Samstag, 28. Juni 2014

Ein Rest von der Route 66

Nun sind wir wieder alleine unterwegs und das heisst, dass wir uns jetzt mehr Zeit lassen. So können wir uns auch „kleineren“ Highlights widmen, die wir vorher hätten „links“ liegen lassen müssen. Eines davon hat Romy gestern auf der Karte gefunden, es heisst „Oak Creek Canyon“ und liegt südlich von Flagstaff. Lange fahren wir entlang eines Flüsschens mit klarem Wasser. Rote Felsen säumen den Canyon und es gibt sogar Badestellen.


Leider hat hier unlängst ein Feuer gewütet, das viel Wald zerstört hat. Aus diesem Grund sind alle Campingplätze in diesem malerischen Canyon geschlossen, so dass wir bis Sedona durchfahren müssen. Sedona ist eine sehr noble Stadt, es erinnert an einen Kurort. Alle Häuser sind höchstens einstöckig im pseudomexikanischen Stil erbaut. An der Hauptstrasse reiht sich ein teures Geschäft an das andere. Dazwischen mischen sich Tourenanbieter, vom Ausflug mit dem Pferd über Jeep bis zum Helikopter wird alles angeboten. Denn die Umgebung von Sedona mit den roten Felsen hat die landschaftliche Schönheit eines Nationalparks. Leider hat man es versäumt, dieses Gebiet rechtzeitig zu schützen und reiche Leute haben sich an den schönsten Plätzen ihre Villen gebaut.



Eine Abwechslung ist der Petrified Forest Nationalpark. Hier hat die Erosion urzeitliche Wälder freigelegt. Die mächtigen Bäume sind einst in den Sumpf gefallen und das Holz ist ohne Sauerstoffzufuhr zu Stein geworden. Natürlich nicht sofort, sondern in einem Millionen von Jahren andauernden Prozess. Obwohl nun zu einem Mineral geworden, kann man die Holzstruktur, die Rinde und die Jahresringe noch ganz gut erkennen. Aber nicht nur das versteinerte Holz ist hier zu finden, sondern auch farbenprächtige, kleine Berge und Wüsten. 

Zur Natur kommt noch eine besondere Sehenswürdigkeit, die Route 66, die hier die Parkstrasse kreuzt, oder besser gesagt einst gekreuzt hat. Denn nur die Reste eines mit niedrigen Büschen bewachsenen Strassentrassees und eine Reihe Telegrafenmasten ohne Drähte sind von der legendären Route übrig geblieben, die quer durch Amerika von Chicago im Norden bis Santa Monica in Kalifornien verlief. Heute rollt der Verkehr unweit dieser Stelle auf der Interstate Highway Nummer 40. Geblieben ist Romantik und die Legenden von Abenteuer und unbegrenzter Freiheit.

Über den Canyon de Chelly kommen wir zum Mesa Verde National Park. Während die meisten Nationalparks wegen den schönen und schützenwerten Landschaften errichtet worden sind, ist Mesa Verde aus einem anderen Grund geschützt. Hier sind die ältesten Ruinen Amerikas zu finden. Noch vor der Ankunft der Europäer haben hier Indianerstämme unter den überhängenden Felsen eines Canyons Dörfer erbaut. Mit gemauerten Häusern, Türmen und Zeremonienplätzen, die uns heute noch staunen lassen. Man weiss sehr wenig von diesem Volk, denn die Europäer fanden diese Stätte bereits verlassen vor. Amerika als eine relativ junge Nation, die keine grosse Kulturerbe ihr Eigen nennen kann. Deshalb ist sie besonders stolz auf diese Stätte.

