Dienstag, 10. Mai 2011

Mit einem Fuss in Asien

 Nun haben wir heute, am 8. Mai, den alten Kontinent verlassen. Wie in alten Zeiten, mit einer Fähre über die Dardanellen. Asien liegt nun vor uns, scheinbar unendlich. Ob wir das von uns erträumtes Ziel erreichen werden? Die Zukunft wird es bringen. Jetzt wenden wir uns der Vergangenheit zu. 
Am Montag, dem 2. Mai, sind endlich unsere Pässe mit dem letzten Visum gekommen. Schnell haben wir die restlichen Sachen gepackt um am nächsten Tag startklar zu sein. Aber auch dann ist uns ständig etwas eingefallen, was noch eingepackt oder erledigt werden muss. Erst um Mittag konnten wir losfahren. Halt, nicht direkt, sondern zum Strasseverkehrsamt um Romy’s  Autonummer abzugeben. Der brave  Fiat Punto wird auf uns warten…
Den Weg über den Gotthard nach Italien müssen wir nicht näher beschreiben, jeder kennt den Verkehr auf italienischen Autobahnen. Nach etwa 500 km haben wir endgültig genug und suchen eine Raststätte um dort versteckt zwischen den Lastwagen die Nacht zu verbringen. Das wird uns zum Verhängnis. Die Nacht haben wir einigermassen ruhig überstanden, aber am Morgen, als wir gerade am Aufstehen sind, kracht es. Kein Zweifel – ein Auto hat uns angefahren. Ich springe, nur mit der Unterhose bekleidet und barfuss nach draussen,  den strömenden Regen ignorierend. Ein LKW hat  die halbe Seite unseres Autos gerammt. Der Schaden beläuft sich mit Sicherheit auf ein paar Tausend Franken. Die ganze Vorfreude auf  die Reise ist verflogen, die Stimmung in Sekundenschnelle auf einem Tiefpunkt angelangt. Die Gedanken rasen. Sollen wir umkehren? Es kann Tage oder Wochen dauern, bis alles mit der Versicherung geregelt und das Auto repariert ist. Dann wären unsere mühsam erkämpften Visa’s verfallen. Die Fähre ist gebucht. Ja, der Schaden sieht zwar schlimm aus, aber der Fahrtüchtigkeit macht er keinen Abbruch. Wir nehmen den Schadenfall auf, fotografieren die Beweisstücke (im Wissen, dass wir vielleicht nie etwas von der Versicherung bekommen werden, da das Auto laut unserem Plan erst in drei Jahren wieder in die Schweiz kommt) und fahren weiter nach Ancona. Doch zuvor übermale ich das zerkratzte, nackte Blech wie wild mit Farbe, so als könnte der Schaden dadurch ungeschehen gemacht werden. Gleich am Anfang der Reise so ein Pech zu haben, beschäftigt uns natürlich sehr. Frust macht sich breit.
Von Ancona nach Igumenica haben wir  „Camping on Board“ gebucht, eine tolle Sache – die Annehmlichkeiten der Fähre nutzen können und im eigenen Bett schlafen.
Am Morgen des nächsten Tages sind wir in Griechenland. Zuerst besuchen wir Meteora Klöster, die an hohen, steilen Felsen erbaut wurden. „Im Himmel schwebend“ heisst es sinngemäss übersetzt. Früher waren die Klöster praktisch für jeden Angreifer unerreichbar. Nur in einem Korb hat man sich aufziehen lassen können - falls man denn als Besucher willkommen war. Das ist natürlich heute anders, die Busse bringen ganze Ladungen von Touristen bis vor die Tür, dann gilt es nur noch einige Treppen zu überwinden und natürlich noch ein Kassenhäuschen…


Um noch mehr Kloster zu sehen, statten wir noch dem Berg Athos im Nordosten Griechenlands einen Besuch ab. Das mit dem Abstatten stimmt nicht so genau – der Berg Athos hat seit dem Mittelalter einen speziellen Status. Allen weiblichen Wesen ist der Zugang verwehrt, die Männer dürfen schon, aber nur wenn sie ein besonderes Interesse an der griechisch – orthodoxer Religion nachweisen können. Als Ausweg werden Schiffrundfahrten um die heilige Halbinsel angeboten. Bequem können alle – Frauen inklusive, die auf steilen Küstenfelsen gebauten Klöster bewundern. Dazu teilt eine freundliche Stimme aus dem Lautsprecher mit, wie viele Mönche in dem betreffenden Kloster leben und wie viel heilige Bücher sich in der Klosterbibliothek befinden. Ohne Spass, die Klöster sind wirklich einmalig und mit Recht in der UNESCO Weltkulturerbeliste eingetragen.
Es folgt die Weiterfahrt über die streng bewachte EU – Aussengrenze. Die Kontrollen halten sich aber im Rahmen. Auf der türkischen Seite wird das Auto in den Pass eingetragen und schon haben wir die Schranke passiert und fahren Richtung Istanbul. Bald aber verlassen wir die Autobahn, denn wir wollen die Türkei an der Mittelmeerküste erfahren. Die Fähre über Dardanellen bringt uns unspektakulär nach Asien.
Nach Asien, wo das Abenteuer beginnt… 

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