezündet. Da sie aus nur wenig Holz bestehen, wird mit langen Gaslanzen nachgeholfen.









Ja, dann haben die schönen Tage des Nichtstuns ein Ende. Wir fliegen nach Darwin in Australien. Dort kommen wir um halb vier morgens an. Der Flughafen ist um diese Zeit wie ausgestorben. Nur die Immigration-, Zoll- und Quarantänebeamten wachen peinlichst genau darauf, dass nichts und niemand unerlaubt australischen Boden berührt. Mit letzteren (Quarantäne) bekommen wir noch viel zu tun, aber davon später.

Sobald wir unseren Gepäck im Hotel abgeben können und die Büros öffnen, machen wir uns an die Arbeit. Vor allem Susanna ist voller Tatendrang, man merkt ihr die durchwachte Nacht nicht an - uns schon. Zuerst zum Zoll, damit die Carnets abgestempelt werden und wir eine Nummer im System bekommen. Ohne eine Nummer läuft gar nichts. Dann zum Büro der Schiffsagentur. Leider sei das Schiff noch nicht da, vielleicht morgen, wird uns berichtet. Nun können wir endlich im Hotel einchecken, gehen aber gleich zum Strassenverkehrsamt, um uns die nötigen Formulare zu besorgen. Mit unserer Nummer im System müssen wir noch einmal zum Flughafen fahren, denn dort hat die Quarantänebehörde ihre Büros. Wir füllen eine Anzahl anderer Formulare aus und bezahlen die Inspektion. Erschöpft fahren wir in die Stadt zurück und holen den versäumten Schlaf nach.
Darwin ist eine angenehme Stadt. Da wir nur zum Warten verurteilt sind, erkunden wir jeden Winkel. Leider ist nicht alles in unserem Sinne positiv. Die Preise lassen uns oft nur leer schlucken. Dagegen ist die Schweiz ein Discountland. Auch hat es überall Warn- und Verbotsschilder, die unmissverständlich darauf hinweisen, was nicht erlaubt und was zu unterlassen ist. Gewarnt wird vor allen möglichen Gefahren, wahrscheinlich aus Haftungsgründen.

Einen Tag später kommt dann das Schiff wirklich an. Aber wir haben uns zu früh gefreut, es dauert einen weiteren Tag bis der Container ausgeladen ist und noch einen bis die Autos aus dem Container befreit werden. So können wir den Quarantäneinspektor erst für den Freitag bestellen. Wir dürfen den Hafen nicht betreten und schon gar nicht etwas an den Autos machen, denn sie gelten im Sinne des Gesetzes als „unrein“. Nur in Begleitung des Inspektors dürfen wir hinein, aber bloss nichts anfassen! Mit Warnweste, geschlossenen Schuhen, langen Ärmeln und Hosen, marschieren wir durch das Hafengelände, wo im abgeschlossenen Bereich unsere Autos stehen. Endlich sehen wir sie wieder, aber bloss nichts anfassen, heisst es immer wieder. Der Inspektor macht sich an die Arbeit, sehr genau untersucht er den Wagenunterboden, ob nicht vielleicht ein Klümpchen asiatischer Erde in irgendeinem Winkel versteckt ist. Als er unser Auto öffnet, kommt ihm ein ca. drei Zentimeter langer Käfer entgegen. Es ist zum Verzweifeln, wo kommt diese Bestie her - nach so viel Stunden Putzarbeit, und muss er ausgerechnet in diesem Augenblick auftauchen? Leider hat die Agentur nur eine halbstündige Inspektion gebucht.“ Das ist viel zu wenig für zwei Autos“, schimpft der Inspektor. Als die halbe Stunde vorbei ist, hat er erst das Auto von Peter und Susanna inspiziert und er erklärt: „Ich habe eine Stelle gefunden, die nicht ganz sauber ist, eine Nachreinigung ist nötig“. Er packt seine Sachen zusammen und erklärt, dass beide Autos nicht freigegeben werden und fährt davon. Wir stehen da, enttäuscht und mit langen Gesichtern, denn bekanntlich haben wir tagelang die Autos geputzt und gehofft, es würde genügen. Susanna tut mir richtig leid, sie war so stolz darauf wie eine Schweizer Hausfrau perfekt geputzt zu haben. Dazu – wie könnte es anders sei – ist heute Freitag, und das heisst, erst am Montag können wir wieder etwas unternehmen. Als wäre das nicht schon genügend Ungemach, finden wir nun auch kein bezahlbares Hotel mehr. Wir entschliessen uns kurzerhand einen Camper zu mieten und fahren in den Litchfield National Park (das ist sogar billiger als das Hotel in der Stadt). Endlich sehen wir etwas von der australischen Natur. Wasserfälle, rote Felsen, Eukalyptusbäume, meterhohe Termitenhügel und  Billabongs. Auch das erste Känguru hüpft uns über den Weg. Am Montag kehren wir nach Darwin zurück. Die Angestellten im Hafen haben inzwischen die Autos mit Hochdruckgeräten noch einmal gewaschen und wir bestellen den Inspektor für den nächsten Tag, diesmal buchen wir aber vorsichthalber eine ganze Stunde. Und das Wunder geschieht, die Autos werden für in Ordnung befunden, nachdem wir alles, aber auch wirklich alles aus dem Auto räumen mussten (man glaubt gar nicht wie viele Sachen in dem kleinen Fahrzeug verstaut sind). Der Inspektor untersucht alles, jede Gabel, jedes Kleidungsstück, jede Rolle Toilettenpapier. Mit dem Segen der Quarantänebehörde dürfen wir endlich die ersten Meter auf australischen Boden fahren. Damit ist der Marathon leider noch nicht zu Ende. Die Autos müssen zur technischen Inspektion beim Strassenverkehrsamt, erst danach können wir eine Versicherung abschliessen. Die Kontrolle ist genau gleich streng wie die in der Schweiz und der Brummi besteht sie ohne Beanstandung, und das nach zwei Jahren auf oft schlimmen Pisten. Endlich sind wir frei! In einem Supermarkt lassen wir noch viel Geld liegen, denn alles, vom Gewürze über sämtliche Grundnahrungsmittel bis zu den australischen Steaks müssen wir einkaufen. Die Einfuhr von Lebensmitteln nach Australien ist nicht erlaubt, darum mussten wir unsere Sachen in Malaysia entsorgen. Nun verlassen wir Darwin, wo wir mehr Zeit verbracht haben als uns lieb war. Auf dem Stuart Highway fahren wir nach Süden. Unser erstes Ziel ist der Kakadu National Park.


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