Der weitere Weg führt uns zum Natural Bridges National Park. Hier war wiederum die Natur der Baumeister. Durch die Kraft des Wassers sind hier in einem Canyon (wo denn sonst?) mehrere Felsenbrücken entstanden. Man kann sie ganz bequem von oben betrachten, nur ein paar Schritte vom Parkplatz entfernt. Nicht so Romy, sie möchte die Brücken mit dem blauen Himmel fotografieren. Und dazu müssen wir notgedrungen etwa 200 Höhenmeter hinunter zum Grund des Canyon hinabsteigen. Der Weg ist beschwerlich, es gibt sogar einige abenteuerliche Leitern zu überwinden und das alles in der prallen Sonne ohne Schatten. Die Mühe hat sich gelohnt, die Bilder sind gelungen, die Fotografin ist müde aber zufrieden.



Dann geht es weiter zum Monument Valley. Ja, richtig gelesen, zum Monument Valley. Waren wir nicht schon einmal dort? Stimmt, es ist nicht lange her als wir mit Janine und Rafi dort unterwegs waren. Doch damals war es ein „Blitzbesuch“, nun möchten wir uns mehr Zeit nehmen. Und auch die nördliche Zufahrstrasse, die schnurgerade direkt auf die Monumente zuläuft, haben wir noch nicht gesehen. Um sie fotografieren zu können setzt Romy sogar ihr Leben aufs Spiel, denn damit die Perspektive stimmt, müssen die Bilder genau aus der Mitte der Strasse aufgenommen werden.


 Im Valley selber entscheiden wir spontan eine Tour zu buchen. Diese führen nämlich in Gebiete, die sonst nicht öffentlich zugänglich sind. Wir werden von einem Navajo Indianer begleitet und entdecken so viel mehr als wir uns vorstellen konnten „Das „Pünktchen auf dem I“ wären Aufnahmen mit den Monumenten unter dem Sternenhimmel“, meint Romy und richtet beide Kameras dafür ein. Und steht dazu sogar mitten in der Nacht auf. Leider vergebens, denn inzwischen sind Wolken aufgezogen und von einer sternenklaren Nacht kann deshalb keine Rede sein.

Sonntag, 22. Juni 2014

Canyons ohne Ende


Ohne reich geworden zu sein (aber auch nicht viel ärmer), verlassen wir Las Vegas. Die weitere Strecke hat Janine geplant, mit dem Ziel, in ihren drei Wochen Ferien möglichst viel zu sehen. Wir hätten allerdings eine etwas langsamere Gangart vorgezogen. Zuerst geht es zum Zion Nationalpark. Seine mächtigen Felswände imponieren uns schon vom Weiten. Der Park selber ist für den privaten Verkehr Tabu, im Inneren verkehren Shuttle Busse. Nur die Durchgangstrasse im Süden ist befahrbar. Aber auch nicht ohne Einschränkungen, denn es gibt unterwegs einen niedrigen Tunnel. Deshalb müssen hohe Fahrzeuge in der Mitte der Strasse fahren, was natürlich eine Einbahnverkehrsführung bedingt. Um den Verkehr zu regeln, könnte man einfach Ampeln aufstellen - wie sie an den Baustellen üblich ist, denken wir. Nicht aber hier, hier wird jedes Ende des Tunnels von einer Person überwacht. Der Fahrer des letzten Fahrzeuges, das in die freigegebene Richtung fährt, bekommt einen Stab, wie bei einem Staffellauf. Diesen gibt er auf der anderen Seite ab, damit dort die Aufsichtsperson den Verkehr in die andere Richtung freigeben kann. Dieser Service kostet dann pro Fahrzeug mit Überhöhe 15 Dollar.

Unser nächster Nationalpark ist der Bryce Canyon. Für uns ist es der schönste Park überhaupt. Unglaublich, was die Kraft der Erosion für eine Schönheit erschaffen kann. An den unzähligen Türmen, weiss und in allen Schattierungen von Rottönen, können wir uns kaum satt sehen. Es gibt kaum Worte mit der man die Szenerie beschrieben kann – einfach spektakulär.

