Dienstag, 7. November 2017

Das Finale

Zum zweiten Mal betreten wir den Boden von Namibia. Wir überqueren den Chobe Fluss, dem wir lange Zeit gefolgt sind und betreten den Caprivi Streifen. Dieser schmale Streifen Land im Norden Namibias ist ein Überbleibsel aus der deutschen Kolonialzeit. Damals wollten die Deutschen eine Landverbindung zwischen ihrem Besitz im Osten und im Westen Afrikas realisieren und haben deswegen mit den Engländern einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen. Heute ermöglicht dieser Streifen Land eine direkte Verbindung mit Sambia. Deshalb herrscht hier - im äussersten Osten - viel Verkehr. Unsere erste Nacht verbringen wir bei den Popa Wasserfällen. Ob man bei einer gesamten Höhe von 2,5 Metern (verteilt auf mehrere Stufen) noch von Wasserfällen sprechen kann, bleibt dahin gestellt. Aber die Natur hier am Okavango-Fluss ist sehr schön. Darum ist sein Ufer von diversen Lodges regelrecht gesäumt. In einer der Lodge treffen wir unsere Bekannten aus Deutschland, die mit einer Reisegruppe unterwegs sind. Da in dieser Lodge kein Camping angeschlossen ist, verbringen wir nach langer Zeit die Nacht wieder einmal in einem richtigen Bett.

Und weiter geht die Reise. Wir haben aber ein (grösseres) Problem. Sehr viele Tiere haben wir gesehen, aber noch keinen einzigen Leoparden. Klar, am Strassenrand werden wir bestimmt keines dieser Tiere beobachten können. Und darum fahren wir nach Okonjima. Das ist ein privates Naturschutzgebiet. Da sich für viele Farmer die Viehzucht nicht mehr lohnt, verwandeln sie ihre teilweise sehr grossen Farmen in Naturschutzgebiete mit wilden Tieren, denn mit den Touristen lässt sich besser Geld verdienen. Es gibt hier mehrere Luxus-Lodges und auch einen Luxus-Campingplatz.

 Ja, er ist wirklich luxuriös, so was Schönes ist uns noch nicht begegnet. Leider verdirbt uns ein Gewitter den Abend am Feuer gründlich.  Aber das ist nicht so wichtig, wichtig sind die Leoparden. Am Morgen buchen wir eine Game Drive. Zuerst haben wir kein Glück, lange fährt unser Guide kreuz und quer durch die Gegend, ohne dass wir einen dieses besondere Tier zu sehen bekommen. Ende gut, alles gut, dann kreuzt ein prächtiger Leopard die Piste. Ziel erreicht, nun haben wir die „Big Fives“ gesehen.

Das nächste Ziel ist die Spitzkoppe. Dort kann man zwischen rosaroten, runden Felsen fahren und campieren. Die Plätze sind sehr einfach. Es wäre nicht schlecht etwas vom gestrigen Luxus zu haben.


Romy versucht sich mit Aufnahmen vom Sternenhimmel, denn hier stört kein Fremdlicht weit und breit. Am nächsten Tag kommen wir ans Meer, an den Atlantik, bei Swakopmund.


Es ist eine schmucke Stadt mit palmengesäumten Strassen und gut erhaltenen Gebäuden aus der deutschen Kolonialzeit. Erhalten geblieben ist auch ein Rezept für Apfelstrudel, sehr zu empfehlen - im Cafe Anton in der Nähe des Hotels Schweizerhaus. So gestärkt, suchen wir Flamingos in der Nähe von Walvis Bay, dem einzigen Tiefseehafen von Namibia. Das Wetter ist hier äusserst ungemütlich. Das Meer ist durch die Strömung aus der Antarktis sehr kalt und der starke Wind lässt uns kaum die Autotüre öffnen. Auch die Flamingos, die wir schliesslich finden, stehen „schräg“ in der Landschaft weil sie sich gegen den starken Wind stemmen müssen.


Auch weiter, etwa 40 Kilometer im Landesinneren, am Vogelfederberg, wo wir über Nacht bleiben, spüren wir den Wind und vor allem die Kälte. Und am nächsten Morgen ist das ganze Land in dicken Nebel gehüllt. Die Unterschiede des Klimas in Namibia sind schon bemerkenswert. Doch die Sonne gewinnt bald die Oberhand und wir müssen wieder die Klimaanlage im Auto einschalten.
Unser letztes Ziel ist Sossusvlei, ein  Nationalpark, der aus mächtigen Sandgebilden besteht. Der stete Wind türmt den roten Sand zu riesigen Dünen auf, man behauptet, dass sie mit über 220 Meter die grössten der Welt sein sollen. Eine solche Düne zu besteigen ist nicht einfach. Die Füsse rutschen im tiefen Sand nach dem Motto: Zwei Schritte vorwärts, ein Schritt zurück. Doch um den Sonnenaufgang oben auf dem höchsten Punkt zu erleben, lohnt sich die Mühe. Es bietet sich hier auch die letzte Gelegenheit im tiefen Sand zu fahren. Trotz der Vorhersage unseres Vermieters am Anfang der Reise sind wir hier nicht stecken geblieben, aber es war knapp. Soll das heissen, wir haben gelernt, mit einem 4x4 zu fahren?


Nun, wie bekannt, hat alles sein Ende. So auch diese Reise. 330 Kilometer bleiben noch bis Windhoek, der Hauptstadt von Namibia. Dort müssen wir aber eine Autowaschanlage finden, was am Sonntag nicht einfach ist und dann das treue Auto abgeben. Nie hätte ich gedacht, dass ein Auto in solch bodenlos tiefem Sand fahren kann. Toyota Hi Lux kann es, vielen Dank. Das ist keine Werbung sondern eine Tatsache.
Wir verbringen noch zwei Tage in einem schönen Hotel in Windhoek, besichtigen die Stadt und besuchen Bekannte. Romy kauft noch wie wild Andenken aus Afrika ein. Dann laufen wir im strömenden Regen zum Flugzeug, denn der Flughafen von Windhoek ist sehr klein und hat weder Fingerdocks noch Passagierbusse. Das ganze Land freut sich über den Regen, denn es  ist seit April das erste Mal, dass das kostbare Nass vom Himmel fällt. Unsere Freude hält sich in Grenzen, denn wir werden nass.  Vielleicht symbolisiert der Regen Tränen - wir sind bekümmert, die Reise ist zu Ende.  

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