Montag, 29. August 2011

Im Inneren des Imperium

Wir sind in China eingereist, hurra, wir haben es geschafft und wir sind überglücklich! Allerdings müssen wir klar sagen, dass es nicht unser Verdienst ist, sondern einfach nur Glück. Vielleicht haben auch Silvias aufmunternde Worte mitgeholfen, dass es trotz allen Befürchtungen doch noch geklappt hat.

Ja, wir sind im „Reich der Mitte" wie es heisst, oder im Imperium, wie wir es nennen, angekommen. Es war eine Zitterpartie bis zum Schluss, denn nie weiss man, was den chinesischen Behörden über Nacht einfällt. Wie es genau weiter geht, wissen auch noch nicht, aber wir sind drin und das zählt!

Wir, das sind drei Fahrzeuge, ein Landrover gefahren von Christine und Nuria aus Deutschland und zwei VW Busse T3, gefahren von uns und von Johanna und Fabian aus Davos. Pathetisch gesagt, das Schicksal hat uns zusammengeführt und wir sind nun für die nächsten 35 Tage miteinander verbunden. Das Schicksal spielen auch hier wiederum die chinesischen Behörden, die für Autoreisende einen Führer vorschreiben. Und da niemand ohne einen Führer reisen darf, sind wir aufeinander angewiesen, um nicht zu sagen angekettet, denn er wird abwechslungsweise in einem von unseren drei Autos mitfahren.

Ein Tag vor der geplanten Einreise treffen wir uns bei der Karawanserei Tash Rabat in Kirgistan, etwa 100 km von der chinesischen Grenze entfernt. Das letzte Mal kampieren wir unweit einiger Jurten, inmitten der kirgisischen Berge. Am Abend fahren wir noch näher zum Grenzübergang, damit wir dort am Morgen frühzeitig sind. Die Rüttelpiste erlaubt kaum eine Geschwindigkeit die über 30 km/h geht. Eine kalte Nacht steht bevor, immerhin sind wir 3400 Meter hoch.

Früh am Morgen stehen wir an der Schranke, zusammen mit etwa 15 chinesischen Lastwagen. Und wir stehen lange, denn erst wenn unserer Führer an der chinesischen Seite der Grenze ankommt, geben die Chinesen das Einverständnis und die Kirgisen beginnen mit unserer Abfertigung. Sie geht relativ zügig voran, braucht aber doch mehr Zeit als sonst, da wir nun sechs Personen sind. Zwischen den Grenzposten liegt etwa 7 km Niemandsland. Als letzter Gruss von Kirgistan erreicht uns noch ein heftiger Hagelschauer gefolgt von einem Regenbogen. Ob das ein guter Ohmen ist?

Dann die Grenze. Ein silbrig glänzender Tor bewacht von einem stramm stehenden Soldaten. Unserer Führer kommt uns entgegen und begrüsst uns herzlich. Er ist ein Uigure namens Musa. Seine ersten Amtshandlungen: unsere Pässe und GPS Geräte einsammeln, dann fahren wir 5 km zum ersten Checkpoint. Was dort gecheckt wird entzieht sich unserer Kenntnis, das erledigt der Guide. Die wirkliche Abfertigung erfolgt erst nach 100 km Fahrt. Dort werden zuerst die Fahrzeuge in einer Schleuse desinfiziert. Das erscheint uns lächerlich, die Autos sind von unten bis aufs Dach mit Schlamm bespritzt und total verstaubt, dem wirklich letzten Gruss von Kirgistan. Darum kann es gar nicht nützen, kostet aber 5 $.

Der Terminal ist modern, es gibt sogar Automaten, die unsere maschinenlesbaren Pässe entziffern können. Nach den neuesten Vorschriften darf man keine Lebensmittel nach China einführen. Wir haben es nicht gewusst und mit dem letzten kirgisischen Geld noch gross eingekauft. Was jetzt? Wir unterschreiben eine Deklaration, dass wir keine biologischen Produkte mitführen und bereiten schon diverse Ausreden vor. Doch die Beamten interessieren sich nur für Motoren- und Chassisnummer.

Wir dürfen nun offiziell das grosse Reich betreten und sind plötzlich in einer anderen Welt. Überall neue Gebäude, das alte wird ohne jede Rücksicht abgebrochen. Autobahnen, Strassen, Schulen – alles ist neu, auch Autos und Motorräder. Sie fahren grossteils elektrisch, da sind uns die Chinesen weit voraus. Zusammen mit unserem Guide erreichen wir Kashgar. Dort haben unlängst Unruhen stattgefunden, man merkt es an der starken Polizei- und Militärpräsenz in der ganzen Stadt. Jetzt ist es aber ruhig. Allerdings dürfen wir mit unseren Autos nur bis zum Hotelparkplatz fahren und sonst keinen Meter weiter ohne den Guide.

Früher war Kashgar ein wichtiges Ort an der Seidenstrasse. Auch heute treffen sich hier Reisenden aus allen Himmelrichtungen. An der Hotelbar gibt es viel zu erzählen und die Erfahrungen und Erlebnisse werden bei einem Drink ausgetauscht. Wir müssen bis Montag (drei Tage) warten, dann können wir erst die chinesische Fahrprüfung machen und die chinesischen Autonummern in Empfang nehmen. Dann kann es losgehen, falls die Behörden uns nicht unerwartet einen neuen Stein in den Weg legen. Der spannendste Teil unserer Reise liegt vor uns…

Ps. Wie es zu erwarten war, ist unsere Blog - Seite hier gesperrt. Doch inzwischen konnte ich es so einrichten, dass ich einen neuen Beitrag per E-Mail laden kann. Das geht leider nur ohne Bilder. Auch kann ich ihn nicht kontrollieren, darum bitte ich euch, mich per E-Mail zu benachrichtigen, falls etwas nicht in Ordnung ist. Die Bilder werden von Nepal aus nachgeliefert.

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