Eine lange Fahrt bringt uns zum Antelope Canyon. Lang ist sie deshalb, weil wir einen weiten Umweg nehmen müssen. Es gibt zwar eine viel kürzere Strecke über die Berge. Vom Befahren mit grossen Wohnmobilen wird aber dringend abgeraten. Als eine Art Entschädigung finden wir auf dem Umweg eine deutsche Bäckerei mit zwar sündhaft teurerem, aber köstlichem Brot. Den Colorado Fluss überqueren wir auf einer grossen Brücke bei einem Staudamm, der den Colorado zum Lake Powell staut. Das türkisfarbene Wasser bildet einen unglaublichen Kontrast zu umliegenden Wüstengegend.


Der Antelope Canyon liegt auf dem Gebiet der Navajo Indianer und war bis vor kurzer Zeit ein Geheimtip. Es ist mehr ein Tunnel als ein Canyon, von Wasserfluten tief in dem roten Felsen ausgewaschen und er darf nur in der Trockenzeit betreten werden. Ab und zu fällt ein Sonnenstrahl in die Tiefe - gleich einem Scheinwerferlicht. Nachdem der „National Geographic Magazin“ die ersten märchenhaften Bilder veröffentlich hat, kommen immer mehr Touristen. Weil unsere Fotografinnen mindestens so gute Bilder machen wollen, buchen wir hier eine Foto-Tour. Zwar kostet sie etwas mehr, dafür haben wir genug Zeit und es laufen uns nicht ständig fremde Leute vor die Kamera. Unsere kleine Gruppe besteht aus fünf Personen, geführt von einem Navajo Guide, der selber ein engagierter Hobbyfotograf ist und uns zahlreiche Tips gibt. Als wir wieder ans Tageslicht kommen sind die Speicherkarten voll.




Viele Bilder gibt es auch beim nächsten Halt, bei „Horse Shoe Bend“, einer Biegung des Colorado Flusses, die wie ein perfektes Hufeisen geformt ist, daher auch der Name.


Und auch im Monument Valley gibt es Motive in Hülle und Fülle. Eine ruppige Piste, voll mit Schlaglöchern und Steinen, führt 17 Meilen durch das Tal. Das Wohnmobil muss auf dem Parkplatz bleiben, für Brummi ist die Piste aber kein Problem. Die Landschaft ist hier fantastisch, so stellt man sich den Wilden Westen vor. Hier wurden schon etliche Western Filme gedreht, mit John Wayne und vielen anderen. Auch der Marlboro Mann aus der Zigarettenwerbung ist hier zu Hause.

Ungern verlassen wir diese Gegend, aber Janines Reiseplan ist unerbittlich. Das letzte gemeinsame Ziel ist der Grand Canyon Nationalpark. Es gilt als eine der grössten Sehenswürdigkeit in den USA überhaupt. Entsprechend gross ist der Andrang und es ist schwierig hier ohne rechtzeitige Reservation einen Platz im Camping zu bekommen. Wir haben aber Glück und können drei wunderschöne Tage im Park verbringen. Nur der starke Wind macht den Aufenthalt nicht immer angenehm. Er ist auch der Grund für ein allgemeines Feuerverbot. So landen die Steaks in der Bratpfanne und nicht auf dem Grill, wie wir es gerne hätten. Nur ein kleiner Teil des Parks darf mit dem eigenem Auto erkundet werden, auf den übrigen Strecken fahren Shuttle Busse. Und der Canyon selber? Er ist gewaltig, unvorstellbar gross und schön. Aber das sind nur Worte, man muss die Dimension erlebt haben. 1600 Meter unter uns glitzern die Stromschellen des Colorados in der Sonne. Wir wandern immer wieder ein Stück oben auf der Kante und schauen mit Respekt hinunter. Leider sind wir nicht alleine, hier sind wörtlich Menschenmassen unterwegs. Oft kann der Shuttle Bus die Leute gar nicht alle aufnehmen. Das ist aber nicht so schlimm, denn in zehn Minuten kommt schon der nächste.



