Mittwoch, 17. Oktober 2012

Das letzte Stück


Innerlich tief bewegt vom Besuch des Museums der Todesbahn fahren wir weiter Richtung Süden. Es bleibt uns zwar nicht mehr viel Zeit um Malaysia rechtzeitig zu erreichen (wir haben dort einen Termin mit unseren Bekannten aus Singapur vereinbart), trotzdem wollen wir nicht alle Sehenswürdigkeiten am Weg links liegen lassen. Dazu gehören vor allem die schwimmenden Märkte, die an den Wochenenden im Umkreis von Bangkok stattfinden. Das Leben hier spielt sich an den verwinkelten Kanälen ab, das Verkehrsmittel ist das Boot, entweder altmodisch und leise mit einem Paddel oder mit einem lautstarken Motor angetrieben. Viele der Boote sind zu schwimmenden Garküchen oder Läden umgebaut.

Die Ufer sind gesäumt mit Restaurants und, es könnte ja nicht anders sein, denn das alles ist mittlerweile eine der grössten touristischen Attraktionen, mit unzähligen Geschäften, die Andenken, Schmuck, Kleider und allerlei Ramsch an die von Bangkok in grossen Zahl anreisenden Touristen und Einheimischen verkaufen. Und wie es scheint, läuft das Geschäft nicht schlecht. Da wir an diesem emsigen Treiben teilhaben wollen, buchen wir ein Guest House direkt an einem Hauptkanal. Im Nachhinein erweist sich diese Idee aber nicht als allzu gut.

Die Lage am Wasser ist zwar sehr romantisch, aber wie es heisst – nichts ist vollkommen. Nur eine dünne Holzwand trennt uns vom Steg, an dem Hunderte von lauten Touristen und Einheimischen hin und her laufen.

Die weiteren Tage verbringen wir vorwiegend mit fahren. Die Strassen sind gut und je weiter wir uns von Bangkok entfernen, desto mehr nimmt der Verkehr ab. Von der Strasse aus sehen wir oft prachtvolle Wats (buddhistische Klöster mit Tempeln). Doch wir haben in Thailand schon so viele davon gesehen. Es ist fast unmöglich sie alle aus der Nähe anzuschauen. Da Romy mit ihrem eingegipsten Arm etwas mehr Komfort braucht, heisst es an jedem Nachmittag ein Hotel zu suchen. Manchmal erweist sich die Suche etwas schwierig, denn wir fahren durch Gebiete, die sehr selten von Ausländern besucht werden. Alles ist nur in thailändischer Schrift angeschrieben und in unserem Reiseführer sind diese Orte gar nicht erwähnt. Es klappt zwar nicht auf Anhieb aber wir finden immer eine Bleibe.

Eine Zitterpartie ist der Grenzübergang nach Malaysia. Bekanntlich wollen wir dort das Auto einige Monate stehen lassen und darum müssen wir vermeiden, dass der Zoll in unseren Dokumenten einen Eintrag für das Auto macht. Denn dann dürften wir das Auto nur drei Monate in Malaysia stehen lassen und würden, falls wir diese Frist nicht einhalten, bei der Ausreise Probleme wie seinerzeit in Nepal bekommen. Zum Glück ist der Grenzübergang so unübersichtlich und der Verkehr so gross, dass es uns gelingt durzufahren - ohne dass das Zolldokument des Brummis registriert wird. Gleich nach der Grenze tanken wir das sagenhaft billige malaysische Benzin. Nach Sungai Petani, wo wir das Auto bei einer chinesischen Familie einstellen werden, ist es nicht mehr weit. Wir haben es geschafft die lange Strecke durch ganz Thailand ohne eine Panne zu fahren. Oben, ganz im Norden von Laos, im „Goldenen Dreieck“, hat uns der Brummi ja zum ersten und einzigen Mal, seit wir in der Schweiz gestartet sind, wirklich „stehen“ lassen. Weit abseits der Hauptstrecke auf einer kleinen, löchrigen Piste ging während der Fahrt plötzlich der Motor aus. Alle Startversuche blieben erfolglos. Ein Blick in den Motorraum hat mir gezeigt, dass kein Treibstoff mehr in den Vergaser gelangte. Ich untersuchte den Treibstofffilter, doch der schien in Ordnung zu sein. Also wechselte ich die Benzinpumpe aus, die wir glücklicherweise als Ersatzteil dabei hatten. Und siehe da, der Motor sprang auf Anhieb wieder an. Ohne Ersatzpumpe wären wir wohl etwas länger als uns lieb gewesen wäre, im „Goldenen Dreieck“ geblieben. Wir wollten später in Thailand bei der VW-Vertretung eine neue Reservepumpe besorgen und haben erfahren, dass diese in Deutschland bestellt werden muss, Lieferfrist vier Wochen!

 Bei der Ankunft in Sungai Petani bleiben uns sogar zwei Tage als Reserve. Diese verbringen wir mit putzen und aufräumen – bei fast 40 Grad im Schatten, der spärlich vorhanden ist – kein Vergnügen. Wir planen ja im nächsten Jahr das Auto nach Australien zu verschiffen und die australischen Einfuhrbestimmungen sind bekanntlich sehr streng. Nicht einmal ein Klümpchen Erde oder Dreck darf am Fahrzeug haften bleiben. Der Brummi hat ja viele schlammige Pisten in Tibet und am Mekong hinter sich und sieht unten entsprechend aus. An manchen Stellen könnte man Kartoffeln pflanzen… Drei Arbeiter waschen und putzen mit verschiedenen Mitteln den Unterboden den ganzen Vormittag – trotzdem haben wir den leisen Verdacht, es sei immer noch nicht genug für die strengen Augen der australischen Kontrolleure.

Wir treffen uns mit unseren Bekannten aus Singapur, die ihren hier lebenden Eltern einen Wochenendbesuch abstatten. Im Garten von Yits Grossmutterhaus parkieren wir den Brummi im Schatten einer Kokospalme. Die zweite Etappe unserer Reise ist nun zu Ende, der Brummi wird hier auf uns warten und wir fliegen morgen zurück in die Schweiz. Wir freuen uns schon, vor allem auf das etwas kühlere Wetter. Diesmal ist es nicht ganz ohne Pech und Pannen gegangen aber wir drei haben es geschafft. Ich habe die beste Frau und das beste Auto der Welt - ich danke Euch beiden.

Das Schlimmste unterwegs war der Oberarmbruch von Romy. Gleich nach unserer Rückkehr in die Schweiz wird sie zum Arzt gehen. Dort wird der Gips abgenommen und der Arm untersucht. Da wird sich zeigen, ob unsere Entscheidung, nicht sofort in die Schweiz zu fliegen, richtig war.

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