Mittwoch, 10. August 2011

Vom Dach der Welt.

Sorry, aber es ist mir diesmal nicht gelungen Bilder zu laden. Nach dem ersten Pass folgen gleich mehrere, alle über 4000 Meter. Wir sind auf dem Dach der Welt, wir sind in Pamir. Wilde Bergwelt umgibt uns. Die ganz hohen Berge, einige über 7000 Meter mit weissen Gipfeln, die kleineren in allen Schattierungen von Rot, Braun, Ocker und Schwarz. Formen, Zacken und Schluchten in unendlichen Variationen und lange Hochgebirgstäler, die sich bis zum nächsten Pass erstrecken, sind unsere Begleiter. Einsamkeit, keine Dörfer, nur vereinzelt Nomaden, die mit ihren Schaf- und Yakherden die Berge durchstreifen, sind die einzigen Begegnungen. Die Schönheit kann leider uneingeschränkt nur der Beifahrer geniessen. Dazu wurde demokratisch Romy bestimmt, da sie, so viel wie nur möglich, fotografisch festhalten will. Ich weiche inzwischen den Löchern aus und bete das Auto an, durchzuhalten. Murgab ist der einzige Ort von Bedeutung hier oben. Für uns ist natürlich die Tankstelle wichtig. Wie oft wird aus einem Fass getankt. Man muss angeben, wie viel Eimer (1 Eimer = 10 Liter) Benzin man haben möchte. Die Frage, ob es Normal oder Super ist, erübrigt sich, den es gibt, wenn überhaupt, nur eine Sorte. Und ob der Eimer auch wirklich 10 Liter fasst das bleibt ein offenes Geheimnis. Wasser gibt es nur von einer Handpumpe, zum Glück sind wir zwei, Romy pumpt und ich halte die Kanister – oder war es umgekehrt? Einen Basar gibt es auch, ein paar ausrangierte Container dienen als Geschäfte. Wegen der dünnen Luft in dieser Höhe sind alle Kinder in der Schule vom Turnen suspendiert. So rückständig, wie es nun klingt, ist es aber nicht, denn es gibt sogar hier ein Internet Cafe. Allerdings ist der Preis pro Stunde so hoch wie die Berge rundherum. Der Grund ist der eigene Stromgenerator, denn der Ort hat keine funktionierende Stromversorgung. Nun steht die nächste Probe an, der höchste Pass auf unserer bisherigen Reise. Mit 4655 Meter verdient er unseren Respekt. Doch auch diesen Pass schaffen wir, einige Flussdurchquerungen unterwegs inbegriffen. Dahinter liegt die Perle des Pamirs, der Kara Kul See. Blau, geheimnisvoll, umrahmt von weissen Berggipfeln. Obwohl uns das Atmen in dieser Höhe etwas Mühe bereitet, unternehmen wir eine Wanderung zu einer Lagune mit vielen Wasservögeln. Wir müssen uns schliesslich für Tibet vorbereiten. Wir verlassen einige Tage später Tadschikistan und reisen nach Kirgistan ein. Über den Grenzübertritt zu berichten hat Romy untersagt, angeblich habe ich schon zu viel über Grenzübertritte geschrieben und es interessiert sowieso niemanden, meint sie. In Kirgistan gefällt es uns. Hier wächst nämlich Gras in den Bergen. Waren in Tadschikistan die Berge kahl und ohne Vegetation, kommen wir uns hier wie - ja, der Kandidat hat Hundert Punkte - in der Schweiz vor. Grüne Hänge, fette Murmeltiere, gluckernde Bäche. Nur keine Alpen, dafür viel Jurten. Prompt werden wir mit Jogurt beschenkt. Die Menschen hier sind sehr nett und Gastfreundschaft ist selbstverständlich. Am Nachmittag werden wir in eine Jurte eingeladen. Wir erfahren, dass nun Ramadan ist und alles wartet auf den Sonnenuntergang, um sich über den Plow (das Nationalgericht aus Reis, Fleisch und Möhren) zu stürzen. Einige Kirgisen halten sich an diese Regel, andere machen sich nichts daraus. Wir lassen es beim Tee bleiben, denn wir haben schon gegessen. So einfach kommen wir aber nicht davon - spät am Abend klopft es an unserer Tür – die Gastgeberin bringt uns einen riesigen Teller Plow in den Bus. Für uns wird er zum köstlichen Frühstück. Bei der Weiterfahrt kommt uns ein bekannter Landrover entgegen. Es ist Christine und Nuria. Mit ihnen werden wir später im Tibet unterwegs sein. Einmal schon haben wir uns unerwartet getroffen, das war in Aserbaidschan. So ein Treffen mit Bekannten unterwegs ist immer ein kleines Fest. Wir suchen uns einen schönen Platz am Fluss, stellen die Autos zusammen und erzählen, erzählen, was wir alles erlebt haben, reden über bekannte Overlander und tauschen Tipps aus. Irgendwann dann trennen sich unsere Wege wieder, wir fahren weiter Richtung Osch. Diese Stadt hat 2010 weltweit Schlagzeilen wegen ethnischen Unruhen gemacht. Heute ist die Stadt friedlich und lebendig. Doch findet ein aufmerksamer Beobachter ausgebrannte Häuser und Geschäfte, stumme Zeugen der Ereignisse von damals. Ps. I. In eigener Sache: Ich möchte allen treuen Lesern, Freunden und Bekannten herzlich danken für die Glückwünsche zu meinem Geburtstag. Ihr habt mir grosse Freude gemacht. Leider ist der Internet hier noch nicht so schnell, dass ich jedes E-Mail einzeln beantworten kann. Und mit dem Feiern müsst ihr auch noch etwas Geduld haben… Ps. II. Nun fahren wir von Osch nach Bishkek, der Haupstadt Kirgistans. Bis später.

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