Und dann kommt der letzte gemeinsame Tag, der Tag des Abschieds. Janine und Rafi machen das Wohnmobil startklar. Sie fahren nun auf dem schnellsten Weg nach Los Angeles zurück, um das Auto abzugeben und sich in aller Eile noch die Stadt anzuschauen, bevor sie nach Hause fliegen. Wir bleiben noch einen Tag länger hier. Es war eine schöne Zeit mit ihnen. Es fällt schwer Adieu zu sagen. Einige Tränen fliessen, denn es werden Monate vergehen, bis wir uns wiedersehen. Rafi gibt Gas, wir winken, das Ungetüm von Wohnmobil verschwindet hinter der nächsten Kurve. Ab jetzt reisen wir wieder alleine. Vielen Dank liebe Janine und lieber Rafi für die gemeinsame Zeit.

Mittwoch, 18. Juni 2014

Manche mögen es heiss

Wir verlassen San Francisco im Nebel über die Bay Bridge in Richtung Osten und durchfahren fruchtbare Ebenen mit Zitrusplantagen und Mandelbäumen. Es ist erstaunlich, wie schnell sich das Wetter verändern kann. Kaum 50 Kilometer gefahren, haben wir blauen Himmel und angenehme Temperaturen. Als ersten Nationalpark besuchen wir den Yosemite-NP. Er liegt in nicht allzu grosser Entfernung von San Fransisco und wird deshalb entsprechend gut besucht. Die Hauptattraktion hier sind die hohen Granitwände auf welchen sich zahllose Kletterer versuchen. Uns wird schwindlig, alleine vom Zuschauen.

Die Strasse steigt zu einem Pass auf knapp 3000 Metern Höhe. So hoch waren wir mit dem Brummi seit Ladakh nicht mehr. Dann folgt eine steile Abfahrt hinunter zum Mono Lake, wobei die Bremsen vom Wohnmobil von Janine und Rafi fast zum Glühen kommen. 

Der Mono Lake ist ein Salzsee, der beinahe ausgetrocknet wäre, weil fast alle Zuflüsse des Sees für die Wasserversorgung von Los Angeles umgeleitet wurden. Dank engagierten Umweltschützern ist diese Gefahr nach einem langen Kampf nun abgewendet. Aber es wird noch  mindestens 20 Jahre dauern bis der See wieder seine ursprüngliche Grösse erreicht hat. In Ufernähe stehen Salzsäulen, die durch kalziumhaltige Quellen entstehen. Einen weiteren Abstecher machen wir zur Ghost Town Bonie, einer verlassenen Goldgräberstadt in der Wüste. Durch das trockene Klima und die Abgeschiedenheit ist viel aus der alten Zeit erhalten geblieben.
Holzhäuser säumen die Hauptstrasse, alles ist noch vorhanden – Kirche, Hotel, Schule, Werkstätte und sogar die Klohäuschen im Garten hinter jedem Haus. In den Häusern stehen Möbel und Haushaltsgegenstände, so als ob die Bewohner erst gestern ausgezogen wären. Nur eine dicke Staubschicht lässt ahnen, dass seither schon fast 100 Jahre vergangen sind. Alles ist noch da, nur die Stoffe und Matratzen haben die Mäuse zerfressen. In der Schule ist die Tafel noch mit Aufgaben für die Schüler beschriftet. Schwere rostige Bergbaumaschinen stehen verlassen im Gelände. Wir fragen uns, wie man sie mit den damals vorhandenen Mittel überhaupt hierher gebracht hat. Sogar eine Tankstelle mit antiken Zapfsäulen ist vorhanden. Leider wird meiner Bitte, den Brummi vor dieser Kulisse zu fotografieren, abgelehnt. „Dazu braucht es einen Spezialpermit, die Erledigung dauert mindestens zwei Wochen“, teilt mir eine Rangerin mit. Und natürlich ist sie „sorry“.

Und dann wird es heiss, wirklich heiss, wir fahren ins Death Valley, in das Todestal. Bekanntlich ist es einer der heissester Orte auf der Welt, was wir auch bald zu spüren bekommen. Mit jedem Meter den wir tiefer kommen, steigt die Temperatur. Eigentlich darf man hier mit einem gemieteten Wohnmobil nicht fahren (man ist im Falle eines Falles nicht versichert), doch Janine und Rafi möchten sich diesen Nationalpark nicht entgehen lassen. Uns gegenüber haben sie den Vorteil einer Klimaanlage im Auto, auch wenn empfohlen wird, diese bei Steigungen auszuschalten, um den Motor vor Überhitzung zu schützen. Wir aber müssen leiden. Im Vergleich dazu war es in Iran oder Rajastan mit 40 – 44 Grad noch moderat. Unsere Hauptbeschäftigung ist Trinken.


Die Sonne prallt unbarmherzig auf uns herab und kein Windhauch rührt sich. Das alles hält Romy von der Suche nach guten Fotomotiven nicht ab, aber als sie mit hochrotem Kopf zum Auto zurückkehrt, nahe am Kollaps, hat auch sie genug. Wir passieren den Schild „Sea Level“ und die Strasse senkt sich noch weiter. Bei „Badwater“, dem tiefsten Punkt des Tales, zeigt der GPS 83 Meter unter dem Meeresspiegel. So tief waren wir auf unserer bisherigen Reise noch nie. Zu den heutigen Rekorden kommt noch die Temperatur: das Thermometer zeigt am Nachmittag 51,2 Grad. Nur die Landschaft belohnt uns für diese Strapazen. Sanddünen, farbenprächtige Hänge und Canyons, Berge und Salzebenen. Eigentlich wäre hier wandern angesagt, aber bei dieser Hitze wäre das purer Leichtsinn. Die Parkverwaltung warnt eindringlich davon ab. Der Name – Death Valley – geht auf eine Gruppe Siedler zurück, die eine Abkürzung auf dem Weg nach Kalifornien suchten und nur mit grösster Mühe und immensen Verlusten dem Tode entronnen sind.

Nicht weit von diesem unwirtlichen Ort liegt Las Vegas. Dort glitzern nicht die Salzflächen in der Sonne sondern die Fassaden der modernsten Hotels - wie eine Fata Morgana in der Wüste. In einem solchen Palast werden wir nun ein paar Tage wohnen. Es heisst Luxor und ist in Form einer riesigen Pyramide gebaut, der Eingang liegt zwischen den Pranken einer übergrossen Sphinx. Alles ist im altägyptischen Stil, oder was sich die Amerikaner darunter vorstellen, eingerichtet. Wie gross das Hotel ist zeigt die Tatsache, dass es 6500 Zimmer hat. Der Mittelpunkt ist, wie bei jedem Hotel in Las Vegas, ein Kasino mit schier unendlichen Reihen von Spielautomaten.11‘000 Quadratmeter misst die Spielhölle. Wir bekommen eine Suite im 21.-sten Stockwerk mit zwei Zimmern und einem Whirlpool (mitten im Schlafzimmer) mit Aussicht auf die Stadt - wir, die sonst nur ein paar Quadratmeter im Brummi bewohnen! Die Zimmerpreise in Las Vegas sind relativ günstig, denn damit ködert man die Leute für die Spielkasinos. Es war ein Geschenk von Janine und Rafi, noch einmal herzlichen Dank für diesen Hauch von Luxus.



Am Abend geht es auf die Piste, die hier Strip heisst, eine Strasse, besser gesagt ein Boulevard, gesäumt von den feinsten Hotels. Es gibt ein Viertel das Venedig nachempfunden ist, natürlich fehlt der Markus Platz nicht, ein anderes, das wie ein Stück Paris - inklusive Eiffelturm, aussieht. Auch New York mit der Freiheitstatue fehlt nicht. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Uns hat aber am besten das Bellagio mit einem grossen künstlichen See gefallen. Alle15 Minuten kann man hier zum Takt der Musik wunderschön arrangierte Wasserspiele bewundern - wirklich einmalig. Und das alles mitten in der Wüste. In den unzähligen Casinos rollen die Dollars, aber alles geht sehr gesittet und ordentlich zu. Auch wir lassen die Dollars rollen, allerdings nicht beim Spiel, sondern in der Luft. Alle zusammen fliegen wir mit einem Hubschrauber über den Hoover Damm, Lake Mead und Grand Canyon. Tief im Canyon landen wir sogar und es wird uns ein Apéro mit Sekt offeriert. Etwa so wie Romy mit Vorliebe sagt: „Nobel muss die Welt zugrunde gehen“. Ja, man leistet sich ja sonst (fast) nichts.

Mittwoch, 11. Juni 2014

Mit einem Bein im Gefängnis

Unser Treffen mit Janine und Rafi bei der Vermieterstation El Monte RV in Los Angeles hat geklappt - sie haben inzwischen ein riesiges Wohnmobil übernommen. Riesig ist wörtlich zu nehmen, über neun Meter Länge und drinnen Platz ohne Ende, mindestens so viel wie vier Brummis im normalen Fahrzustand. Ist das Auto einmal parkiert, gibt es noch mehr Platz, denn man kann auch noch die Seitenwände ausfahren, natürlich alles elektrisch auf Knopfdruck. Die Ausstattung lässt keine Wünsche übrig – Klimaanlage, komplette Küche mit Herd und Mikrowelle, Kühlschrank mit Gefrierfach, Warmwasser, ein Badezimmer mit Dusche und WC, Generator, und nicht zu vergessen das romantische Schlafzimmer und, und, und. Da können wir nur neidisch leer schlucken.


Doch fahren möchte ich dieses Ungetüm unter keinen Umständen, da beneide ich Rafi nicht. Denn bald werden auch die Nachteile sichtbar. Fahren ginge vielleicht noch gut, aber man muss ja das Auto auch parkieren können. Auch wenn die amerikanischen Parkplätze gross bemessen sind, braucht dieses Auto mindestens zwei davon. Der grösste Nachteil zeigt sich aber erst an der Tankstelle, der bullige Motor genehmigt sich weit über 20 Liter für 100 Kilometer. Das spürt man, auch wenn hier das Benzin umgerechnet zwischen 1.10 und 1.20 CHF pro Liter günstig ist.

Nun geht es los, zuerst zum Einkaufen denn die leeren Schränke wollen gefüllt werden und dann nichts wie raus aus der Stadt. Doch diese ist riesig. Die Stadtautobahn mit starkem Verkehr will kein Ende nehmen. Unser erstes Ziel ist Venice Beach, dann Santa Monika. Zum Baden ist das Wasser allerdings zu kühl, wir belassen es dabei die Füsse im Pazifik einzutauchen. Dann fahren wir weiter, angeblich die schönste Strasse Kaliforniens, die die Nummer 1 bekommen hat, der Küste entlang in Richtung Norden nach San Francisco. Einige Abschnitte sind wirklich spektakulär, dicht am Meer mit steilen Felsen, andere entpuppen sich leider als eine gewöhnliche Autobahn.


Auch das Wildleben können wir beobachten, zum Beispiel Seelöwen, See-Elefanten und viele Vögel wie Pelikane, Geier, Kormorane und Möwen. Am lustigsten sind aber die kleinen Erdhörnchen, sie scheinen überall anwesend zu sein.












Dann stürzen wir uns in den Stadtverkehr von San Francisco. Die Stadt ist bekanntlich auf hügeligem Gelände gebaut und darum sind die Strassen teilweise sehr steil. In eine solche weisst uns das GPS. Erschwerend kommt hinzu, dass man hier mit Vorliebe auf wenig befahrenen Kreuzungen einfach an jeder Einmündung ein Stoppschild aufstellt. So ist man gezwungen in jedem Fall anzuhalten, auch wenn kein anderes Auto weit und breit zu sehen ist. Rafi hat echt Mühe mit dem Wohnmobil, weil der überlange Überhang bei den unheimlich steilen Strassenübergängen am Boden streift. In San Francisco haben wir ein Motel gebucht, die Campingplätze liegen weit weg von der Stadt entfernt. Wir haben Glück, dass wir für das grosse Wohnmobil einen Parkplatz beim Motel bekommen. Kein Glück haben wir aber mit dem Wetter, die Golden Gate Brücke hüllt sich im Nebel ein, der Himmel ist grau und es ist dank der starken Briese vom Meer ungewöhnlich kalt. Um die Stadt kennenzulernen erstehen wir einen Tagesticket für den „Hop on – Hop off“ Bus. Wie der Name sagt, befährt der „oben ohne“ Doppeldeckerbus auf einer Rundstrecke die Stadt. An den Haltestellen kann man aussteigen, die Umgebung besichtigen dann auf den nächsten Bus warten und die Reise fortsetzen. Sogar über die Golden Gate Brücke fährt der Bus bis zum nördlichen Aussichtspunkt. Leider sind beide Fotografinnen enttäuscht, die Brücke im Nebel sieht einfach nicht so schön wie auf einer Postkarte.

Am nächsten Tag steht der Ausflug nach Alcatraz, der berühmt-berüchtigten Gefängnisinsel für Schwerstkriminelle, mitteln in der San Francisco Bucht, auf unserem Programm. Janine hat diese Tour bereits in der Schweiz gebucht und das war gut so, alle Touren sind nämlich für die nächsten drei Tage ausgebucht. Die Überfahrt zu der Insel dauert etwa 15 Minuten. 
Das Gefängnis wurde 1963 geschlossen und seitdem ist es eine Touristenattraktion unter Nationalparkverwaltung. Denn ein Gefängnis von Innen zu besichtigen scheint auf einen unbescholtenen Bürger einen besonderen Reiz auszuüben, besonders wenn er dazu schauerliche Geschichten zu hören bekommt. Wie zum Beispiel die von Al Capone, dem bekannten Mafiaboss, der hier inhaftiert war. Oder die verschiedenen, teilweise spektakulären Ausbruchsversuche, die später sogar verfilmt wurden. Für uns ist das Beste an Alcatraz die Lage mit der wunderbaren Aussicht auf die Skyline von San Francisco, die Golden Gate und die Bay Brücken. Ob die Gefangenen auch so viel Freude daran hatten ist allerdings zu bezweifeln.


Mittwoch, 4. Juni 2014

Anfang mit Problemen

Wir sitzen bereits im Flugzeug der Swiss mit Ziel Los Angeles und der Kapitän meldet: „boarding completed“. Mental stellen wir uns auf den langen Flug ein, 13 Stunden sollen wir unterwegs sein. Doch gut eine halbe Stunde geschieht gar nichts, dann meldet sich der Kapitän wieder: „Wir haben Probleme mit Triebwerk Nummer drei, es scheint, dass die Treibstoffzufuhr undicht ist, wir müssen die Ursache finden“. Es dauert eine weitere geschlagene Stunde bis fest steht, dass das Problem nicht behoben werden kann. Wir müssen das Flugzeug wechseln. Das geht natürlich nicht sofort. So können wir erst mit vier Stunden Verspätung endlich abheben. Dafür ist der Flug sehr ruhig und die Einreiseformalitäten in Los Angeles gehen zügig von statten. Ein Taxi bringt uns zum einem Motel in Norwalk, einem Teil von der Grossagglomeration Los Angeles, wo wir übermüdet ins Bett fallen.

Am Morgen ist es bewölkt. Das passt gut, denn ich muss fast eine Stunde zu Fuss zu der Spedition laufen, wo ich den Brummi vor gut fünf Monaten zurückgelassen habe. Dort steht er noch immer wie ich mit grosser Erleichterung feststelle. Allerdings ist die riesige Halle mit Oldtimerautos vollgestellt, die zum Export bestimmt sind, vorwiegend sind es alte Porschetypen. Es muss zuerst eine Gasse zum Brummi, der ganz hinten in einer Ecke steht, freigemacht werden. Dazu bietet der Chef das gesamte Büropersonal auf. Einige der Oldtimer kann man noch starten, andere müssen von Hand zur Seite geschoben oder mit einem Hubstapler weggezogen werden. Nach gut einer halben Stunde harter Arbeit ist dann der Weg frei. Der Brummi lässt sich zwar etwas Zeit, dann aber springt der Motor an und wir verlassen die Halle. Als Dank verteile ich an alle Beteiligten Schweizer Schokolade. Den Rest des Tages verbringen wir mit Einkaufen, Auspacken und Vorbereitungen für die Abfahrt am nächsten Tag.

Zuerst fahren wir nach Riverside, etwa 50 Meilen von Los Angeles entfernt. Das ganze Gebiet ist ein einziger Siedlungsbrei, auf den teils achtspurigen Autobahnen herrscht ein immenser Verkehr. An diese Art Auto zu fahren müssen wir uns noch gewöhnen. Das Städtchen Riverside hat ein hübsches Zentrum mit Gebäuden aus der Zeit, wo Kalifornien noch spanisch war. Besonders das „Mission Inn“, stilvoll mit antiken Möbeln und Gemälden ausgestattet, gefällt uns sehr. Dann sind wir aber schon in der Wüste, das Thermometer im Auto zeigt bald 40 Grad und mehr. In Palm Springs besuchen wir den „Indian Canyon“ mit seinen grünen Palmen. Der Kontrast zu der trockenen Umgebung könnte nicht grösser sein…………….



Spät am Nachmittag erreichen wir den nördlichen Eingang des „Joshua Tree National Parks“. Zuerst erstehen wir für 80 $ den Jahrespass für alle US- Nationalparks. Dieser Park hier wurde nach dem in grosser Zahl wachsenden Wüstenbaum, dem Joshua Tree, benannt. Die Gegend ist wüstenhaft mit vielen runden Granitfelsen. In einem einfachen Campingplatz verbringen wir unsere erste Nacht in Amerika im Auto. Wie schon gesagt, es ist heiss hier und das erschwert die Wanderungen am nächsten Tag erheblich. Trotzdem nehmen wir einige von den markierten Wanderwegen unter die Füsse. Aber ohne genügend Wasser mitzunehmen wäre es leichtsinnig.



Der abrupte Übergang von den frühlingshaften Temperaturen in der Schweiz zur Wüstenhitze Kaliforniens macht uns zu schaffen. Die wilde Landschaft entschädigt uns aber für die Strapazen. Mit einem unerwarteten Problem haben wir bei der Rückkehr zum Auto zu kämpfen. Die wilden Bienen (oder sind es Wespen?) sind hier besonders aggressiv. Zu dieser Zeit brauchen sie anscheinend Wasser und in der Wüste ist ihnen alles recht. Sie finden etwas Feuchtigkeit im Ablaufrohr unter dem Auto und sie verteidigen den Platz so, das wir beim Einsteigen sehr aufpassen müssen, nicht angegriffen zu werden. Beim Fahren werden wir die meisten los und die wenigen, die trotzdem im Rohr geblieben sind, spülen wir mit Wasser runter. Sorry, ihr habt uns auch nicht gefragt, ob ihr bei uns wohnen könnt.



Nun steht die Fahrt zurück nach Los Angeles an. Nicht dass wir das Fahren auf den überfüllten Stadtautobahnen besonders lieben, aber wir haben eine Verabredung in einer Autovermieter Firma. Romys Tochter Janine mit ihrem Freund Raphael übernehmen dort heute ein Wohnmobil. Zusammen mit uns werden sie den Westen Amerikas bereisen. Es wird für uns wieder eine neue Erfahrung sein auf die wir uns freuen.